Turn Over - An Angel Is Coming On A Bicycle
- Regie:
- Keiichi Nomura
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Melodrama
- Land:
- Japan
1 Review(s)
04.05.2005 | 07:47In "Turn Over - An Angel Is Coming On A Bicycle" geht es um ein älteres Ehepaar, wo vor allem der Mann, der Kimonos entwirft und herstellt, in sehr festgelegten Strukturen sein Leben lebt. Seine Frau, mit der er schon seit 45 Jahren verheiratet ist, erkrankt jedoch an der Nervenkrankheit MS. Als ob das nicht genug wäre, hinkt er bei seinen Kimonoentwürfen dem Zeitgeist hinterher. Bei seinem alltäglichen Gang zum Park, wo er jeden Tag an einem Brunnen zwei Flaschen Wasser auffüllt, sieht er einen jungen Studenten, der kleine Kinder mit seinen Zaubertricks unterhält. Um seiner Frau den Tag etwas aufregender zu gestalten, engagiert er den jungen Mann, der seiner Frau Zaubertricks beibringen soll. Zunächst fühlt sich der junge Student, der Genologie studiert, in dieser Rolle unwohl. Doch nach und nach blüht er auf, was auch auf den Ehemann abfärbt, der eher introvertiert und an sich ein eher stiller Zeitgenosse ist, was ihm seine Frau auch zum Vorwurf macht. Erst durch die Hinzunahme einer externen Person erkennt er, leider erst nach Jahrzehnten, wie sehr er seine Frau liebt. Ihr zuliebe gibt er den Laden auf, um sich, in den letzten Tagen ihres Lebens voll und ganz seiner Frau zu widmen.
Der Film erzählt auf ruhige Art und Weise die Liebesgeschichte des Ehepaares, wobei auch Rückblenden vorgenommen werden. Er lebt vor allem sehr stark von der Symbolik, wie z. B. der Gang des Ehemannes zum Brunnen nach dem Tod der Frau, als er nur noch eine Flasche dabeihat. Nicht nur diese Symbolik hat dazu beigetragen, dass dieser Film Festivalgewinner geworden ist. In erster Linie haben vor allem die Schauspieler und die ruhige Erzählweise dazu ihren Teil beigetragen. Regisseur Keiichi Nomura hatte nicht nur bei der Rollenbesetzung ein gutes Gespür. Wie bei einer guten Halbballade wusste er die Laut/Leise-Dynamik gut auszufüllen. In diesem Fall wurde kein Wort zu viel gesprochen, was den Kyoter an sich auszeichnet, der noch weniger redet als der Japaner ohnehin schon. Wer mit eher stillen Filmen à la "Lost In Translation" was anfangen kann, wird hieran seine Freude haben. Sehr großes und bewegendes Kino.
- Redakteur:
- Tolga Karabagli