Interview mit Bob Beeman, dem Heavy-Metal-Pastor

26.08.2009 | 14:12

Ein Mann, der nur aus zwei Koffern lebt, spricht über die Bedeutung des Heavy Metals und darüber, dass man auch mit 50 noch Black Metal und Metalcore lieben kann. Pastor Bob, Gründer der Sanctuary-International-Kirche, hat viele Bands wie STRYPER, BLOODGOOD oder GUARDIAN geprägt und spricht nun im POWERMETAL.de-Interview über seine Arbeit, sein Leben und seine Planungen.

Pastor Bob Beeman dürfte dem einen oder anderen aus den Booklets mancher CDs aus den 80er oder 90er Jahren bekannt sein, in denen er eine Kurzbotschaft an die Hörer der CD richtete. Im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen verurteilte Pastor Bob niemals die "teuflische" Rockmusik. Der wohl erste Heavy-Metal-Pastor gründete vor 25 Jahren mit Sanctuary International eine Organisation, die christliche Musiker fördert und unterstützt. Heute spricht Pastor Bob, der in seiner Schulzeit stotterte, auf vielen Festivals rund um den Globus.

Hallo Pastor Bob, da dich viele unserer Leser noch nicht kennen, möchte ich dich zuerst einmal bitten etwas über dich zu erzählen.


Pastor Bob: Ich bin seit 1971 in unterschiedlichen Funktionen mit der Initialisierung christlicher Rockmusik beschäftigt. Es war mir immer eine Herzensangelegenheit den Menschen, die mehr über Jesus wissen wollen, durch Musik von Jesus zu erzählen.

Du hast eine Organisation namens Sanctuary International gegründet.

Pastor Bob: Wir haben mit STRYPER zusammen begonnen. Michael Sweet war der erste Anbetungsleiter. Leider musste er schon nach wenigen Monaten aufhören, weil STRYPER so populär geworden war.
Bei Sanctuary geht es um die Nachfolge Jesu Christi. Sanctuary wurde für die Metalheads gegründet, die Jesus nachfolgen wollen. Das ist der Hauptgrund für unsere Arbeit. Wo auch immer wir in der Welt sind, versuchen wir, nicht nur Festivals zu besuchen, sondern auch Heimkreise und Bibelunterricht zu etablieren.


Ich habe gelesen, dass du auch mit Obdachlosen arbeitest?

Pastor Bob: Ich habe eine Obdachlosenhilfe in Nashville mit dem Namen "The Bridge Bunch" gegründet. Wir geben da ca. 100 Menschen mehrmals die Woche unter einer Brücke nahe der Innenstadt zu essen. Mehr kann man auf unserer Homepage nachlesen.

Stimmt es, dass du dein Hab und Gut auf eBay verkauft hast?

Pastor Bob: Ja, also zumindest das meiste. Ich reise so viel, dass ich wirklich nicht mehr viel benötige. Mein Besitz wurde eher zu einer Belastung als ein Segen zu sein. Ich habe mir nur ein paar Fotos als Andenken gemacht. Und nun kann ich mit meinen zwei Koffern verreisen und habe alles, was ich benötige.

Wo lebst du dann?

Pastor Bob: Ich habe ein Zimmer bei meinem Bruder in Nashville, Tennessee. Aber ich verbringe sehr viel Zeit zwischen Dänemark, Schweden und der Schweiz. Ich betrachte diese Orte auch als Heimat, als einen Platz, von dem aus ich verreise.

Du bist mittlerweile über 50 Jahre alt und reist um die ganze Welt – von Festival zu Festival. Willst du das für immer machen?

Pastor Bob: Das ist eine sehr gute Frage. Es ist nicht so, dass ich die Reisen an sich genießen würde. Es ist viel eher sehr anstrengend. Dafür genieße ich die Festivals und das Zusammensein mit den anderen Festivalbesuchern. Ich möchte das auf jeden Fall noch so lange machen, wie mir Gott die Kraft dazu gibt.

Was bedeutet Heavy Metal für dich?


Pastor Bob: Heavy Metal an sich bedeutet nicht sonderlich viel für mich. Es sind die Menschen, die mir was bedeuten. Es war niemals wegen der Musik, sondern wegen der Menschen und dem Lebensstil. UND – ich mag die Musik einfach.

Wie ergeht es dir mit extremeren Metalstilen wie Black Metal oder Metalcore? Magst du sie?

Pastor Bob: Ja, auf jeden Fall. An sich bin ich zur Zeit meistens von dieser Musik umgeben.

Du hast vorhin erzählt, dass Michael Sweet euer erster Anbetungsleiter war. Wie gefällt dir das neue STRYPER-Album "Murder By Pride"?

Pastor Bob: Ich finde das neue Album großartig. Das sind wunderbare Jungs - mit einem weiten Herzen für die Menschen und für den Herrn. Ich bin sehr froh, dass sie weitermachen.

Dale Thompson hat angekündigt, dass sie ihr letztes BRIDE-Album herausbringen werden.

Ich denke alle guten Dinge kommen auch mal an ein Ende. BRIDE haben eine sehr lange und erfolgreiche Zeit zusammengewirkt.

Welche Metalbands hörst du derzeit am liebsten?


Pastor Bob: Diese Frage kann ich nicht beantworten! Meine Favoriten sind die Bands, die sich Zeit nehmen mit ihren Fans zu sprechen, die sich in ihrer Musik zu erkennen geben und vor allem die, die verstehen, dass sie nicht sogenannte Rockstars sind!

Hörst du ausschließlich christliche (Metal-)Bands?

Pastor Bob: Oh nein! Ich wuchs mit ELVIS PRESLEY auf, also liebe ich eine große Bandbreite von Musik. Angefangen vom klassischen Rock bis hin zur Klassik, vom Jazz bis zum Black Metal. Wenn du auf meinen Ipod sehen könntest, würdest du denken, ich sei verrückt.

Ist deine christliche Botschaft konfessionell geprägt oder hast du eine universelle oder ökumenische Botschaft?

Pastor Bob: Meine Botschaft basiert auf der Gnade Gottes. Ich folge nicht irgendeiner Art von Botschaft und ich habe auch keine universelle oder ökumenische Stiftung. Ich möchte einfach nur den Menschen erzählen, dass der Weg mit Jesus Christus ein ganz persönlicher Weg ist.

Wie denkst du über Christen wie Tom Araya, der ja nicht gerade christliche Botschaften in seinen Texten  hat?


Pastor Bob: Ich denke, das ist sehr gut so. Viele Christen haben viel zu lange ihre Musik programmatisch gesehen. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir unsere Herzen und unseren Lebensstil stärker ausdrücken müssen. Es gibt so vieles im Leben eines Christen. Und überhaupt, wenn ich zu Mittag esse, esse ich da christliches Essen? Wenn ich fahre, fahre ich da ein christliches Auto? Es gibt da einfach so viel mehr für jeden von uns!

Wie schauen deine Pläne für den Rest des Jahres aus?


Pastor Bob: Ich werde voraussichtlich bis nächsten August ununterbrochen auf Tour sein. Dann werde ich vier Monate (vom 15. August bis 15. Dezember) an einer Bibelschule in Nashville lehren. Wenn da jemand teilnehmen will, einfach Bescheid sagen.

Vielen Dank für deine Zeit und alles Gute.

Pastor Bob kann über seinen Facebook-Account kontaktiert werden. Auf der Homepage von Sanctuary International veröffentlicht er täglich eine dreiminütige Podcast-Botschaft. Dort lassen sich auch noch weitere Informationen über Sanctuary International und Pastor Bob Beeman nachlesen.

Redakteur:
Georg Weihrauch

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