KIND IM MAGEN?: Interview mit Trip Tom
01.01.1970 | 01:00Mit dem Album "Nährstoffe im Gehirn Stimmung machen" und der EP "Leben leben!" haben die Musiker der Punkband KIND IM MAGEN? ihren Fuß in die Tür zum Erfolg gesetzt. Diese Tür soll nun mit dem am 29.November erscheinenden Werk "DKVBS" ("Die Kinder vom Bahnhof SoHo") kräftig aufschlagen. Was in Ihrer Heimat bereits längst zum Kultstatus herangewachsen ist, soll nun einem immer breiteren Publikum zugänglich werden. Pünktlich zum Release stand mir Trip Tom(1.v.r.), Bassist, Sänger und lyrischer Mastermind der Band Rede und Antwort. Das interessante Gespräch offenbarte, warum es gut ist an Heiligabend Bands zu gründen, was brennende Puppen damit zu tun haben, und wie man Lieder schreibt, die die 'Welt bewegen'.
Mick:
Hallo Trip, bevor wir loslegen, stell dich doch mal bitte kurz vor.
Trip Tom:
Ich bin Trip Tom, Bassist und Sänger von KIND IM MAGEN?. Zarte 19 Jahre jung und ziemlich viel dafür verantwortlich, was für Musik wir machen.
Mick:
Und wo wir schon dabei sind: Ihr habt recht auffallende Namen. Synonyme oder interessanter Stammbaum? Woher stammt ihr? Alle aus Sonthofen?
Trip Tom:
El Manu und ich kommen nicht aus Sonthofen. Aber wir verbringen dort die meiste Zeit. Man könnte also schon meinen, dass wir dort leben. Unsere Namen gehören zu den Charakteren der Band. Wir durften uns jeder einen aussuchen und ihn dann verkörpern. Das sind unsere großen Rock’n’Roll Nasty Boys, und wir versuchen nur so zu sein wie sie.
Mick:
Trip, bevor wir über eure bisherigen Alben und speziell das neue Album "DKVBS" sprechen, komme ich an einer Frage nicht vorbei: Wie kommt man auf den Bandnamen KIND IM MAGEN? und was hat es damit auf sich?
Trip Tom:
Das war ganz lustig. Unsere Bandgründung war an einem 24. Dezember, also Weihnachten. Und wir feiern Weihnachten immer bei meinem Schlagzeuger Benny von Schaumschlag, dort grillen wir dann auf dem Balkon und machen es uns auf unsere Weise gemütlich. Irgendwann flog dann eine Puppe auf den Grill und Gnagg Flow, er war schon etwas angetrunken, piekste dann mit seiner Gabel in die schmelzende Puppe und wollte sie wirklich essen. Er hat davon einen höllischen Zungenbrand bekommen. Und da das die Story des Jahres war und wir sowieso noch einen Namen suchten, beschlossen wir kurzerhand uns KIND IM MAGEN? zu nennen.
Mick:
Auf eurer EP "Leben leben!" fällt auf, das ihr euch von politischen und sozialkritischen Themen distanziert, obwohl dies im Punkgenre typisch ist. Ich kenne ein ähnliches Prinzip nur von den Lokalhelden meiner Gegend SONNE OST. Was hat euch dazu bewegt Abstand zu halten, wo ihr doch zunächst mit dem 'Anti-NPD Song' auf euch aufmerksam gemacht habt?
Trip Tom:
Das kommt daher, dass wir unsere Einstellung zu Punk Rock über Musik und unsere Art zu leben definieren. Ich will nicht sagen, dass wir unpolitisch sind, aber in der Musik und besonders in den Texten, haben wir Themen, die uns wichtiger sind als Politik. Themen, die uns in erster Linie selbst betreffen und somit mehr Priorität haben. Das hatte sich im Laufe der Zeit geändert. Wir wissen mehr über uns und beschäftigen uns auch viel mehr damit.
Mick:
Kommen wir zum neuen Album. Der Veröffentlichungstermin wurde ja auf Ende November verschoben. Gab's Probleme?
Trip Tom:
Die Produktion hat länger gedauert, als wir es erwartet haben. Da unser Album in Düsseldorf abgemischt wurde, kam es auch zu Kommunikationsproblemen mit unserem Produzenten. Wir waren anfangs auch nicht so mit dem Sound der Platte zufrieden, das hat sich dann aber noch alles geändert, hat dafür aber auch länger gedauert.
Mick:
Was erwartet uns auf dem neuen Album?
Trip Tom:
Oh, recht viel. Auf dem Album sind 14 neue Songs, die sich im Laufe des letzten Jahres angesammelt haben. So findet man zahlreiche Punk-Rock-Kracher, aber im Gegensatz zu der "Leben leben!"-EP auch zwei ruhige, fast schon balladeske Songs. Ein Akustiksong ist auch mit dabei. Wir haben auch extra Wert darauf gelegt, die Songs mehrstimmig zu gestalten und andere Rhythmen und Instrumente einzusetzen. Auf einem der Songs spiele ich erstmals Keyboard. Und es gibt noch viele weitere Specials, die das Album perfekt abrunden und die Songs miteinander verbinden.
Mick:
Eure EP stand unter einem eindeutigen Thema. Gibt es auch für die "DKVBS" ein Konzept, mit dem sich alle Songs beschäftigen?
Trip Tom:
Ein Konzept gab es nicht. Die Songs und die Texte sind über ein Jahr hinaus entstanden und so ist die Platte fast ein kleines Audio-Tagebuch für uns geworden. Es wurden fast alle Gemüts- und Stimmungsschwankungen in die Songs mit eingearbeitet, was man auch raushören kann. Allerdings haben wir, wie auf jeder CD, einen englischsprachigen Song. Das können wir auch.
Mick:
Für wen ist auf dem Album alles was dabei?
Trip Tom:
Für alle, die auf Punk Rock mit deutschen Texten stehen. Aber wir haben ja nicht nur schnelle 1 2 3 4 Rotzsongs. Ich glaube, da wird jeder etwas für sich entdecken.
Mick:
Auf eurer Homepage gibt es bereits den Track 'Welt bewegen' zum runterladen. Der rockt wie die Seuche und lässt Großes erwarten. Hast du die Befürchtung jemand könnte enttäuscht sein?
Trip Tom:
Nein, absolut nicht. Die anderen Songs sind mindestens genauso großes Tennis wie 'Welt bewegen'. Ohne arrogant klingen zu wollen, aber ich bin überzeugt, dass jeder einzelne Song auf dem neuen Album, die 100%ige Berechtigung hat auf dieser CD zu sein. Es gibt eigentlich keine Lückenfüller.
Mick:
Du schreibst den Großteil der Songs selbst. Was welche Ansprüche stellst du an dich selbst, wenn du ein Lied schreibst?
Trip Tom:
Ziemlich hohe sogar. Ich habe mit dem Songschreiben angefangen, weil mir Teile von vielen Liedern nicht so gefallen haben. Also habe ich diese Songs umgeschrieben, z.B. den 'Entertainer'. Da war ich gerade zwölf. So kam es dann auch, dass ich eigene Songs geschrieben habe. Ich habe mir immer überlegt "Was würde ich jetzt hören wollen?" und hab es dann einfach auf die Gitarre übertragen. Viele meiner Songs schmeiße ich gleich wieder weg, weil sie mir selber nicht gefallen. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Melodien und Rhythmen.
Mick:
Also hast du auch eine persönliche Beziehung zu den Liedern? Speziell von der neuen Platte? Gibt es ein eigenes Lieblingslied?
Trip Tom:
Die persönliche Beziehung zu den Songs ist sogar riesengroß. Schließlich "erzähle" ich immer einen Teil von mir. Allerdings in Tönen. Meine Lieblingslieder vom neuen Album sind 'Ende eines Traums' und 'Welt bewegen'. Die haben etwas Neues...
Mick:
Auf eure Musik kann man kaum den berühmten "Die klingen wie …"-Satz beziehen. Gibt es dennoch Inspiration durch andere Bands?
Trip Tom:
Ja, natürlich. Allerdings bezieht sich die Inspiration eher auf die Arrangements und die Art meines Songwritings. Große Vorbilder sind Tim Armstrong von RANCID, der seine Vielfältigkeit ja auch bei den TRANSPLANTS oder PINK gezeigt hat, Chris Cheney von den unterbewerteten THE LIVING END aus Australien und DANKO JONES hat auch etwas Faszinierendes für mich.
Mick:
Die BEATSTEAKS werden in 'Für Party' erwähnt. Nur für den Reim, oder steckt mehr dahinter?
Trip Tom:
Ich kenne die BEATSTEAKS schon recht lange und war sehr auf das neue Album gespannt. Da "Smacksmash" gerade in der Entstehungszeit des Textes herauskam, bauten wir es in die Zeile mit ein. Es war ein Hilferuf, da zu dieser Zeit überall nur Schrott lief. Aber dann sangen auf einmal alle "Hand In Hand"...
Mick:
Mit der Abkürzung "DKVBS", ohne den Sinn dahinter, habt ihr sicher für allerlei Wirbel und Gerüchte gesorgt. War das so geplant?
Trip Tom:
Das mit der Abkürzung kam eher zufällig, und wir hatten daraus den Marketing-Effekt erkannt. Plötzlich fragten nämlich alle, was denn "DKVBS" bedeuten soll.
Mick:
Mit dem Titel zum neuen Album "Die Kinder vom Bahnhof SoHo" verbindet ihr euch mit eurer Heimat. Habt ihr eine besondere Beziehung zu Sonthofen? Und wenn ja, eine positive, oder eine SLIPKNOT/Iowa-Beziehung?
Trip Tom:
Definitv eine Positive. Wie schon gesagt beinhaltet "DKVBS" Texte, die sich rund um Sonthofen drehen. Und so fand sich mit "Die Kinder vom Bahnhof SoHo", was auch eine Anspielung auf den Buchtitel von Christiane F. ist, der perfekte Titel. Die Kinder, das sind wir, unser Proberaum ist beim Bahnhof und Soho ist unsere eigene Rock’n’Roll-City. Da passt alles.
Mick:
Spricht man über KIM, so wird in einem Atemzug über euren schrillen Kleidungsstil und die abgefahrene Bühneshow berichtet. Erzähl uns mehr dazu, wie läuft eine KIM-Show ab?
Trip Tom:
Auf der Bühne haben wir viele Dekorationen und Leuchteffekte. Alles ist in unseren drei Lieblingsfarben schwarz, weiß, rot gehalten. Genauso wie unsere selbstkreierten Bühnenoutfits. In unsere "Sexy Punkrock Revueshow" binden wir das Publikum immer mit ein. Wir haben da einige Specials parat und wir zelebrieren unsere Songs, wie es auch unsere "Rock’n’Roll Nasty Boys" tun würden. ROCK!
Mick:
Zum Abschluss: Was auch immer du den Lesern und Hörern gern sagen willst, kannst du jetzt hier loswerden.
Trip Tom:
Schaut mal auf unserer Internetseite vorbei und hört euch unser neues Album "DKVBS - Die Kinder vom Bahnhof Soho" an, denn es wird euch gefallen. Wir werden auch sicherlich mal in eurer Nähe ein Konzert spielen, denn wir werden euch nicht in Ruhe lassen ... Stay sexy!!
Mick:
Vielen Dank für deine Geduld. Ich hoffe wir hören uns nach der Veröffentlichung eures Albums wieder, vielleicht ja auch mal bei einem Live-Gig.
- Redakteur:
- Michael Langlotz