MISTER KITE: Interview mit Magnus Kristensson

01.01.1970 | 01:00

MISTER KITE haben mit "Box Of Fear" ein weiteres gutes, sehr eigenständiges Album vorgelegt, das sich nur sehr schwer kategorisieren lässt. Für Hardrock zu hart, für New Rock zu wenig modern. Der Spagat zwischen den Stühlen schein den Schweden aber zu gefallen. Ich fühlte den Herren mal auf den Zahn. Meine Fragen beantwortete Gitarrist Magnus Kristensson.


Peter:
Als Erstes mal Glückwunsch zu einem weiteren starken Album. Wie sind denn die Reaktionen bisher?

Magnus:
Vielen Dank! Wir sind wirklich glücklich mit dem Ergebnis. Sowohl mit dem Songwriting als auch mit dem unglaublichen Sound auf dem Album. Wir haben bisher schon einige exzellente Kritiken für das Album bekommen und eine Menge Anfragen für Interviews. Es sieht so aus, als ob die Rezensenten vor allem den etwas härteren Anstrich des Albums mögen, im Vergleich zur etwas progressiveren Ausrichtung unseres Debüts "All In Time".

Peter:
Das geht mir ähnlich. Auch mir gefällt die härtere Ausrichtung von "Box Of Fear" sehr gut. Ist das die sogenannte musikalische Weiterentwicklung?

Magnus:
Ja, das kann man musikalische Weiterentwicklung nennen. Wir dachten eigentlich gar nicht, dass "All In Time" so progressiv war, aber viele Hörer haben uns in diese Schublade gesteckt. Ich denke, dass unser "neuer" Sound sehr viel eher das ist, was MISTER KITE ausmacht.

Peter:
Mittlerweile fällt es mir wirklich schwer, eure Musik in irgendeine Schublade zu stecken. Für normalen Hardrock klingt es nicht old-school genug, es ist ja doch eher ein moderner Sound. Aber wenn ich es 'Modern Rock' nenne, denkt man wohl eher an Bands wie GODSMACK etc. Wie würdest du also euren Stil beschreiben?

Magnus:
Wir finden es genauso schwer wie du, unsere Musik in irgendeine Schublade zu stecken. Das Problem tritt auf, da wir nie über den Stil nachdenken, wenn wir unsere Songs schreiben. Wir schreiben einfach die Musik, die wir mögen und scheren uns nicht darum, ob das jemand in irgendeine Schublade steckt oder nicht. Ich denke, wenn wir darüber nachdenken würden, während wir Songs schreiben, wären wir gar nicht fähig irgendwelche Songs zu schreiben. Doch ich denke, dass der Begriff 'Modern Rock' eine gute Kategorie ist. Das dürfte einem eine ungefähre Vorstellung davon geben, wie MISTER KITE klingen, auch wenn wir natürlich nicht nach GODSMACK klingen. Vielleicht ist 'Modern Hard Rock' eine noch bessere Beschreibung.

Peter:
Welcher Fan soll denn euer Album kaufen und vor allem, warum?

Magnus:
Ich denke, dass jeder, der auf härtere, gitarrenorientierte Musik mit viel Melodien und eingängigen Refrains steht, auch unser Album mögen kann.

Peter:
Es sieht so aus als wärt ihr echte Teamplayer, da alle Credits an MISTER KITE gehen. Schreibt ihr wirklich alle Songs zusammen? Oder ist das eher eine Art Bandphilosophie?

Magnus:
Das ist eher eine Art Bandphilosophie – wir verteilen immer alle Credits gleichmäßig innerhalb der Band. Eigentlich schreibe ich die Songs meistens zusammen mit Alf Wemmenlind (v.). Bei den Lyrics ist Anton Johansson (b.) auch zu einem großen Teil dabei. Bei den Arrangements ist dann die ganze Band zusammen und jeder bringt seine Ideen mit ein.

Peter:
Was kannst du mir über die Texte erzählen?

Magnus:
Die Texte handeln von all den Dingen, die um uns herum jeden Tag in der Welt passieren und welche Gefühle oder auch Ängste dies verursacht. Der Song 'I Know You Know' ist zum Beispiel ein Anti-Kriegs-Song, der vom Krieg im Irak inspiriert wurde.

Ich versuche mal jeden Song mit einem einzigen Wort zu beschreiben: 'From This Day On' – Einsicht, 'How Long' – Unschlüssigkeit, 'Evil Bob' – List, 'I Know You Know' – Angst, 'Into Nothing – Überzeugung, 'In This Room' – Zweifel, 'State' – Wut, 'Do Your Worst' – Frustration, 'The Hunger' – Begierde, 'Box Of Fear' - Erwartung

Peter:
Wer ist denn 'Evil Bob'?

Magnus:
Er ist eine fiktive Figur, die alles repräsentiert, was schlecht und korrupt ist in der Musikindustrie. Das ist jetzt keine bestimmte Person, mit der wir irgendwelche negativen Erfahrungen gemacht haben, aber du würdest einige der Storys nicht glauben, die wir von anderen Bands gehört haben über komische Gestalten, die nur versuchen dich auszunehmen, sobald sie die Möglichkeit dazu haben.

Peter:
Wie waren deine Eindrücke von der Tour mit DIO?

Magnus:
Das war wirklich eine großartige Erfahrung für uns. Alle, mit denen wir auf der Tour in Berührung gekommen sind, waren wirklich großartige Menschen. Die Band, die Crew, der Tourmanager. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so hilfsbereit wären wie sie waren. Ich würde wirklich gerne noch einmal mit DIO auf Tour gehen.

Peter:
A propos Tour. Gibt es denn schon Tourpläne bisher?

Magnus:
Im Augenblick arbeiten wir hart daran, uns bei so vielen Festivals wie möglich auf das Billing zu bringen. Der einzige Gig, der bisher bestätigt ist, ist das Headway Festival in Amstelveen, Holland. Das findet am ersten Aprilwochenende im P60 statt. Checkt mal die offizielle Webseite http://www.headwayfestival.com an.

Peter:
Was sind eure Ziele mit MISTER KITE?

Magnus:
Nun, mein Hauptziel war schon immer, nur von der Musik zu leben und das ist auch mein erstes Ziel mit MISTER KITE. Klar, es wäre toll, wenn wir Rockstars, unglaublich viel Geld verdienen und in einer schicken Villa in Hollywood leben würden. Aber es geht ja nicht nur um sowas. Musik bedeutet mir sehr viel mehr als das.

Peter:
Was wäre dein Line-up, wenn du eine All-Star-Band zusammenstellen könntest?

Magnus:
Das ist eine schwere Frage! Ich denke ans Schlagzeug würde ich Morgan Agren oder Tomas Haake von MESHUGGAH setzen – ich kann mich einfach nicht zwischen den Beiden entscheiden. Okay, haben wir eben zwei Drummer! Am Bass hätte ich gerne Les Claypool von PRIMUS. Hm, als Gitarristen würde ich wohl Ronni Le Tekrö von TNT und Mattias Eklundh von FREAK KITCHEN wählen. Ach egal, Ron Thal – oder Bumblefoot, wie er auch genannt wird – würde ich noch als dritten Gitarristen nehmen. Und falls diese Band einen Keyboarder hätte, wäre es Jordan Rudess von DREAM THEATER. Der schwierigste Teil ist wohl, einen Sänger zu wählen. Aber da es wohl utopisch ist, dass diese Band jemals existiert, würde ich wohl meinen absoluten Lieblingssänger nehmen – Layne Stayley von ALICE IN CHAINS in seinen späten Zeiten.

Peter:
Und wie wäre dein Traumbilling auf einem Festival?

Magnus:
Ich würde natürlich gerne MISTER KITE neben all meinen Lieblingsbands sehen. ANTHRAX, SOILWORK, A PERFECT CIRCLE, MESHUGGAH, FREAK KITCHEN, BLACK LABEL SOCIETY, FEAR FACTORY, DEVIN TOWNSEND, ONE MINUTE SILENCE, OPETH, TOOL, NEVERMORE, TESTAMENT, MEGADETH und IN FLAMES. Um nur mal ein paar zu nennen.

Peter:
Was denkst du von Online-Magazinen? Bist du so was wie ein Internetjunkie?

Magnus:
Ich persönlich liebe Online-Magazine und Fanzines und bin definitiv ein Internetjunkie. Ich verbringe deutlich mehr Zeit im Internet, als ich mir eigentlich leisten kann. Ich meine, wenn ich die Zeit, die ich im Internet verbringe, darauf verwenden würde, neue Songs zu schreiben, könnten wir wohl jedes Jahr ein neues Album veröffentlichen und ich hätte wohl sogar noch etwas Zeit, um ein Soloalbum zu machen… ;-)

Redakteur:
Peter Kubaschk

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