POWERSURGE - Eye Of The Storm
Mehr über Powersurge
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Battle Cry
- Release:
- 18.04.2006
- Targeted For Termination
- The Bus
- Death
- Club Aftermath
- The Spins
- Rat Racing
- Drunk And Disorderly
- Who Is Lord
- Wrecking Crew
- Push You
- Lightening
- Life's A Bitch
- Eye Of The Storm
- Busted
- The Stalk
- Wholesome Americans
- Tear Up The Pavement
- Wall Of Power
- Burning Revenge
- Wall Of Power (Video)
Man kann ja trefflich drüber streiten, ob all die Reunions, Wiederveröffentlichungen und Comebacks alter Helden aus den Achtzigern denn nun Sinn machen, oder ob die Szene - also Fans, Medien, Konzertveranstalter und Labels - nicht lieber jungen Bands eine Chance geben sollten. Die eine Fraktion bewegt sich stur auf der "früher war alles besser"-Linie, während die andere Gruppe eher das komplette Gegenteil vertritt. Nun, die Wahrheit liegt wohl wie immer irgendwo dazwischen, und auch ich als bekennender Old-Schooler muss zugeben, dass heutzutage auch eine Menge Material wiederveröffentlicht wird, das schon in den seligen Achtzigern zu recht niemand hören wollte. Doch die amerikanischen Traditionsmetaller von POWERSURGE gehören - wie auch die meisten anderen Underground-Perlen, die Andi Preisig mit seinem Label Battle Cry Records regelmäßig zu Tage fördert - definitiv nicht zu dieser Kategorie, denn diese Band hatte wirklich was auf dem Kasten.
Gegründet wurde die Truppe 1984 in Tampa / Florida, wo sie zwei Jahre später mit ihrem Debütalbum "Elements Of Metal" an den Start ging, dem 1991 auf Roadrunner Records das zweite und letzte reguläre Album "MCMXCI" folgte. Danach löste sich die Band auf, sie hinterließ jedoch noch 38 Stücke unveröffentlichten Materials, welches in den Jahren 1986-1991 entstanden war. Dabei handelt es sich um Neueinspielungen von Demo- und Albumsongs, gänzlich unveröffentlichte Stücke und Liveversionen in bester Soundqualität. Dieses Erbes hat sich in den Jahren 2002/2003 bereits das Label O.P.M. in Vinylform angenommen, und nun legt Battle Cry eben mit den um weitere unveröffentlichte Stücke angereicherten Silberscheiben nach. So decken die beiden aktuellen Veröffentlichungen "Eye Of The Storm" und "Aftermath" wirklich die komplette Hinterlassenschaft POWERSURGEs ab. Ersteres enthält hierbei stolze neunzehn Songs, darunter alle sechs Stücke vom Debütalbum, sowie dreizehn weitere größtenteils in CD-Form bisher gänzlich unveröffentlichte Titel, die weitestgehend bei einer Live-Aufnahmesession in den Morrisound Studios im Jahre 1989 eingespielt wurden. Das gibt ihnen einen druckvollen und fetten Sound, lässt sie aber auch sehr spontan und direkt wirken. Richtiges Kraftfutter für traditionsbewusste Metalheads.
Wenn ihr gerade eben zum ersten Mal von POWERSURGE hört, dann würde ich euch sagen, dass die Truppe ihrem Namen alle ehre macht, denn kraftvoll ist ihr traditioneller, amerikanisch geprägter Heavy Metal allemal. Richtig kraftvoll sogar. Das mag nicht zuletzt an der Aufnahmesituation liegen, doch auch in Sachen Songwriting machen die Jungs keine halben Sachen. Die Songs gehen direkt auf den Punkt und haben knackige, einprägsame Refrains, die James Marras Power-Röhre eindrucksvoll in Szene setzen. Der Mann hat von voluminösen tieferen Passagen, bis zu den US-Metal-typischen hohen Screams alles Mögliche auf dem Kasten und klingt dabei relativ angenehm. Damit meine ich, dass er auch Leute begeistern können sollte, die mit den klassischen Sirenenstimmen gewisse Problemchen haben. Die Gitarrenarbeit drückt bei den Riffs und rockt bei den Leads. Musikalisch durchaus anspruchsvoll, aber zu jeder Zeit vor allem auf Songdienlichkeit angelegt. Bei einer 73-Minuten-Werkschau auf jeden Song einzeln einzugehen, würde jeden Rahmen sprengen, drum sei nur noch kurz drauf hingewiesen, dass die Scheibe keine Füller enthält, sondern durchwegs Titel, die überzeugen können. Sicher ist nicht jede Nummer ein echter Hit, aber doch immer in der Lage, den Nacken in Bewegung zu versetzen und ein gutes Stück weit mitzureißen. Neben den Refrains sind es oft die Soli, welche den Hörer fesseln, oder tolle Stimmungswechsel wie bei 'Death'. Aufgrund der durchweg hohen Qualität der Scheibe, empfehle ich als Hörproben einfach die Stücke, welche die Band auf ihrer Homepage unter "Music" für euch bereithält, doch auch monströse Abrissbirnen wie 'Wall Of Power' und 'Tear Up The Pavement' dürften euch vom Fleck weg überzeugen, wenn ihr prinzipiell auf Metal in der Schnittmenge zwischen METAL CHURCH, VICIOUS RUMORS und anderen Achtziger-Helden aus den Vereinigten Staaten abfahrt.
Die Compilation ist in bester Battle-Cry-Manier übrigens wunderbar aufgemacht, enthält ein zwanzigseitiges Booklet mit tonnenweise Photos, Texten und einem ausführlichen Interview mit Gründungsmitglied Todd Dyer. Bleibt die Erkenntnis, dass es jammerschade ist, dass eine Band wie POWERSURGE mit ihren regulären Alben leider zur falschen Zeit am Start war; dass es dabei aber tröstlich ist, dass idealistische Labels noch heute verhindern, dass solche Bands der Vergessenheit anheimfallen. Gebt der Scheibe eine Chance!
Anspieltipps: Death, Tear Up The Pavement, Wall Of Power, Lightening, Eye Of The Storm, The Stalk
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle