NOCTURNUS AD: Interview mit Mike Browning

17.05.2024 | 17:08

Welch fantastisches Artwork! Doch auch der brutale Inhalt der neuen NOCTURNUS AD-Scheibe kann sich sehen und hören lassen und bietet auf "Unicursal" einmal mehr erstklassigen Sci-Fi Death Metal der technisch anspruchsvollen Sorte. Mike Browning und seine Mannen scheinen nach dem "Paradox"-Debüt nichts verlernt zu haben. Darum sprachen wir mit Mike, der sowohl an den Drums als auch am Mikrophon sitzt, über die neueste Dampframme, die Geschichte von Dr. Magus und den Cthulhu-Mythos. Sehr spannend.

Hey Mike, wie geht es dir und der NOCTURNUS AD-Crew?
Danke Marcel!  Alles läuft gut, wir freuen uns sehr, dass endlich unser zweites Album herauskommt!

"Paradox" wurde an meinem Geburtstag im Jahr 2019 veröffentlicht. Seitdem ist viel passiert in der Welt. Auch bei euch, denn ihr habt mit Kyle einen neuen Bassisten an Bord. Wie kam der Kontakt zustande und wie konnte er sich in die Arbeit an "Unicursal" integrieren?
Ja, es ist schon eine Weile her, seit das letzte Album herauskam, Covid hat uns alle etwa zwei Jahre zurückgeworfen! Kyle hat eine ganze Weile in der Gegend von Tampa gelebt, er war ein großer NOCTURNUS-Fan und hat NOCTURNUS in den 1990er Jahren ein paar Mal spielen sehen. Ich hatte ihn schon vorher getroffen, und unser Gitarrist Demian schlug vor, ihn auszuprobieren, als wir nach einem neuen Bassisten suchten. Also kam er zu unserem Übungsplatz und es lief so gut, dass wir ihn noch am selben Tag fragten, ob er der Band beitreten wolle. Er ist ein großartiger Bassist und hat uns noch besser klingen lassen!

Es liegen fünf Jahre zwischen den beiden Alben, aber die Handschrift ist immer noch klar: Sci-Fi basierter, technisch sehr anspruchsvoller Death Metal, der keine Gefangenen macht. Was waren eure Ziele, als ihr mit der Arbeit an dem neuen Album begonnen habt? Business as usual?
Ich denke, das Hauptziel war, es ähnlich wie bei "Paradox" zu halten, aber einen oder zwei Schritte weiterzugehen. "Paradox" lief wirklich gut, also wollten wir keine großen Veränderungen vornehmen, aber wir wollten trotzdem, dass die Songs sich weiterentwickeln.

Auf mich wirkt "Unicursal" noch entschlossener und konzentrierter. Was denkst du, sind die musikalischen Unterschiede zu "Paradox"?
Ich spiele seit über 15 Jahren mit den beiden Gitarristen zusammen und wir haben definitiv eine bestimmte Art und Weise, wie wir die Songs schreiben, damit sie einzigartig bleiben, nicht gleich klingen, aber trotzdem einen Gesamtsound haben. Die neuen Songs sind ein bisschen komplizierter als auf "Paradox" und jeder hat mehr Parts zu jedem Song beigetragen.

Die Geschichte von Dr. Magus geht weiter. Diesmal wird er auf eine Mission durch die Sphären des kabbalistischen Lebensbaums geschickt. Für diejenigen, die nicht wissen, woher Dr. Magus stammt: Möchtest du etwas über ihn und sein neuestes Abenteuer erzählen?
Er begann auf "The Key" als böser Wissenschaftler, der von einer Kriegsplage heimgesucht wurde und sich am Leben hielt, indem er einen Biosuit baute und in eine Höhle zog, als Außerirdische ihre Droidenschiffe schickten, um die Erde anzugreifen. Eines der außerirdischen Schiffe stürzt bei seiner Höhle ab und er findet den Schlüssel im Inneren des Schiffes. Mit der neuen außerirdischen Technologie baut er eine Zeitmaschine und reist in der Zeit zurück, zerstört Jesus in der Krippe, übernimmt die Erde und errichtet ein Reich in Ägypten. Dann findet er eine geheime Kammer unter der Sphinx, wo er weitere außerirdische Maschinen findet, und wieder benutzt er den Schlüssel, um ein Portal zu öffnen, das ihn in eine andere Dimension bringt, wo diese Außerirdischen leben. Sie sagen ihm, dass er der Auserwählte ist, und stecken ihn in eine Maschine, die ihm besondere Kräfte und Wissen verleiht, damit er die Menschheit darauf vorbereiten kann, dass die Außerirdischen zurückkehren und über die Erde herrschen werden. Sie schicken ihn zunächst auf eine Mission zum Großen Baum des Lebens und des Todes, um jede Sphäre zu erobern und ihn auf diese große Aufgabe vorzubereiten, ihr Abgesandter für ihre Rückkehr zu sein. Und hier beginnt die Geschichte von "Unicursal".

Starkes Konzept. Ich bin immer noch unschlüssig, aber das ist mit Abstand das tollste Artwork, das ich seit Monaten gesehen habe. Wer hat es entworfen und wie steht es in Bezug zu den Songs auf "Unicursal"?
Uwe Jarling hat das Front- und Backcover gemacht, er ist ein erstaunlicher Künstler. Das Cover zeigt Dr. Magus, wie er eines der Portale des riesigen Baumes von Leben und Tod betritt, der im Weltraum schwebt. Ich habe Uwe genau gesagt, was ich im Detail wollte, und er hat es phänomenal umgesetzt. Vor ein paar Jahren hat er auch das 3D-Modell von Dr. Magus entworfen, das in dem 'Apotheosis'-Video verwendet wurde, das wir für Paradox gemacht haben, also war er die perfekte Person, um das Cover für "Unicursal" zu machen.

Für den Song 'CephaloGod', auch die erste Single, habt ihr euch von Cthulhu inspirieren lassen. Würdest du das gerne näher erläutern? Hattet ihr noch andere Inspirationsquellen?
Es ist die klassische Geschichte von Cthulhu, der aus seinem uralten Schlummer erwacht, wenn die Sterne richtig stehen und es ihm erlauben, durch ein Portal auf die Erde zu reisen, um zurückzukehren und sie zu übernehmen, während seine Anhänger auf der Erde ihn bei seiner Rückkehr unterstützen, um die Menschheit zu versklaven.

Worum genau geht es bei "Organismus 46B", auf wen oder was bezieht er sich?
Es geht um einen Artikel, den ich vor ein paar Jahren über einen Mann gelesen habe, der behauptete, ein Überlebender eines russischen Antarktis-Forschungsteams zu sein, das bei einem Tauchgang in einem See ein großes und seltsames Wasserwesen gefunden und gefangen hatte, das über besondere Kräfte und Intelligenz verfügte. Die Geschichte hat sich später als Fälschung herausgestellt, aber ich dachte trotzdem, dass es eine coole Geschichte ist, um einen Song darüber zu schreiben.

Das Album wurde von Jarrett Pritchard bei New Constellation Audio in Orlando produziert, aufgenommen und gemastert. Was macht die Zusammenarbeit mit ihm so besonders?
Ich kenne Jarrett persönlich seit den 1990er Jahren, als er bei EULOGY Gitarre spielte und wir uns in einigen Wohnungen in Tampa gegenüber wohnten. Er ist also ein alter Freund, der viel über NOCTURNUS und den Old-School-Death-Metal-Sound weiß. Im Laufe der Jahre wurde er ein großartiger Tontechniker und Live-Soundmann, der für einige wirklich große Bands wie GOATWHORE, 1349 und alle Bands von Tom Warriors arbeitete. Außerdem befindet sich sein Studio in Orlando, etwa eineinhalb Autostunden von Tampa entfernt. So konnten wir beide Alben an den Wochenenden in der Zeit aufnehmen, anstatt das Album in ein oder zwei Wochen unter Zeitdruck aufnehmen zu müssen. Das gab uns die Möglichkeit, die Songs während der Aufnahmen anzuhören und Dinge hinzuzufügen oder zu ändern. Dadurch wurde das Album viel besser, als wenn man alles in ein oder zwei Wochen aufnimmt und dann ist das, was man hat, so gut wie fertig damit. Nicht viele Bands haben die Möglichkeit, ihre Alben auf diese Weise aufzunehmen.

Sehr cool! Mike, du warst vor 34 Jahren maßgeblich an "The Key" beteiligt, einem Meilenstein des technischen Death Metal. Wie viel von diesem alten Charme steckt in "Unicursal"?
Alles, was ich mache, ist im Grunde eine Fortsetzung dessen, was ich gemacht habe. Ich versuche natürlich, ein paar neue Wendungen hinzuzufügen, aber ich behalte gerne eine gute Portion des alten Black-Magick-Charmes bei.

Gibt es von eurer Seite Pläne, mit NOCTURNAL AD in Deutschland aufzutreten? Was hat 2024 nach der Veröffentlichung noch für euch auf Lager?
Wir haben im Moment keine Shows gebucht, weil wir warten wollten, bis das neue Album fertig und draußen ist. Wir werden also sehen, welche Angebote wir bekommen, sobald das Album draußen ist. Festivals sind für uns das Beste, was wir machen können, anstatt lange Touren.

Ihr seid alte Hasen im Death Metal und seid schon seit Jahren im Geschäft. Wie sehr hat sich der Death Metal eurer Meinung nach in den letzten zwei oder drei Jahrzehnten verändert?
Leider haben sich alle Aspekte des Death Metal verändert, manche zum Guten und manche zum Schlechten. Auch wenn man durch das Internet jetzt fast jeden auf der Welt persönlich erreichen kann, hat sich der Death Metal selbst in so viele verschiedene Genres aufgespalten und so viele Leute suchen nur noch nach einem Grund, dich zu hassen. Diese Spaltung in alle Arten von Metal hat ihm mehr geschadet als geholfen, er ist gewachsen, aber stell dir vor, wie groß er sein könnte, wenn jeder einfach alle Arten von Metal unterstützen würde.

Mike, danke für den Einblick und das Gespräch. "Unicursal" ist ein absoluter Knüller, der mir viel Freude bereitet. Ich wünsche euch alles Gute damit! Was möchtet ihr euren Fans und unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Danke und es freut mich, dass es euch gefällt, und ich möchte mich für die Unterstützung und das tolle Interview bedanken und hoffentlich kommen wir wieder rüber, um in Deutschland zu spielen, ihr habt da drüben einige tolle Festivals!


Fotocredits: Tim Hubbard


CephaloGod



https://www.youtube.com/watch?v=iye8mul-0V8

Redakteur:
Marcel Rapp

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