Gruppentherapie: PERSIAN RISK-"Once A King"

23.12.2012 | 23:50

Fünf Noten über neun Punkte für PERSIAN RISKs Comeback "Once A King". Aber es gibt auch kritische Stimmen, nachzulesen in der Gruppentherapie zu unserem Dezember-Soundcheck-Sieger.

PERSIAN who? Ach ja, das war doch die Band von Phil Campbell, bevor der zu MOTÖRHEAD kam. Ich hätte im Leben nicht mit einem Comeback dieser Truppe gerechnet. Eigentlich ist es ja auch kein echtes Comeback, sondern lediglich Sänger Carl Sentance, der mit neuer Mannschaft unter der alten Fahne erneut in See sticht. Das in Eigenregie veröffentlichte Album "Once A King" muss man vor diesem Hintergrund als kleine Sensation bezeichnen. Ich erinnere mich nicht, dass es in den letzten Jahren eine andere Band verstanden hätte, den Geist der NWoBHM mit so wunderbarer Frische, Eleganz und Selbstverständlichkeit in die Gegenwart zu holen. Glasklare Leads und trocken rockende Riffs tragen Carl von einer gesanglichen Weltklasseleistung zur nächsten. Viele kompakte, mitreißende Kompositionen werden von bärenstarken Widerhaken-Hooklines gekrönt. Die herrlich transparente Produktion klingt authentisch und doch nie angestaubt. Nicht von dieser Welt scheint der Einstieg in das Album zu sein mit dem gigantischen, unwiderstehlich nach vorne preschenden Opener 'Asylum', der kraftvoll-dynamischen Runderneuerung des Band-Klassikers 'Riding High' (göttlicher Chorus!) und dem Uptempo-Kracher 'Killer', bei dem Carls eindringliches, melodisch geschultes Sirenen-Organ besonders gut zur Geltung kommt. Leider kann PERSIAN RISK dieses extrem hohe Niveau in der Folge nicht ganz halten; gerade die etwas entspannteren, rockigeren Nummern können nicht in gleicher Weise fesseln wie das Eröffnungstrio. Der Titelsong 'Once A King' zum Beispiel basiert auf einer prinzipiell interessanten Songidee, schafft aber die finale Zündung nicht. In weiteren Verlauf der Platte geben sich gute und schwer begeisternde Lieder die Klinke in die Hand, das Niveau bleibt dabei stets im dunkelgrünen Bereich. Lediglich die Neueinspielung des schlappen AC/DC-Abklatsches 'Woman And Rock' hätte nicht sein müssen. Fazit: Da NWoBHM-Veteranen "Once A King" vermutlich eh schon längst besitzen und kräftig abfeiern, appelliere ich an alle später Geborenen dieses tolle Stück frischzellenkurierter Heavy Metal-Geschichte nicht zu versäumen.

Note: 8,0/10
[Martin van der Laan]



Schande über mein Haupt, aber "Once A King" ist meine erste Berührung mit PERSIAN RISK. Nachteilig, da ich keinerlei Ahnung habe, was mich beim jungfräulichen Durchgang erwartet. Der immense Vorteil besteht jedoch darin, gänzlich unvoreingenommen diese toll melodischen Klangerlebnisse zelebrieren zu können. Klar, dass die Jungs hier keinen Originalitätswettbewerb gewinnen, aber das ist auch nicht der Sinn dieser Veröffentlichung. Sie ist also wieder da, die ehemalige Band des MOTÖRHEAD-Campbell, und kommt mit Killerriffs, einer reichhaltigen Palette an Hymnen sowie Melodien daher und bietet den Hörern einen Nostalgiegenuss vom Allerfeinsten. Im Nachhinein wäre die Punktzahl wohl höher ausgefallen, wäre mir die NWoBHM-Legende zuvor auf dem Radar erschienen. So bietet sich jedoch die Gelegenheit, diese Wissenslücke zu schließen, im Nachhinein die Erstlingswerke der Briten zu ordern und diese Band zu würdigen. Mit diesem Rundling jedenfalls hat mich PERSIAN RISK ungemein heiß gemacht, Jahrhundertstücke wie 'Riding High', der abgöttische Titeltrack oder 'Fist Of Fury' hätten perfekter nicht arrangiert werden können. Diese Euphorieflut unserer Redaktion ist nur allzu gut verständlich, wenn man einmal "Once A King" im heimischen Player hatte. Genug Werbung kann man eigentlich nicht machen, zumal ich lieber jenen den Vortritt lassen möchte, die auch schon früher etwas mit den Briten anfangen konnten. Ein würdiger Soundcheck-Sieger? Ich denke schon.

Note: 8,0/10

[Marcel Rapp]

Ich glaube nicht, dass man von "Schande" sprechen muss, wenn man von PERSIAN RISK noch nie gehört hat. Das einzige Album vor "Once A King" hat bereits mehr als ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel und ist damit sicher älter als mancher Leser dieser Zeilen. Und auch Sänger Carl Sentance ist außer echten Untergrund-Experten wohl kaum jemandem ein Begriff. Das ist aber doch ein Fehler, wenn man erst einmal kraftvolle Melodieoasen wie 'Asylum' oder 'Riding High' gehört hat. Irgendwo zwischen der mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Welle des britischen Heavy Metals und US Metal der Marke FIFTH ANGEL angesiedelt, überzeugt "Once A King" vom ersten Ton an mit dem tollen Gesang von Carl Sentance, tollen Leadgitarren, die natürlich ein wenig den Geist von IRON MAIDEN atmen und einem gerne prominent positionierten Bass ('Killer'). Dass damit bereits die ersten drei Songs als drei Höhepunkte genannt werden, zeigt schon die hohe Qualitätsdichte auf "Once A King", die auch im weiteren Verlauf nicht abnimmt. Wer irgendetwas für unverfälschten, kraftvollen und doch melodischen Heavy Metal übrig hat, wird mit PERSIAN RISK mehr als glücklich werden. Tolles Album.

Note: 8,5/10

[Peter Kubaschk]





Ich tue mich etwas schwer, unseren Soundchecksieger so in den Himmel zu loben wie einige meiner Kollegen. Auf der Habenseite gibt es für PERSIAN RISK eine wirklich tolle, glasklare und sehr professionelle Produktion. Dazu Musiker, die sich als ausgebuffte Profis präsentieren, ihre langjährige Erfahrung ausspielen und dabei einige sehr gute Rock/Metal-Songs schreiben. Herausragend ist Sänger Carl Sentance, der alle Songs mit seiner klaren und dennoch kraftvollen Stimme prägt. Meine persönlichen Highlights sind aber - anders als für Peter und Jakob - gerade die etwas gesetzteren Rocksongs wie der Mega-Ohrwurm 'Once A King' und die etwas an ALTER BRIDGE erinnernde Powerballade 'Ride The Storm'. Beide Songs präsentieren sich absolut zeitlos und sind mir mindestens neun Punkte wert. Daneben enthält das Album einige zweifellos gute, flotte 80ies-Style Metalsongs wie 'Riding High', die jedoch mein Blut nicht so hoch kochen lassen wie das meiner traditionsorientierten Kollegen, weil ich in diesem Falle dann doch auch lieber IRON MAIDEN auflegen würde. Tja, und dann gibt es noch ein paar bestenfalls nette Songs im AC/DC-Stil wie das stampfige 'Women And Rock' (Frauen ohne Rock wären da sexyer) oder das nervige 'Battlecry', bei dem der Sänger viele Dinge macht, die ich nicht leiden kann (Ughs, Oh-Yeahs und spitze, dünne Vocals). Somit landet die die Scheibe unterm Strich leider knapp ausserhalb der heiligen Achter-Liga.

Note: 7,5/10
[Thomas Becker]

Ich mag traditionellen Heavy Metal der NWoBHM. Die gesamte IRON MAIDEN-Diskographie steht beispielsweise in meinem CD-Regal und wird auch immer wieder mal rausgeholt und angehört. Der Vergleich mit IRON MAIDEN passt hier auch sehr gut, da PERSIAN RISK in gewisser Weise den Geist von IRON MAIDEN weiterleben oder um es genauer zu sagen: sie kopieren was längst schon da und gut ist. Klar, Reproduktion ist ein wichtiges Kapitel im Heavy Metal, doch gibt es Kapellen, die das besser bewerkstelligen können als PERSIAN RISK. Entsprechend schnell langweilt mich "Once A King", zudem sind die Momente, in denen der Metal dem Rock oder Blues weicht so dermaßen aussagelos, dass ich bei jedem Hören kurz vorm wegpennen bin. Trotzdem habe ich eine Note von 6,0 gegeben, was ja noch kein endgültiger Verriss ist, dazu gibt es noch genug Momente, die auf "Once A King" Spaß machen. 'Battlecry', 'Asylum' oder 'Killer' hat viele solcher Momente, auch die Gitarren können mit kräftigen Licks immer wieder mal überzeugen, ebenso der über allem schwebende prägnante Gesang. Insgesamt höre ich aber lieber weg.

Note: 6,0/10
[Jakob Ehmke]



Würde die Band immer so ähnlich agieren wie bei 'Battlecry', dann säße recht problemlos eine höhere Note drin. Aber was mich an der grundsätzlich sehr guten Veröffentlichung von PERSIAN RISK am meisten stört, sind die aus meiner Sicht hier und da auftretenden seichten Passagen. Diese munden mir, obwohl ich grundsätzlich auch ruhige Musik sehr gerne mag, in diesem Kontext überhaupt nicht (am deutlichsten wird dies beim Titeltrack oder beim Refrain von 'Riding High'). Lässt man diesen Missstand aber mal außen vor, bekommt man auf "Once A King" allerdings wirklich vorzügliche Traditionskunst geboten, die Fans der alten Schule sicher mit offenen Armen empfangen werden: 'Wasteland' startet mit einem MAIDEN-Gedächtnis-Feuerwerk, 'Women And Rock' klingt rifftechnisch wirklich nach AC/DC und bei 'Fist Of Fury' singt einem die Lead-Gitarre vor, wo es langzugehen hat. Das ist einfach gutes Songmaterial mit einem starken Sänger. Hätten PERSIAN RISK mal durchgehend die Saiten krachen lassen, würden an dieser Stelle vielleicht sogar euphorische Worte stehen.

Note: 8,0/10
[Oliver Paßgang]





Puh, irgendwie tue ich mich zugegeben schwer mit der Besprechung dieses Albums. Nicht dass es schwere Kost wäre, was man hier geboten bekommt - ganz im Gegenteil: die Melodien gehen sofort in's Ohr, die Songs sind alle eingängig und progressiv-verwinkelte Spielereien sucht man hier ebenso vergebens. Allerdings liegt auch genau hier die Krux: während der Gesang von Carl Sentance einfach phantastisch ist und die Gitarren stellenweise überzeugen, ist so manches mal nach dem halben Lied die Luft irgendwie raus bei mir. Während das Einstiegs-Doppel um Refrain-Melodie-Wunder 'Asylum' und dem ebenbürtigen 'Riding High' mächtig Laune machen und zum mitträllern einladen wandert mein Finger nach der Hälfte von 'Killers' bereits beim dritten Durchlauf zur Skip-Taste. Und mit einer Ausnahme bleiben die kürzeren Lieder auch die deutlichen Gewinner der Platte, Negativ-Schlagseite bekommt der Briten-Kreuzer meines Erachtens durch etwas lahme, immer gleiche Rhythmusgitarren und die vor allem zahnlose, uninspirierte und vorhersehbare Schlagzeugarbeit. Hier wäre etwas Abwechslung nett gewesen, das eine Schlagzeugpattern, auf dem das halbe Album fußt, ist auf Dauer schon fast penetrant. Ich muss aber auch noch sagen, dass ich im Gegensatz zum Großteil der Redaktion den Titeltrack super finde, erinnert er mich wie auch 'Ride the Storm' doch stark an 80er Jahre WHITESNAKE-Songs. Einzig die "uhhs" in der Mitte sind tatsächliche Lusttöter. Alles in allem ein gutes Album einer der vielen (fast) vergessenen Helden der ersten Stunden, der aber etwas Drive sicherlich gut getan hätte, um die an sich guten Songs mit noch besseren Melodien zu dem Überalbum zu machen, das hier drin gewesen wäre.

Note: 7,5/10

[Simon Volz]

Nachdem in dieser Gruppentherapie bisher zwar ausschließlich wohlwollende Reaktionen zu lesen waren, diese aber die Masseneuphorie nur unzureichend widerspiegeln, die den Soundcheck beim Hören von "Once A King" durchzuckt hat, ist es offenbar an mir, Hauptrezensent Holger in seiner Begeisterung zur Seite zu springen und auch im Rahmen der Gruppentherapie klar zu machen, warum der souveräne Sounchecksieg so verdient ist. Was ist es also, das PERSIAN RISK auf diesen Spitzenrang katapultiert? Nun, es ist so simpel wie überzeugend: Die Band um Carl Sentance macht einfach melodisch, kompositorisch, gesanglich und produktionstechnisch alles richtig. Der warme, klare Gitarrensound ist differenziert und heavy zugleich, so kommen die feinen harmonischen Auflösungen super zur Geltung. Allgemein fängt die Band die melodisch hardrockige Seite der NWoBHM-Ära wunderbar ein und bringt sie perfekt ins neue Jahrtausend. Auch der Sänger und Frontmann, den ich vor vielen Jahren mal live mit KROKUS auf dem "Bang Your Head!" erleben durfte, bringt sein vollendetes Goldkehlchen mal einschmeichelnd, mal schneidend und immer eindringlich an den Hörer, und bei Volltreffern wie dem dynamischen 'Riding High', dem ziemlich spacigen und dabei doch metallisch harten 'Killer', dem bluesig-verträumten 'Soul Deceiver' mit seinen flammenden Riffs und Leads, oder dem entspannt stadionrockenden Titelsong geht einfach der Griff direkt zur Luftgitarre. Das Album setzt zudem weitere Akzente beim flott-harten 'Battlecry', beim vor intensivem Drive nur so strotzenden 'Wasteland' oder beim balladesken 'Ride The Storm' - kurzum, das Album ist die perfekte Sommerplatte, und vor dem inneren Auge sieht man im kalten Winter buchstäblich vor sich, wie die Band im Sommer bei einem verschwitzten Open Air in Balingen oder in Brande-Hörnerkirchen das Traditionsbangervolk zum Abrocken bringt. Nach 25 Jahren die alte Klasse so einzufangen, ist wirklich eine nicht alltägliche Kunst!

Note: 9,5/10

[Rüdiger Stehle]
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Das 10 Punkte-Hauptreview von Holger findet ihr hier

Redakteur:
Thomas Becker

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