EXCREMENTORY GRINDFUCKERS: Interview mit Mike

01.09.2023 | 00:24

Interviewpartner: Mike von EXCREMENTORY GRINDFUCKERS; Grund: Die haben eine neue EP am Start; Tatsächlicher Grund: a) Die sind ganz witzig, b) Ruhm und Ehre, c) Ehre und Rum, d) Ich hoffe, ich darf beim nächsten Album der Niedersachsen mitbrüllen. Hier ist die Rückkehr der fleischgewordenen Schnapsidee – mit dem Keyboarder der Band.

Mike, vielen Dank, dass ich dir einige Fragen zur Festivalsaison und aktuellen EP stellen kann. Ja, wie geht es den GRINDFUCKERS denn? Alles im Lot?
Das kann man so sagen. Wir waren vor etwa einem Monat in Litauen, Lettland, Estland und Finnland unterwegs. Auf der Fähr-Fahrt zurück, die 30 Stunden gedauert hat, hatten wir Pool und Sauna. Wir sind also tiefenentspannt und froh, dass wir die Möglichkeit haben, so schöne Touren zu spielen. Immerhin waren vier in drei der vier Länder zum ersten Mal.

Von den Veröffentlichungen her war es bei euch nach "Musik zum Kopfschütteln" ein wenig ruhig. Alles pandemiebedingt oder was steckte dahinter? Schließlich macht ihr alles in Eigenproduktion.
In erster Linie liegt das daran, dass zwei unserer Bandmitglieder in diesem Zeitraum Papa geworden sind und wir alle leider auch ein echtes Leben mit Vollzeitjobs haben. Aber wir sind ja wieder da.

Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle! "Die Rückkehr der fleischgewordenen Schnapsidee" – neue Musik der GRINDFUCKERS, hurra! In über 120 Jahren Bandgeschichte, was war denn für dich die größte Schnapsidee im Zusammenhang mit der Band?
Also die größte Schnapsidee war vermutlich das Weihnachtsalbum, das wir im August 2014 veröffentlicht haben. Und das meine ich wortwörtlich: Das ganze Album ist unter immenser Zufuhr alkoholischer Getränke innerhalb von vier Wochen entstanden. Den Zeitdruck hatten wir, weil wir irgendwann im April dachten, dass es doch cool wäre, zu unserer Wackenshow mit einem neuen Release anzutanzen.

Angeblich hat sogar ChatGPT den Titel der neuen Veröffentlichung generiert. Wie denkst du generell über ChatGPT und Künstliche Intelligenz als Musiker?
Also mir so eine Frage 'als Musiker' zu stellen, ist so wie mit einem Blinden über Farben zu sprechen. Aber generell finde ich die Technologie beeindruckend und sie kann glaube ich in vielen Fällen Kreativarbeit obsolet machen. Belanglose Chillout-Lounge-Musik, wie sie beispielsweise in irgendeinem Café als Hintergrundmusik läuft, kann eine KI bestimmt ohne Probleme schreiben. Selbiges gilt, wenn sich gewisse Schemata wiederholen und man so eine Maschine beispielsweise mit dem Oeuvre von Mozart füttert. Fraglich ist, inwiefern das in diesen Fällen überhaupt Kreativ- und nicht Fließbandarbeit ist. In den vielen Gesprächen, die ich mit ChatGPT geführt habe, habe ich allerdings gemerkt, dass subtiler Humor, Anspielungen und Sarkasmus noch nicht unbedingt zu den Stärken der Technologie gehören. Die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS können also aufatmen. Aber was bleibt einem anderes übrig, als es hinzunehmen, wenn eine Maschine irgendwann besser ist als wir. Entweder haben wir dann als Spezies versagt, wenn Maschinen besser sind, oder eben gewonnen, weil wir ja die Maschinen gemacht haben. Das kann man sich dann aussuchen.

Den ersten Schunkler gibt es mit 'Schön muss sie sein'. Was macht für dich denn Schönheit beim ohnehin schöneren Geschlecht aus?
Also ganz unabhängig vom Geschlecht glaube ich, dass Ausstrahlung ein wichtiger Attraktivitätsfaktor ist. Und ich spreche von einer Ausstrahlung, die sagt "hey, mit mir kannst du eine coole Zeit haben." Es gibt doch kein besseres Vorspiel als ein gutes Gespräch, ein herzhaftes Lachen oder das Weihnachtsalbum von den EXCREMENTORY GRINDFUCKERS.

Mit 'Noch einer geht noch' habt ihr einen Song über Alkoholkonsum geschrieben. Hand aufs Herz, wird mit zunehmendem Alter mehr oder weniger Bier bei den GRINDFUCKERS unterwegs vernichtet als früher?
Es wird eindeutig etwas weniger Bier getrunken mit zunehmendem Alter. Dafür deutlich mehr Rum, Whiskey, Gin, Pfeffi, Tequila und vor allem Sekt. Die beiden letzteren gern gemischt zu einem sogenannten Tequila Pop - ein ausgezeichneter Starter.

Prost! 'Sekt für das ganze Lokal' ist eine Hymne für den Tourbus. Wie kann ich mir denn generell eine Tourbus-Fahrt mit euch vorstellen?
Es riecht wie im Kuhstall, sieht aus wie in einem seit fünf Wochen nicht aufgeräumten Kinderzimmer und klingt wie im Paviangehege des Zoo Hannover. Kleiner Spaß am Rande, aber im Prinzip ist es so. Tatsächlich kaufen wir erstmal viel zu viele Snacks und Alkohol ein und viel zu wenig Wasser. Dann wird Musik gehört. Rob ist in der Regel für die Musikauswahl zuständig und hat dadurch nach und nach bei allen anderen das Stockholmsyndrom ausgelöst, wofür wir ihn lieben!

Ihr habt mit dem zweiminütigen Abschluss der EP eine Huldigung an das "Obscene Extreme" geschrieben. Was macht das Festival denn für euch zu einem der schönsten Festivals, die es gibt?
Gefühlt ist es so, dass das Publikum dort die Party ist und nicht die Band. Dadurch sind wir austauschbar. Es könnte jeder dort auf der Bühne stehen und die Leute hätten genauso viel Spaß. Es ist also eine Frage der Attitüde, des eitelkeitsbefreiten, partywütigen Publikums. Dazu kommt, dass die meisten Bands nur 20 bis 25 Minuten Spielzeit haben und dazwischen 10 Minuten Auf- und Abbauphase liegen. Der hohe Durchlauf und die geile Atmosphäre machen das Festival echt besonders schön.

Auf dem diesjährigen "Reload"-Festival habt ihr früh morgens um 9:45 Uhr für immense Stimmung gesorgt. Aber wie fühlt es sich für euch an, die Zuschauer schon so früh aus den Zelten zu holen und für die frühesten Circle-Pits des ganzen Festivals zu sorgen?
Wir haben lange darüber diskutiert, ob wir eigentlich wirklich eine der geilsten Bands der Welt sind. Nachdem der Platz um 09:45 rappelvoll war, müssen wir voller Demut anerkennen, dass das tatsächlich der Fall ist. Aber Spaß beiseite: Ist natürlich mega, dass die Leute nicht nur kommen, weil sie eh schon stramm sind und nichts Besseres zu tun haben, sondern dass sie extra um die Uhrzeit den Weg auf sich nehmen und auch noch so heftig loslegen vor der Bühne. Die Party war nämlich ganz amtlich!

Aber seid froh, dass es noch nicht so brüllend warm war. Schließlich wart ihr als Höhlenmenschen unterwegs. Wie und warum entstand die Idee?
Die Idee ist eigentlich schon, Achtung Wortwitz, ur-alt, haha. Wir hatten vor knapp zehn Jahren mal einen Tourmanager, der mit uns unterwegs war und halt so Tourmanager-Aufgaben gemacht hat wie Kram schleppen, Routen planen, fahren, Hotels abchecken und so weiter. Da war es dann ein Running Gag, dass wir gesagt haben, dass wir ihm ein Höhlenmenschkostüm dafür kaufen. Und naja, da ein Höhlenmensch der Inbegriff von primitiv ist, lag es irgendwie nahe, dass wir selbst irgendwann mal unser wahres Ich zeigen.

Danach habt ihr euch direkt auf dem Weg zum "Summer Breeze" gemacht. Für euch als Künstler – was unterscheidet das Breeze vom Reload und worin liegen für euch die Reize der beiden, vom Line-up ohnehin sehr ähnlichen Festivals?
Also das "Summer Breeze" hat einen anderen Namen als das "Reload". Darüber hinaus findet es in Bayern statt und nicht in Niedersachsen. Und der Reiz liegt natürlich darin, dass wir unfassbar viel Geld und Ruhm einheimsen können. Auf dem "Reload" haben wir zum ersten Mal gespielt und fanden es von der Stimmung her mega, da kommen wir sehr gern wieder! Das "Summer Breeze" ist noch mal eine Nummer größer und fast schon sowas wie ein Heimspiel für uns. Da herrscht einfach sehr viel Wertschätzung von und gegenüber Fans und Veranstaltern, aber das ist gewiss historisch bedingt und wer weiß - vielleicht trifft es ja auch eines Tages auf das "Reload" zu.

Ende September spielt ihr die vorerst letzte Show in diesem Jahr. Legt ihr euch zur Ruhe und wartet, bis mit der fleischgewordenen Schnapsidee die nächsten Millionen gescheffelt werden oder wie geht’s weiter?
Die meisten Ideen entstehen bei uns auf Tour und wir waren gerade recht viel unterwegs. Von daher wird es wohl kaum so sein, dass wir uns auf die faule Haut legen, aber konkrete Ideen gibt es nicht, zumal auch schon neue Gigs in den Arsch-, ähhh Startlöchern stehen. Wer auf dem Laufenden bleiben will, abonniert am besten unseren Newsletter auf excrementory.de. Da gibt es auch manchmal Gewinnspiele. Vielleicht gibt es bald auch ein Verlustspiel, wo wir dann was von den Abonnenten bekommen.

Mike, großes Dankeschön dir nicht nur für die geile Show beim "Reload", sondern auch für die Beantwortung meiner Fragen. Irgendwelche letzten Worte an unsere Leser?
Weiß nicht.

Redakteur:
Marcel Rapp

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