Musik für die Augen: Clowns, Freaks und Harlekins

06.11.2008 | 23:53

Hereinspaziert, verehrtes Publikum, in unsere Alben-Cover-Freakshow-Galerie! Denn die aktuelle Ausgabe von "Musik für die Augen: Albumkunst im Fokus" widmet sich dem Thema "Clowns, Freaks und Harlekins".

In der Erstausgabe von "Musik für die Augen" präsentierten wir Euch Plattenhüllen mit Nachtansichten. Einsame Menschen bestimmten die Szenerien der dort vorgestellten Motive. In der zweiten Ausgabe geht es nun abermals um ein Cover mit einer einsamen Gestalt, zu dem uns ein prämienwürdiger Text erreichte. Die Siegerin unseres Wettbewerbs erhält dafür Preise von Hardbeat Promotion, Finest Noise, Roadrunner Records & Silverdust Records. Doch vor der Gastrezension stellen wir Euch mit dem Lieblingscover der Redaktion gleich eine ganze Versammlung seltsamer Figuren vor. Außerdem führten wir ein Interview mit dem Künstler Mike Clift.
[Eike Schmitz]

PSYCHOTIC WALTZ Als das Thema "Clowns, Freaks und Harlekins" feststand, war für mich unwillkürlich klar, welches Artwork meine erste Wahl sein musste: Der Harlekin mit dem Knochenschädel, der als zentrale Figur in der Theateraufführung fungiert, die Mike Clift für PSYCHOTIC WALTZ entworfen hat, ist einfach zu prägnant, zu faszinierend, um ihn nicht sofort im Gedächtnis zu behalten. Aber nicht er allein macht dieses Covermotiv zu einem meiner Lieblingsumhüllungen eines Tonträgers. Nein, das gesamte Kunstwerk repräsentiert so eindrucksvoll die Musik, die auf "A Social Grace" zelebriert wird, und kann trotzdem auch ohne musikalischen Bezug verzaubern, dass ich es einfach gern betrachte, um neue Details ausfindig zu machen. Wer sich ein bisschen mit der Band auskennt, weiß, dass diese in ihren Anfangstagen vor dieser theatralischen Kulisse aufgetreten ist. Dies ist für mich aber nicht der einzige schlüssige Grund, warum hier ein Theater visualisiert worden ist. "Vorhang auf, die Show beginnt", kann man als Aussage für ein Debütalbum ja durchaus ebenfalls in Betracht ziehen. Betrachtet man das Motiv intensiver, dann wird man sehr schnell feststellen, dass es gar keinen wirklichen Fokus gibt. Die fies lachende Sonne, aber auch das (Walzer) tanzende Knochenpärchen, welches bei näherer Begutachtung ineinander verwachsen ist, all' das sind Motive, die auf anderen Covern bereits allein ausreichen würden. Nicht auf diesem Album. Denn ebenso vielschichtig, gleichzeitig fesselnd wie verwirrend, soll auch die optische Umsetzung sein. Von Freaks für Freaks über Freaks. Terry Pratchett lässt grüßen. Der Künstler Mike Clift, ein langjähriger Freund der Band, der in frühen Tagen Flyer, Illustrationen und Artworks für die Band entworfen hat, ist übrigens die Person, die für das Cover unseres letzten Gewinner-Motives Modell gestanden hat. Aber das nur als triviale Metal-Statistik-Information am Rande.
[Holger Andrae]

Noch ausführlichere Informationen lieferte uns nämlich der Künstler höchstpersönlich. Bevor wir zum Siegertext unseres Preisausschreibens für die heutige Ausgabe von "Musik für die Augen" kommen, lest also nun, was Mike Clift uns im Interview über die Zusammenarbeit mit PSYCHOTIC WALTZ', seine Überlegungen zum "A Social Grace"-Artwork, seine künstlerischen Arbeiten insgesamt und seine Liebe zum Metal im Besonderen erzählt hat...


Powermetal.de:
Hallo Mike, Dein Artwork zu PSYCHOTIC WALTZ' Album "A Social Grace" wurde von unserer Redaktion zum besten Cover im Themenbereich "Clowns, Freaks und Harlekins" gekürt.

Mike Clift:
Seid gegrüßt, Leser und Fans!


PM
:
Kannst Du uns erzählen, wie Du dazu kamst, dieses Cover zu gestalten, und uns auch etwas zu den künstlerischen Techniken sagen, die Du für das Artwork verwendet hast? Gab es da etwas, das auch für Dich außergewöhnlich war, zum Beispiel im Vergleich mit Deinen sonstigen Arbeiten?

ASLAN-Flyer, September 1987MC:
Für dieses Projekt habe ich eine Füller-und-Tinte-Technik namens 'stippling', auch Pointillismus genannt, verwendet; mit farbiger Tinte, die auf eine Schwarz/Weiß-Zeichnung aufgetragen wurde; und für den Himmel im Hintergrund, auf den ich die Sterne mit einer Zahnbürste aufgespritzt habe, benutzte ich Airbrush. Das war nur insofern anders, als ich Farbe einsetzte; meine vorausgegangenen Werke waren ausschließlich schwarz umrissen, da ich zu dieser Zeit Flyer und schwarzweiße Comicbuchkunst produzierte. Mit Dan Rock war ich schon als Zehnjähriger befreundet, und die übrigen Bandnmitglieder (damals: ASLAN) traf ich gegen Ende der Highschoolzeit und machte sämtliche Flyer, T-Shirts und das Demotape-Artwork für sie. Es kam ganz natürlich so, dass ich das "A Social Grace"-Cover schuf, und da das Gesamtkonzept der Band eine starke Betonung visueller Elemente beinhaltete, stand fest, dass wir Bühnenhintergrundprojektionen, Kulissen im Hintergrund und auf der Bühne haben würden, die ich baute und bemalte; bereits in den Anfangstagen dieser Band wollten wir dem Publikum ein IRON MAIDEN-artiges Erlebnis liefern. Ich schlüpfte in die Rollen eines sechsten Mitglieds und Beraters der Band, da wir so eng befreundet waren. Ich hatte keinen direkten Kontakt zu den Labels, die sie kontaktierten; weil die Verträge alle abgelehnt wurden, starteten wir Sub Sonic und lizensierten die Musik an andere Labels. Wir behielten immer die künstlerische Kontrolle, das war der Band ein wichtiges Anliegen; das war in den Achtzigen, und DIY war das Ethos dieser Zeit.


PM:
Gab es irgendwelche Vorgaben seitens der Band, oder hattest Du völlig freie Hand?

ASLAN-Flyer, Oktober 1987MC:
"Mach's großartig!" war so ziemlich alles, was man mir sagte, die Hauptsache war, dass es das erste farbige Artwork von mir für die Band war, also sollten die Farben und das Design "ein Trip" sein und natürlich auch zur Musik passen. Die Band hatte immer eine psychedelische Note, und dieses "Social Grace"-Artwork, obwohl's für sich genommen cool war, war das am wenigsten offensichtlich psychedelische... Es gab darauf hübsch anzusehende Dinge, aber nicht viel von der tropfenden, zerschmelzenden Bildsprache, die ich zuvor verwendet hatte. Ansprechend sollte es sein, vermarktbar... nichts allzu Satanisches, oder Blutiges, oder Drogenbezogenes, was kein Problem darstellte, da die Band ohnehin nicht so drauf war. Das Logo musste oben sein, also ließ ich Platz dafür. Es sollte weniger eine Illustration bestimmter Texte sein als vielmehr einfach zur Musik passen und eine Stimmung des Mysteriösen vermitteln.


PM:
Wie ließ sich die Arbeit am Design denn an? Gab es im Vorfeld irgendwelche Skizzen, Entwürfe oder weitere Absprachen und Abstimmungen mit der Band? Oder Diskussionen aufgrund von Labelinteressen?

Erster Entwurf für PSYCHOTIC WALTZMC:
Ich habe einen vollständigen Entwurf gemacht, der zeigte, was eine Art Maskottchen von uns war, einen Narren-Schädel und einige Elemente, die aus den Flyern und Shirts bekannt waren, einen dräuenden Narren/Schädel/Gott, der die Erde hielt, mit einer Planetenansicht im Stil von Roger Dean mit riesigen Kristallen, die im Vordergrund aus der Erde brechen, und einem Stonehenge und Schädelhöhlen und solchem Kram, alles vor dem offenen Weltall im Hintergrund. Problematisch daran war, dass zuviel freier Raum darin war, und dass es aussah und "sich anfühlte" wie die Flyer... Die Veränderung war nicht groß genug, dass es für sie hätte aufregend sein können. Es fühlte sich gewissermaßen so an, als ob wir es zu gut kannten, es fühlte sich nicht wie ein neues Artwork von Mike Clift an, obwohl es bunt war.
Der zweite Entwurf, den ich der Band zeigte, war nur schwarz-weiß, und er war kleiner. Aber damit hatte ich den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie liebten es, also malte ich die Farben hinein und begann, an der Rückseite des Covers zu arbeiten. Das war zu Zeiten des Vinyls, also war es richtig cool, ich ließ es so aussehen, als ob der Betrachter auf der Bühne sei und alles gerade einen Augenblick später von hinten sähe. Das war auch in Farbe gemacht, aber die Firma, die die Platten und Hüllen herstellte, verschlampte es, die Rückseite in Farbe zu drucken, also waren wir ein bisschen angepisst, als wir am "großen Tag" die Kisten öffneten. Später war es als Picture Disc zu haben, die heutzutage, glaube ich, ziemlich rar ist. Wir waren das Label, also gab es da keine Probleme, eben nur verschiedene Firmen, die das Layout überarbeiteten oder das Rückseitenbild nicht in Farbe druckten, oder überhaupt nicht.


PM:
Gab es dann also unterschiedliche Ausgaben des Albums mit verschiedenen Artwork-Versionen?

Design für EPITAPHMC:
Als wir das Album lizensierten, haben die Unternehmen es in verschiedenen Versionen herausgegeben; so kamen mit den Jahren viele verschiedene Versionen zusammen, wegen des [anders zur Verfügung stehenden] Raums auf Kassettenversionen und [weil] nicht allzuviele CDs das rückseitige Bild überhaupt enthalten, [sondern] bloß ein ausfaltbares Textblatt. Ja, wie ich schon erwähnte, gab es verschiedene Versionen für die verschiedenen Labels, die das Album "einkauften", wie eine griechische, eine japanische, und weitere.


PM:
Möchtest Du uns die diesem Artwork zugrunde liegende Idee erläutern?

MC:
Gerne. Die Idee zu "A Social Grace" ist, dass unsere Todes-Figur mit unserer Menschheits-Figur ein Schwätzchen hält, auf einer Bühne ("Die ganze Welt...") mit einem etwas unwirklichen Universum als Hintergrund. Die Menschheit als verrückter Patient trägt abgerissene Kleidung, eine Strahlungs-Kappe [Anm. der Red.: Man beachte das Warnzeichen darauf.], und hält ein leeres Stundenglas, während sie so auf der verödeten Erde sitzen (die gedämpften Farben, das ist der einzige "tote" Teil des Bildes), es ist nichtmal Sand im Stundenglas, wie ein futuristisches Objekt ist das, kein normales Stundenglas. Auf der linken Seite ist eine Kröte zu sehen, die in der Esoterik auf den Tod verweist, und auf der linken Seite sitzt sie, weil das meine eigene kleine Anspielung auf den "Pfad der linken Hand" ist, sie sitzt auf dem Herz der "Leiche" im Vordergrund. Wir wollten Purpur und dunkle Farben; also, die sind im Vorhang und dem Weltraum.


PM:
Gibt es irgendwelche Bezugspunkte zum Konzept des Albums oder den Texten?

Design für DIAMOND HEADMC:
Ich assozierte das frei, während ich der Musik lauschte und zeichnete, also gibt es darin Sachen wie den mutierten Körper im Vordergrund, den man auf Mensch/Maschine-Texte wie in 'Successor' beziehen kann; die Tänzer auf der Bühne beziehen sich auf einen psychotischen Walzer ('A Psychotic Waltz')... durch den Weltraum kreuzen, so wie die Musik spacig ist... überhaupt die übergeordnete Idee dieser Bühne, dieser Aufführung, abgelöst von der Realität und in die Leere treibend.


PM:
Kannst Du uns einen kleinen Einblick in andere Albenhüllen, die Du entworfen hast, geben?

MC:
Ich hatte danach eine gute Strecke, ich habe eins für DIAMOND HEAD gemacht ("From Heaven To Hell" in der Institute of Art-Version), gestaltete das erste DISBELIEF-Album, Cover für TEABAG, SANITY'S VOID, ROTGUT, EPITAPH, NOCTURNE...
Eine dumme Sache, auf die ich mich einließ, war die Rechte für ein Dutzend Kunstwerke an einen Kerl zu verkaufen, der ein Label besaß, und er verwendete die Artworks für alle möglichen unterschiedlichen Bands; ich habe mitbekommen, dass meine Werke für INNERSTRINGS, MEKONG DELTA... Gott, ich kann mich an die meisten davon nicht mehr erinnern, aber ich bekam eine Summe Geld für alle zusammen, und dann tauchte das Zeug mal hier und mal da auf, wovon ich nichts wusste. Ich hätte meine Lektion lernen sollen, nachdem das gleiche mit einem Comic-Buch-Verleger passiert war, der einen Batzen T-Shirts aus meiner Kunst schlug. Aufgepasst, junge Künstler, da gibt's keine Tantiemen! Aber wenn du jung bist und Geld brauchst und irgendwer deinem Ego schmeichelt, dann unterschreibst du alles.


PM:
Hast Du Dich, da dies ein Metalcover ist, auch mit Metalklischees und Stereotypen beschäftigt, als Du Dich an's Artwork machtest?

Design für DISBELIEFMC:
Nicht wirklich, ich wollte etwas schaffen, das PSYCHOTIC WALTZ' Geschmacksrichtung im Metal wiederspiegelte, auch wenn ich zu der Zeit wirklich auf FATES WARNING "Awaken The Guardian" stand [Anm. d. Red.: Das Artwork findet Ihr in unserer "Nacht"-Ausgabe].


PM:
In welchem Bereich arbeitest Du gewöhnlicherweise, und wofür nimmst Du Aufträge an? Und woran hast Du zuletzt gearbeitet?

MC:
Ich bin ein Tattoo-Künstler, und ich verkaufe Bilder über Gallerien und Mund-zu-Mund-Propaganda von Sammlern. Ich habe seit Jahren keine Arbeitsaufträge mehr bekommen, aber ich arbeite auf Vertragsbasis für verschiedene Tätowierstudios. Ich habe für ROTGUT ein Cover gezeichnet, mit dem ich wirklich zufrieden bin, obwohl die Musik brutaler Death Metal ist und das nicht so wirklich meine Richtung ist, aber das Zeug macht beim Zeichnen am meisten Spaß.


PM:
Bist Du selbst ein Metalfan, und magst Du alle Alben, für die Du Artworks produziert hast?

Design für SANITY'S VOIDMC:
Metal ist der Jungbrungen, und meine Treue zum Metal in all' seinen Formen ist das, was mich seit ich zehn Jahre alt war am Leben hält; niemals werde ich aufhören, mir die Haare wachsen zu lassen und zu allem von KAMELOT bis SHINING die Rübe zu schütteln! Ja, ich mag die Musik von ROTGUT, sie sind eine technische Death-Metal-Band mit tiefer, tiefer Stimme (Sludge/Grind-Gesang mit jeder Menge Solos wie bei ATHEIST oder CYNIC), es ist eine neue Band, also haltet Eure Augen nach ihr offen. Ich war super-zufrieden mit DISBELIEF und dem Verlauf ihrer Karriere, bin mit den Typen immer noch befreundet, aber hatte ein Problem mit ihrem Management wegen des Gemäldes für's zweite Album (sie haben es ver-photoshop-t), ich habe die Arbeit gemacht, aber Mr S. wollte dafür nicht bezahlen... also, mich nicht bezahlen.


PM:
Welche Alben hörst Du am liebsten, und welchen hättest Du am liebsten selbst künstlerisch gestaltet?

Hall of SkullsMC:
Die meisten, die Travis gemacht hat. (nachdenkliche Pause; seufzt)
Am meisten höre ich mir Black Metal an, MAYHEM, DIMMU BORGIR, KEEP OF KALESSIN, NACHTMYSTIUM ... auch VINTERSORG, BORKNAGAR, etc.
ARCTURUS, aber auch DEATH, OBITUARY, BLACK SABBATH, DIO, IRON MAIDEN ... Ich liebe es alles!
Einige neuere Bands, die krass sind, sind WOODS OF YPRES, NEGURA BUNGET, ENDSTILLE, VREID ...
Das liebe ich am Metal, er ist meine Nahrung! So viele Geschmacksrichtungen... EXODUS oder PAIN? OCEAN oder IHSAHN? So geht's weiter und weiter...
OPETH, ANATHEMA, KATATONIA...
Übrigens, Travis hat mich als Modell für DEATH "The Sound Of Perseverance", DIABOLICAL MASQUERADE "Death's Design", KATATONIA "Tonight's Decision", ein NOVEMBRE-Album und wahrscheinlich noch ein paar mehr eingesetzt. Ich habe eine Puppe für das erste SKINLAB-Artwork zu "Disembody: New Flesh", das er machte, gebastelt (Das bin ich, der da ein Selbstportrait vor mein Gesicht hält), und wir sind bis zum heutigen Tag noch gut befreundet.


PM:
Wie fing Eure Zusammenarbeit an?

Red FigureMC:
Vor langer Zeit, als Trav ein Teenager war, kam er zu mir, um Kritiken seiner Zeichnungen zu erhalten. Ich ermutigte ihn, und als ich PSYCHOTIC WALTZ dann nicht mehr meine volle Aufmerksamkeit widmen konnte (Eheleben, die Geburt meiner Tochter, tägliche Arbeit, etc.), übergab ich ihm die Staffel, und Junge, ging der Jungspund ab damit! Er hat sich meine Technik so perfekt angeeignet, dass niemand wusste, dass überhaupt ein Wechsel stattgefunden hatte. Das war gut für die Band, und gut für ihn, denn schaut Euch mal an, wie weit er seitdem gekommen ist.


PM:
Nochmal zurück zu Deiner Zeit mit PSYCHOTIC WALTZ: Was ist Dir von damals noch besonders eindrücklich in Erinnerung?

MC:
Meine Lieblingszeit mit der Band war die Tour zu "Into The Everflow", wir hatten die volle Packung Bühneneffekte, und ich war bei der Band und ließ die Licht- und Film-Effekte laufen, die Dan und ich zusammengestellt hatten. Ich hatte einen 16-mm-Filmprojektor und zwei Diaprojektoren, die ich zu sehr schicken Effekten kombinieren konnte. Die Idee hatten wir von NEUROSIS geklaut, aber was unseren Aufbau so cool machte war, dass wir eine Leinwand vor der Band hatten, also befand die sich in einer Art "Würfel" aus bewegten Bildern und Licht. Während des 'Ashes'-Intros wallte der Nebel hinter der Leinwand herauf, und während der ersten Note fiel BAMM! die Leinwand herunter und der Nebel rollte hinaus, total geil für alle, die diese Shows zu sehen bekamen. Wir machten auch eine Kleintransporter-Tour durch den Westen der USA mit diesem Setup, als Straßentest für unsere Show, und als wir dann zurückkamen, übernahmen wir das für einen kleineren Zeitraum.
PSYCHOTIC WALTZ war nicht bloß eine Band, sondern ein Erlebnis, ein Stück eingefrorene Zeit, ein Moment im Metal, den wir dieser Tage ein Stück weit wieder-durchleben, aber in einer anderen Geschmacksrichtung. Leider konnte die Band den Unbillen nicht trotzen, verschiedene musikalische Ideen und Typen, die heirateten und Kinder bekamen...
NosferatuFORBIDDEN haben auch nicht durchgehalten, aber wenigstens können sie hin und wieder um alter Zeiten willen für einen Gig zusammenkommen, und NEVERMORE hielten nicht mal zum Luftholen an. Mit PSYCHOTIC WALTZ wird das niemals passieren, egal wie sehr Buddy und Norm und ich uns das wünschen. Wir müssen uns mit dem Zeitraum, den wir miteinander geteilt haben und den wir mit den Fans teilen konnten, zufriedengeben. Dan und Brian, Ward... keiner von denen ist in Bands oder spielt noch. Brian gibt Unterricht, aber der Rest ist "herausgewachsen".
Ich freue mich so für Buddy und Norman (DEADSOUL TRIBE und CAGE sind immerhin noch relevante Band), aber ich muss mit verständnissinniger Nostalgie zurückblicken und meine Kunst weiterhin neue Wege gehen lassen.

PM:
Und welcher Weg steht Dir da als nächstes bevor?

MC:
Ölmalerei und Tätowieren bringen eine Freude in mein Leben, die die Lücke des "Rock'n'Roll-Lifestyle" füllt, jetzt wo ich älter und immer noch aus Heavy Metal gemacht bin, nur nicht mehr so aktiv, eher eine Legende oder eine Figur aus der Vergangenheit, noch nicht ganz Fossil, und zufrieden mit dem Lauf, den die Dinge genommen haben. Es gibt in meinem Leben keinen Platz für Bitterkeit, ich habe es durch- und überlebt und bin auf dem Weg zu neuen Aussichten in Zeit und Raum...

[Korrespondenz: Frank Jaeger / Übersetzung: Eike Schmitz]


Odin-Tattoo Zusätzlich zu seinen Antworten bedachte uns Mike Clift auch noch mit einem Auszug von Bildern aus seinem Werk. So bekommt Ihr hier außer zwei ASLAN-Flyern aus dem Jahre 1987 unter anderem das erste Cover-Bild für PSYCHOTIC WALTZ zu sehen. Ein Ausschnitt daraus, genauer gesagt der skelettierte Narr, zierte das zweite Demo-Tape der Band. Das Bild für EPITAPH stammt laut Mike aus der gleichen Ära. Auch für DIAMOND HEAD (das Baby im Arm des Skeletts), DISBELIEF (der zerstückelte Mensch) und SANITY'S VOID (Das Szenario um die Freiheitsstatue; man beachte den, wie auch in den Arbeiten für ASLAN, fies dreinblickenden Mond) hat Mike Clift gearbeitet. Zu diesen Motiven kommen neben eigenständigen Gemälden auch noch seine Tattoo-Designs hinzu, von welchen Ihr hier ebenfalls zwei Stück bewundern könnt. Offenbar fühlt sich der Künstler in verschiedenen Medien gleichermaßen zu Hause.

Zombie-TattooUnd da im Interview ja schon die Rede auf die seinerzeit erschienenen unterschiedlichen Versionen des "A Social Grace"-Covers kam, wollen wir Euch auch noch eine etwas aktuellere vorstellen:
[Eike Schmitz]

Der Redaktionssieger in der zweiten Runde "Clowns, Freaks und Harlekins" wurde "A Social Grace" von PSYCHOTIC WALTZ, dessen Cover von Mike Clift gestaltet wurde. "A Social Grace" erschien 1990 als das erste Studioalbum der Band und erreichte bald Klassikerstatus. PSYCHOTIC WALTZ gehörten in ihrer Mischung aus Progressive Metal, Düsterrock und Hippiemucke zu den wenigen großen Individualisten im Rock. Nach nur vier Alben löste sich die Truppe wieder auf.

Schauen wir uns den Goldmedaillengewinner noch einmal an:
Von einem Theatervorhang umrahmt und in der Nacht von einer böse grinsenden Sonne beschienen erscheint Gevatter Tod höchstpersönlich als Clown. Im langen Mantel und einer Narrenkappe legt er besitzergreifend den Arm um den nächsten Sterblichen. In der linken Hälfte verwachsen zwei bizarre Gestalten im Totentanz, einem in der Kunstgeschichte häufig vorkommenden Motiv. Während diese vier Figuren der gotischen Malerei nachempfunden sind, entsprechen die vermodernden Gerippe unten im Bild eher dem üblichen Stil von Plattencovern im Metal. Noch weitere Details und Anspielungen sind in dem Bild enthalten, das insofern gut zu der vielschichtigen und irritierenden Musik von PSYCHOTIC WALTZ passt.

PSYCHOTIC WALTZ Wer nun Lust bekommen hat, sich die Musik für die Augen und Ohren von "A Social Grace" zu Gemüte zu führen, sollte zur remasterten Ausgabe von 2004 greifen, die auch das dritte Album "Mosquito" und eine DVD enthält. Auf der Außenhülle begegnet uns noch einmal der Tod im Narrengewand.
[Stefan Kayser]


Von Mike Clift, dem wir an dieser Stelle übrigens noch einmal recht herzlich für seine detaillierten Einblicke ins Umfeld der metallenen Kunst danken möchten, kommen wir nun zu einem weiteren Künstler, der sich ebenfalls um mehrere Plattenhüllen der Metal-Welt verdient gemacht hat. Aber lest selbst, was die Gewinnerin der vorliegenden Ausgabe von "Musik für die Augen: Albumkunst im Fokus" zu Mark Wilkinson zu sagen hat, der vor 25 Jahren für das Design zum MARILLION-Album "Script For A Jester's Tear" verantwortlich zeichnete...
[Eike Schmitz]


MARILLION Mark Wilkinson ist sicher einer der begnadetsten Cover-Designer im Rock-Biz und zählt unter anderem JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN und THE DARKNESS zu seinen Auftraggebern. Eines seiner eindrucksvollsten Werke ist jedoch die Plattenhülle von MARILLIONs Debüt-Album "Script For A Jester's Tear" aus dem Jahre 1983. Mit seiner grandiosen Umsetzung des Themas schuf Wilkinson zugleich die Grundlage für diverse Albencover von MARILLION und FISH, bei denen stets der traurige Narr im Mittelpunkt stand. Eben jener Narr, der uns auf der Hülle von "Script..." bereits erahnen lässt, welche Hoffnungslosigkeit uns auf der Platte erwartet.

Umgeben vom kreativen Chaos seiner armseligen Behausung ist von der einstigen Fröhlichkeit des Narren nichts mehr geblieben. Doch er spielt seine Rolle pflichtbewusst weiter und schreibt ein letztes Lied, das Lied von den Tränen des Narren. Den ironischen Gegensatz dazu bildet der fröhliche Narr, der weit vom eigentlichen Geschehen entfernt im Fernsehen ein nicht vorhandenes Publikum erheitert. Die Trostlosigkeit des Plattencovers ist die perfekte visuelle Darstellung des emotionalen Progrock, den MARILLION auf ihrem ersten Album geschaffen haben. Durch Wilkinsons meisterhaftes Artwork wird die geniale Synthese aus Hoffnung und Verzweiflung der einzelnen Songs nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar.
[Gastrezensentin: Bettina Koch]

MARILLION

Vielen Dank, Bettina!
Gewonnen hast Du mit diesem gelungenen Beitrag pralle vier Alben, 1 Maxi-CD, 22 Sticker, 1 Poster und eine Single-CD unserer Sponsoren - und zwar: THE DOPE "Deaf And Blind But With A Smile" und SLEAZY INC. OPERATED "Chiaroscuro" von Finest Noise; FLYLEAF "Flyleaf", ILLECTRONIC ROCK "Angel Suicide", EISBLUME "Unter dem Eis", plus je 11 HELLSONGS- und WUMPSCUT-Sticker von Hardbeat Promotion; 1 Poster zu DOWN "Over The Under" von Roadrunner Records; und END OF GREEN 'Killhoney' / 'Die Lover Die' von Silverdust Records.


Weitere von uns und Euch nominierte Cover zum Thema "Clowns, Freaks und Harlekins" seht Ihr in der folgenden Galerie. Zuvor sei jedoch noch auf den laufenden Wettbewerb zum Thema "Wilde Bestien" hingewiesen, an dem Ihr noch bis zum 1. Dezember 2008 teilnehmen könnt. Auch hier gibt es wieder mehrere Preise zu gewinnen. Doch nun genießt die Galerie...


EDGUY BRUCE DICKINSON
EDGUY "Mandrake" - Artwork: Jean Pascal Fournier
BRUCE DICKINSON "Accident Of Birth" - Artwork: Derek Riggs


MEMORY GARDEN
MORDRED
MEMORY GARDEN "Carnage Carnival" - Artwork: Gyula 'Hjules' Havancsak
MORDRED "Fool's Game" - Artwork: Andreas Marschall, Jeff Ski


CHRIS CAFFERY KING DIAMOND
CHRIS CAFFERY "W.A.R.P.E.D." - Artwork: Seth Siro Anton
KING DIAMOND "Give Me Your Soul... Please" - Cover: Teemu Vedenoja, Layout: Brian J. Ames

ROYAL HUNT NOFX
ROYAL HUNT "Clown In The Mirror"
NOFX "Pump Up The Valuum" - Artwork: Jesse Fischer, Brad Corman

HEAVEN SHALL BURN DANGEROUS TOYS
HEAVEN SHALL BURN "AntiGone" - Artwork: Seth Siro Anton
DANGEROUS TOYS "Dangerous Toys" - Illustration: Tommy Pons, Art Direction, Design, Artwork: Illusion Factory

LIGHTMARE WARGASM
LIGHTMARE "The Fool" - Artwork: Jens Gloger
WARGASM "Why Play Around?" - Artwork: Ioannis

MARILLION LACRIMOSA
MARILLION "Fugazi" - Artwork: Mark Wilkinson
LACRIMOSA "Einsamkeit" - Artwork: Stelio Diamantopoulos

OZZY OSBOURNE KATAKLYSM
OZZY OSBOURNE "Diary Of A Madman" - Artwork: Fin Costello
KATAKLYSM "The Prophecy (Stigmata Of The Immaculate)"

EDGUY
EDGUY "Rocket Ride" - Artwork: Axel Herrmann

Redakteur:
Eike Schmitz

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