Wolfhound
- Regie:
- Nikolai Lebedev
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Fantasy
- Land:
- Russland
- Originaltitel:
- Volkodav iz roda serykh psov
1 Review(s)
31.01.2008 | 14:32Russland ist in den letzten Jahrzehnten nicht sonderlich bekannt für seine boomende Filmwirtschaft geworden - kaum ein Film erlangte internationale Ehren. Doch seit "Wächter der Nacht" dürfte inzwischen auch dem letzten Filmfreund bekannt sein, dass auch diese große Nation über genügend Filmschaffende verfügt, um Werke zu erschaffen, die auch internationalen Qualitätsansprüchen gerecht werden.
"Wolfhound" - der bislang teuerste Film dieses Landes - legt die Qualitäts-Latte noch ein ganzes Stück höher und der anfänglich große Unterschied von russischen Filmen zu Hollywoodproduktionen schwindet immer mehr.
Daten:
Regisseur: Nikolai Lebedev
Drehbuchautoren:Nikolai Lebedev, Mariya Semyonova (Roman)
Originaltitel: Volkodav iz roda serykh psov
Laufzeit: 136 Minuten
Darsteller:
Aleksandr Bukharov als Wolfhound
Oksana Akinshina als Prinzessin Helen
Aleksandr Domogarov als Menschenfresser
Igor Petrenko als Luchezar
Juozas Budraitis als Dungorm
Rezo Esadze als Illad
Artyom Semakin als Eurikh
Nina Usatova als Vozhditsa Kharyukov
Natalya Varley als Mutter Kendarat
Tatyana Lyutayeva als Lekarka
Anatoli Belyj als Vinitar
Lilian Navrozashvili als Ertan
Andrei Rudensky als Tillorn
Evgenia Sviridova als Neelith
Eugenia Tudorascu als Haigal
Die Handlung:
Als Wolfhound noch ein kleiner Junge war, wurde bereits sein Schicksal besiegelt. Sein Clan wird vor seinen Augen von blutrünstigen Schlächtern um den mächtigen Kämpfer "Menschenfresser" abgeschlachtet. Wolfhound ist der einzige Überlebende seines Clans und wird zur Zwangsarbeit als Sklave in ein Bergwerk gebracht. Jahre sind vergangen, Wolfhound ist inzwischen zu einem furchtlosen Krieger herangewachsen, da kann er sich eines Tages die Flucht erkämpfen und sinnt nun auf Rache. Der Clan muss gerächt werden.
Sein Weg der Rache führt ihn zunächst in die Stadt Galirad, die vom bösen Druiden Zhadoba bedroht wird. Über der Stadt schwebt ein Fluch, dunkle Wolken lassen kein Sonnenlicht auf die Häuser fallen, weshalb es dort trotz des herrschenden Sommers immer kalt und unwirtlich ist. Um einen Verbündeten gegen den Druiden zu gewinnen und die beiden Königreiche zu verbinden, verspricht der König von Galirad die Hand seiner schönen Tochter dem Heerführer Vinitar - diese Allianz soll helfen, die Stadt zu beschützen und den Frieden zwischen den beiden Häusern aufrechtzuerhalten.
Für die gefährliche Reise zu ihrem Bräutigam wählt Prinzessin Helen Wolfhound als ihren persönlichen Beschützer aus - schließlich hatte er ihr Leben schon vorher beschützt. Seine Rache muss also warten.
Trotz der Wachsamkeit Wolfhounds gelingt es Zhadoba durch eine List, die Prinzessin zu entführen. Mit ihrem Blut will der Druide die verbannte Todesgöttin Moranna befreien. Wolfhound, der sich inzwischen auch emotional von der Prinzessin angezogen fühlt, rüstet sich zum Kampf ...
Kritik:
Sensationelle Actionsequenzen, umwerfende Special-Effects und eine atemberaubende Ausstattung: Nach dem Mega-Erfolg "Wächter der Nacht" jetzt die russische Antwort auf "Der Herr der Ringe"! So steht es auf der Hülle der DVD geschrieben. Starke Worte, die mich aber auch skeptisch gemacht haben. Zumindest war das Echo der Besucher des Fantasy-Filmfests größtenteils positiv. "Wolfhound" wurde dort 2007 in der "Official Selection" gezeigt.
~ Die Handlung stimmt! ~
Die Handlung nach einem Buch von Mariya Semyonova wurde zwar an das Medium Film angepasst und dazu leicht verändert, doch diese Änderungen wurden in Absprache mit der Autorin vorgenommen und dienen wohl (laut Interview im Making-of) wirklich nur dazu, den Film für den Zuschauer spannender zu machen.
"Wolfhound" ist eine typische Fantasygeschichte - ein sich rächender Schwertkampfspezialist, eine schöne Prinzessin, viele Schurken, die es zu bekämpfen gilt, und ein Hauch von Magie liegt in der Luft. Mehr Zutaten benötigt ein gelungener Fantasy-Film auch nicht.
Die Geschichte dreht sich um die zentralen Figuren "Wolfhound" und die Prinzessin "Helen", zwischen denen sich sogar als Nebenhandlungsstrang eine zarte Liebesgeschichte entwickelt. Böse Mächte, sich bekriegende Clans und eine Legende - ich bin jetzt auf das Buch richtig neugierig geworden. Zwar geht die Handlung in manchen Handlungssträngen - wie bei der Liebesgeschichte - zu wenig in die Tiefe, doch das Gesamtpaket konnte mich doch überzeugen.
~ Die Ausstattung und die Optik - wirklich so sensationell? ~
Die in der Überschrift formulierte Frage kann ich nur mit einem klaren "Ja" beantworten. Vor den Augen der Zuschauer ziehen traumhaft schöne Landschaften vorbei, und von den Verantwortlichen wurden äußerst spektakuläre Kulissen am Computer generiert. Mir haben diese traumhaften Locations fast besser gefallen als die Sets bei "Der Herr der Ringe" und ich empfand diese bei "Wolfhound" sogar ein wenig atmosphärischer.
Wilde Wolkenformationen strömen durchs dunkle Gebirge, weite Grassteppen und martialische Dörfer ziehen den Zuschauer in ihren Bann. Wirklich - solche kunstvollen Bilder sieht man selbst als erfahrener Filmfan nur selten. Einen kleinen Haken hat die ganze optische Pracht aber trotzdem. Die meisten Bildkompositionen wurden aus künstlerischer Notwendigkeit optisch stark verfremdet und stammen großteils aus dem Computer. Einige der ansonsten sehr gut gemachten CGI-Effekte wirken ein wenig billig - zum Schluss etwa: Sobald sich ein animierter Steinadler gegen eine Felswand wirft, kann dieser seine Herkunft aus dem Computer nur schwer verleugnen -, ganz im Gegensatz zur sehr gut animierten Fledermaus, deren Einsatz meiner Meinung nach eine sehr gute Idee war - diese ist putzig und bringt in manchen Szenen ein wenig Humor und eine große Portion "Coolness" in die Handlung. Die großen Qualitätsunterschiede in den Animationen kann ich mir eigentlich nicht erklären. Wer sich an diesen kleinen Mängeln nicht stört, bekommt aber die atmosphärischsten Sets der filmischen Neuzeit zu sehen.
Die Ausstattung passt ebenfalls zur hochwertigen Optik. Alle Kostüme und Rüstungen wurden mit viel Liebe zum Detail entworfen und ausgestaltet. So wundert es mich dann auch nicht, dass es sich bei "Wolfhound" um den teuersten russischen Film aller Zeiten handelt. Schließlich kosten optische CGI-Spielereien jede Menge Dollar bzw. Rubel und die aufwändigen Kostüme dürften auch einen großen Teil der Kosten verschlungen haben.
~ Schnitt und Drehbuch der Schwachpunkt? ~
Der größte Schwachpunkt des ansonsten sehr gelungenen Films ist im unausgegorenen Drehbuch zu finden. Während wichtige Handlungsteile zu kurz und nur oberflächlich beleuchtet werden, zieht sich eher uninteressantes "Füllmaterial" in die Länge. Schade, denn dadurch macht sich beim Zuschauer minutenlang Langeweile breit und die Übersichtlichkeit in der Gesamthandlung geht verloren. Der mühsam gewobene Spannungsfaden reißt ab und findet nicht so schnell wieder den Anschluss.
Auch die Actionsequenzen konnten mich leider nicht wirklich überzeugen. Zwar geht es bei diesen über den gesamten Film verteilten Szenen mit viel CGI-Blut zur Sache, doch durch den wirren Schnitt geht oft die Übersicht verloren. Es entsteht so kein fortgängiger Handlungsstrang - wer kämpft gerade mit wem?, ist dann die am häufigsten gestellte Frage.
Zu allem Übel wurden von Regisseur Nikolay Lebedev als Stilmittel dann in die Actionszenen noch viel zu viele Zeitlupensequenzen eingebaut. Leider verlangsamt sich die Geschwindigkeit aber fast immer an der unpassendsten Stelle der Actionszene, sodass die Action eher gebremst als unterstützt wird.
Normalerweise bezwecken solche Slow-Motion-Sequenzen, die Gefühle des Kämpfers beim Kampf darzustellen - hier bei "Wolfhound" bestimmte aber wohl eher der Zufall darüber, wann einen Gang zurückgeschaltet wurde.
So stören das schlecht durchdachte Drehbuch und der wirre Schnitt den Film beträchtlich. Im Handlungsfluss entstehen zu viele Störstellen, um den Film als eine Einheit zu empfinden. Hätte Regisseur Nikolay Lebedev einige unwichtige Handlungsteile entfernt und sich auf das Wesentliche beschränkt, wäre sicher ein um Klassen besserer und unterhaltsamerer, aber auch leichter verständlicher Film entstanden.
~ Die Darsteller ~
Die Handlung fokussiert sehr stark auf die beiden Hauptfiguren Aleksandr Bukharov als Wolfhound und Oksana Akinshina ("Lilja 4-ever" und "Die Bourne-Verschwörung") als Prinzessin Helen. Wohl aus diesem Grund sind die beiden Charaktere auch die einzigen detailliert ausgearbeiteten Figuren im Film.
Alle weiteren Darsteller bleiben (beabsichtigt) eher oberflächlich beleuchtet. Trotzdem war ich von der gebotenen schauspielerischen Qualität aller Schauspieler überrascht und begeistert. Warum soll es in Russland nicht auch gute Schauspieler geben?
Aleksandr Bukharov als Wolfhound spielt seine Rolle als Rache suchender, aber trotzdem herzensguter Krieger äußerst glaubhaft; ebenso sein weibliches Pentant Oksana Akinshina als Prinzessin Helen - ihre Figur trägt elfengleich verletzliche Züge, ist aber zugleich auch willensstark und unbeugsam. Genau diese Wesenszüge kann die bildhübsche Oksana Akinshina dem Zuschauer auch glaubhaft vermitteln. Ein guter Cast!
Noch eine Bemerkung nebenbei: Einen kleinen Schmunzler hat bei mir der blinde Magier ausgelöst, denn er gleicht der Figur "Catweazle" fast bis aufs Haar - wo ist nur seine Kröte geblieben?
~ Die Filmmusik und der Sound ~
Eine wichtige Zutat zur Atmosphäre eines Films ist natürlich die Filmmusik. Auch in dieser Hinsicht wurde bei "Wolfhound" alles richtig gemacht. Der orchestrale Score donnert mit brachialer Gewalt ins heimische Wohnzimmer und unterstützt so die opulente Optik – so soll es sein. In dieser Hinsicht kann sich "Wolfhound" durchaus auch mit den Arbeiten eines Hans Zimmer messen - Hollywoodniveau.
Für deutsche Zuschauer gibt es aber einen kleinen Wermutstropfen zu verkraften. Die deutschen Stimmen wurden im Vergleich zu den Hintergrundgeräuschen und der Musik leider zu laut auf die DVD gebracht. Das lässt sich zwar an der heimischen Anlage etwas regulieren, doch das ändert leider nichts an der unterdurchschnittlichen Qualität der Synchronsprecher. Sie passen einfach nicht zu den rauen Charakteren auf dem Bildschirm, weshalb ich zur russischen O-Ton Version rate, auch wenn das Lesen der deutschen Untertitel etwas anstrengender sein mag.
~ Herr der Ringe auf Russisch? ~
Viele Vergleiche musste ich im Laufe der Recherche zu diesem Film über mich ergehen lassen. Am meisten wurden Vergleiche zu "Herr der Ringe" und zu "Conan der Barbar" herangezogen. Kann aber nicht jeder Fantasy-Film irgendwie mit diesen Werken verglichen werden?
So möchte ich deshalb nicht weiter vergleichen - "Wolfhound" ist aufgrund seiner Optik und der gebotenen Qualität ein sehr eigenständiges Fantasy-Werk. Ein ungeschliffener Rohdiamant mit viel Potenzial nach oben, aber auch ein Beweis dafür, dass Russland durchaus inzwischen in der Lage ist, sehr hochwertige Unterhaltung zu liefern.
Leider verbinden sich die unterschiedlich gelungenen Szenen nicht zu einem großen Ganzen. Zu viele Stolpersteine unterbrechen den Handlungsfluss. Trotzdem können Fantasy-Film-Fans ohne Bedenken bei "Wolfhound" zugreifen - die Auswahl an solchen Filmen ist nicht besonders groß und die gelungene Geschichte im Zusammenspiel mit der grandiosen Optik kann sicher einige Schwächen des Drehbuchs ausgleichen.
Die DVD:
Als Erstes: Ein Riesen-Lob an Universum Film für die innovative Gestaltung der DVD-Hülle. Das Amaray-Case ist transparent und gibt teilweise den Blick auf die DVD frei, welche als Hintergrund für das Coverartwork dient. So etwas habe ich zuvor noch nicht gesehen. Klasse Idee!
Die Bildqualität des Films zu beurteilen, fällt bei "Wolfhound" nicht leicht. Keine Szene bleibt von künstlichen Verfremdungen unangetastet - kalte Farben, Farbfilter etc. sollen dem Film einen comicartigen Touch verleihen, was auch gelungen ist. Trotzdem sind mir ein paar kleine Fehler aufgefallen. So hat die Kompression bei schnellen Schwenks Mühe damit, die Bilder sauber darzustellen, und es kommt häufig zur Blockbildung. Ansonsten stimmen die Schärfe und der Kontrast nahezu perfekt, was bei diesem dunkel gehaltenen Film auch essenziell wichtig ist.
Den Ton gibt es in Deutsch und Russisch (Dolby Digital 5.1) zur Auswahl. Leider konnte mich die deutsche Tonspur nicht überzeugen. Die Dialoge sind im Vergleich zum Score zu laut und die Synchronsprecher passen nicht zu den Figuren im Film. Daher rate ich zum qualitativ höherwertigen Original-Ton, auch wenn das für den Zuschauer ein wenig Mehrarbeit durch das Lesen der deutschen Untertitel bedeutet. Zudem - wann hört man schon einmal Russisch in einem Film?
~ Die Extras: ~
- Making-of (sehr ausführlich - über eine Stunde lang mit deutschen Untertiteln)
- Fotogalerie "Behind the Scenes"
- Trailer zu "Zimmer 1408", "Death Proof" und "Planet Terror"
Fazit:
Es ist schon beeindruckend, welche gewaltigen Bilder die russischen Filmspezialisten bei "Wolfhound" über den Zuschauer hereinbrechen lassen. In dieser Hinsicht schlägt sich der Film sehr gut und kann die meisten Hollywoodproduktionen sogar noch toppen. Doch leider verliert der Film seine Sympathien schnell wieder durch das unstrukturierte Drehbuch, welches die Handlung zerstückelt und manchmal sogar langweilig wirken lässt. Bei einer Laufzeit von etwa 100 Minuten, mit besserer Strukturierung und einer sich zu einer Einheit zusammenfügenden Geschichte wäre "Wolfhound" durchaus ein großer Konkurrent für andere Fantasy-Filme aus Hollywood, oder Neuseeland geworden. So hat der Zuschauer viel Spaß an den grandiosen Bildern, der donnernden Musik und den hervorragenden Schauspielern. Auch die Geschichte weiß zu gefallen, doch diese positiven Eindrücke können leider die schweren Fehler des Drehbuchs nicht abschwächen.
Fantasy-Film-Fans können trotzdem ohne Bedenken zugreifen, so viele gute Elemente können wirklich begeistern - andere Filmfans sollten zumindest einmal Probegucken. Die russische Filmwirtschaft zeigt, dass mit ihr in der Zukunft gerechnet werden muss. "Wolfhound" ist ein wenig wie ein ungeschliffener Diamant - so wild und roh wie Russland selbst.
http://www.wolfhound.ru/
- Redakteur:
- Detlev Ross