Undead
- Regie:
- Michael Spierig / Peter Spierig
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Horror
- Land:
- Australien
1 Review(s)
06.06.2005 | 07:04Lange vor seinem Ruhm mit der "Herr der Ringe"-Trilogie machte der neuseeländische Regisseur Peter Jackson mit derben Splatter-Komödien auf sich aufmerksam. Vor allem die Zombiefilm-Parodie "Braindead" (1992) avancierte zum Kult. Über zehn Jahre später versuchten sich sie australischen Zwillingsbrüder Michael und Peter Spierig mit ihrem Debüt-Spielfilm "Undead", in diesem Genre in seine Fußstapfen zu treten.
Düstere Wolken ziehen auf über dem Provinznest Berkeley – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Nachdem nämlich einige de Bewohner von Meteoriten getroffen wurden, die sie in Zombies mit Appetit auf menschliche Gehirne verwandeln, gibt es einige mehr als seltsame Naturphänomene im Ort zu bestaunen. Bei ihrer Flucht vor den Zombies trifft Rene (Felicity Mason) auf den vermeintlich verrückten Waffennarr Marion (Mungo McKay), dem das alles von einem merkwürdigen Angelausflug, bei dem er schließlich von den geangelten Fischen attackiert worden ist, irgendwie bekannt vorkommt. Zusammen mit zwei Polizisten und einem Pärchen, versuchen sie sich durch das wolkenverdunkelte und zombieverseuchte Kaff zu schlagen, nur um festzustellen, dass dieses seltsamerweise von einer unüberwindbar hohen Mauer umgeben ist. Als die Wolken am Himmel schließlich auch noch schmerzhaften Regen von sich geben und einzelne Personen aufsaugen, ist die Gruppe bald mit ihrer Weisheit am Ende angelangt.
Bemüht, aber nicht gekonnt - das ist mein erster Eindruck von "Undead", der zwar schon von Anfang an mit zahlreichen netten Ideen aufwartet, aber doch irgendwie zu dröge wirkt, als dass diese wirklich zünden könnten. So wird zum Beispiel versucht, Marion als eine Art Kultfigur zu etablieren, die einige Tricks mit Waffen drauf hat und auch eine schöne dreiläufige Schrotflinte besitzt. Allerdings mag das nicht so recht gelingen, vielleicht auch, weil dieses Anliegen viel zu offensichtlich wirkt.
So dümpelt die erste Hälfte nur so dahin, ohne dass sie mit dem Wirrwarr aus misslungenen Gags und amateurhaften, aber doch recht netten Splatter-Effekten wirklich unterhalten kann. Im Gegenteil: Manchen Szenen wohnt sogar ein riesiger Nervfaktor inne; etwa eine Szene, in der die ganze Gruppe in Marions Keller eingesperrt ist, und sich eigentlich nur alle für mehrere Minuten hysterisch anbrüllen, so dass man als Zuschauer geneigt ist, ebenfalls in Hysterie auszubrechen.
In der zweiten Hälfte des Films, wenn begonnen wird, die Story endlich mal richtig aufzubauen und nicht nur Klischee-Konstellationen wiederzugeben, wird es zusehends wieder interessant. Da kann der Film nämlich tatsächlich durch die ein oder andere rätselhafte Gegebenheit Spannung aufbauen und den Zuschauer mehr und mehr in seinen Bann ziehen. Dann beginnt der Film auch plötzlich an Drive zuzulegen, auch wenn immer noch die meisten Gags ins Leere laufen. Dafür punktet der Film hier mit spaßigen Splatterszenen, die wirklich manchmal an Peter Jacksons Frühwerke erinnern und bei denen man sich manchmal fragt, warum die FSK sich dennoch zu einer Freigabe ab 16 Jahren hinreißen ließ.
Durch diese zweite Hälfte wird die filmische Katastrophe wieder etwas relativiert. Vor allem die überraschende Aufklärung der rätselhaften Geschehnisse, bei der der Film einen deutlichen Science-Fiction-Einschlag erhält, sowie das apokalyptische Ende geben dem Film ein positiveres Gesamtbild, das allerdings die anfängliche Qual nicht vergessen macht. Hätte man die erste Hälfte des Films und einige der nervigen Charaktere komplett gestrichen, so hätte man einen sehr geilen Einstünder erhalten. Aber so bleibt allenfalls ein unterdurchschnittlicher Film, auch wenn man wegen des niedrigen Budgets bei manch einem misslungenen Effekt und der miserablen Darstellerleistung ein Auge zudrückt.
"Undead" hat zwar durchaus gutes Potential, das er allerdings dadurch verschenkt, dass er die im Endeffekt gar nicht schlechte Story auf anderthalb Stunden streckt, weshalb gerade zu Beginn die Langeweile dominiert. Ein wenig wettgemacht wird diese durch die rasantere zweite Hälfte, bei der die Story mit einigen wunderbaren Überraschung dann doch in Gang kommt. Insgesamt allerdings dennoch ein typischer, allenfalls durchschnittlicher Genrefilm, der wohl nur für Fans geeignet ist.
Auf der deutschen DVD von "Undead" kann man den Film wahlweise in deutscher oder englischer Sprache – jeweils in effektvollem Dolby Digital 5.1 – betrachten. Dabei ist die englische Originalfassung der Synchronfassung vorzuziehen, weil die im Review angesprochenen hysterischen Nervszenen da doch weit weniger an die Substanz gehen. Als Extras gibt's neben den obligatorischen Trailern ein interessantes Interview mit den Spierig-Brüdern – allerdings nur als Texttafeln.
- Redakteur:
- Andreas Fecher