V - Die außerirdischen Besucher kommen (3-DVD-Box)
- Regie:
- Johnson, Kenneth / Heffron, Richard T.
- Jahr:
- 1983
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- V / V: The final Battle
1 Review(s)
25.12.2008 | 23:24Kaum ein anderes Jahrzehnt hat die nachfolgenden Zeiten dermaßen beeinflusst, wie die Achtziger. Besonders filmtechnisch waren hier viele Wegweiser für spätere Zeiten zu finden. "V" hat dabei sicherlich einen Platz unter den Meilensteinen modernerer SciFi-Geschichten. 1983 war der dafür betriebene Aufwand für eine reine TV-Produktion schon ziemlich beachtlich, was der Zuschauer entsprechend honorierte. Leider konnte die 1985 nachgeschobene 22-teilige Serie nicht mithalten und wurde rasch wieder eingestellt, während die ursprüngliche Direct-to-Video Miniserie bis heute Kultststatus genießt. Jene bekommt man (unter anderem) als 3 DVD Edition namens "V - Die außerirdischen Besucher kommen 1 und 2" von WARNER, für derzeit rund 25 Euro angedient.
Zur Story
Die Menschheit staunt nicht schlecht, als eine Flotte gigantischer Raumschiffe, über einer großen Zahl wichtiger Städte des Planeten, Position bezieht. Versuche einiger irdischer Abfangjäger, das Feuer auf die Raumer zu eröffnen, verpuffen wirkungslos. Das anfängliche Schweigen wird seitens der Aliens gebrochen und der Ober-Mufti, welcher sich wegen seiner, für die Gattung Homo sapiens unaussprechlichen, richtigen Namens der Einfachheit halber schlicht "John" nennt, versichert der ängstlich bibbernden Weltöffentlichkeit via weltweiter Fernsehübertragung, sie seien in friedlicher Absicht gekommen. Auf den ersten Blick unterscheiden sich die so genannten "Besucher" nicht sonderlich vom Menschen, sieht man von ihrer markant-hallenden Stimme und ihren scheinbar sehr lichtempffindlichen Augen einmal ab, was sie außerhalb ihrer Schiffe zwingt, fast permanent eine Schutzbrille zu tragen.
Man benötige dringend die Hilfe der Erdlinge, bestimmte Chemikalien herzustellen, da ihr Heimatplanet andernfalls dem Untergang geweiht ist. Als Gegenleistung stellt man Technologietransfer in Aussicht. Zum Zeichen ihres Goodwill laden sie auch hochrangige Regierungsvertreter und ausgewählte Presseleute an Bord ihrer Schiffe ein - doch manch einer davon benimmt sich bei genauem Hinsehen hernach seltsam. Nur wenigen fällt auf, dass das Leben und die gewohnte Ordnung auf der Erde zunächst schleichend, dann jedoch immer offensichtlicher beeinträchtigt und Rechte zunehmend beschränkt werden. Hochrangige Wissenschaftler und Kritiker werden mundtot gemacht und verschleppt, Denunziantentum und Opportunismus wuchern. Jene, die noch wachen Verstandes sind und auf die plumpe Propaganda der Besucher und ihrer willigen, irdischen Helfershelfer nicht reinfielen, formieren sich allmählich zum bewaffneten Widerstand.
Die Besucher haben derweil sämtliche planetaren Machtpositionen, sowie Massenmedien unterwandert und manipuliert, sie rufen unter fadenscheinigem Vorwand des Schutzes der Bevölkerung das erdumfassende Kriegsrecht aus. Der Sack soll zugemacht und die letzten Rebellen-Nester ausgeräuchert werden - besonders die ausgesprochen renitente Gruppe um die Biologin Dr. Julie Parrish. Die hadert zunächst mit ihrer unfreiwillig übernommenen Anführerrolle, bekommt jedoch alsbald tatkräftige Unterstützung vom umtriebigen und eigenwilligen Reporter Mike Donovan. Dieser hat sich trotz aller Versuche weder einschüchtern, noch einlullen lassen und herausgefunden, wie es unter der dünnen Haut der Besucher tatsächlich aussieht und welche für die Erdlinge höchst unangenehmen Ziele die echsenartigen Aliens in Wirklichkeit verfolgen. Die größte Gefahr geht hierbei von der intriganten und machthungrigen Diane aus.
Die wissenschaftliche Leiterin der Invasionsflotte hat keine Skrupel, dafür aber ein Faible für gruselige medizinische Experimente und Gehirnwäschen. Zum Glück für die irdischen Widerstandskämpfer, welche unter dem Markenzeichen "V" (für "Victory") agieren, sind sich die Außerirdischen untereinander auch nicht besonders grün, abgesehen von ihrer Haut- pardon Schuppenfarbe. Diane ist u.a. ständig in Machtkämpfe und Kompetenzgerangel mit Sicherheitschef Steven verwickelt, zudem gehen auch nicht alle Besucher mit den Plänen ihrer Obrigkeit konform. An Bord des Mutterschiffs gibt es sogar eine menschenfreundliche, oppositionelle Truppe. Diese hilft den Partisanen gelegentlich aus der Patsche, sodass sie ihren Häschern immer wieder entgehen. Aber auf Dauer sind die kleinen Anschläge und die ewige Flucht keine Lösung. Doch wie wird man eine ganze Flotte technisch überlegener, hartnäckiger Aliens los?
Eindrücke
Für die Verhältnisse von 1983 war die Serie geradezu revolutionär und diente später beispielsweise auch Roland Emmerich als Ideenvolage für seinen "ID4 - Independence Day". Das Original setzt dagegen weniger auf knallige Action, sondern zeigt die schleichende Gefahr eines totalitären, faschistoiden Systems auf die Gesellschaft. Prinzipiell würde diese Großer-Bruder-Parabel auch ohne Außerirdische funktionieren. Deren überaus perfider Invasions-Plan würzt die Geschichte jedoch zusätzlich. Die literarischen Anleihen, hauptsächlich bei George Orwells "1984" und H.G. Wells "War of the Worlds", stehen im Plot nicht allein, V-Schöpfer und Regisseur Kenneth Johnson zielt ganz bewusst auch auf die ganz reale, irdische Vergangenheit. Wer sich das Symbol der Besucher nämlich einmal genauer anschaut, entdeckt darin selbst ohne viel Fantasie ein verkapptes Hakenkreuz - übrigens nicht die einzige Parallele.
Den ersten beiden Episoden merkt man den Geldmangel an vielen Stellen an. Wobei einige der Spezialeffekte und Kulissen und speziell die Kostüme auch heute noch recht ordentlich dastehen, macht sich anderweitig leider allzu oft der Sparzwang bemerkbar. Manche Tricks wirken nicht nur von heutiger Warte aus billig, sie sind es auch damals schon gewesen. "V: The final Battle", diesmal unter Regie von Richard T. Heffron, konnte ein Jahr später diesbezüglich bereits vom unerwarteten kommerziellen Erfolg seines Vorgängers profitieren, was sich augenscheinlich auch positiv aufs Budget auswirkte. Deftiges (Laser-)Geballer und Pyrotechnik, wie auch die nun immer häufiger gezeigten - durchaus gut gemachten - Sets aus dem Inneren des Mutterschiffs, dürften ihren Preis gehabt haben. Beim Sound griff man hingegen gern auf bereits vorhandene Geräusche aus der TV-Geschichte zurück. Besonders auffällig sind die Zweitverwertungen diverser Star Trek (Classic) und Battlestar Galactica Effekte.
Die Handlung schwankt zwischen einfallsreich und kitschig, wobei letzteres sicherlich zu einem guten Maß schlicht am Zeitgeist der frühen Achtziger liegt. In den Logiklöchern des Drehbuchs könnte man glatt die gesamte Alien-Flotte verschwinden lassen. Die Ansätze sind teils echt genial, leider aber nicht konsequent zuende gedacht. Da werden dem Zuschauer die Besucher als den irdischen Echsen anatomisch sehr ähnlich verkauft und doch geht beispielsweise aus der Liäson eines Besuchers mit einem Erdenmädel Hybridwesen hervor. Hätte man hier ein gentechnisches Experiment - etwa in Form einer in-vitro-Fertilisation - eingebaut, wäre das vielleicht noch halbwegs glaubhaft erschienen. Eine sexuelle Verbindung zwischen einem Reptil und einem Säugetier (und das überzogene Heckmeck um die Begleitumstände der Schwangerschaft) ist wohl ziemlich das Hirnloseste, was je ein Drehbuchschreiber ersonnen hat.
Solcherlei Murks verleidet einem dann doch schon den Spaß. Genauso, wie die meisten Schauspielkünste. Es laufen fast ausnahmslos Charakter-Schablonen durch die Gegend und hampeln so manch abgedroschenen Dialog in die Kamera. Kein Wunder, dass das Gros des Casts auf ewig im TV bzw. maximal im B-Segment Hollywoods verhaftet blieb. Die einzigen, aus denen noch etwas wurde sind ein blutjunger Robert "Freddy Krueger" Englund ("Nightmare on Elmstreet") und Michael Ironside ("Starship Troopers"). Als zynischer Ex-Profikiller und nun eiskalter Alien-Ausputzer Ham Tyler, ist das neben Julie Parrish die einzig wirklich glaubhafte Figur. Schade, dass er erst in Episode 4 auftaucht. Hauptcharakter Mike Donovan alias Marc Singer ("Beastmaster II und III") wirkt dagegen recht blass. Dessen permanente Suche nach seinem gekidnappten Sohn ist auch so ein vollkommen überbewerteter Punkt in der Story. Irgendwann nervts und der Zuschauer wünscht sich, die Echsen hätten den Bengel längst gefressen.
*SPOILERWARNUNG*
Haben sie natürlich nicht. Seine zu lang heraus gezögerte und mit viel unnötigem Hin und Her inszenierte Rückkehr zu Papi Donovan läutet dann auch gleich den Schlussspurt ein. Während Johnson in seiner bequemen Position Erfinder, Dehbuchschreiber und Regisseur, sein Baby in den ersten 2 Folgen in Spielfilmlänge eher gemütlich mit Story-Build-Up angehen konnte, musste Heffron in seinen 4 kürzeren Nachfolge-Episoden nun kräftig aufs Gas treten, was einerseits den Actionanteil erhöhte, zugleich jedoch auch das Problem eines schlüssigen, sauberen Finales innerhalb des festgesetzten Rahmens mitbrachte. Man kann vorwegnehmen, dass dies nicht ganz gelungen ist. Nicht alle Handlungsstränge werden bei diesem Cliff-Hanger befriedigend abgeschlossen. Der Showdown selbst geriet ganz arg abgedreht. Nichts gegen das klischeebeladene Hybrid-Kind als Retter der Menschheit, doch beim WIE hätte man wirklich nicht so dick auftragen müssen und die letzten Sympathien vollends verspielen.
DVDs und Bonusmaterial:
Warner hielt es nicht für nötig die beiden Staffeln zu restaurieren, dementsprechend mau sind Bild- und Tonqualität, welcher gar nur in nuscheligem Mono das Zuschauerohr beleidigt. Das Bild ist dagegen noch akzeptabel und immerhin 16:9 Widescreen. An Bonusmaterial hat man immerhin der ersten DVD einen Audiokommentar von Kenneth Johnson spendiert, ansonsten finden sich lediglich ein paar vollkommen veraltete Bios als zusätzliche Infos.
Fazit
Wer die Achtziger nicht bewusst miterlebt hat, wundert sich vielleicht, warum ausgerechnet "V" als ein solch kultiger Meilenstein gilt. Das liegt zum einen am Nimbus, dass die Miniserie als eine der ersten Produktionen nicht für's TV, sondern rein für den Videomarkt konzipiert wurde. Direct-to-Video, wie man es heute nennt, war absolut neu und auch ein wenig elitär. Zum anderen war die erste Staffel ausgesprochen innovativ und ordentlich inszeniert, dass "V: The final Battle" (und auch die hingeschluderte TV-Serie) hernach arg abbauten und verkitschten, ist bedauerlich und zieht die guten ersten Episoden mit runter. Allerdings hat man nun die Chance sich zu bessern: Die Story wird nämlich Mitte 2009 tatsächlich fortgeführt - 20 Jahre nach der Invasion. Und wenn Warner es geschickt anstellt, kümmert man sich in deren Kielwasser auch noch einmal um die fast schon beschämend miesen DVD-Versionen der Vorgänger. Nicht nur Nostalgiker werden es sicher danken.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "V" / "V: The final Battle"
USA 1983 / 1984
Genre: SciFi-Miniserie
DVD 2002, Warner Home Entertainment
Version: 3 DVD Box, FSK 16
EAN: 7321921274541
Laufzeit: 444 Min.
Bildformat: 16:9 Widescreen (2,35:1)
Soundformat: Mono (Deutsch, Englisch)
Bonusmaterial: Audiokommentar, diverse Bio- und Filmographien
Produktion: Kenneth Johnson, Chuck Bowman ("V"), Dean O'Brian ("V:TfB")
Drehbuch: Kenneth Johnson ("V"), Brian Taggert, Faustus Buck ("V:TfB")
Musik: Joe Harnell ("V"), Barry DeVorzon & Joseph Conlan ("V:TfB")
Regie: Kenneth Johnson ("V"), Richard T. Heffron ("V:TfB")
Darsteller u.a.: Marc Singer (Mike Donovan), Faye Grant (Dr. Julie Parrish), Richard Held (John), Jane Badler (Diane), Robert Englund (Willie), Michael Ironside (Ham Tyler)
- Redakteur:
- Jürgen Pern