Musik für die Augen: Albumkunst im Fokus - Nachtansichten

10.09.2008 | 07:39

Vor etwa zwei Monaten stellten wir uns und Euch die Frage: Was ist das beste Cover zum Thema Nacht? Und wodurch zeichnet es sich dafür aus? Nun präsentieren wir Euch die Ergebnisse und die Gewinner unseres Preisausschreibens. Und natürlich stellen wir Euch auch das Thema und die Gewinne der nächsten Auslobung vor. Es lohnt sich!

Besten Dank an die Sponsoren dieser Ausgabe: Finest Noise, Roadrunner Records, Metal Blade Records und Hardbeat Promotion!

Cover Nummer eins der Redaktion wurde - übrigens erst in der Stichwahl - die Nachtansicht zum KATATONIA-Album "Tonight's Decision". Ein geheimnisvolles Artwork, dessen genaue Bedeutung im Nebel liegt, das gespenstisch und doch so real wirkt.
KATATONIA Tristesse liegt in der Luft, nicht nur wegen der mehrfach denkbaren und frei zu deutenden Todessymbolik. Auch der wie eingefroren wirkende Moment des Bildes lädt zu Nachtgedanken ein. Wer ist der Mann auf den Schienen? Was tut er dort mitten in der Nacht, scheinbar ganz alleine? Obwohl da ja noch der schwarze Vogel ist, den er zu grüßen scheint. In welcher Beziehung stehen die beiden, und in welcher Beziehung zu den Schienen, die sich in beiden Richtungen im Ungewissen verlieren und doch so unverrückbar fest liegen? Woran diese Person wohl denkt? Geht es wirklich nur um "Tonight's Decision" oder auch um längst vergangene Entscheidungen, die vielleicht hierher geführt haben? Und was gibt es jetzt noch zu entscheiden?

Auf diese Fragen haben natürlich auch wir keine eindeutige Antwort, ja sogar der Künstler selbst hält sich in den Einzelheiten bedeckt. Dennoch haben wir von Travis Smith einige interessante Antworten erhalten. Aber lest selbst:
[Eike Schmitz]

Powermetal.de
:
Bitte erzähle uns, welche Materialien und Techniken du für dieses Kunstwerk verwendet hast und ob sie in irgendeiner Form von deiner sonstigen Arbeitsweise abweichen.

Travis Smith
:
Zum größten Teil wurde das auf ähnlichem Weg gemacht wie bei meinen anderen Arbeiten: Fotografisches zusammenstellen. Diesmal beinhaltete es, etwas mehr zu reisen, um die Fotos von den Bahnschienen zu erhalten. Ich brauchte die perfekten, die perfekt in gerader Linie auf den Horizont zulaufen, und die am nächsten gelegenen waren draußen in der Wüste, ein paar Stunden von hier aus.

PM
:
Wie kam es dazu, dass du das Werk schufst? Bist du mit der Band in Kontakt gekommen, oder hat dich das Label kontaktiert?

Travis
:
Das ist wohl eine meiner liebsten Geschichten "mit Arbeitsbezug". Ich wurde tatsächlich von Anders selbst kontaktiert. Er hatte eine E-Mail dazu geschrieben und auch erklärt, wer er ist. KATATONIA waren (und sind) eine meiner liebsten Bands, und "Discouraged Ones" hörte ich zu dieser Zeit ständig. Ich war bei der Arbeit (damals an einem anderen Job), als ich die Mail las. Ich dachte, es sei ein Witz. Wir verstanden uns sofort und probierten ein paar Sachen für das Projekt aus.

PM
:
Bekamst du irgendwelche Anweisungen für das Kunstwerk?

Travis
:
Wenn ich mich recht erinnere, hatte die ursprüngliche Idee etwas mit Bahntunneln zu tun. Ich glaube, es wurden Geister (wörtlich oder im übertragenen Sinne) derer erwähnt, die dort durchgekommen waren. Er benutzte den Ausdruck "running the tunnels" als mögliche Titelauswahl. Eine Sache, die wir uns vorstellen konnten, war eine Fotografie mit Blick tief aus dem Tunnel nach draußen und mit den sich entfernenden Gleisen. Das war der Hauptgrund dafür, dass dort Gleise sind, und meine Suche nach einem guten Tunnel blieb fruchtlos. Ich probierte einige alternative Ideen aus, die mir bei dem Thema zu bleiben schienen, und einige davon mochten sie. Das ist, noch einmal, alles aus dem Gedächtnis. Ich könnte Dinge vergessen oder sie rückwirkend unterbewusst ändern (haha). Ich würde immer noch gerne eines Tages die ursprüngliche Idee umsetzen - einfach, um für uns selbst zu sehen, was jetzt dabei rauskommen könnte.

PM
:
Gab es irgendwelche vorangehenden Skizzen, die du mit der Band besprochen hast? Und was wurde gegebenenfalls noch daran geändert?

Travis
:
Ich meine nicht, dass es (viele) Skizzen gab. Zu jeder Idee, die ich hatte, habe ich Rohentwürfe digital gemacht, und die, die behalten wurden, wurden zu dem Kunstwerk, das tatsächlich verwendet wurde.

PM
:
Gab es irgendwelche Diskussionen mit dem Label bezüglich des Artworks?

Travis
:
Keine, an die ich mich konkret erinnern kann. Es gab keine Einmischung oder irgendetwas, an das ich mich erinnern könnte. Ich glaube, sie waren glücklich damit.

PM
:
Kannst du das Konzept, die Idee dahinter näher beschreiben?

Travis
:
Das Cover basierte auf dem bereits Genannten, und der Stoff für die Innenseiten zu jedem Song bestand entweder aus spezifischen Ideen von Anders und Jonas oder aus Dingen, die ich mir überlegt hatte, damit es zum Cover passt. Wir schienen ein Thema rund um den Reisenden zu entwickeln. Das nahm unterdessen eine Art Eigenleben an. Ich erinnere mich, dass ich mir viele eigene Gedanken darüber machte. Was ich damit meine, ist einfach, was das ganze Album und die Texte mir sagten. Eine gewissermaßen wandernde, einsame Seele und die Orte, an denen er gewesen ist und wohin er noch gehen muss, und die Dinge, die er mitnehmen oder zurücklassen muss. Es bedeutet für mich ein paar unterschiedliche Dinge.

PM
:
Gibt es eine Verbindung zur Konzeption des Albums oder zu den Texten, die du in deinen Worten beschreiben kannst?

Travis
:
Soweit es um eine direkte Verbindung zwischen dem gesamten Artwork und den Texten geht, weiß ich das nicht. Ich kann es gewiss so zusammenschnüren, dass es zu dem passt, was mir die Dinge bedeuten. Ich glaube nicht, dass es ein Konzept im traditionellen Sinne einer einheitlichen Erzählung sein sollte. Es gibt da einige Sachen, die auf Spezifika der Texte verweisen (die Illustration der heraufziehenden Dunkelheit zum Beispiel, die metaphorisch, nicht im wörtlichen Sinne, zu den Texten passt, aber immer noch ein Element aus dem Rest des Artworks mit einbringt), und andere, die das nicht tun. Aber alles ist dazu da, gewissermaßen die Essenz der Texte einzufangen und zu vermitteln, wenn sie nicht direkt vermittelt wird. Wie gesagt, gibt es Verbindungen und Bedeutungen für mich, aber um eine einfache Antwort zu bekommen, fragt man vielleicht besser Jonas danach. Es sind seine Texte, und ich kann nur antworten, wie ich es aus meinem Blickwinkel sehe, und ich bin mir sicher, er könnte es besser ausdrücken.

PM
:
Du hast viele andere Albumcover gestaltet. Welches sind deine liebsten?

Travis
:
Meine liebsten sind einige von denen, die ich für KATATONIA, DEVIN TOWNSEND, OPETH und ANATHEMA gemacht habe.

PM
:
Gibt es eventuell verschiedene Versionen des Artworks, vielleicht für Spezial-Ausgaben, Vinyl oder Anderes?

Travis
:
Nein. Diesmal kriegt man, was man sieht. Obwohl: Ich glaube, die erste Pressung hatte das falsche Artwork auf dem Träger, was aber später korrigiert wurde. Also könnte es davon noch irgendwo Exemplare geben. Es gab dafür zwei Ideen, und nur die eine sollte behalten werden.

PM
:
Hast du, da dies ein Metal-Cover ist, bei der Arbeit für das Artwork über typische Metal-Stereotypen und Klischees nachgedacht?

Travis
:
Nein. Ich denke nicht, dass ich es jemals als Metalcover angesehen habe. Auf diese Weise kam es mir nie in den Sinn. Ich sah es als ein eigenes Ding für sich, mit seinen eigenen Gegebenheiten. Nachdem ich mit Anders sprach, gingen meine Gedanken in eine ganz andere Richtung. Das ist tatsächlich eine Sache, an die ich mich erinnere - wie anders und erfrischend sich die gesamte Idee anfühlte, und es war sehr inspirierend. Wenn ich mit KATATONIA arbeite, ist das gewohntermaßen so.

PM
:
In welchem Bereich arbeitest du für gewöhnlich, wofür erhältst du Aufträge? Welche Arbeit hast du zuletzt geschaffen?

Travis
:
Das ist im Moment mein gewohnter Arbeitsbereich. Die letzten Sachen, die ich diese Woche [Red.: um den 31. August 2008] gemacht habe, waren: die DVD "The Roundhouse Tapes" für OPETH fertigzustellen und ein paar Layouts für das neue CRADLE OF FILTH-Album. Das neue HEAD-Album habe ich auch gemacht. Ich habe ein paar andere Projekte, die ebenfalls gerade eingetütet werden; aber dies waren die letzten Sachen, die ich fertiggestellt habe.

PM
:
Bist du ein Metalfan? Hörst du dir die Musik für gewöhnlich an, bevor du dich ans Werk machst?

Travis
:
Ja, und ich habe wirklich das Glück, mit einigen meiner liebsten Bands auf der Welt gearbeitet zu haben.

PM
:
Welche Alben hörst du am liebsten, und für welche hättest du liebend gerne das Artwork erstellt?

Travis
:
Diese Antwort kann unterschiedlich ausfallen; und es sind nicht unbedingt einunddieselben. Einige Alben liebe ich, habe nicht das Artwork dafür gemacht, würde sie aber nicht verändern, weil sie eventuell schon perfekt für mich sind. Selbst so gibt es viele, die ich liebe und die mir einige gute Ideen liefern und von denen ich denke, dass es wohl ein Projekt gewesen sein wird, an dem ich gerne gearbeitet hätte. "Fear Of A Blank Planet" von PORCUPINE TREE ist ein Beispiel (von vielen) dafür.

[Interviewfragen von: Frank Jaeger, Stephan Voigtländer, Eike Schmitz]

Es heißt, wer den Schwarzen Tod einmal überstanden hat, laufe nie wieder Gefahr, erneut infiziert zu werden. Dies scheint sich bei KATATONIA zu bewähren. Als eine vom Schwarzen Tod angehauchte Doom-Band entwickelte sich das Gespann schrittweise weiter in Richtung doomiger, melancholischer Alternativ-Rock. Nachdem Sänger Jonas Renske sein Metal-Pseudonym Lord Seth abgelegt und, seit mit Mikael Åkerfeldt von OPETH zeitweilig ein zweiter Sänger zur Besetzung gehörte, sich stärker dem sauberen Gesang zuwandte und dem Kollegen das Einsingen der harschen Stimme überließ, wurde bei KATATONIA aus Doom Metal nach und nach Depressivrock. Bei der EP "Saw You Drown" war nur noch Renskes klare Stimme zu hören, und dann folge mit "Discouraged Ones" die Scheibe, die Travis Smith im Interview als bei ihm in Dauerrotation laufend bezeichnete, als ihn der Auftrag zum Entwerfen des Coverartworks für "Tonight's Decision" erreichte. Über dieses Album schrieb Rainer Raithel damals für POWERMETAL.de: "Mit ihrem neuesten Werk "Tonight's Decision" erweisen sich die Schweden einmal mehr als im positiven Sinne unberechenbar. Ihre schwarzmetallisch angehauchten Tage gehören ohnehin längst der Vergangenheit an, auf ihrem aktuellen Output setzen die Skandinavier den auf dem Vorgänger "Discouraged Ones" eingeschlagenen Kurs mit aller Konsequenz fort und zelebrieren melancholischen Gitarrenrock, der dem Hörer wahre Schauer über den Rücken laufen lässt." Die Schienen in diese Richtung waren mit "Tonight's Decision" bereits gelegt. Doch wohin sollte KATATONIA die Reise führen? Wieder erfolgte ein Zwischenschritt mit einer EP ("Teargas"), bevor das nächste Album erschien: "Last Fair Deal Gone Down". Wieder rezensierte Rainer Raithel: "Einmal mehr haben Renkse & Co. ihren Stil leicht modifiziert, nach der rabenschwarzen Grundstimmung der depressiven "Tonight´s Decision"-Scheibe geht man anno 2001 wieder eine Spur lebensbejahender zu Werke. Der Hörer bekommt den Eindruck vermittelt, daß für das Quartett nach einer Nacht voller Verzweiflung ein neuer Morgen angebrochen ist, dem es trotz alter und neuer Probleme mit etwas mehr Mut begegnet. Anders ausgedrückt, die Skandinavier sehen wieder ein Licht am Ende des Tunnels." Aus der Rückschau lässt sich sagen: Travis Smith scheint beim Kreiren des Artworks zu "Tonight's Decision" eine prophetische Gabe besessen zu haben, als er die Figur auf seinem Cover einen Seitenblick ins vergleichsweise Helle wagen ließ.

Wie bereits angedeutet, war es in der Redaktion ein ganz knappes Rennen zwischen dem Artwork des grandiosen Travis Smith (checkt seine Website!) und dem eines weiteren, nicht nur in Fantasykreisen nicht ganz unbekannten Künstlers. Doch bevor wir gleich zum zweitplazierten Coverartwork kommen, seien noch zwei kurze Hinweise gestattet: Erstens darauf, dass es der Zufall so wollte, dass dieses vom gleichen Menschen stammt, der auch das Artwork schuf, auf welches uns die schönste Prosa-Ode von Eurer Seite erreichte, liebe Leser. Und zweitens darauf, dass die redaktionsinterne Abstimmung wirklich so knapp ausging, dass wir Euch eine Galerie mit den übrigen Nominationen nicht vorenthalten wollen. Aber dazu später mehr...
IRON MAIDEN Denn nun gilt es wirklich, den Mann zu Ehren, der einem der Metal-Maskottchen schlechthin einen neuen, so noch nicht dagewesenen, furchterregenden Look verpasste: Melvyn Grant. Und wenn es schon heißt furcht-erregend, was läge dann beim Thema Nacht näher, als ein Cover zu einem Album, dessen Titelsong ebendiese Furcht vor der nächtlichen Dunkelheit besingt? Eben. Und darum folgt auf Platz 2 das Artwork von "Fear Of The Dark" mit dem baumverwachsenen Eddie. Und an IRON MAIDEN geht der Gruß: "Good choice, mates!" Melvyn Grant hat aber nicht nur für dieses Album der britischen Heavy-Metal-Institution das Coverartwork gestaltet, sondern auch für "Virtual XI" sowie "Death On The Road". Und wenn wir hier so vom Hölzchen auf's Stöckchen kommen, so macht das überhaupt nichts, denn es wird ohnehin noch kleinschrittiger. Es hat sich nämlich nicht nur die Redaktion Gedanken um das Schaffen des Herrn gemacht, sondern auch seitens unserer Leserschaft besteht ein wohlwollendes Interesse an seiner Kunst. Die Rubrik "Musik für die Augen" trägt zwar den bezeichnenden Untertitel "Albenkunst im Fokus", aber wenn uns ein derart schwelgerischer Text wie der von Daniel Kurfess zur IRON MAIDEN-Single 'The Reincarnation Of Benjamin Breeg' erreicht, dann drücken wir auch schon einmal ein Auge zu - und hoffen, dass das in der (Ausgabe) Nacht keine schlafenden Hunde weckt...

Gewonnen hat Daniel mit seiner schönen Rezension, passend zum Thema Nacht:

von Finest Noise ein Album der Gruppe 4 PAST MIDNIGHT - "Trials And Tribulations", dazu die EP "Blinding Zoe" der gleichnamigen Band (mit Nachtansicht auf dem Cover); von Roadrunner Records ein AIRBOURNE-Poster mit Nachtmotiv zum Album "Runnin' Wild" nebst zugehöriger Single 'Too Much, Too Young, Too Fast' + 2 Sticker; von MetalBlade Records die Single 'Killhoney'/'Die Lover Die' der Düsterrocker END OF GREEN; und von Hardbeat Promotion drei pechschwarze WUMPSCUT-Sticker.

Nun aber lest seine prämierte Gastrezension für POWERMETAL.de:
IRON MAIDEN 'The Reincarnation Of Benjamin Breeg'Unheilschwangere Vollmondnacht, ein Zombiewesen (hier natürlich dargestellt von Eddie, dem bandeigenen Maskottchen), das mit einer Spitzhacke bewaffnet ein Grab bearbeitet, im Hintergrund der obligatorische Friedhof und zu allem Übel noch zwei Totenschädel, die die Szene mit einer irren Fratze von einem Baum herunter verfolgen. Damit wären alle Klischees lückenlos abgearbeitet, und schon hier darf sich der Künstler damit rühmen, ein artgerechtes Heavy-Metal-Cover kreiert zu haben. Doch nicht alleine die Zutaten entscheiden über die Qualität eines wahren Ausnahmecovers. Das Motiv lässt Gänsehautatmosphäre entstehen, versetzt den Betrachter durch die dramatische Komposition mitten ins Geschehen. Man meint die kühle Brise auf der Haut zu spüren, die Eddie durch die lange Mähne fährt, die Stille zu vernehmen, die über den Friedhof geistert und nur vom Auf und Ab der Hacke unterbrochen wird. Genauso wie im Song selbst werden Fragen aufgeworfen, deren Antworten die Band bis heute schuldig geblieben ist. Die rumänische Grabinschrift lautet frei übersetzt so viel wie "Hier liegt ein Mann begraben, über den man wenig weiß". Wer war denn jetzt Benjamin Breeg? Wie ist er umgekommen, und wieso soll er jetzt eine zweite Chance bekommen? Bescherte ihm seine Auszeit sechs Fuß unter den Radieschen ein ähnlich attraktives Äußeres, wie das, mit dem Eddie gesegnet ist? Eine ausgezeichnete Diskussionsgrundlage für alle Fans. Schön, zu sehen, dass einigen Bands das Medium CD immer noch so am Herzen liegt, dass selbst für die klinisch tote Single ein so überzeugendes Cover entworfen wird - welches übrigens perfekt die düstere Stimmung widerspiegelt, die der Song zu erzeugen vermag. Up the Irons!
[Daniel Kurfess]

Wenn nun aber schon eine Single-Rezension den ersten Preis davonträgt, dann sollen die Albencover wenigstens nicht unerwähnt bleiben. Und wenn Euch die Redaktion diesmal gleich zwei Albenmotive vorstellt, dann sollen auch zwei von Euch die Gelegenheit zur Vorstellung ihrer Lieblings-Nachtmotive erhalten. Außerdem ist das hier die erste Ausgabe von "Musik für die Augen: Albumkunst im Fokus" - und das gehört gefeiert, und da kann man dann auch einmal ein Fass aufmachen und raustun. Und weil das so ist, gehen an Martin Mächler für seine persönliche Huldigung an die Kunst expressiv-düsterer Schwarz/Weiß-Photographie:

von Finest Noise großzügigerweise nicht nur die akustische Nachtansichtskarte von BLINDING ZOE, sondern dazu noch das nachtschwarz verpackte Album "Pölka" von THE SHANES; auch eine END OF GREEN - 'Killhoney'/'Die Lover Die'-Single von MetalBlade Records; ebenfalls drei nachtschwarze WUMPSCUT-Sticker, dazu fünf von HELLSONGS - "Hymns In The Key Of 666", plus die EISBLUME 4-Track-Single 'Unter dem Eis' von Hardbeat Promotion.

Martin schrieb über das Covermotiv eines Albums, das von düstersten Gedanken handelt, von Rachephantasien und dem Willen zur Zerstörung ohne Rücksicht auf Unschuldige, bis hin zur Zerstörung der eigenen, hasserfüllten Seele. Das alles wird auf "Under A Funeral Moon" ganz hautnah und ohne jegliche Distanz zur Innenperspektive des von Rachedurst und fanatischem Hass erfüllten Protagonisten erzählt. Bereits bei der Arbeit an ihrem nächsten Album im darauf folgenden Jahr entschloss sich die Band dazu, nicht nur innerhalb ihrer Kunst jegliche Distanznahme von menschlichen Abgründen konsequent zu suspendieren, sondern ließ auch in Äußerungen über ihre Kunst diese Distanz vermissen. DARKTHRONE bescheinigten im Booklet zum Album ihrem Werk, "norwegischer arischer Black Metal" zu sein. Erst in den Neuauflagen ab 2001 wurde dieser semantische Mist entfernt, jedoch nicht einfach getilgt, sondern durch den Ausdruck "echter norwegischer Black Metal" ersetzt. Da mag man sich fragen warum, und wie die Band heute dazu steht. Wer beide Ausdrücke für Synonyme hält, hat jedenfalls schon verloren; und ohne klare Abgrenzung bleibt unter solchen Umständen verständlicherweise der Verdacht im Raum stehen, dass diese Lösung halbherzig ist.
[Eike Schmitz]

Der Eindruck drängte sich seinerzeit natürlich auf, doch nach all den Jahren haben die DARKTHRONE-Protagonisten Gylve Fenriz Nagell und Ted Skjellum es sowohl in Statements als auch durch ihr Selbstverständnis und ihr Auftreten mehrfach klar gemacht, dass sie nicht am rechten Rand stehen. Der Arierspruch stammt aus einem Jahr, in welchem die Black-Metal-Szene mit allen Mitteln versuchte, nicht nur zu provozieren, sondern real bedrohlich und extrem zu wirken, und zwar über die Kunst hinaus. Weit darüber hinaus. Die DARKTHRONE-Jungs meinten wohl, den ausgestreckten Mittelfinger an die Adresse aller darin gefunden zu haben, locker flockig ein paar Nazivokabeln in ihr Booklet zu "Transilvanian Hunger" und die dessen Veröffentlichung begleitenden Statements einzubauen. Die Rechnung ging auf: Die internationale Presse schrie auf, Peaceville Records kickte die Band und nahm das Album aus dem Programm. Da die Norweger ihr riesiges kreatives Potential entgegen früher anders lautender Aussagen nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausleben wollten, entmystifizierte sich die Band und ging auf Distanz zu den Aussagen. Zunächst trotzig und niveaubefreit verkündete das Booklet zum Nachfolgealbum "Panzerfaust": "Darkthrone is certainly not a Nazi-band nor a political band. Those of you who still might think so, you can lick Mother Mary's asshole in eternity." Auch in Fanzine-Interviews aus den mittleren Neunzigern distanzierte sich Fenriz von den gewählten Begriffen, und die Band präsentierte sich seither stets völlig unpolitisch. Ted Skjellum entschloss sich auf dem Wacken Open Air 2001, den bekennend linksliberalen Kollegen vom Rock Hard ein Interview zu geben, obwohl diese Zeitschrift es 1994 gewesen war, die nicht unmaßgeblich zu einem großflächigen DARKTHRONE-Boykott beigetragen hatte. Den Arierspruch als sochen kommentierte Ted wörtlich: "Dieser Ausspruch war ein Fehler. Ich selbst habe noch nie einen Menschen wegen seiner Herkunft oder Hautfarbe verachtet. Fenriz denkt genauso. Es wäre auch ein krasser Widerspruch, dumme Vorurteile zu hegen und gleichzeitig mit Menschen aus aller Welt in Wacken zu feiern." Die Band habe damals eine sehr spezielle Zeit mit vielen Problemen durchgemacht: "Eigentlich war uns alles egal. [...] Wir waren echt krass drauf. Unser Gitarrist Zephyrous stieg aus, alles nervte uns, wir wollten uns von allem abschotten. Damals lebte ich fernab der menschlichen Zivilisation im Wald. [...] Ich habe drei Jahre ausgehalten. Heute lebe ich auf dem Land, bin glücklich verheiratet und habe zwei Kinder." Spätestens seitdem bekannt ist, dass Teds Lieblingsautor Franz Kafka ist und Fenriz am liebsten zu "fuckin' primitive" Trash-Punk und klassischem 80er-Metal abgeht, sollten wir die einstmals offenen Fragen für beantwortet erachten.
[Rüdiger Stehle]

DARKTHRONE Soviel zur jüngeren Vergangenheit der Band. Hier aber geht es um ein früheres Album; eines, welches nach Ansicht vieler die Band, nach einem mit dem Vorgängeralbum getätigten Zwischenschritt, endgültig vom Death Metal abnabelte und den angestrebten Eintritt in den Black Metal vervollkommnete; eines, zu dessen Artwork Ihr nun Martins Gastrezension für POWERMETAL.de lesen dürft:

Also zum Thema Nacht muss ich auf eines meiner Lieblings-Covermotive zurückgreifen: DARKTHRONE - "Under A Funeral Moon". Weil nur schon der Anblick dieses Covers Gänsehaut erzeugt. Weil du alles um dich herum vergisst, wenn dich diese hasserfüllten Augen aus der Dunkelheit anstarren. Weil du weisst, dass ein solch brilliantes Cover nur ein Album mit musikalisch erhabener Qualität zieren kann. Weil du sofort verstehst, welche Musik sich dahinter verbirgt: Frostiger, grimmiger, bösartiger Black Metal, schwarz wie (na?) die Nacht. So essentiell diese Scheibe für den Black Metal in musikalischer Hinsicht ist - so essentiell ist sie auch in optischer Hinsicht.
[Martin Mächler]

Von der aus finstersten Seelenlandschaften, ingrimmigstem Black Metal, unheimlichsten Atmosphären und monotonster Farbgebung resultierenden Beklemmung nun aber wieder zurück in die bunte Welt der Vielfalt! Denn jetzt werden wir Euch erst einmal das Thema, die Mitmach-Konditionen und natürlich auch die Gewinne für die nächste Ausgabe von "Musik für die Augen: Albumkunst im Fokus" präsentieren, und danach gibt es noch eine Bildergalerie der Redaktions-Nominationen zum Thema Nacht auf die Augen. Diskutieren könnt Ihr über diese und andere Cover in unserem Thread zur Aktion im POWERMETAL.de-Forum.

Ausgabe #2 wird farbenfroh, denn wir widmen sie dem Thema Clowns, Freaks und Harlekins!
Welches Album-Cover, das dazu passt, findet Ihr so genial, dass Ihr es unbedingt auf unserer Startseite sehen möchtet? Denkt daran: Jede Begründung hat Aussicht auf den Gewinnerposten, sei das Artwork auch noch so unbekannt; denn hier entscheidet nicht Eure Mehrheitsmeinung, sondern welche Eurer Huldigungen uns in Wort und Schrift am ehesten überzeugen kann. Teilnehmen könnt Ihr, indem Ihr bis zum 1. Oktober 2008 eine Gastrezension zu einem entsprechenden Artwork Eurer Wahl (Betreffzeile: Augenmusik - Clowns, Freaks und Harlekins) über das hier verlinkte Formular an POWERMETAL.de schickt. Bitte nicht vergessen, Eure Postanschrift mitanzugeben! Natürlich werden wir diese vertraulich behandeln. Möge der beste Text gewinnen - und zwar folgendes Paket:

- 2 Überraschungsalben (mit themenbezogenem Cover) von Finest Noise,
- FLYLEAF "Flyleaf" + ILLECTRONIC ROCK "Angel Suicide" + EISBLUME 'Unter dem Eis' + je 11 Sticker: HELLSONGS + WUMPSCUT von Hardbeat Promotion,
- 1 Poster zum Album DOWN "Over The Under" von Roadrunner Records,
- die END OF GREEN-Single 'Killhoney'/'Die Lover Die' aus dem Album "The Sick's Sense" von MetalBlade Records.

Das nächste Mal präsentieren wir Euch bei "Musik für die Augen: Albumkunst im Fokus" ein Interview mit Melvyn Grant, der das "Fear Of The Dark"-Cover geschaffen hat (checkt seine Website!). Außerdem gibt's dann natürlich wieder die Lieblingscover der Redaktion sowie eine weitere Gastrezension aus Euren Reihen zum Thema Clowns, Freaks und Harlekins. Bis dahin, keep it rockin' and the pages turnin'...


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THE SISTERS OF MERCY ULVER ULVER
 

Redakteur:
Eike Schmitz

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