schwarze Museum, Das
- Regie:
- Arthur Crabtree
- Jahr:
- 1958
- Genre:
- Horror
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Horrors of the Black Museum
1 Review(s)
18.08.2005 | 07:47Nostalgischer Horror: Die Folterkammer des Teufels
Eine junge Frau erhält ein unerwartetes Paket, in welchem sie ein Fernglas findet. Als sie es ausprobiert, schießen aus den Okularen lange Klingen, die durch ihre Augen dringen und sie sofort töten. Chefinspektor Graham von Scotland Yard steht vor einem Rätsel. Dies ist bereits der dritte Mord in zwei Wochen, der mit einem bizarren Tötungsinstrument begangen wird. Und weil er im Dunkeln tappt, spottet der Journalist und Kriminologe Edmond Bancroft mit Leichtigkeit über ihn. Doch im Zuge weiterer Untaten wird Graham klar, dass Bancroft in diesem Fall keineswegs nur eine passive Rolle spielt ...
Filminfos
O-Titel: Horrors of the Black Museum (GB 1958)
DVD-Hersteller: Anolis; E-M-S
Kauf-DVD: 07.07.2005
FSK: ab 12
Länge: 78 Min.
Regisseur: Arthur Crabtree
Drehbuch: Aben Kandel und Herman Cohen
Produzent: Herman Cohen
Kamera: Desmond Dickinson
Musik: Gerard Schurman; Tanzmusik: Ken Jones
Darsteller: Michael Gough, June Cunningham, Graham Curnow, Shirley Ann Field u. a.
Handlung
Der Postbote bringt ein Päckchen ohne eindeutigen Absender zur Wohnung zweier junger Frauen. Die Adressatin Gail hält den Inhalt natürlich für das Geschenk eines unbekannten Verehrers und probiert das schöne Fernglas einmal aus. Während ihre Mitbewohnerin Peggy noch über die Absichten des Absenders - eine Einladung auf die Rennbahn? - grübelt, ertönt ein grässlicher Schrei - und dann fällt die schöne Blondine tot um. Das Fernglas neben ihr weist blutige Klingen auf, die aus den Okularen ragen. Der Freundin der Toten wird mit Entsetzen klar, dass die Klingen durch die Augen ins Gehirn gedrungen sein müssen. Wer kann nur ein so teuflisches Mordinstrument ersonnen und geschickt haben?
Sie beichtet ihre Beobachtungen Chefinspektor Graham von Scotland Yard (Geoffrey Keen, später in diversen Bond-Filmen). Der Yard verfügt bekanntlich über eine ausgezeichnete und der Öffentlichkeit nicht zugängliche Sammlung von ungewöhnlichen Mordinstrumenten, die als "Das schwarze Museum" bekannt ist. Doch selbst Graham ist ein solches Teil wie das klingenbewehrte Fernglas noch nicht untergekommen. Die Spuren führen nirgendwohin. Gail ist schon das dritte Opfer in den letzten zwei Wochen.
Die hämischen Bemerkungen des Journalisten, Kriminologen und Buchautors Edmond Bancroft (Michael Gough), der bei ihm einfach so ins Büro hineinspaziert, findet Graham auch nicht gerade hilfreich. Bancroft nennt das Mordinstrument "fiendishly clever", als bewundere er die technische Konzeption ebenso wie die teuflische kriminelle Energie des Täters. Noch am gleichen Tag besucht Bancroft einen Antiquitätenladen, dessen geschäftstüchtige Besitzerin Aggie (Beatrice Varley) sich auf bizarre Tötungsinstrumente spezialisiert hat. Bancroft, der bei ihr schon häufig eingekauft hat, beweist Sachverstand beim Erwerb eines Dolches, indem er den geforderten Preis gleich um die Hälfte herabsetzt.
Die Neuerwerbung verleibt er seiner Sammlung ein, die sich im ausgedehnten Keller seines herrschaftlichen Hauses befindet. Sein junger Assistent Rick (Graham Curnow) gehorcht ihm seltsamerweise aufs Wort und findet auch an der bizarren Sammlung von allerlei Mord- und Folterinstrumenten (auch elektrischer Art) nichts auszusetzen. Doch hinter dem Rücken seines Arbeitgebers unterhält Rick eine Liebesbeziehung zu Angela (Shirley Ann Field), und als die Angebetete darauf besteht, mal das Innere dieses "Schwarzen Museums" zu sehen zu bekommen, sind leider ihre Tage als Ricks Verlobte gezählt.
Denn Bancroft herrscht wie ein eifersüchtiger Gott des Alten Testaments über sein Reich. Als seine Geliebte Joan Berkley (June Cunningham), die er wie eine Liebessklavin ausgehalten und in ihre Wohnung gesperrt hat, ihm den Laufpass gibt, weil er sie nicht besser bezahlt, rechnen wir daher mit dem Schlimmsten für sie. Doch wer ist der Mann mit dem grauen Gesicht eines Greises, der nach vollbrachter Tat aus der Tür ihres Apartments stürzt?
Mein Eindruck: der Film
"Das schwarze Museum" sollte eigentlich zunächst ein weiterer Teenagerfilm à la "I was a Teenage Werewolf" (1957) werden, und tatsächlich kommt in Gestalt von Bancrofts Assistent Rick ein junger Mann vor, der das Opfer des Alten wird. Doch nicht nur ein junges Publikum berührt der Film zutiefst, sondern auch reifere Zuschauer. Das liegt an der perfiden Konzeption der Handlung, die mich mit einem tiefen Unbehagen zurückließ und mich zögern ließ, den Streifen ein zweites Mal anzusehen. Gough, der Bösewicht, erfüllt mich mit tiefem Abscheu.
Aber warum nur? Wir sehen Bancroft nur ein einziges Mal (off-screen) einen Mord begehen, aber diese Tat gehört nicht so ganz zur Serie, die Chefinspektor Graham untersucht. Dann setzt er auch einmal seinen Arzt außer Gefecht: mit Hilfe eines Stromschlags. Den Rest besorgt sein Assi Rick mit einem Säurebad. Bancroft ist in seinem privaten Wirkungskreis ein Unsympath, wie man ihn sich nur wünschen kann.
~ Der Zuschauer im Spiegel ~
Was aber die Sache unangenehm macht, ist der Umstand, dass Bancroft aus der Mordserie, die er selbst in Gang gesetzt hat (wie, werde ich nicht verraten), Gewinn schlägt, indem er ein kriminologisches Buch schreibt, das ein Bestseller wird. Die Szene mit seiner Signierstunde ist makaberste Ironie. Er verdient mit der Sensationsgier seines Publikums ein Vermögen - welches er wiederum in sein privates "Schwarzes Museum" investiert. Er hat den Ehrgeiz, ein weitaus besseres "Schwarzes Museum" als Scotland Yard zu schaffen und Rick zu dessen Alleinerben einzusetzen.
Wer die Sensationsgier des Lesepublikums teilt, ist natürlich auch der Zuschauer, der sich diesen Streifen ja genau deswegen anschaut, weil in ihm so einfallsreiche Tötungsmethoden zu sehen sind, beispielsweise eine transportable Guillotine, vom Fernglas mit den Klingen ganz zu schweigen. Und genau an diesem Punkt schaut der Zuschauer in den Spiegel und erkennt in sich selbst diesen abartigen Soziopathen namens Bancroft ...
~ Die Darsteller ~
Michael Gough, geboren 1917 in Malaysia, liefert einen Bancroft ab, der sich, wie Uwe Sommerlad im Booklet schreibt, "in seiner eigenen Brillanz geradezu suhlt und dem man das dekadente Vergnügen an den ausgefallenen Mordmethoden (eines seiner Bücher soll "The Poetry of Murder" heißen) ebenso abnimmt wie die Impotenz gegenüber seiner Geliebten (symbolisiert durch seine Gehbehinderung) und die Eifersucht auf Ricks Freundin Angela." Bancroft fürchtet nämlich nicht nur den Geheimnisverrat, sondern auch die Störung seiner Beziehung zu Rick, die sich durch ein homoerotisches Herr-und-Knecht-Verhältnis auszeichnet. Der blasse Rick-Darsteller nimmt sich gegenüber Gough wie ein Roboter aus, so dass das Motiv von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, das am Rande eingeführt wird, nicht ganz einleuchtet.
Mag Gough auch noch so toll sein, so liefert der ehemalige Shakespeare-Mime doch in Bancrofts Museumskeller einen hanebüchenen Monolog ab, als stünde Shakespeares Macbeth oder Jago (aus "Othello") alleine auf der Bühne und müsse ein Produkt vor einer Vertreterversammlung anpreisen. (Der Monolog wirkt im Original noch viel sprachmächtiger.) Dass er dabei natürlich nicht in die Kameralinse schauen darf, macht das Ganze doppelt künstlich und oberpeinlich. (Theoretisch ist Rick in der Szene zugegen, aber nie zu sehen - ein weiterer "bug".) Hier hat meines Erachtens der Regisseur Arthur Crabtree, laut Sommerlad ein "Veteran" des Handwerks, klar versagt. So kann man das nicht inszenieren, höchstens vielleicht in den frühen 30er Jahren. Dass Crabtree angeblich Kostümfilme inszeniert hat, passt wie die Faust aufs Auge.
Und man bemerkt dies auch an den zahlreichen, der jeweiligen Szenenstimmung angepassten Bühnen-Sets und den Kostümen. Die Farbkodierung ist ziemlich deutlich und wird im Zusammenhang mit der "Hypnovista"-Methode des Films verständlich. Dazu mehr unter "DVD".
~ Der Marquis de Sade mal wieder ~
"Das schwarze Museum" ist der Auftakt einer Trilogie, die mit "Circus of Horrors" (Der rote Schatten, 1959) und "Peeping Tom " (Augen der Angst, 1959) fortgesetzt wurde. Der Skandal um den dritten Film setzte dem kommerziellen Erfolg ein Ende und damit auch der Serie. Diese hat der Kritiker David Pirie nach dem Marquis de Sade als "Sadeian Trilogy" bezeichnet, nicht ganz zu Unrecht, wie mir scheint.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 2,35.1 (16:9)
Tonformate: DD 2.0 Mono
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D (ausblendbar)
Extras:
- 3 Trailer: GB, USA, D,
- 2 Teaser (schwarzweiß und in dunkelrosa)
- 5 Filmprogramme: von IFB, NFP und Österreich (Ö-Titel: "Die Folterkammer des Teufels")
- 2 Werberatschläge von Rank und AIP
- US-Titelsequenz mit Hypnovista-Vorspann (15 Min.)
- Dt. Titelsequenz (Anfang und Abspann)
- Bildergalerie
Mein Eindruck: Die DVD
Angesichts der Fülle des Bonusmaterials wird dies ein längerer Abschnitt.
Die Reihe der Extras beginnt ganz harmlos mit dem britischen und deutschen Trailer. Die Briten machen mit drei zensierten, mit X markierten Szenen dem Zuschauer den Mund wässrig. Es sind jedoch die Amerikaner, die den Betrachter erstmals über den unbekannten Begriff "Hypnovista" stolpern lassen. Ein gewisser Emile Fanchell, seines Zeichens Psychologe in Kalifornien, demonstriert die Wirkung von Hypnose anhand einer jungen Frau neben sich. Diese hat er hypnotisiert. Nun sticht er ihr zwei desinfizierte Nadeln unter die Haut des Unterarms! Sie behauptet, sie fühle sich gut. Das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen soll.
~ Hypnovista: Du bist im Film! ~
Doch was hat Fanchells Schockdemonstration mit "Hypnovista" zu tun? Dies wird in der ursprünglichen und nun geschnittenen Einführung zum Film erhellt. Die amerikanische Fassung enthält diesen 15 Minuten langen, deutsch untertitelten Prolog, um "Hypnovista" zu erklären. (Das erklärt auch die geringe Filmlänge von rund 78 Minuten.) Das amerikanische Studio AIP behauptet nämlich, den Zuschauer nicht nur sehen, sondern "mitwirken" zu lassen, als sei er dort, in der Filmhandlung!
Emile Fanchell erläutert dem Publikum, was es sich unter "Suggestion" und "Hypnose" vorzustellen hat, welche Methoden und Wirkungen es gibt. Zu guter Letzt suggeriert Fanchell dem Betrachter, er befinde sich in London, an einem schönen Tag, und der Postbote fahre das verhängnisvolle Paket zu Gail und Peggy ... Dann erscheint eine hypnotisierende Spirale in Dunkelrot, die tatsächlich dazu angetan ist, auf das Bewusstsein des Zuschauers einen gewissen Sog auszuüben.
Bei genauerem Hinsehen handelt es sich bei "Hypnovista" also lediglich um diesen einen Spezialeffekt - der Rest ist Suggestion Propaganda. Aber äußerst aufwändige Propaganda, die in Kino, Fernsehen, Radio, in Buch- und sogar Schallplattenläden getrieben wurde. Im Jahr 1959 waren Farbfilme noch nicht selbstverständlich (Hitchcock drehte "Psycho" 1960 noch in Schwarzweiß), und so schlachtete das AIP-Studio diese Tatsache für seinen Film ebenso aus wie das Format "Cinemascope". Allein der Werberatschlag von AIP umfasst mindestens 20 Seiten und ist auf der DVD rund zehn Minuten lang. Sämtliche wichtigen Biografien (auch von Emile Fanchell!) werden vor uns ausgebreitet. Wir erfahren von berühmten Horrordarstellern wie etwa Vincent Price, lesen je einen Artikel über Hypnose und über "Horror through the Ages" (mit Folterinstrumenten). Mehr Aufwand kann man kaum treiben.
~ Die Macht der Bilder ~
Doch die Bilder wirken wesentlich stärker: Immer wieder ist die üppige June Cunningham als "blonde bombshell" zu sehen, sowie ein Bild von Gough, wie er Shirley Ann Field, die im schulterfreien Abendkleid halbnackt wirkt, an den Oberarmen packt. Während der Sex sicher den Verkauf ankurbeln sollte, so kam doch auch die Gewalt nicht zu kurz. Hier gibt es ein Bild, das im Film geschnitten wurde: Gough tötet die Ladenbesitzerin Aggie, weil sie ihn erpresst. Das Mordinstrument ist eine Eiszange, wie sie Hafenarbeiter benutzen. In einem der Filmprogramme ist das einzige Bild zu finden, das zeigt, wie sich die Klauen der Eiszange in Aggies Hals bohren. Ganz schön heftig. Ein anderes Bild zeigt Gail, die Blondine am Anfang, wie sie sich die durchstochenen Augen zuhält. Das ergibt natürlich wenig Sinn, denn die Klingen des Fernglas sollen ja angeblich auch ihr Gehirn durchbohrt haben, was wiederum weitere Bewegungen unmöglich gemacht haben dürfte.
Die "Bildergalerie" zeigt uns eine Reihe von vierfarbigen Filmplakaten und Standbildern von Szenen. Auch Schwarzweißfotos sind darunter. Die Diaschau ist mit Hintergrundmusik aus dem Film unterlegt. Eine gute Einstimmung oder Reminiszenz. Wer übrigens über den alternativen Filmtitel "Die Folterkammer des Teufels" stolpert, der weiß nun auch, woher er stammt: aus Österreich.
~ Farbsuggestion ~
Auf den Filmplakaten ist nur stellenweise ersichtlich, welch strenge und suggestive Farbkodierung auf Kostüme und Bühnenbild angewandt wird. Bancrofts Interieur ist oben, im öffentlichen Bereich, hell getäfelt - ebenso wie auf der Cocktailparty -, doch der supergeheime Kellerbereich, in dem sich seine Folterkammer befindet, ist relativ dunkel (aber gut ausgeleuchtet) und gemahnt an ein Burgverlies.
Die Kodierung der Kostüme ist besonders an den Frauen deutlich. Joan Berkley, die Lebedame, ist stets in Rot gekleidet, außer wenn sie sich auszieht und in einem hellen Spitzennachthemd zu Bett geht. Darin sieht sie unschuldig aus. Angela Banks, Ricks Freundin, ist zunächst dunkel angezogen, doch als sie bei Bancroft im Museum steht, trägt sie einen hellgelben Pullover: Sie ist verlobt. Als sie stirbt, nimmt sich das rote Blut umso kontrastreicher auf diesem hellen Stoff aus.
Auch Rick hat zwei Erscheinungsformen: Als korrekt gekleideter Normalo trägt er ein graues Sakko, als Angelas Freund und bei seinen "Aufträgen" hüllt ihn ein dunkelrotes Teenager-Jackett ein, das auch James Dean in "Rebel without a Cause" tragen könnte. In ihm wird die Gespaltenheit der jungen Generation am deutlichsten. Er muss Bancroft, der Kriegsgeneration, gehorchen, doch sein Innerstes ist von ganz anderer, wilderer Veranlagung. Dann kommt das Thema Dr. Jekyll und Mr. Hyde zum Tragen.
~ Die "Tyrannei alter Männer" ~
Kommissar Graham bringt es auf den Punkt: "Bancroft errichtete eine Schreckensherrschaft, damit er darüber schreiben konnte." Rick macht er zu seinem willfährigen Ausführungsgehilfen mit Hilfe eines chemischen Serums, das er ihm spritzt. Und das Massenpublikum manipuliert er mit seinen Zeitungsberichten und Büchern. Der Film kritisiert nicht die Medien an sich, sondern den Machtmissbrauch skrupelloser alter Männer, die zudem impotent sind. Das ist schon ziemlich clever ausgedacht: "fiendishly clever", wie Bancroft sagen würde.
~ Die Dialoge ~
... sind schon recht aussgetüftelt und stecken voller Ironie. Als der vermeintliche Täter Jimmy Rivers aussagt, kündigt er an, er wolle als nächste Tatwaffe einen "Todesstrahl" verwenden. Wenige Szenen weiter tötet der richtige Täter einen Arzt mit Hilfe eines solchen "Todesstrahls", den er mit Elektrizität erzeugt hat. Und als Angela, die angehende Ehefrau ihres Rick, im Originaldialog enthusiastisch beteuert, sie wolle alles "absorbieren", was sie könne, so erweist sich dieser Wunsch von makabrer Ironie: Das Einzige, was sie absorbiert, ist kalter Stahl in ihrer Brust.
Unterm Strich
So bizarr die Morde in "Das schwarze Museum" auch sind, so bitter ist doch der Nachgeschmack beim Zuschauer. Er wird als sensationsgeiler Kryptosadist entlarvt und sieht sich um kein Deut besser als der Schurke Edmond Bancroft. Ansonsten jedoch ist der Film relativ trickreich gemacht. Leider bedient er heutige Sehgewohnheiten nur begrenzt und könnte besonders in der Mitte etwas langweilen. Ich fand den englischen Originaldialog als bei weitem ironischer und anspielungsreicher als die deutsche Synchronisation. So kommt auch Michael Goughs Auftritt wesentlich besser weg. Sein Monolog wird jedoch auch im Original nicht intelligenter.
Erst im Bonusmaterial stieß ich auf die seltsame PR-Masche namens "Hypnovista", mit der das Studio AIP so viel Furore machen wollte, um den Verkauf anzukurbeln. Die großartig mit Prolog und Psychologe aufgezogene Masche entpuppt sich lediglich als visueller Spezialeffekt, der keinen mehr vom Hocker reißt. Da hat Hitchcock in den Traumsequenzen von "Vertigo" wesentlich Eindrucksvolleres abgeliefert. Das Bonusmaterial liefert eine Fülle von Hintergrundmaterialien, für die man sich Zeit nehmen sollte. Bei den Kamerafahrten über die Filmprogramme und Werberatschläge habe ich des Öfteren die Stoppfunktion meiner Fernbedienung benutzt.
Insgesamt sieht die DVD recht unscheinbar aus, doch wenn sich der Nutzer die Mühe macht, das Bonusmaterial in der Tiefe zu erkunden, stößt er auf eine Menge interessanter Informationen - und auf Bilder, die so im Film nicht zu sehen sind.
- Redakteur:
- Michael Matzer