DOMINE: Interview mit Enrico Paoli

11.01.2007 | 14:02

Traditioneller Heavy Metal wird in Italien nicht nur seit jeher geschätzt, sondern ebenso auch gespielt. Mit zu den dienstältesten, immer noch aktiven Formationen, deren Werke und Wirken für mein Dafürhalten bislang geradezu sträflich unterbewertet wurde, zählen mit Sicherheit DOMINE.
Diese aus der Gegend Florenz stammende Band wird demnächst mit ihrem mittlerweile fünften Longplayer, der den Titel "Ancient Spirit Rising" tragen wird, am Start stehen. Ein erster Höreindruck der zur Verfügung gestellten Titel 'Tempest Calling', 'The Messenger' und 'The Lady Of Shalott' stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass sich DOMINE damit selbst übertroffen haben. Wenn diese Tracks repräsentativ für das gesamte Album sind, steht uns ein Highlight des traditionellen Metal schon zu Beginn des noch sehr jungen Jahres, genauer gesagt am 12. Februar, ins Haus.
Gründungsmitglied Enrico Paoli, der seit 1986 bei DOMINE in die Saiten greift und Riffs aus dem Ärmel schüttelt, erzählt uns, was wir erwarten dürfen.

Walter:
Im Vergleich zu euren bisherigen Alben lassen die drei Songs der Vorab-CD auf eine deutliche musikalische Entwicklung schließen. 'The Messenger' enthält nie zuvor von DOMINE vernommene Hooks und hat das Zeug zum Hit, während 'Tempest Calling' mit zu euren bislang wohl härtesten Kompositionen überhaupt gezählt werden muss. Demgegenüber steht mit 'The Lady Of Shalott' eine ungemein gefühlvolle, fast schon romantische Ballade. Wie seht ihr selbst die neuen Songs im direkten Vergleich zu euren bislang geschriebenen Nummern?

Enrico:
Auch ich bin der Meinung, dass wir uns ganz gut entwickelt haben und mit "Ancient Spirit Rising" unser bisher wohl reifstes Album abliefern werden. Jeder, der die Songs bisher gehört hat, war derselben Meinung, weshalb wir auch sehr glücklich mit dem Ergebnis sind. Unsere aktuellen Kompositionen sind frei von Klischees, was uns ansonsten nicht immer gelungen ist. Ich liebe das Album wirklich und bin sehr stolz darauf!
Ich hoffe, hier nicht falsch verstanden zu werden, "Ancient Spirit Rising" ist zwar an sich ein reinrassiges Heavy-Metal-Album geworden, aber wir hören auch andere Musik, wie zum Beispiel Prog Rock, Klassik, Folk, keltische Folklore, Hard Rock oder auch so manchen Songwriter, der gute Musik macht. Wir haben wohl auch diese Einflüsse nicht ganz außen vor lassen können, weshalb auf diesem Album die Songs an sich mehr im Vordergrund stehen als bisher. Wenn jemand sagt, unsere Songs wären in Summe melodiöser, habe ich auch kein Problem damit, denn im Prinzip stimmt das ja auch. Wir wollten nicht mehr stur an monolithischen Songstrukturen festhalten und das Ergebnis wird uns Recht geben! Wenn jemand ein kleines bisschen über den Tellerrand des Heavy Metal hinausblickt und die genannten Einflüsse ebenso gerne mag, wird er "Ancient Sprit Rising" ebenso lieben wie wir.

Walter:
Hattet ihr euch eigentlich vorgenommen, für die neuen Songs anders zu arbeiten, oder hat sich diese Tatsache eher erst im Laufe der Zeit ergeben?

Enrico:
Das lässt sich kaum auseinander dividieren, denn im Grunde genommen trifft beides zu. Unsere Songs entstehen generell sehr "natürlich", sprich sie wachsen immer weiter, bis wir alle mit dem Ergebnis zufrieden sind. Allerdings haben wir uns nicht zusammengesetzt und von Beginn festgelegt in welche Richtung ein Song gehen soll. Abgesehen davon haben wir es vermieden, uns selbst in irgendeiner Form zu wiederholen. "Ancient Spirit Rising" ist ein Werk geworden, dass sich jedes Bandmitglied auch selbst kaufen würde und genau das war im Prinzip unsere Intention zu Beginn der Arbeiten. Die Entwicklung hin zu unserem aktuellen Sound war zwar nicht abzusehen, aber wenn man sich unsere Alben der Reihe nach zu Gemüte führt, kann man sehr wohl die Entwicklung nachvollziehen.

Walter:
Sind denn die von mir bereits gehörten Song überhaupt repräsentativ für das gesamte Album?

Enrico:
Schwierig zu beantworten, da das Album wirklich sehr mannigfaltig gestaltet worden ist. Diese drei Nummern zeigen aber sehr wohl, dass wir den traditionellen Heavy Metal mit epischer Schlagseite immer noch sehr gut an den Mann bringen können und zudem auch noch unsere romantische Seite. Aber auch die aggressivere Seite von DOMINE kommt nicht zu kurz. Es gibt aber noch eine Menge zu entdecken, wartet erst einmal ab, bis "Ancient Spirit Rising" zu haben ist, denn dann werdet ihr auch noch die weiteren Facetten der Musik von DOMINE zu Gehör bekommen.

Walter:
Dürfen wir ein Album irgendwo zwischen all den genannten Schattierungen erwarten, dessen Basis aber dennoch der epische Power Metal ist?

Enrico:
Ja, genau so ist es. Episch ist das Werk auf jeden Fall und der traditionelle Heavy Metal wird immer die Basis unseres Schaffens sein!

Walter:
Der Titel "Ancient Spirit Rising" klingt geradezu verdächtig nach der lyrischen Umsetzung eines Konzepts zu einem solchen Thema. Wird es sich denn um ein Konzeptalbum handeln?

Enrico:
Nein, definitiv nicht. So etwas haben wir noch nie gemacht, auch wenn sich schon sehr viele Bands an solchen Werken versucht haben, aber wir unterlassen das. Es wird auch keine Texte zu Themen wie Drachen, Schwertern oder Wikingern geben, sondern wesentlich persönlicher gestaltete Lyrics geben. Zwar haben wir auch früher schon metaphorisch unsere eigenen Erfahrungen eingebracht, doch die Basis waren immerzu phantastische Geschichten meines Lieblingsautors Michael Moorcock.
Für "Ancient Spirit Rising" wollte ich aber von Anfang an andere Themenkreise hinsichtlich der Texte haben, so dass im Endeffekt sehr realitätsbezogene Lyrics auf der Scheibe enthalten sind. Unsere Songs handeln von "alltäglichen" Themen wie dem Leben, dem Tod, der Sorge, dem Glück, der Liebe oder dem Hass, immerzu jedoch verpackt in poetische, teilweise fast schon romantische Geschichten. Als Einfluss dafür kann ich in erster Linie die Kunst der viktorianischen und elisabethanischen Zeit nennen, denn sowohl die Schriftstellerei als auch die Malerei jener Epoche haben es mir besonders angetan. 'The Lady Of Shalott' beispielsweise ist vom gleichnamigen Gemälde und dem ebenso genannten Gedicht inspiriert worden. Vielleicht gibt es ja in Zukunft wieder die üblichen Texte aus der Ecke "Swords & Sorcery", aber diesmal lag mir ein persönlicherer Bezug am Herzen.

Walter:
Jetzt, wo es nicht mehr lange dauert, bis wir das gesamte Album in Händen halten dürfen, sollten auch keinerlei Verzögerungen mehr auftauchen. Hat denn der Produktionsablauf einwandfrei geklappt?

Enrico:
Oh doch. Diesbezüglich haben wir nämlich keine Veränderungen vorgenommen. Wir waren bereits zum vierten Mal im New Sin Audio Design Studio und werden es wohl auch in Zukunft tun, da wir der Meinung sind, dass es sich dabei um das beste Studio in Italien für Heavy Metal handelt. Zudem sind dort Menschen bei der Arbeit, die wissen wie ein Metal-Album zu klingen hat, weshalb sollte man diesbezüglich also etwas verändern?
Allerdings muss ich zugeben, dass es uns nicht ganz einfach gefallen ist, unseren Sound so perfekt hin zu bekommen, wie er auf dem Album zu hören sein wird, denn das verlangte wirklich sehr harte und intensive Arbeit aller Beteiligten. Wer sich "Ancient Spirit Rising" genau anhört, wird feststellen können, dass sehr viele Details erst nach mehreren Durchläufen zu entdecken sind. In einigen Songs kann man dann bis zu neun Gitarrenspuren entdecken. Das Album wurde mit sehr viel Liebe zum Detail aufgenommen. Es hat insgesamt gute acht Monate in Anspruch genommen, bis alle Songs geschrieben, arrangiert und einstudiert waren und auch die Vorproduktion hat länger gedauert als sonst. Durch diese harte Arbeit im Vorfeld war es aber dennoch möglich, die eigentliche Produktion im üblichen Rahmen über die Bühne zu bringen.


Glauben wir dir aufs Wort und oft müssen wir ja auch nicht mehr schlafen gehen, bis wir "Ancient Spirit Rising" hören dürfen!

Redakteur:
Walter Scheurer

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