SALTATIO MORTIS - Das Zweite Gesicht
Mehr über Saltatio Mortis
- Genre:
- Medieval Electro Metal
- Label:
- Napalm Records / SPV
- Release:
- 02.09.2002
- Intro
- Junges Blut
- Heuchler
- Dunkler Engel
- Der Ruf
- Skudrinka (Remix)
- Zeit
- Mea Culpa
- Sehnsucht
- Stella Splendens (Remix)
- Licht und Schatten
- Equinox
SALTATIO MORTIS beziehen ihren Namen von der im Mittelalter prägnanten Begrifflichkeit des "Totentanzes", der unter dem Eindruck von Pest und allerlei andren Epedemien im Volksglauben entstand. Gevatter Tod spielt auf und lockt der Lebenden Seelen in sein Reich. Und ebenso locken SALTATIO MORTIS mit so manch gar lieblich Melodei. Wer die Vorreiter UMBRA ET IMAGO oder, um ein gediegeneres Projekt zu nennen, TANZWUT kennt, hat eine ungefähre Vorstellung von der musikalischen Ausrichtung dieser zuvor auf den Mittelaltermärkten aktiven sieben Spielleute.
Auf dieser nunmehr zweiten Studio-Veröffentlichung, die bereits durch eine sehr leckere Verpackungsaufmachung die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken weiß, finden moderne Klänge von E-Gitarren und Keyboards verstärkt Anwendung, fügen sich geradezu gleichberechtigt den mittelalterlichen Harmonien und Instrumenten ein. Trotz der kurzen Existenz dieser Combo ist man dabei weit von Amateurhaftigkeit entfernt, sondern überzeugt auf voller Breite mit Können und ausgefeilten Arrangements. Vielschichtige Instrumentierung bietet auf lange Sicht immer neue Entdeckungsmöglichkeiten. Besonders erwähnenswert sind die durchweg inhaltlich wie metrisch gelungenen Texte, in modernem Deutsch gehalten und immer wieder forsch, frech und nicht gerade verschämt. Sowohl die wohlgefälligen Texte wie auch Melodien stammen zunehmend aus der Feder von SALTATIO MORTIS selbst, was dem Projekt sehr zugute kommt.
Hier liegt der Punkt, der mich am wenigsten begeisterte: Der Gesang kommt für mein Dafürhalten zu dünn und hochstimmig herüber und fügt sich sicherlich gut in das mittelalterliche Repertoire der Gruppe, kombiniert sich aber unvorteilhaft mit Gitarren und dunkler Atmosphäre. Etwas mehr Druck hätte der ganzen Sache auch gut getan, viele Songs sammeln sich irgendwo zwischen treibend tanzbar und düster-melancholisch an und wissen so weder intensiv zu packen noch zu Träumereien einzuladen. Die Tanzbeine werden nur so recht gereizt, wenn man über eine fette Anlage verfügt und die Lautstärke hochfahren kann. Ansonsten entwickelt dieser Silberling ähnlich wie bei "Labyrinth der Sinne" von TANZWUT seinen vollen Charme erst nach einigem Durchhören und Gewöhnen und wird dann zu einem musikalischen Genuss auf hohem Niveau, den ich bedenkenfrei empfehlen kann.
Anspieltipps: Intro + Junges Blut; Dunkler Engel, Der Ruf
- Redakteur:
- Andreas Jur