falsche Prinzessin, Die
- Regie:
- Lamberto Bava
- Jahr:
- 1997
- Genre:
- Märchen
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- La principessa e il povero
1 Review(s)
08.01.2008 | 10:19Die Nippel der Prinzessin
Unter dem Einfluss der Zauberer Epos (von Sydow) und Gamesch wächst der neugeborene Königssohn bei einer armen Bauernfamilie auf, während im Gegenzug das neugeborene Bauernmädchen Mirabella am Königshof landet. Doch wer von den beiden Bauernjungen Leonardo und Ademaro, die wie Brüder aufwachsen, der wahre Prinz ist, wissen nicht einmal die zwei Hexenmeister. Als der böse Bruder des Königs, Migal (Kretschmann) Mirabella (Falchi) dazu überreden will, seine Frau zu werden, flieht sie aus dem Schloss und findet Unterschlupf bei Leonardo und Ademaro, die sich beide in sie verlieben ...
Koch Media präsentiert mit "Die falsche Prinzessin" eine groß angelegte Fantasy-Produktion um falsche Königskinder und wahre Liebe von den Machern von "Prinzessin Fantaghirò". (Verlagsinfo)
Filminfos
Originaltitel: La principessa e il povero (Italien 1997)
Dt. Vertrieb: Koch Media (16. November 2007)
FSK: ab 6
Länge: ca. 182 min
Regisseur: Lamberto Bava
Drehbuch: Gianni Romoli
Musik: Amedeo Minghi
Darsteller: Thomas Kretschmann, Anna Falchi, Max von Sydow, Mathieu Carrière u. a.
Handlung
Da der gute König Hamil (Mathieu Carriere) keine Kinder und somit keine Erben hat, herrscht Traurigkeit im ganzen Königreich, ganz zu schweigen vom Palast. Er hat sogar schon beschlossen, am nächsten Tag abzudanken und den Thron seinem bösen, grausamen Bruder Migal (Kretschmann) zu überlassen, da wird ihm eine Inspiration zuteil. Der Mond verrät ihm, dass die Lösung des Problems im Turm des Zauberers Epos auf der schwarzen Insel zu finden sei. Da dies Hamils letzter Ausweg ist, reitet er hin.
Ein finsterer Zauberer, der eine Maske wie Darth Vader trägt, schüchtert Hamil gehörig ein, der durch eine Falltür in sein Labor fällt. Als Hamil um ein Kind bittet, ist klar, dass er aus Liebe zu seinem Volk und seiner Königin handelt. Darum soll ihm der Zaubertrank, den er braucht, gratis zuteil werden. Den Trank soll die Königin vor Sonnenaufgang trinken. Diskretion ist selbstverständlich - oder es droht der Tod. Der König eilt nach Hause.
~ Der Turm des Zauberers ~
In seiner Höhle unter dem Turm verwandelt sich der Zauberer zurück in den kleinen Jungen, der er in Wahrheit ist: Gamesch, der Zauberlehrling, ist schon hundert Jahre im Dienste des Zauberers Epos, doch er muss immer noch wie ein kleiner Junge aussehen. Daher hat er nun selbst die Initiative ergriffen. Sein Herr und Meister ist darüber gar nicht glücklich und verspricht, die Rolle des Chaos zu spielen. In seinem Himmelsspiegel kann er fernsehen, was die Menschen auf der Erde so treiben und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Seine erste Maßnahme besteht darin, seine drei in Menschen verwandelte Haustiere Loss, Koss und Noss - ein Maus, eine Katze, ein Hund - zu Prinz Migal zu schicken ...
~ Kampf ums Kind ~
Am nächsten Morgen erwacht Migal von den Einflüsterungen des Trios mit einem Schreckensschrei: Der König hat einen Sohn! Er selbst kann sich nun die baldige Thronbesteigung aus dem Kopf schlagen. Sofort schickt er Banditen los, die das Kind rauben sollen. Doch sie kommen nicht weit, denn sie geraten in Treibsand. Gamesch bringt das Baby zu der Bäuerin Asira, die zufällig die Frau des Dorfvorstehers Caleb ist, den Migal ständig bedroht. Asira legt den Findling neben ihr eigenes Baby. Caleb wundert sich nicht schlecht, als er statt eines Sohnes gleich zwei bekommt. Und da sie ihm nicht verrät, welcher von den beiden sein leiblicher ist, zieht er die beiden gleichberechtigt auf. Sie nennen ihre Söhne Ademaro und Leonardo.
~ Die Prinzessin ~
Für den König hat der Raub seines Thronerben schwere Folgen. Schon wieder droht Migal, den Thron zu besteigen. In aller Eile sucht er im Umland ein Neugeborenes und wird auch tatsächlich auf einem Gehöft fündig. Die Bauersfrau Sariba hat allerdings eine kleine Tochter. Er verspricht Sariba, das Kind zu seiner Königstochter zu machen, während Sariba als ihre Amme bei ihr bleiben dürfe. Gebongt. Der König scheint gerettet.
18 Jahre später. Die drei Kinder begegnen einander auf schicksalhafte Weise. Prinz Migal spinnt weiterhin seine Intrigen, die Söhne Calebs sind völlig unterschiedlich geraten, und die inzwischen wunderschöne Prinzessin Mirabella (Anna Falchi) trifft eine folgenschwere Entscheidung: Sie will einen Sklaven ...
Mein Eindruck
Die Handlung basiert ganz klar auf der Geschichte "Der Prinz und der Bettelknabe", und zahlreiche Umkehrungen in der sozialen Stellung der drei Hauptfiguren sind die Grundlage für einen Großteil der Dramaturgie. Die Prinzessin, die in Wahrheit ein Bauernmädchen ist, versteigt sich zur gehässigen Ausübung von Macht, indem sie Leonardo zu ihrem Sklaven macht, weil er ihre Liebe so verschmäht hat - oder ihre Eitelkeit verletzte.
~ Dreiecksgeschichte ~
Leonardo (Lorenzo Crespi) ist zwar ein muskelbepackter Kämpfer, legt aber ein ungewöhnlich hohes Maß an psychologischem Einfühlungsvermögen an den Tag, mit dem er Mirabella durchschaut. Diese Fähigkeit stünde eigentlich seinem durchgeistigten Bruder Ademaro (Nicholas Rogers) besser zu Gesicht, der als Poet und Musiker das Herz Mirabellas in Nullkommanix zu erobern weiß.
In diesem Dreieck der Beziehungen entfaltet sich die Haupthandlung, die stark an "The Philadelphia Story" mit Cary Grant, James Stewart und Katherine Hepburn erinnert: eine Screwball-Comedy aus den 1930er Jahren, in der das gleiche Bäumchen-wechsel-dich-Spiel für Aufregung und Unterhaltung sorgt. Und wenn dann noch die beiden Zauberer ihre jeweiligen Favoriten wie Schachfiguren beeinflussen, ist für ordentlich Chaos gesorgt. Die arme Mirabella weiß kaum noch, wo ihr der Kopf steht, von ihrem Herzen ganz zu schweigen.
~ Sinnlichkeit ~
Wer wie ich mit diesem Liebeshändel-Schmus nur wenig anzufangen weiß, wird mit anderen Qualitäten entschädigt. Dazu gehört unter anderem der ziemlich einmalige Anblick einer Prinzessin, die offenbar an einem Wet-T-Shirt-Contest teilgenommen hat und nun ihre hübschen braunen Nippel vorzuzeigen weiß, als wolle sie den - männlichen - Zuschauer noch mehr fesseln. Dass diese Nippelshow gleich nach einem Continuity-Fehler passiert, tut der Wirkung keinen Abbruch. Gerade noch hatte Mirabella / Falchi ihr Haar hochgesteckt und trocken, in der nächsten Aufnahme trägt sie ihr Haar aufgelöst und nass. Man hat schon Schlimmeres gesehen.
~ Der Schurke ~
Ein weiteres Highlight ist der Handlungsstrang, der sich um Prinz Migal dreht. Thomas Kretschmanns Rolle wurde erheblich ausgebaut, nachdem der Regisseur von seiner anfänglichen Performance als Nebenfigur begeistert war (siehe meinen Abschnitt "Bonusmaterial"). Als Agent des bösen Zauberers Epos (Max von Sydow) mischt er das Königshaus ordentlich auf und macht den beiden Thronanwärtern Ademaro und Leonardo ordentlich Feuer unterm Hintern. Dies führt zu einem tollen Fechtduell, das mich an Errol Flynn und Barrymore erinnerte.
Selbstredend sieht Migal / Kretschmann ebenfalls gut aus, wenn er sich an Mirabella / Falchi heranmacht und dem blonden Gift nah auf den Pelz rückt. Schließlich kann er eine Belohnung verlangen, wenn er ihr einen Sklaven angeschleppt hat, wie sie es verlangte. Kretschmann ist ein richtig guter Schurke, der auch für Action und Mord sorgt. Die Bosheit nimmt man ihm auch ab, denn sein Migal schreckt nicht vor dem Gebrauch von Dolch, Schwert und Intrige zurück. Entsprechend imposant ist seine Sterbeszene gestaltet, die sich beträchtlich hinzieht.
~ Showdown ~
In der letzten halben Stunde offenbaren sich weitere Überraschungen, die hier aber nicht verraten werden sollen. Der Showdown zwischen den drei Hauptfiguren mit dem obersten Schachspieler Epos findet in dessen Höhle statt. Dort breitet sich auf dem Boden - wen wundert's - ein Schachbrett aus. Die Figuren dafür stellen sich auch bald ein. Epos lässt die zwei Prinzen und ihr Gefolge einfach versteinern! Mirabella beansprucht er für sich. Nun ist guter Rat teuer. Mirabella muss sich endlich einmal selbstlos für ihre Mitmenschen einsetzen, um sich eine selbstbestimmte Zukunft zu erkämpfen.
Man kann sich leicht vorstellen, dass es besonders die Höhle des Zauberers ist, in der die meisten Spezialeffekte auftauchen. Aber auch hier wird wie im ganzen Film mit Bühnenzauber gespart. Wesentlich weniger Aufwand als etwa in "Der Ring des Drachen" wurde getrieben, so dass aus diesem Märchen mehr eine romantische Komödie als eine Fabel wird.
~ Meta-Märchen ~
Der Drehbuchautor weist darauf hin, dass es sich bei dieser Geschichte unter anderem um eine Geschichte über Märchen handelt, also um ein Meta-Märchen. Es zeigt, wie man Märchen aufbaut, wenn man die beiden Zauberer mit dem Schriftsteller bzw. Märchenerzähler gleichsetzt. Die Figuren darf nur er wie ein Schachspieler behandeln, um damit allgemeingültige Themen wie Gut/Böse, Arm/Reich, Gerecht/Ungerecht, Wahrheit/Trugbild/Lüge, Geschlecht und Sexualität zum Ausdruck zu bringen oder zu kommentieren.
Das ist möglicherweise der Grund, warum die Ableitung aus dem Märchen "Der Prinz und der Bettelknabe" manchmal etwas lehrerhaft daherkommt. Man sieht förmlich den erhobenen Zeigefinger, der vor allem für die fälschlicherweise stolze Mirabella eine Lehre bereithält. Dieses Bemühen wurde in "Der Ring des Drachen" meines Erachtens überzeugender gelöst. Ein paar Dialoge mehr mit Mirabellas Amme/Mutter Sariba hätten die Lehren psychologisch einfacher und anschaulicher verpackt. Sie wurden möglicherweise aus Zeitgründen gekürzt.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,33:1 (4:3)
Tonformate: D in DD 2.0
Sprachen: D
Untertitel: keine
Extras:
- Featurette "A Modern Fable": Interviews mit Regisseur und Autor (ca. 26 min)
- Bildergalerie
Mein Eindruck: die DVD
Wie schon "Der Ring des Drachen" kann auch "Die falsche Prinzessin" mit einem einwandfreien Bild aufwarten, so als wäre es digital überarbeitet worden. Dennoch schleichen sich ab und zu Weichzeichnerbilder ein, deren Ursache rätselhaft bleibt. Haben der Regisseur und sein Kameramann wirklich den völlig überholten Stil von David Hamilton ("Bilitis") kopieren wollen? War künstlicher Nebel für das dunstige Bild verantwortlich? Oder handelt es sich um einen Fehler des alten Filmmaterials? Da der Film 1997 entstand, ist dies unwahrscheinlich.
Der Ton entspricht normalem Fernsehton. Das Fehlen von deutschen Untertiteln überrascht kaum noch, da sie bei allen diesen Märchenfilmen fehlen. Das betrifft aber nicht die Dokumentationen.
~ Bonusmaterial ~
Die Bildergalerie ist diesmal ziemlich kurz und umfasst lediglich etwa ein halbes Dutzend Standfotos.
Interessanter ist da schon das Featurette "A Modern Fable" (26:17 min), das Federico Caddeo drehte. Eingerahmt von Filmausschnitten plaudern Regisseur Lamberto Bava und Drehbuchautor Gianni Romoli über den letzten Märchenfilm, den sie zusammen machen durften. Die Zeit für dieses Genre war abgelaufen, erkennbar an den stark zurückgehenden Zuschauerquoten. Realistische Filme und Serien waren gefragter.
Und nach fünf Staffeln war auch Schluss mit "Prinzessin Fantaghiró". Außerdem ließen sich mit digitalen Kameras Filme wesentlich billiger drehen. Die Spezialeffekte bei "Fantaghiró" und "Die falsche Prinzessin", für die Stivaletti verantwortlich zeichnete, wurden zwar bereits von digitalen Effekten ergänzt, aber noch längst nicht ersetzt, wie es heute der Fall ist.
Bava lässt sich lobend über seine Darstellerriege aus. Für Anna Falchi, die superblonde "falsche Prinzessin", sei dies ihre beste Rolle gewesen. Eingedenk der Tatsache, dass sie ihre Nippel zeigt, würde ich dem voll zustimmen. Über die Altstars Max von Sydow und Mathieu Carriere lässt sich Bava nicht aus, findet aber sehr lobende Worte für "seinen guten Freund" Thomas Kretschmann. Dessen Rolle sollte ursprünglich nur eine Nebenfigur mit wenigen Zeilen sein, doch Kretschmanns Performance sei so überzeugend gewesen, dass Romoli weitere Zeilen und Szenen schreiben musste.
Das macht sich in der Tat positiv in der Dramatik der Handlung bemerkbar, denn auf diese Weise spielen sich nicht nur die üblichen Liebeshändel ab (gähn), sondern auch ein Machtkampf des Prinzen Migal, bei dem handfeste Action, Mord und Totschlag ins Spiel kommen. Seine Szenerie fand Bava wieder einmal in der hintersten Slowakei, wo es offenbar noch gut erhaltene Märchenschlösser gab. Wer weiß, wie es heute in Opava und Umgebung aussieht.
Unterm Strich
Im Vergleich mit "Der Ring des Drachen" und den ersten vier Staffeln von "Prinzessin Fantaghiró" fällt "Die falsche Prinzessin" etwas ab, was den verwickelten Plot und die Aussage angeht. Auch der Einsatz von Spezialeffekten ist stark zurückgenommen und lässt den Eindruck einer romantischen Liebeskomödie aufkommen. Daran und an entsprechende amerikanische Vorbilder aus der Screwball-Comedy hat Autor Gianni Romoli durchaus gedacht. Das eigentliche Vorbild ist allerdings "Der Prinz und der Bettelknabe".
Dennoch sorgt der Film durch Romantik, Action und sogar mehrere Fechtduelle für gehörig Unterhaltung. Auch der Umstand, dass Anna Falchi als Mirabella mitunter sehr sinnliche Kleider trägt, dürfte zumindest das männliche Publikum für den Film einnehmen. Einen solchen Wet-T-Shirt-Contest sieht man jedenfalls selten in einem Fantasyfilm. Die verwandelten Tiere, ein sprechender Mond und der Geist eines toten Königs sprechen wahrscheinlich eher das kindliche Publikum an, für die der Film ab sechs Jahren freigegeben ist.
Ungeduldig warte ich jetzt auf das mehrfach von Regisseur und Autor erwähnte Märchen "Prinzessin Alisea" (O-Titel: "Sorrelina").
- Redakteur:
- Michael Matzer