Gruppentherapie DESTRUCTION - "Spiritual Genocide"

25.11.2012 | 23:48

German Metal ist auch auf Platz 3 des November-Soundcheck gelandet. Bieten die Thrash-Veteranen DESTRUCTION um Frontmann Schmier auf "Spiritual Genocide" etwa mehr als 'business as usual'? Diese Frage klärt die Gruppentherapie.




Thrash-Urgestein Schmier und seine Truppe hauen uns mal wieder ein neues DESTRUCTION-Album auf die Ohren. Das tun sie ja mittlerweile mit schöner Regelmäßigkeit durchschnittlich alle zwei Jahre. Erstaunlich ist dabei, dass sie dennoch nicht eintönig werden. Klar, Neuerungen sind auch auf "Spriritual Genocide" weitgehend Fehlanzeige, auch wenn ich beim Opener den Eindruck hatte, DESTRUCTION würden sich irgendwie jetzt nach KREATOR anhören, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Die typischen schnellen Granaten mit dem rauen und wenig abwechslungsreichen Gesang Schmiers, die Riffattacken, die relative Monotonie des unnachgiebigen Ansturms der Thrash-Hymnen - ja, das hier sind DESTRUCTION, vielleicht doch ein wenig ausgefeilter, aber sonst genau so, wie man sie kennt, mag und keinesfalls anders haben möchte. Auch wenn man damit keine Begeisterungsstürme ernten kann, so ist ein "danke, Jungs, ihr seid eine Konstante im Metalgeschäft, die ich nicht missen möchte" doch auch schon etwas, oder?

Note: 7,5/10

[Frank Jaeger]


Hmm, so richtig warm geworden bin ich mit DESTRUCTION noch nie. Ich kann gar nicht sagen, woran das liegt, aber wie auch SODOM und TANKARD fristen Schmier und seine Mannen bei mir eher ein Schattendasein. Daran wird auch "Spiritual Genocide" nichts ändern. Denn, wie Frank schon korrekt angemerkt hat, bekommt man hier exakt, was man erwarten darf: amtliche Thrasher, messerscharfe Riffs, eine fette Produktion und Schmiers Stimme. Da beginnt der Fuß zu zucken und der Kopf zu wippen und bei dem einen oder anderen Song hole ich sogar die Luftaxt heraus, doch sobald die 41 Minuten vorbei sind, gibt es tatsächlich nichts, was bei mir den Gedanken an ein nochmaliges Hören weckt. Vielleicht liegt es daran, dass ich meinen Thrash schon immer etwas virtuoser gemocht habe, wie es bei vielen BayArea-Kollegen der Fall ist, vielleicht aber auch einfach daran, dass mich Image & Selbstdarstellung der Truppe seit Anbeginn ihrer Zeit noch nie angemacht haben. Anyway, für Fans wird auch "Spiritual Genocide" eine grundsolide Angelegenheit sein, mir gefällt es gut so lange es läuft. Doch Langzeitwirkung entfaltet auch "Spiritual Genocide" keine.

Note: 7,0/10

[Peter Kubaschk]



Ich werde nie so richtig verstehen warum DESTRUCTION noch immer einen solch immensen Stellenwert für viele Thrash-Fans einnehmen. Seit "All Hell Breaks Loose" kamen zwar einige solide, aber wenig relevante Alben zu Stande. Mit "Spiritual Genocide" versucht man zwar einen Schritt in Richtung organischere Produktion zu gehen, aber, mal ehrlich, das holt auch nichts mehr raus. Das Album ist wie der direkte Vorgänger "Day Of Reckoning" mehr als unspektakulär geworden. Die meisten Songs sind verzichtbar und verlassen den Gehörgang genauso schnell wie sie ihn betreten haben. Der Titeltrack ist das Paradebeispiel. Man vermag direkt zwar nichts Negatives zu sagen, aber in Jubelarien verfällt man auch nicht. Das Genick und der Fuß halten still und lassen sich von so Sachen wie 'Carnivore' kein Stück mitreißen. Der Tribute-Track 'Legacy Of The Past' ist durch die Anspielungen auf deutlich bessere Thrash-Alben noch ganz lustig und gewinnt viel durch die Gastbeiträge von Gerre und Angelripper, aber ist an und für sich auch kein Überhit.
Insgesamt haut mich "Spiritual Genocide" nicht um. Es ist zwar kein Totalausfall, wo man jeden Song nach 30 Sekunden wegdrückt, aber einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt es auch nicht und an die aktuellen Scheiben von TANKARD und TESTAMENT reicht es nicht mal ansatzweise heran. So sind DESTRUCTION im dreißigsten Jahr seit ihrer Gründung auch weiterhin keine relevante Größe mehr in der ersten Liga der Thrash-Titanen.

Note: 6,0/10
[Adrian Wagner]





Einst und heute das Flaggschiff des Südbaden-Thrashs, gab es bei DESTRUCTION zwischenzeitlich einige Wirrungen. Doch seit der Jahrtausendwende ist die Band wieder in ihrer klassischen Form am Start, und es ist Verlass auf das Trio um Schmier, Mike und ihren Drummer (inzwischen heißt er Vaaver). Es gibt heftigen Thrash Metal auf die Ohren, der vor allem durch Mike Siffringers immer noch sehr eigenwillige und vor allem auch eingängige Riffs und Leads einen ganz speziellen Touch erhält, der die Band von ihren Zeitgenossen, aber auch von den ganzen Retro-Thrashern angenehm abhebt. Da auch Schmiers Stimme nichts von ihrem Charisma eingebüßt hat, kann man der neuen Scheibe attestieren, ein stilistischer Volltreffer zu sein. Was die Scheibe besser macht als die Vorgänger, ist, dass der Sound in meinen Ohren angenehmer, klassischer und weniger steril klingt. Die Produktionen mit Hang zum modernen Death/Thrash gehören offenbar der Vergangenheit an, und das ist sehr gut so. Dass es letztlich nicht zu einer noch höheren Note reicht, liegt schlicht und ergreifend daran, dass es kompositorisch kaum Überraschungen gibt und sich die Band zu sehr an ihr altbewährtes Schema hält. Dennoch bleiben einige Songs gut im Ohr, und somit muss sich die neue DESTRUCTION kein Stück weit hinter den anderen namhaften Thrash-Exponaten verstecken, die in den letzten Monaten mit starken Scheiben an den Start gegangen sind.

Note: 8,0/10

[Rüdiger Stehle]


Eigentlich kann ich den vier Herren vor mir inhaltlich nicht viel hinzufügen und fasse kurz und knapp zusammen: "Spiritual Genocide" ist ein gutes, teilweise sehr gutes, aber nicht überragendes Thrash-Album, dem es ein wenig an Überraschungsmomenten mangelt.
Interessanterweise führt dies allerdings nicht dazu, dass ich das Werk ganz okay finde und zu jeder Zeit problemlos mal in die Gehörgänge schieben kann, stattdessen nervt mich das Album manchmal furchtbar, nur um ein paar Stunden später zu exzessivem Headbangen in der Dusche zu führen. Klingt verrückt, ist aber so. Wahrscheinlich sagt aber genau das eine Menge über die aktuelle Platte von DESTRUCTION aus: Möchte man musikalisch unterhalten werden und neue Klanglandschaften erfahren, dann taugt die Scheibe überhaupt nichts. Möchte man aber einfach nur Spaß am Metal als solchen haben, so darf der Griff guten Gewissens zu "Spiritual Genocide" gehen. Mir persönlich machen die aggressivsten Stücke dabei am meisten Spaß ('Under Violent Sledge' ist richtig stark!), andere werden vielleicht an den eingängigeren Nummern mehr Freude haben. Die Truppe weiß definitiv, wie sie ihren ureigenen Sound gut in Szene setzen kann - mehr können (oder wollen) Schmier und seine Mannen auf "Spiritual Genocide" allerdings scheinbar auch nicht.

Note: 7,5/10
[Oliver Paßgang]

Redakteur:
Thomas Becker

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