ANNIHILATOR - Metal
Mehr über Annihilator
- Genre:
- Thrash/Power-Metal
- Label:
- SPV/Steamhammer/Netinfect
- Release:
- 13.04.2007
- Clown Parade
- Couple Suicide
- Army Of One
- Downright Dominate
- Smothered
- Operation Annihilation
- Haunted
- Kicked
- Detonation
- Chasing The High
Jeff Waters war mal wieder fleißig! Im Eineinhalb-Jahres-Takt veröffentlicht der Riffmeister und vielleicht coolste Grimassenschneider im Metal-Metier ein Album um das andere. Und die sind meistens auf hohem Niveau. Die neue Scheibe "Metal" wartet übrigens mit einer stattlichen Riege an Gastmusikern auf. So sind unter anderem Alexi Laiho (CHILDREN OF BODOM), Lips (ANVIL) und Jeff Loomis (NEVERMORE) auf dieser Scheibe zu hören. Wie schon auf den beiden vorangegangenen Studioalben hat Jeff Waters neben den Gitarrenspuren auch noch die Bassgitarren-Parts eingespielt.
Mit 'Clown Parade' hat man zur Eröffnung dieser Album einen Titel ausgewählt, der trotz höherem Tempo und cooler Gitarrensoli irgendwie an mir vorbeirauscht. Schlecht klingt der Track nicht. Aber warum man den wahrscheinlich schwächsten Titel auf "Metal" am Anfang platziert, leuchtet mir nicht ein. Sänger Dave Padden ist und bleibt stimmlich ein Chamäleon, der in den allermeisten Fällen unabhängig von der Stimmlage überzeugt. Allerdings klingt Padden, wenn er seinen wenig ausdrucksstarken "Standard"-Gesang einsetzt (wie hier bei 'Clown Parade'), eher uninspiriert, wohingegen er in kraftvolleren Klangfarben oder bei Balladen wirklich glänzt. Bei 'Couple Suicide', das erfrischend rockig aus den Boxen bläst, hat Danko Jones Jeff Waters unter die Arme gegriffen. Danko Jones singt wohl auch auf diesem Track - es sei denn, dass Chamäleon Dave Padden wieder zugebissen haben sollte, hähä. 'Couple Suicide' klingt modern, eher rockig und ist absolut gelungen! Ein Ohrwurm!
Der wünschenswerte Zusammenhalt der Metalszene wird in 'Army Of One' heraufbeschworen. Eine geiler Titel, der die Beharrlichkeit und die Ehrlichkeit im Metal-Genre zum Inhalt hat. 'Army Of One' brettert jedenfals sehr geil aus den Boxen und macht Laune! Lips von ANVIL greift hier in die Saiten.
Mit dem geradlinigen 'Downright Dominate' gibt es eine sägende, schnelle, aber auch vorhersehbare Thrash-Granate, wiederum mit herausragender Arbeit an der Sechssaitigen im Soloteil. Besonders das acht Minuten (!) lange 'Haunted' (feat. Jester Strömblad von IN FLAMES) ballert überwiegend kompromisslos und schwer aus den Boxen. Im gemäßigten Mittelteil gibt es ohrwurmverdächtige Gitarrenleads, die mir stellenweise verdammt bekannt vorkommen. Aber ich komme um's Verrecken nicht darauf, welchem Track einer anderen Band diese ähneln ... (wenn es euch einfällt, schreibt mir doch bitte eine E-Mail!). Das speedige 'Kicked' rifft ausgesprochen fett und zackig durch die Botanik! Geil! DAS ist Metal!
Das mittelschnelle 'Smothered' ist auch sehr cool geworden. Anfangs zumindest. Aber was um Himmels Willen soll das sein, was nach einer Minute und fünfzig Sekunden erklingt? Billiges Keyboard-Gefiepse, das sich anhört, als käme es von einer kaputten Bontempi-Heimorgel. Puh, der Spuk währt glücklicherweise nicht lange! Wech' mit dem Krempel! 'Smothered' klingt gottseidank zu gut, um durch einen missratenen Keyboard-Einsatz ramponiert zu werden. Überraschenderweise schwingt sich Jeff Waters nach zehn Jahren wieder einmal hinter das Mikro, um die Leadvocals zu 'Operation Annihilation 'zu shouten! Wenn ich mich richtig entsinne, war er das letzte Mal auf dem "Remains"-Album (1997) zu hören, das er komplett einsang. 'Operation Annihilation' ist ein ultraheftiges Riffmonster im mittelschnellen Tempo geworden. Der Meister schildert in diesem Track Aufstieg, Höhen und Tiefen seines Babys ANNIHILATOR in cooler, aber auch autobiographischer Form. Jeff klingt noch um einiges kraftvoller als auf "Remains". Wenn er "...so many come and go, they’re changing like the wind..." ins Mikro shoutet, dann glaubt man ihm auf's Wort. Nicht weniger als 21 (!) Bandmitglieder waren seit der Gründung von ANNIHILATOR bei dieser Band aktiv (aktuelle Bandmitglieder nicht mitgezählt). Wer bei einem Kracher des Kalibers 'Operation Annihilation' nicht zum heftigen Mitmoshen animiert wird, dem empfehle ich: ab nach Hause, (Metal?)Sammlung verscherbeln und den Musikstil wechseln! Aber flott! 'Operation Annihilation' ist ein Volltreffer! Mein Lieblingstrack auf dieser Scheibe. Und, Jeff: bitte sing in Zukunft wieder öfter auf ANNIHILATOR-Scheiben!
Auch 'Detonation' wartet wieder mit starkem Riffing auf. Qualitätstechnisch klingt dieser Titel nicht so überzeugend wie die anderen Tracks auf "Metal". Aber dank der (wieder einmal) tollen Gitarrenarbeit ist natürlich alles im grünen Bereich.
Der finale Schlussangriff folgt auf dem Fuß. 'Chasing The High' böllert mit Hochgeschwindigkeit aus dem heimischen HiFi-Equipment. Doch halt! Im Mittelteil schwenkt die Stimmung radikal um. Es folgt, relativ abrupt, ein toller, reinrassiger Balladenteil. Um dann nach etwa zwei Minuten wieder zum aggressiven Thrash-Part zurückzukehren. Wie gesagt, klingt zwar abrupt, aber 'Chasin The High' ist definitiv ein Killer!
Der Aussage von Jeff Waters, dass "Metal" wahrscheinlich eines der besten Gitarrenalben aller Zeiten ist, kann ich übrigens ohne Abstriche zustimmen. Eine reinrassige Ballade gibt es auf dieser Scheibe, wie es sich für ein Metalalbum meistens gehört, nicht. Schade eigentlich - denn ich hätte statt dem eher durchschnittlichen 'Detonation' oder dem recht blassen Opener 'Clown Parade' lieber eine Ballade der Güteklasse 'The One' oder 'Holding On' (von "All For You", 2004) gehabt oder noch eine weitere Thrash-Keule der Marke 'Chase The High'. Anyways: Unter dem Strich gibt es, abgesehen von den beiden besagten nicht ganz so prallen Tracks, fast ausnahmslos Volltreffer! Tja, jetzt wollt ihr wahrscheinlich noch wissen, wie denn die vorliegende Scheibe qualitätstechnisch im Vergleich zu "All for You" oder "Schizo Deluxe" einzustufen ist, oder?
Leuts, ich sag euch eines: "Metal" ist definitiv das beste Album der Dave-Padden-Ära! Und das Beste seit "Carnival Diablos", wenn nicht sogar seit "Criteria For A Black Widow". Um es mal kürzer zu fassen: "Metal" ist eine ausgesprochen starke ANNIHILATOR-Scheibe, die man in seiner Sammlung haben MUSS!
Anspieltipps: Couple Suicide, Haunted Operation Annihilation, Kicked
- Redakteur:
- Martin Loga