NIGHTWISH: Interview mit Anette, Tuomas

03.08.2007 | 17:53

Die Zeit des Wartens hat nun fast ein Ende, sowohl für die Fans als auch für die Band selbst, denn Ende September wird das neue NIGHTWISH-Album "Dark Passion Play" veröffentlicht. Mit Spannung erwartet wird vor allem die Performance der Schwedin Anette Olzon, ihres Zeichen neue Stimme der Symphonic Metaller. Bevor der eigentliche Stress los geht, fanden sowohl Anette als auch Tuomas einige Minuten Zeit, um mir beziehungsweise meiner lieben Kollegin Tanja (danke für die Hilfe!) einige Fragen zu beantworten.


ANETTE

Tanja:
Als du dein erstes Demo geschickt hast, schicktest du nur eine Aufnahme von 'Ever Dream'. Warum hast du diesen Song ausgesucht und warum hast du nicht noch mehr Songs geschickt?

Anette:
Ich nahm nur diesen einen Song auf, weil ich dachte, ich hätte nicht mehr Zeit, noch mehr aufzunehmen. Ich dachte, alles müsse sehr schnell gehen, weil mir jemand sagte "Du musst es sehr schnell schicken, denn sie haben bereits jemand anderen". Das war gar nicht wahr, aber naja. 'Ever Dream' nahm ich auf, weil ich noch gar nicht so viel von NIGHTWISH gehört hatte, und mir das Lied einfach auf Anhieb gefiel, und ich dachte "Hey, das ist ein guter Song". Ich kannte die Geschichte hinter dem Lied überhaupt nicht und wusste auch nicht, dass es ein sehr persönlicher Song für Tuomas ist. Es war einfach Glück (lacht).

Tanja:
Hast du jemals jemanden von den anderen Sängerin-Anwärterinnen getroffen?

Anette:
Nein, nein, nein (lacht)! Ich habe ein paar Demos gehört, aber ich habe keine Ahnung, wer sie waren.

Tanja:
Bei ALYSON AVENUE hast du Lieder gesungen, die jemand anderes geschrieben hatte, nun singst du die Lieder von Tuomas. Hast du auch eigene Songwriter-Qualitäten oder siehst du dich mehr als ein Interpret von Liedern anderer?

Anette:
Ich sehe mich eher als ein Interpret, aber ich habe zum Beispiel viele Texte in den frühen Jahren von ALYSON AVENUE geschrieben. Ich bin allerdings nicht die Beste im Texte schreiben, ich habe nicht soviel Erfahrung wie zum Beispiel Tuomas oder Niklas von ALYSON AVENUE. Aber ja, ich habe ein paar geschrieben, und ich denke, wenn ich die Möglichkeit bekommen würde, an diesen Texten zu arbeiten und auch etwas professionelle Hilfe erhalten würde, dann könnten sie funktionieren. Ich bin da wie Tuomas, ich schreibe sehr gerne tiefgründigere Texte.

Tanja:
Wie schwer oder leicht ist es für dich, Tuomas' Lieder mit Emotionen zu singen? Seine Texte können teilweise recht kryptisch sein.

Anette:
Ja, das stimmt (lacht). Aber es ist ziemlich einfach für mich, und er hat mir selbst gesagt, dass ich die Texte gut aufgreife und umsetze. Wenn ich die Texte lese, versuche ich immer, die Bedeutung zwischen den Zeilen zu finden. Natürlich kann ich nicht alles 100%ig verstehen, weil ich den Text ja nicht selbst geschrieben habe. Als Sänger muss man in der Lage sein, Songs zu interpretieren, die von jemand anderem geschrieben wurden. Von daher denke ich, es ist schon okay.

Tanja:
Was ist außer "Dark Passion Play" dein Lieblings-Album von NIGHTWISH?

Anette:
Oh, das kann ich gar nicht so sagen. Natürlich mag ich alle Lieder des neuen Albums, aber wenn ich mich jetzt für ein anderes Album entscheiden muss, dann nehme ich "Higher Than Hope".

Tanja:
Wir wissen bereits, dass 'Ever Dream' einer deiner Lieblings-Songs von NIGHTWISH ist. Welches Lied magst du gar nicht?

Anette:
Ohhhh (lacht)... Ich weiß es gar nicht so recht. Ehrlich nicht. Es gibt keinen Song, von dem ich sagen könnte, dass ich ihn wirklich nicht mag. Nein, gibt es wirklich nicht.

Tanja:
Welchen Song auf dem jetzt kommenden Album magst du am liebsten und warum?

Anette:
Wie ich sagte, mag ich wirklich alle Lieder sehr, es ist hart, nur einen auszuwählen. Ich mag 'Meadows Of Heaven' wirklich sehr, es ist ein großartiger Song, und ich liebe es, ihn zu singen, er passt sehr gut zu meiner Stimme. Und 'Amaranth' mag ich auch sehr gerne, es ist sehr catchy. Wenn du den Song hörst, dann willst du einfach tanzen, es ist ein super Lied.

Tanja:
Ihr habt zwei Videos in Los Angeles gedreht. Wie war das so für dich, ein professionelles Video zu machen und zum Beispiel auch mit einem Bluescreen zu arbeiten?

Anette:
Wir hatten keinen Bluescreen. Oder lass mich mal überlegen... Nein, hatten wir nicht. Natürlich wird es noch einige Sachen geben, die nachträglich eingefügt werden, aber eigentlich war alles ziemlich so aufgebaut, wie es sein sollte. Es war sehr aufregend für mich, und ich war auch total nervös. Es war ja auch das erste Mal, dass die Jungs mich richtig performen sehen würden (lacht). Und ich weiß, dass auch sie nervös waren und sich Gedanken machten: "Wie wird sie wohl live sein?" Also wir waren alle nervös. Und dann Antti, unser Regisseur, er ist ein großer Produzent, und ich kannte ihn nicht so gut von Anfang an, ich wusste nur, dass er sehr bekannt ist. Aber er war sehr nett, gab mir gute Anweisungen, und es lief sehr gut. Im Nachhinein war er sogar beeindruckt, wie schnell ich mich in diese Video-Welt eingefunden habe.

Tanja:
Hat der Dreh denn Spaß gemacht?

Anette:
Ja, es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht! Und ich mag es auch sehr gerne, vor der Kamera zu stehen, das war schon immer so.

Tanja:
Bald wirst du auf deine erste richtig große Tour gehen. Wie fühlst du dich dabei? Worauf freust du dich und was macht dir Sorgen?

Anette:
Ich freue mich darauf zu sehen, wie es ist mit den Jungs in einem Bus zu leben und viel Spaß zu haben. Ich weiß natürlich, dass es auch schlechte Tage geben wird und Tage, an denen man sich krank fühlt oder eine Erkältung hat oder einfach müde ist. Auch jetzt während der Promo-Tour gibt es natürlich Tage, an denen man sich einfach nicht gut fühlt. Aber Tuomas und ich versuchen uns gegenseitig zu helfen, und so sollte das auch sein, denke ich. Und natürlich ist der Zeitplan schon sehr heftig, von daher weiß ich auch nicht so richtig, wie meine Stimme reagieren wird. Ich werde einfach versuchen, mich viel zu entspannen, viel zu schlafen und mir nicht so viele Sorgen zu machen, denn dann stresst man sich nur noch mehr. Außerdem habe ich ja auch Marco in der Band, er ist ein toller Sänger und war bereits viel auf Tour, also kann ich gut mit ihm reden und mir einige Tipps einholen (lacht). Er hat bereits zu mir gesagt: "Du musst dich einfach entspannen!" Also werde ich genau das tun, und ihn dann um Feedback und Hilfe fragen. Jetzt habe ich bereits eine Promo-Tour gemacht, Videos, ein Album, Photoshootings und und und... und ich fühle mich so: "Wir haben noch gar nicht gespielt!" (lacht). Also werde ich langsam auch etwas ungeduldig.

Tanja:
Wird dein Sohn dich begleiten?

Anette:
Nein, das glaube ich nicht. Natürlich wird er mich bei einigen Konzerten besuchen kommen, wenn eins in der Nähe ist. Aber weißt du, er ist sechs Jahre, er ist in der Vorschule, und er braucht Stabilität. Ich weiß das nur zu gut, weil ich selbst quasi im Tourbus mit meiner Mutter aufgewachsen bin. Natürlich hatte ich damals auch eine Art Stabilität, weil meine Mutter immer dabei war, aber ich habe immer hinter der Bühne geschlafen, und natürlich gab es auch schlechte Seiten, das Leben auf Tour ist einfach ganz anders. Und es ist auch für mich sehr wichtig, dass ich mich voll und ganz auf meine Rolle "Anette, die Sängerin" konzentrieren kann. Mutter zu sein ist eine Sache, aber wenn ich dann mit den Jungs zusammen bin und auf der Bühne stehe, dann bin ich quasi eine andere Person.

Tanja:
Ja, dann musst du auch deinen Fokus behalten können...

Anette:
Ja, genau, und das wäre sehr schwierig, wenn mein Sohn dabei wäre. Außerdem gibt es in der Szene auch einige schlechte Angewohnheiten, die Leute trinken sehr viel zum Beispiel, und von daher ist er einfach zu jung, um mit in dem Bus zu fahren. Aber natürlich wird er vorbeischauen, wenn wir in der Nähe sind.

Tanja:
Ich kann mir vorstellen, dass er sehr stolz auf seine Mami ist...

Anette:
Ja, das ist er wirklich, sehr sehr stolz (lacht)... Er erzählt es jedem (lacht mehr). Und gerade jetzt war eine sehr aufregende Zeit, weil es auch in den Zeitungen große Artikel gab und so, die wir dann sahen, wenn wir einkaufen gingen, und er meinte nur "Wow!" (lacht)... Er ist wirklich sehr stolz.

Tanja:
Gibt es ältere NIGHTWISH-Lieder, von denen du denkst, dass du sie nicht singen solltest?

Anette:
Ich habe bisher nur die Songs gesungen, die wir bereits gesprobt haben beziehungsweise bald richtig proben werden. Falls es da dann einen Song geben wird, der zu hoch für mich ist oder so, dann werden wir ihn einfach ein wenig modifizieren müssen. Die Jungs haben bereits gesagt, dass das dann auch okay sein wird. Natürlich wird es schon ein paar solcher Songs geben. Wir werden zum Beispiel nicht 'Phantom Of The Opera' spielen, und vielleicht wird es noch andere Lieder geben, die einfach eine zu spezielle Bedeutung haben. Diese Entscheidung liegt bei den Jungs. Ich werde ihnen sagen, wenn ich mit einem Song Probleme habe, und dann werden wir versuchen, ihn gemeinsam ein wenig zu verändern, so dass es dann funktioniert.

Tanja:
Eine junge finnische Designerin wird deine Bühnenoutfits entwerfen. Welche Stilrichtung stellst du dir vor?

Anette:
Die ganze Sache ist erst im Anfangsstadium, und ich weiß noch gar nicht so recht, wie es enden wird. Wir haben uns erst einmal getroffen. Es ist nicht mehr viel Zeit, von daher müssen wir mal sehen, wie viel sie im Endeffekt machen wird. Als wir uns getroffen haben, haben wir uns über ein paar Dinge unterhalten. Ich denke, dass wir gar nicht die Zeit haben, alle Kostüme für die anstehende US-Tour zu machen, also habe ich auch einige Sachen gekauft. Es wird also verschiedene Outfits geben, ich werde Kleider haben, aber es werden keine riesigen Gewänder sein, sondern eher kleinere schwarze Kleider. So in der Art, wie ich sie bereits auf einigen Promo-Bildern trage. Und auch einige Röcke. Außerdem mag ich Leder sehr gerne, von daher denke ich, dass die Designerin einige Leder-Sachen für mich entwerfen wird.

Tanja:
Die Jungs haben dich quasi gezwungen, mit ihnen Horrorfilme zu schauen. Kannst du welche empfehlen beziehungsweise davon abraten?

Anette:
Alle waren furchtbar (lacht)! Nein, Quatsch. Ich mag diese Splatter-Filme nicht so gerne, wo überall nur Blut spritzt, ich stehe mehr auf psychologische Thriller und so. Bei sowas bekomme ich Gänsehaut, auch bei Filmen mit Geistern. Wir sahen zum Beispiel "Hostel 1" und "Hostel 2". "Hostel 1" war sehr blutig, aber man konnte es sich angucken. "Hostel 2" war einfach zuviel, das sagten sogar die Jungs. "Hostel 2" war einfach nur eklig, echt. Wie gesagt, "Hostel 1" ist auch sehr blutig, aber da war die Story um einiges besser. Dann sahen wir auch "Wolf Creek", einen Low-Budget-Film aus Australien. Er ist sehr gruselig, weil so etwas wirklich passieren könnte oder sogar passiert ist, denn sie sagen, der Film basiert auf einer wahren Geschichte. Natürlich gibt es auch dort Blut, aber es ist nicht wie "Hostel" wo es wirklich nur Blut, Blut, Blut gibt (lacht). Aber die Story ist wirklich furchteinflößend, nachdem ich den Film gesehen habe, möchte ich garantiert keinen Auto-Trip durch Australien machen (lacht)! Aber der Film war gut, ich kann ihn echt empfehlen. Es ist zwar ein Low-Budget-Film, aber die Schauspieler sind toll, und die Story ist echt krass, weil sie wahr ist...

Tanja:
Ich bezweifele, dass ich mir je einen der Filme ansehen werde, aber gut (lacht)... Beschreibe jeden der Jungs mit einem Wort.

Anette:
Jukka: verantwortungsvoll. Marco: weise. Emppu: happy. Tuomas: Wow, das ist schwer... (überlegt) ... warmherzig.

Tanja:
Wen wolltest du heiraten, als du klein warst?

Anette:
Ohhhh (lacht). Ich weiß es gar nicht. Wäre ich ein Junge gewesen, dann auf alle Fälle meine Mutter. Aber so glaube ich, dass ich einfach einen Prinzen oder so heiraten wollte. Das ist doch irgendwie der Traum von jedem kleinen Mädchen (lacht)...

Tanja:
Warum verwendest du den Namen Anette Olzon und nicht deinen richtigen Nachnamen?

Anette:
Es war irgendwie eine ganze Verkettung von Dingen. Es ist mein Geburtsname, die Schreibweise ist die Schreibweise von meinen Vater. Ich dachte viel darüber nach, und ich wollte einfach meine Familie beschützen, auch wenn der Name Blyckert durch ALYSON AVENUE bereits bekannt war. Aber ich fühlte, dass ich nun bei dieser viel größeren Sache, meine Familie und besondern meinen Sohn zumindest etwas von den Medien fernhalten sollte. Außerdem fragten mich die Jungs danach, weil Olzon einfacher auszusprechen ist, und außerdem ist es irgendwie ein cooler Name (lacht). Also war es wirklich eine Kombination von Dingen. Leider war es im Endeffekt so, dass ein paar Schweden einen Tag vor der eigentlichen Bekanntgabe meinen Namen bereits verbreiteten. Und sie verbreiteten Anette Blyckert, von daher weiß es nun jeder. Von daher kennen die Leute auch meine Familie und haben zum Teil bei mir zu Hause angerufen, bis ich die Nummer wechselte. Aber ja, es war eine Kombination: Es ging nicht unbedingt darum, cool zu sein oder so, der Hauptgrund war meine Familie zu schützen und dann kam noch obendrauf, dass Olzon einfacher zu schreiben und auszusprechen ist.

Tanja:
Ist es ein typischer schwedischer Name?

Anette:
Ja, schon. Normalerweise ist die Schreibweise ein wenig anders, mit -son am Ende. Von daher war unser Name schon immer etwas anders, weil mein Dad den Namen mit z schreibt, und meine Mutter von Anfang an mit Doppel-S. Alle diese Namen, die mit -son aufhören, Andersson, Nielson und so, das sind alles typische schwedische Namen. In Finnland sind es Namen mit -nen am Ende, bei uns ist es -son, von daher ist es wirklich sehr typisch.

Tanja:
Empfiehl eine Band aus Schweden!

Anette:
Hm, jaaa... (denkt nach). Ich denke, ich nehme THE SOUNDS, sie sind aus meiner Heimatstadt, Helsingborg. Es ist nicht Metal, sondern Rock 'n' Roll, aber die Band ist sehr bekannt außerhalb von Schweden, gerade auch in den USA und Finnland und so. Sie machen wirklich puren Rock 'n' Roll, und das Mädchen singt mit einer sehr besonderen und speziellen Stimme. Sie sind echt cool! Und weil sie aus meiner Heimatstadt sind, muss ich ja auch ein wenig PR machen (lacht).

Tanja:
Gut, das wäre dann alles. Vielen Dank.

Anette:
Ich danke dir!


TUOMAS

Ricarda:
Ich muss gestehen, ich habe noch gar nicht so viele neue Interviews gelesen. Hoffentlich langweile ich dich nicht mit Fragen, die du schon 200mal gehört hast...

Tuomas:
Wenn das so ist, dann werde ich jede Frage komplett anders als sonst beantworten, extra für dich (lacht)!

Ricarda:
Oh toll, danke. Ach nein, lieber nicht, sonst denkt dann jeder, ich hätte mir das Interview ausgedacht (lacht). Aber gut, fangen wir an. Erstmal natürlich Glückwunsch zu eurem neuen Album!

Tuomas:
Danke.

Ricarda:
Ich finde, es ist das abwechslungsreichste NIGHTWISH-Album bis jetzt, weil all diese verschiedenen Elemente verbunden werden. War das etwas, was du von Anfang an tun wolltest?

Tuomas:
Der Hauptfaktor, wenn es darum geht, Songs zu machen, ist eigentlich nichts vorauszuplanen. Du fängst einfach an, Songs zu machen, und am Ende kommt eben dabei heraus, was dabei heraus kommt. Ich denke, man kann viele gute Lieder und Alben ruinieren, wenn man plant, so nach dem Motto: "Okay, lass uns ein hartes Album mit den und den Elementen machen! Lass uns ein akustisches Album machen!" Du musst deinen Kopf total frei machen und einfach anfangen. Außerdem muss man viele Songs machen, für das neue Album hatten wir 15, und dann hört man das Resultat am Ende selbst. Aber ich muss gestehen, ich habe auch die Angewohnheit, dass ich ganz systematisch an Elemente denke, die wir bisher noch nicht in NIGHTWISH hatten, und diese versuche ich dann einzubauen.

Ricarda:
Auf dem Album gibt es viele keltische und folkige Elemente...

Tuomas:
Ja, genau, das war genau die Idee hinter diesem Album. Wir hatten noch nie zuvor keltische Instrumente auf einem Album, und ich mag den Kram eigentlich ziemlich gerne, von daher wollte ich es in NIGHTWISH versuchen. Das gleiche gilt für die Boy Sopranos und den Gospel-Chor.

Ricarda:
Kamen alle Ideen von dir oder hat Pip auch seinen Einfluss gehabt?

Tuomas:
Der Gospel-Chor war zum Beispiel meine Idee und die keltischen Elemente waren auch meine Idee, aber natürlich hat auch Pip vieles beigesteuert, auch Dinge, an die ich niemals gedacht hätte. Wo soll ich anfangen? Es gab da soviel, aber zum Beispiel das Oboen-Solo am Ende von 'The Poet And The Pendulum' stammt von ihm. Zuerst sollte es eigentlich nur vom Piano gespielt werden, aber dann schrieb er die Melodie für das Solo. Viele kleine Dinge hier und da stammen vollständig von ihm. Es war eine Kooperation. Er fing mit den Arrangements bereits im September 2006 an und von September bis Februar rief er mich jeden Tag mindestens zweimal an. Naja, vielleicht nicht an Weihnachten (lacht), aber sonst wirklich jeden Tag... "Kann ich dies machen? Darf ich das machen? Ist das wirklich nötig?" (lacht)

Ricarda:
Hast du jemals darüber nachgedacht, "Dark Passion Play" als ein Konzeptalbum zu machen?

Tuomas:
Nein, niemals...

Ricarda:
Echt nicht? Immerhin hast du recht viel durchgemacht...

Tuomas:
Nun ja, im weitesten Sinne ist es vielleicht ein Konzeptalbum darüber, dass das Leben scheiße ist, dass Menschen scheiße sind und das ich... (denkt nach) ... scheiße bin (lacht). Also gibt es vielleicht ein vages Thema, das sich durch die Songs zieht, aber ich würde es trotzdem nicht als ein klassisches Konzeptalbum beschreiben, jeder Song erzählt seine individuelle Geschichte.

Ricarda:
Das Album hat auch ein sehr starkes Soundtrack-Feeling. Ist das der Grund, warum ihr nun auch eine Bonus-CD mit den Instrumental-Versionen der Lieder veröffentlichen werdet?

Tuomas:
Diese Idee kam eigentlich bereits vom letzten Album. Wir hatten eine Limited Edition, auf der die Instrumental-Stücke von "Once" enthalten waren. Es gab nur 500 Kopien und diese wurden ausschließlich an Film-Produzenten verschickt. Natürlich hörten es aber auch einige andere Leute, und sie sagten mir, dass ihnen die Stücke wirklich gefallen - auch ohne den Gesang. Es war ziemlich schmeichelhaft zu hören, dass die Musik für Leute auch ohne Gesang funktioniert, denn eigentlich ist der Gesang ja mit das Hauptelement. Also entschieden wir uns, dass wir sehen wollen, wie die Leute über das kommende Album als Instrumental-Werk denken. Aber die Grundidee kam eigentlich gar nicht von uns (lacht). Außerdem wird es in den Instrumental-Versionen Sachen zu hören geben, die man nicht auf dem eigentlichen Album hören kann. Es gab einige Orchester- und Chor-Parts, die einfach nicht zu dem Gesang passten, also schafften sie es nicht auf das Album, aber auf der Instrumental-CD sind sie zu hören.

Ricarda:
Okay, cool. 'Meadows Of Heaven' handelt von deiner Kindheit...

Tuomas:
(unterbricht enthusiastisch) Ja, genau. Endlich habe ich es geschafft, einen Song zu schreiben, der diesem Thema gerecht wird!

Ricarda:
Ja, du sagst schon immer, dass deine Kindheit eine große Inspirations-Quelle ist, aber nun gibt es einen eigenen Song darüber...

Tuomas:
Ganz genau! Ich denke, dieses Album beinhaltet für mich zwei der besten NIGHTWISH-Lieder überhaupt: 'The Poet And The Pendulum' und 'Meadows Of Heaven'.

Ricarda:
Das erste und das letzte (lacht)...

Tuomas:
Ja (lacht). Erstes Lied und letztes Lied. Ich mag beide Lieder wirklich sehr gerne.

Ricarda:
Ich bin ein riesiger Fan von Stephen King, da mussten mir einige Referenzen natürlich ins Auge springen. 'White Lands Of Empathica' zum Beispiel, und ich nehme mal an, '7 Days To The Wolves' ist von dem Buch "The Wolves of Calla" abgeleitet...

Tuomas:
Ja, das stimmt genau. Allerdings habe ich wirklich nur den Titel davon abgeleitet, der Song handelt eigentlich nicht von der Geschichte. Es ist eine symbolische Bedeutung, der Text selbst hat eigentlich nichts mit dem Buch zu tun. Bei 'White Lands Of Empathica' ist es ein wenig anders, das kann auch mit dem Buch in Verbindung gebracht werden. Außerdem klaute ich die Idee, mich selbst in einen Song einzubauen von "Song Of Susannah", weil Stephen King sich dort ja auch selbst einbaut.

Ricarda:
Ich glaube, ich muss nicht mehr extra fragen, ob du die "Dark Tower"-Bücher magst (lacht)...

Tuomas:
Ich denke, diese Bücher stehen auf einem Level mit "Lord Of The Rings".

Ricarda:
Ich mag sie auch sehr gerne und hoffe, dass sie mal verfilmt werden.

Tuomas:
Ja, ich auch! Und hoffentlich machen sie das dann auch gut (lacht)... Die Bücher sind so toll, sie sind unbeschreiblich.

Ricarda:
Dann gibt es auch Poe-Referenzen...

Tuomas:
'The Pit And The Pendulum', genau... Obwohl es vielleicht keine Referenzen sind, aber die Idee für den Song kam definitiv daher.

Ricarda:
Wie wichtig sind diese literarischen Inspirationen für dich?

Tuomas:
Offensichtlich sehr wichtig, aber wieder einmal ist das nichts, was geplant wäre. Natürlich hat alles, was du liest oder hörst, irgendwie einen Effekt auf dich und auf das, was du tust. Aber ich bin wirklich stolz auf die Symbolik von 'The Pit And The Pendulum' und 'The Poet And The Pendulum', ich denke, es hört sich wirklich cool an. Normalerweise hasse ich diese Wortspiele...

Ricarda:
Jetzt erzähl mal keinen Scheiß, sowas machst du doch dauernd (lacht)...

Tuomas:
Ja, das mache ich schon (lacht)... aber dafür hasse ich mich auch (lacht mehr). Aber ich denke, dieses Wortspiel funktioniert wirklich, 'The Poet And The Pendulum'. Die Klinge, die immer weiter nach unten schwingt und dich endlich in der Mitte durchtrennt...

Ricarda:
Hurra, geschafft (lacht)...

Tuomas:
Ja, genau, endlich habe ich es geschafft (lacht)...

Ricarda:
Bereitest du dich bereits mental auf die ganzen dummen Fragen über die Texte von 'Bye Bye Beautiful' und 'Master Passion Greed' vor? Ich denke mal, die Medien werden danach fragen...

Tuomas:
Ja, das tun sie bereits. Ich habe schon etwa 200 Interviews zu diesem Album jetzt gegeben, und alle fragen immer danach...

Ricarda:
Ich werde nicht fragen (lacht)...

Tuomas:
Dann werde ich auch nicht antworten, wenn du nicht danach fragst (lacht). Aber im Ernst: Es ist ziemlich eindeutig, und ich war von Anfang an sehr offen darüber, dass zum Beispiel 'Bye Bye Beautiful' ein Song über Tarja ist. Es ist eine Art Abschiedssong für sie, aber trotz der Aggressivität in dem Lied, ist es definitiv kein Hass-Song oder so. Es ist ein bittersüßer Song, der eben aus einer bestimmten Situation entstanden ist, also sollte sich niemand durch den Text angegriffen fühlen oder so. Es ist ja nicht 'Bye Bye Ugly One'...(lacht)

Ricarda:
Ja, das wäre schlimmer (lacht).

Tuomas:
Das wäre es wirklich (kichert noch immer). Es ist in einem guten Geist geschrieben worden. 'Master Passion Greed' ist da etwas anderes, aber es war auch ein Lied, das einfach geschrieben werden musste.

Ricarda:
Mir ist aufgefallen, dass gerade diese beiden Songs ziemlich straight forward sind, was den Text angeht. Natürlich gibt es auch dort etwas Symbolik, aber nicht so viel wie sonst, falls du verstehst, was ich meine...

Tuomas:
Ich verstehe genau, was du meinst, ja.

Ricarda:
Die Leute können bei diesen Lieder nicht soviel herumraten, was wahrscheinlich auch gut ist.

Tuomas:
Ich glaube, ich wollte diese Songs auch straight forward machen, einfach weil ich so sauer, traurig und frustriert war, alles zur gleichen Zeit. Aber ich muss sagen, dass ich besonders bei diesen zwei Liedern schon ein komisches Gefühl habe, wenn ich sie jetzt höre, denn die Gefühle, die in den Liedern ausgedrückt werden, fühle ich so jetzt nicht mehr. Die Lieder sind vor zwei oder eineinhalb Jahren entstanden, und zu dieser Zeit waren diese Gefühle da, und ich musste sie irgendwie herauslassen. Wenn ich die Texte jetzt lese, denke ich "Okay, so hast du dich damals gefühlt, jetzt aber nicht mehr." Das ist auch der Grund, warum wir 'Master Passion Greed' niemals live spielen werden! Es ist hartes Zeug und bereits auf einem Album unsterblich gemacht und dabei sollten wir es auch belassen.

Ricarda:
Wie hast du die Gesangslinien geschrieben ohne Tarja als Anhaltspunkt zu haben?

Tuomas:
Genau so wie zuvor. Zuvor hatte ich nur immer Tarjas Stimme im Kopf, und dann hatte ich eben nur eine Frauenstimme im Kopf. Einfach irgendeine Stimme. Aber, das ist bestimmt die am meisten gestellte Frage, weil Leute es nicht nachvollziehen können, wie ich es tun konnte (lacht).

Ricarda:
Ja, ich kapier's auch nicht (lacht).

Tuomas:
Es war aber wirklich einfach. Ich hatte die Melodie, ich hatte irgendeine Frauenstimme im Kopf und das war's. Und natürlich schrieb ich die Lieder für dieselbe Stimmreichweite als für Tarja, denn wer die neue Sängerin werden würde, musste natürlich auch fähig sein, die alten Lieder zu singen. Die Skala ist also die gleiche.

Ricarda:
Bist du auch zum Beispiel an die Sibelius Academy gegangen und hast dort nach Sängerinnen gesucht, oder habt ihr euch auf die Demos verlassen?

Tuomas:
Wir bekamen etwa 2000 Demos, und es gab nur eine Person, die wir selbst ansprachen. Wirklich nur eine. Also haben wir uns eigentlich auf die Demos verlassen.

Ricarda:
Und ihr habt ja auch wen gefunden.

Tuomas:
Ja, wir brauchten eigentlich nur ein Demo, und jetzt ist sie da (lacht).

Ricarda:
Hattet ihr jemals Angst, dass die anderen Kandidatinnen euch in den Rücken fallen würden, sobald sie aus dem Rennen waren und zum Beispiel die Medien informieren? Mussten sie irgendwas unterschreiben?

Tuomas:
Nein, wir ließen rein gar nichts unterschreiben oder so. Sie hätten glaube ich eh nicht viel verraten können. Ich meine, was hätten sie sagen können?

Ricarda:
Sie hätten immerhin schon etwas über die Lieder erzählen können...

Tuomas:
Ja, das stimmt wohl. Aber alle Mädchen, die wir trafen, waren so nett, und es ist ja auch nichts passiert. Irgendwie haben wir uns um sowas überhaupt keine Gedanken gemacht (lacht)...

Ricarda:
Hast du mit Anette nun die Art von Stimme gefunden, die du eigentlich am Anfang für NIGHTWISH haben wolltest? Denn am Anfang wolltest du ja eher wen wie KARI RUESLATTEN...

Tuomas:
Hm, vielleicht ist das so, ja. Auf eine gewisse Weise stimmt das. Sie hat allerdings sogar eine noch kraftvollere Stimme als KARI RUESLATTEN. Ihre Stimme ist wirklich stark. Viele Leute, die das Album oder zumindest Teile davon gehört haben, denken, dass ihre Stimme etwas schwach ist, und man die Schwäche hören kann, aber ich höre das gar nicht. Das erste Mal, als sie zum Proben kam und zu singen anfing, schossen alle Messgeräte in den roten Bereich (lacht). Sie hat eine sehr kraftvolle Stimme. Außerdem denke ich, dass die ganze Aufregung viel größer wäre, wenn wir Anette für zehn Jahre gehabt und nun Tarja genommen hätten (lacht). Die Leute hätten sich gefragt: "What the fuck?" (lacht mehr)...

Ricarda:
Seitdem Tarja draußen ist, bist du von den Medien fast schon verfolgt worden, und sie haben sich immer mehr auf dein Privatleben gestürzt, gerade auch wegen deinem neuen Haus. Hat sich dein Verhalten gegenüber den Medien irgendwie geändert?

Tuomas:
Vielleicht verhalte ich mich nun ein wenig erwachsener, im Sinne, dass ich die Medien besser verstehe. Leute sollten generell in Konfliktsituationen versuchen, alles aus der Perspektive des anderen zu sehen - zumindest für eine Weile. Man muss versuchen, das Verhalten des Anderen zu verstehen, ich denke, das ist ein wirklich guter Rat für jeden. Die Journalisten machen halt ihren Job. Sie müssen ihren Scheck irgendwoher bekommen, und sobald sie eine saftige Story wittern, denken sie über die Moral nicht mehr wirklich nach. Sie denken eher: "Ich muss eine Story schreiben, so dass ich Geld bekomme und meinen Kindern was zu Essen kaufen kann"... Du musst also auch ihre Seite verstehen.

Ricarda:
Hm, irgendwie bist du zu lieb...(lacht)

Tuomas:
Nein, versteh mich nicht falsch, natürlich ist sowas noch immer scheiße (lacht). Da waren einige Leute, die Fotos von meinem Haus machten und diese in der Zeitung druckten. Aber ich denke, sie tun, was sie tun müssen und wir argumentieren dann dagegen. Es ist halt nur nicht immer so schwarz-weiß...

Ricarda:
Marco hat einen Song für den finnischen "Idols"-Gewinner ARI KOIVUNEN geschrieben. Könntest du dir vorstellen, einen Song für jemanden zu schreiben, den du nicht wirklich kennst?

Tuomas:
Hm, vielleicht. Darüber habe ich noch gar nicht richtig nachgedacht...

Ricarda:
Dann denk jetzt mal darüber nach (lacht)...

Tuomas:
Bisher hat keiner gefragt (lacht)! Aber falls jemand fragen würde, dann würde es natürlich auch von der Person abhängen. Ich muss zumindest etwas über die Person wissen, für die ich den Song schreiben soll - auch auf der persönlichen Ebene.

Ricarda:
Also musst du die Person auch wirklich kennenlernen...

Tuomas:
Ja, zumindest ein bisschen. Aber wenn er oder sie dann einen Eindruck hinterlassen würde, dann natürlich.

Ricarda:
Du hast auch den Song 'While Your Lips Are Still Red' für den Film "Lieksa!" geschrieben. Wie streng waren die Vorgaben?

Tuomas:
Der Regisseur rief mich an, ich besuchte ihn, und er sagte "Ich brauche eine 4-minütige Ballade auf Englisch, die dann das Lied von die weibliche Hauptrolle werden soll. In dem Lied soll die Zeile 'While Your Lips Are Still Red' vorkommen!" Das waren eigentlich alle Vorgaben. Ich hatte das Demo von 'Eva' dabei, spielte es ihm vor und fragte "Willst du etwas in dieser Art?", und er meinte: "Das ist genau das, was ich suche, mach so etwas wie das!". Von daher sind diese zwei Songs auf eine Art und Weise verwandt (lacht). Das Lustige ist, dass es eigentlich von einem finnischen Mädchen gesungen werden sollte...

Ricarda:
Oh, okay. Das wäre meine nächste Frage gewesen: Ob es von Anfang an klar war, dass Marco das Lied singen würde...

Tuomas:
Nein, überhaupt nicht! Der Regisseur wollte eine Frauenstimme. Und ich hatte sogar schon ein Mädchen im Kopf, das das Lied singen sollte...

Ricarda:
Jemand Bekanntes?

Tuomas:
Nein, niemand kennt sie. Ich ging dann ins Studio, um alles aufzunehmen, Keyboards und so, und ich fragte Marco, ob er kommen könnte, um die Gesangsparts aufzunehmen, so dass das Mädchen dann wissen würde, was sie zu singen hat, die Melodie und so. Er kam, sang den Song, und ich dachte nur "Oh, wow!" (lacht)...

Ricarda:
Tschüss Mädel...(lacht)

Tuomas:
Ja, genau (lacht mehr). Ich spielte Marcos Aufnahme dem Regisseur vor, und er meinte nur: "Wer ist das? Dieser Typ wird den Song singen!" "Okay, das ist Marco!" (lacht). Es war also mehr eine Art Unfall...

Ricarda:
Ich liebe Marcos Stimme in dem Lied, aber ich liebe Marco ja eh, vielleicht bin ich etwas subjektiv mit der Beurteilung (lacht)...

Tuomas:
Ja, ich weiß (lacht). Der Song bringt die romantische Seite des alten Hippies zum Ausdruck (lacht)! Aber ich muss betonen, dass es kein NIGHTWISH-Song ist. Das Lied läuft nicht unter dem Namen NIGHTWISH, es ist einfach ein Song, der von mir gemacht wurde, auf dem Marco singt. Und der halt als Bonus-Track auf unserer ersten Single des Albums gelandet ist (lacht)...

Ricarda:
Ich denke aber, allein deswegen werden viele Leute den Song als ein NIGHTWISH-Lied sehen...

Tuomas:
Ja, das kann gut sein. Aber naja, das ist nicht so schlimm...

Ricarda:
Werdet ihr es vielleicht einmal live spielen?

Tuomas:
Ja, vielleicht. Warum eigentlich nicht...

Ricarda:
Oh ja, bitte.

Tuomas:
Sicher, warum nicht... Ich mag den Song wirklich gerne, er ist viel besser geworden, als ich zuerst dachte.

Ricarda:
Dann habt ihr auch zwei Videos in L.A. gedreht. Wie war das so? Und was hatte es mit dem Gerücht auf sich, dass Christina Ricci in einem der Videos dabei sein würde?

Tuomas:
Ja, sie hatte bereits zugesagt! Aber dann gab es einen Mix mit den Zeitplänen. Wir waren in sehr engem Kontakt mit ihrem Manager, sie hatte das Lied gehört und zugesagt und alles. Aber dann mussten wir unseren Zeitplan umstellen, und am Ende war es so, dass sie einen Film in Europa drehen musste zu der Zeit, als wir das Video in L.A. drehten. Aber ja, in diesem Gerücht war sogar richtig viel Wahrheit! Ansonsten war aber alles super! Wir waren in L.A. für zehn Tage und brauchten nur einen Tag, um beide Videos zu drehen (lacht). Der Rest was Freizeit, einer der besten Ferientrips für mich (lacht mehr). Ich besuchte Disneyland, Hollywood, shoppte ein wenig in Melrose Place und so. Dann war ich auch beim Finale des Stanley Cups in Anaheim und sah, wie Anaheim die Trophäe gewann. Es war unglaublich: zehn Tage Urlaub, ein Tag für die Videos (lacht).

Ricarda:
Ich bin so neidisch auf den Disneyland-Besuch (lacht). Warst du nur einen Tag dort?

Tuomas:
Ja, zwei Nächte und einen vollen Tag, es war echt super. Marco und Anette waren mit mir dort, beide zum ersten Mal, und sie kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus (lacht)...

Ricarda:
Für unser nächstes Interview gehen wir auch in einen der Parks (lacht)...

Tuomas:
Wir beide? Ja, gerne! Vielleicht in den in Paris, das wäre cool (lacht)...

Ricarda:
Okay, ich behalte das im Kopf (lacht). Ihr startet dann auch sehr bald eure Tour und zwar in Tel Aviv, was ich sehr interessant finde. Habt ihr keine Angst?

Tuomas:
Es ist wirklich interessant, es ist unsere allererste Show in Tel Aviv, aber Angst haben wir eigentlich nicht. APOCALYPTICA waren dort und erzählten, dass es total okay und abgesichert gewesen wäre. Ich denke, im Grunde ist es nicht gefährlicher als in den USA, überall kann etwas passieren. Ich würde nicht unbedingt nach Afghanistan fahren, um dort zu spielen, aber Tel Aviv soll sehr sicher sein.

Ricarda:
Dann tourt ihr auch in den USA mit PARADISE LOST als Support.

Tuomas:
Ja, wieder mal, denk dir also, was du willst (lacht)...

Ricarda:
Aber das ist doch cool...

Tuomas:
Ja, das ist es auf alle Fälle. Vor zwölf Jahren oder so habe ich wirklich zu ihnen heraufgeschaut. "Icon" und "Draconian Times" sind tolle Alben. Ich war damals ein großer Fan, und nun sind sie unsere Vorband. Es ist wirklich eine Ehre.

Ricarda:
Und die US-Tour dauert wie lange?

Tuomas:
Fünf Wochen. Wir brauchen noch viel Übung (lacht)...

Ricarda:
Ihr hattet auch mal ein Konzert mit Orchester geplant, was dann leider nicht zu Stande kam. Ist so etwas aber noch immer auf eurer "to do"-Liste oder habt ihr das Ganze aufgegeben?

Tuomas:
Lustigerweise haben wir gerade gestern darüber gesprochen, und es steht noch immer auf der Liste. Das einzige Problem ist, dass wir es an einem bestimmten Ort machen wollen, in der Royal Albert Hall. Leider ist die bis zu zwei Jahre im Voraus ausgebucht, man braucht also eine gute Planung und auch eine ganze Summe Geld, aber wir versuchen es. Ich würde sagen, im Moment steht es 70/30, dass es wirklich passieren wird. Es wäre wirklich toll.

Ricarda:
Ja, gerade auch in der Royal Albert Hall...

Tuomas:
Ich denke, das ist so ziemlich der einzige Ort, wo wir es machen könnten. Außerdem wollen wir natürlich dasselbe Orchester verwenden, aber wir wollen nicht 120 Leute nach Finnland einfliegen (lacht).

Ricarda:
In Finnland habt ihr für so ein Konzert doch auch gar keine richtigen Locations. Hartwall Arena ist zwar groß, aber die Atmosphäre muss ja auch stimmen...

Tuomas:
Ja, genau, es muss wirklich an einem besonderen Ort sein. Aber wenn es passieren sollte, dann sowieso erst in der ersten Hälfte des Jahres 2009.

Ricarda:
Dann wollen alle Deutschen natürlich wissen, wann ihr nach Deutschland kommt...

Tuomas:
Das erste Konzert wird das "On A Dark Winter's Night"-Festival in Oberhausen direkt nach Weihnachten werden. Unsere Europa-Tour startet dann am 15. Februar 2008 und wird ungefähr zwei Monate dauern. Dann werden wir auch zehn oder elf Konzerte in Deutschland spielen. Ich kann mich natürlich irren, aber ich glaube, es waren so viele.

Ricarda:
Ihr tourt auch bald in Finnland. Wisst ihr schon, wer euer Support wird?

Tuomas:
Ja, die Finnland-Tour ist im Dezember. Wir haben im Moment noch einige Auswahlmöglichkeiten was die Vorgruppe angeht, aber noch nichts entschieden. Ich denke, wir sollten die Sache im nächsten Monat oder so geklärt haben.

Ricarda:
Und dann gibt es natürlich die Gerüchte über einige Geheimgigs. Hast du davon gehört (lacht)?

Tuomas:
(spielt dumm) Geheimgigs? Gerüchte? Neeeeiiin, davon hab ich nichts gehört (lacht)... Es wäre ja auch kein Geheimnis, wenn ich davon gehört hätte (lacht mehr)...

Ricarda:
Ok okay, ich frag ja schon gar nicht weiter...

Tuomas:
Ich habe allerdings von einigen Release-Parties gehört, auf denen einige Cover-Bands spielen sollen, die sind sicher gut (grinst fett)...

Ricarda:
Ja, die sind ja auch total bekannt. Alle kennen sie, nur Google nicht (lacht)...

Tuomas:
(lacht) Ja genau. Aber Google kennt ja auch nicht alles (lacht mehr). Okay, aber im Ernst: Ich denke, es ist für die Leute ziemlich offensichtlich, was dort ablaufen wird und der Helsinki-Gig ist eh ausverkauft, also was soll's...

Ricarda:
Ihr habt die Coverband-Tour ja schon mal abgezogen...

Tuomas:
Ja, das haben wir. Ich meine natürlich: Was haben wir? (lacht)... Ich rede jetzt einfach nicht mehr darüber (lacht mehr)...

Ricarda:
Ok okay, reden wir doch dann lieber noch kurz über die nächsten Wochen. Ihr werdet ein wenig üben gehen, richtig?

Tuomas:
Ja, wir fangen am 11. August an. Zuerst proben wir ein wenig in Helsinki und dann in Tampere. Ich glaube, es wird alles sehr aufregend. Anette hat kürzlich einige Songs auf einem Tape eingesungen, und es klang wirklich gut. 'She's My Sin' hörte sich gut an, 'Dead To The World' hörte sich wirklich toll an, 'Sleeping Sun' auch. Das einzige Lied, bei dem sie einige Probleme hatte, war 'The Siren'. Es ist ein sehr schweres Lied, besonders für eine Stimme wie ihre. Wir müssen einfach die Songs rauspicken, die am besten funktionieren. Wir arbeiten natürlich schon an der Setlist. 'Phantom Of The Opera' wird nicht mehr gespielt werden, das war Tarjas Lied. 'Over The Hills And Far Away' ist tot und begraben für uns. Aber dafür wird es andere Sachen geben…

Ricarda:
Auf den letzten Shows habt ihr auch immer einen Cover-Song mit nur Marcos Gesang gespielt...

Tuomas:
Ja, aber das haben wir für so lange gemacht, ich denke, es wird Zeit für etwas anderes.

Ricarda:
Aber das war immer ein Highlight der Show.

Tuomas:
Echt? Aber Marco wird auf den Konzerten sowieso viel singen...

Ricarda:
Aber wenn ihr nicht 'Master Passion Greed' spielt...

Tuomas:
Aber wir werden 'The Islander' spielen, so richtig mit Akustik-Gitarren und so. Das ist etwas, was wir noch nie gemacht haben, also mal schauen. Und wir werden auch versuchen, 'The Poet And The Pendulum' zu spielen...

Ricarda:
Muss dann nicht sehr viel vom Tape kommen?

Tuomas:
Es ist schon ziemlich viel, aber auch nicht soviel, wie man denken würde. Wir haben alle Backing-Tapes vor etwa einer Woche zusammengestellt und dabei auch viel weggelassen. Mal schauen, wie es im Endeffekt funktionieren wird... Live ist nun mal live...

Ricarda:
Genau. Das war's dann auch. Ich danke dir wieder mal.

Tuomas:
Gar kein Problem, immer ein Vergnügen...

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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