EXODUS - Tempo Of The Damned
Mehr über Exodus
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 02.02.2004
- Scar Spangled Banner
- War Is My Sheppard
- Blacklist
- Shroud Of Urine
- Forward March
- Culling The Herd
- Sealed With A Fist
- Throwing Down
- Impaler
- Tempo Of The Damned
Viel Zeit ging ins Land, in der die Musikszene und Metalwelt von Bay-Area-Thrash-Riffattacken verschont blieb. In den neunziger Jahren stagnierte die traditionelle Metalszene, Grunge und später der sogenannte Nu Metal waren auf dem Vormarsch. Um die Jahrtausendwende konnten einige traditionell ausgerichtete Bands beachtliche Comebacks feiern und es war nur eine Frage der Zeit, wann wieder die alten Thrashheroen, die bis auf SLAYER alle in der Versenkung verschwanden oder im Untergrund ihr Dasein fristeten, wieder zu alter Stärke und Frische finden würden. Mit den klasse Comebacks von DESTRUCTION und KREATOR (zähle ich nach den musikalischen Selbstversuchen Mitte der Neunziger durchaus dazu) und der wirklich sehr geilen TESTAMENT-Classics-Scheibe gab es in den letzten Jahren schon viel in Ehren Ergrautes mit neuer Power in die Fresse.
Einem Comeback fieberten ich und die halbe Thrashwelt mit gemischten Gefühlen entgegen. Würden es EXODUS nach bereits gescheiterten Reunionversuchen noch mal schaffen, den Headbangern dieser Welt die Matte zu stutzen?
Und das mit Zetro, nachdem Ur-Sänger Paul Barloff mitten in der Planungsphase zu "Tempo Of The Damned" verstarb?
Es gibt nur eine Antwort: JA!!!
Dass das Gitarrenpärchen Holt & Hunolt neben King & Hannemann wohl das Göttergespann auf dem Thrashplaneten ist, ist allseits unbestritten. Dass aber die ganze Band so tight und verspielt nach vorne prescht, und das mit einer ständig präsenten Rock´n´Roll-Attitüde, hätte ich mir in meinen schönsten Träumen nicht vorstellen können.
Aber der Reihe nach...
Die Scheibe eröffnet mit dem perfekten Opener 'Scar Spangled Banner', der mit einer Klampfenmelodie gesegnet ist, für die manche Band wohl morden würde (spielt bitte Lars Ulrich und Co. diese Nummer vor). Die Gitarren riffen im positivsten Sinne absolut wahnsinnig und unaufhaltsam und schneiden das über den Winter erbleichte Fleisch des Zuhörers in saftige hellrote Scheiben. Ich persönlich stehe auch sehr auf den Text der Nummer, der sehr radikal aufzeigt, was hinter Amerika aus Sicht der Band wirklich steht.
Schlag auf Schlag gibt es mit 'War Is My Shepherd' gleich weiter voll auf die Zwölf. Killerhooks, ein sägender Zetro und ein Götterrefrain dürften wohl für einen künftigen Klassiker stehen. 'Blacklist' ist Stampfmetall in Reinkultur. Eins, zwei, drei, acht... vegetativ umgebracht!!! Wie immer ein Gnadenrefrain, der sofort in den Gehörgängen hängenbleibt und nicht mehr loslässt.
'Culling The Herd' würde auch ANNIHILATORs Mastermind Jeff Waters exzellent zu Gesicht stehen und groovt wie die sprichwörtliche Sau.
'Foreward March' ist ein Thrasher guter, uralter Schule (meine ich absolut positiv), der ziemlich vertrackt ist und über sieben Minuten lang den Arsch bis zur extrem rötlichen Röte tritt. 'Impaler', ein uralter Demosong, hat nun schon 20 Jahre auf dem Buckel und klingt trotzdem exakt wie das andere Material auch, wenn auch nicht ganz so verspielt wie der Rest.
Das folgende 'Sealed With A Fist' ist, wie der Titel bereits vorwegnimmt, der musikalische Schlag ins Maul und treibt ohne Ende. 'Shroud Of Urine' hat von den Hooks schon fast was MAIDEN-Artiges und ein wunderschönes Klampfensolo, das wohl seinesgleichen im Thrashmetal sucht (bis auf die wahnsinnigen Killerergüsse von NEVERMOREs Jeff Loomis).
'Throwing Down' hätte stilistisch auch auf der letzten Götterscheibe von ANTHRAX stehen können, ist schön abgedreht und mit einem höllischen Groove gesegnet. Und zu guter Letzt 'Tempo Of The Damned', das noch mal die letzten Zähne aus der Kauleiste montiert und keine Alveole unzerplatzt in den Lungenflügeln eines jeden Metallers zurücklässt.
Meine Fresse, schon seit 20 Jahren nichts mehr gehört, was so old-schoolig knallt. Auf dem Digipack, den ich mir natürlich gezogen habe, ist zudem noch 'Dirty Deeds Done Dirt Cheap' von AC/DC zu hören, das absolut gelungen ist und aufzeigt, warum Zetro immer wieder mit Bon Scott verglichen wird.
Kurz und knapp: Für mich ist diese, wenn man so will, Reunion-Scheibe eines der besten Comebacks, die ich in meiner immerhin 1300 CDs fassenden Sammlung stehen habe.
Kurzweilig, rasant, tight, intelligente Lyrik; alles Attribute, die auf diese Superscheiblette zutreffen. Für jeden Thrasher alter & neuer Schule essenziell und die Euro locker wert. Als Sahnehäubchen sei noch die ultrafette Produktion erwähnt, die Andy Sneap mit seinen Goldfingerchen gezaubert hat.
PFLICHTKAUF !!!
Anspieltipps: Scar Spangeled Banner, War Is My Shepherd, Blacklist, Shroud Of Urine, Tempo Of The Damned
- Redakteur:
- Alex Straka