DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT: Interview mit Velnias

12.12.2012 | 10:47

In Kürze erscheint "Nekrovision", das mittlerweile fünfte Album der deutschen Underground-Black-Metal-Größe. Zeit für ein paar Fragen an Gitarrist Velnias.

Nils: Im Underground geltet ihr zurecht als eine der führenden Bands in der deutschen Szene, ist euch die Anerkennung wichtig?

DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT (DNS):
 Wenn ein Musiker oder ein Künstler im Allgemeinen mit vollster Überzeugung und Hingabe etwas erschafft, dann wird dies eine absolute Leidenschaft sein. Leidenschaft strebt in erster Linie nach eigener Erfüllung. Diese Selbstverwirklichung benötigt an und für sich keine Anerkennung von außen. Allerdings wird jeder Künstler, der sein Werk der Öffentlichkeit präsentiert, vermutlich eher Anerkennung als Missbilligung erfahren wollen. Doch unabhängig von solchen Gedanken erschaffen wir mit D. N. SLAUGHTERCULT einfach ehrliche Musik. Wir müssen uns weder verstellen noch anderweitig verbiegen. Genau darauf basiert Authentizität. Ein wichtiger Punkt, den man bei vielen Bands vermisst.

In Sachen Spiritualität trennt sich bei vielen BM-Combos die Spreu vom Weizen, was macht das Wesen von DNS aus und wieso sind so viele andere Bands Poser? Oder anders gefragt: was macht für Euch Black Metal aus?

D. N. SLAUGHTERCULT basiert wie zuvor erwähnt auf einer jahrelangen wahren Loyalität sich selbst gegenüber. Unser Fundament ist ein gefestigter Charakter, der zwar weiterhin wandelbar und somit für Fortschritt offen ist, dennoch aber konsequent in eine spezifische Richtung tendiert. Ein Beleg für diese Standhaftigkeit ist der Fakt, dass DNS bereits seit fünfzehn Jahren existiert. Das macht natürlich nicht „Black Metal“ aus. Es verdeutlicht nur ganz einfach wer mit Herzblut zu Werke geht. In Sachen Spiritualität bleibt es bildlich jedem überlassen ob er nur mit „schwarzer Farbe malen oder diese auch trinken möchte“.

Gibt es einen großen Unterschied zwischen euren Musiker-Persönlichkeiten und den Privatmenschen? Inwieweit lebt ihr das, was ihr mit DNS ausdrücken wollt?

Aus den vorherigen Antworten geht hervor, dass wir nicht an einer dissoziativen Identitätsstörung leiden. D. N. SLAUGHTERCULT reflektiert das, was uns im Privaten bewegt, begeistert und beschäftigt.

Liegt "Necrovision" ein Konzept zu Grunde? Was für Einflüsse haben euch in letzter Zeit begleitet?

Das Konzept, bzw. die Grundthematik von "Necrovision" ist die Welt des Spiritismus. Der persönliche Bezug hat uns dazu bewegt diese Thematik lyrisch und musikalisch umzusetzen. Es ist schwer die Einflüsse von "Necrovision" exakt zu beschreiben. Das Album ist über einen langen Zeitraum Stück für Stück komplettiert worden. Während einige Ideen bereits unmittelbar nach "Saldorian Spell" vorhanden waren, sind einige Ideen hingegen erst unmittelbar vor den Studioaufnahmen des neuen Albums entstanden. Jede Person wird tagtäglich von seinem Umfeld regelrecht mit Eindrücken bombardiert. Selbst wenn beinahe alles abprallt, so bleibt doch immer noch ein geringer Prozentsatz, der als äußerer Einfluss durchdringt. Es können banale Dinge im Alltag sein, die sich dann auf einer tieferen mentalen Ebene entfalten und gänzlich andere Formen annehmen. Dieser Prozess der Transformierung ist vermutlich die treibende Kraft für D. N. SLAUGHTERCULT.

Die ersten drei Songs von "Necrovision" klingen sehr warm produziert, etwas weniger roh als man es von euch gewohnt ist. Eine bewusste Entscheidung?

Eines unserer persönlichen Anliegen war es, soundtechnisch etwas gegenüber dem Vorgänger Album zu verändern. Überraschenderweise vernehmen wir nun zum aller ersten Mal von jemandem, dass die neuen Werke „weniger roh“ klingen. Das fünfte Kapitel "Saldorian Spell" hat eine sehr klare und saubere Produktion. Die Natur der Stücke, so wie unsere Empfindung für diese Kompositionen, verlangte nach einem düsteren Soundgewand. Im direkten Vergleich zum Vorgänger wird es dadurch gegebenenfalls wärmer klingen, aber weniger roh? Es bleibt natürlich eine individuelle Wahrnehmung. Dennoch, in Bezug auf den Roheitsfaktor denken wir definitiv anders.

Der Release-Termin wurde auf Ende Januar verschoben, woran lag es? Drei Jahre sind schon nicht wenig.

Drei Jahre zu warten um ein Album zu veröffentlichen hinter dem wir geschlossen mit absoluter Überzeugung stehen, ist allemal besser, als bereits nach anderthalb Jahren etwas rauszubringen das Platzfüller und nichts weiter als oberflächliche Klangkost enthält. Wir sind finanziell unabhängig von der Musik. Dadurch sind wir in einer Position, die uns einen ehrlichen Umgang mit der Musik erlaubt. Wir müssen Kreativität nicht erzwingen. Ein Album ist dann fertig, wenn es „fertig“ ist. In diesem Punkt sollte es keinerlei Kompromisse geben. Veröffentlichungstermine sind Teil einer Label-Zusammenarbeit. Der Termin ist und bleibt trotz einiger Komplikationen der 21. Dezember. Zu diesem Zeitpunkt wird "Necrovision" über einige ausgewählte Bezugsquellen erhältlich sein. Wie seit Anbeginn des Slaughtercults natürlich auch wieder direkt über uns als Band.

Auf der Promo-Website steht "for fans of MAYHEM", in Interviews sagt ihr des öfteren, dass eure Wurzeln nach wie vor im Sound der zweiten Norwegischen Welle liegen. Was haltet ihr von der Entwicklung, wie sie MAYHEM durchgemacht haben? Mit der "Mysteriös..." hat das nicht mehr viel zu tun. Solch einen Wandel kann man bei DNS also ausschließen?

Vergleiche bei Werbetexten oder Albumrezensionen sollten stets kritisch betrachtet werden. Es sind persönliche Neigungen des Verfassers, die gerade in Bezug auf eine individuelle musikalische Wahrnehmung nicht immer nachvollziehbar sind. Unsere Aussage, dass wir unsere Wurzeln nach wie vor im skandinavischen Black Metal sehen, ist korrekt. Ebenso bedeutet es aber auch, dass sich diese Wurzeln vor langer, langer Zeit in diesem Nährboden ausgebreitet haben. Zu dieser Zeit hatten die meisten Skandinavier ein oder zwei, maximal drei Alben veröffentlicht. Diese alten Werke sind bis heute unerreichbar. Neuere Alben jener Bands sind zum Teil immer noch gut, sie liegen aber ausserhalb des Nährbodens für unsere „Wurzeln“. Stagnation ist für jeden freien Geist Gift. Insofern sollte man Wandeln niemals ausschliessen. Als Fan kennen wir selbst das Gefühl der Enttäuschung, wenn man voller Erwartung endlich ein neues Album einer Band in den Händen hält und feststellen muss, dass sich diese komplett von dem bisherigen Weg abgewendet hat. Sollten wir uns mit D. N. SLAUGHTERCULT jemals zu weit von unserem bisherigen Pfad entfernen, dann wäre das ein Grund einen Schlussstrich zu ziehen und mit einem neuen Namen zu beginnen.

Wann kann man Euch wieder live bewundern? Irgendwelche Pläne, sobald das Album draußen ist?

Die Konzertplanungen laufen gerade erst an. Unser erster Liveauftritt in Deutschland mit dem neuen Album wird am 19. Januar im Rahmen der „Break the Silence“ Veranstaltung stattfinden. Das nächste größere Konzert auf internationaler Bühne ist das finnische Steelfest Open Air. Offizielle Termine sind am besten unserer Webseite (slaughtercult.de) zu entnehmen.

Redakteur:
Nils Macher

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