SCEPTIC: Interview mit Jacek Hiro

01.01.1970 | 01:00

Bei "Death-Metal aus Polen" denken wohl 99% aller Metal Maniacs an VADER. Sicher, die 4 Jungs würden auch mir als erstes in den Sinn kommen, hätte da nicht ein Quintett namens SCEPTIC mit "Pathetic Being" einen Silberling Anfang Mai auf den Markt geschmettert, der dem Aushängeschild in Sachen DM der Marke "Made in Poland" in keinster Weise nachsteht. Mit unglaublicher Musikalität und einem "hochprozentigen" Maß an technischem Können versucht man nicht dem Erfolgsrezept VADER's nachzueifern, ganz im Gegenteil, SCEPTIC gehen doch ein ganzes Stück progressiver zu Werke und erinnern von Zeit zu Zeit an die Death Metal Götter überhaupt, nämlich DEATH.

Oliver: Jacek, siehst du den Vergleich mit DEATH eher als Kompliment oder stehst du nicht unbedingt auf solche Vergleiche?

Jacek: Das ist das größte Kompliment, das du mir machen kannst. Vielen Dank dafür! Ich habe zwar schon von einigen gehört, daß wir wie DEATH spielen würden, aber so direkt hat uns noch niemand mit ihnen verglichen. Ich habe damals mit dem Gitarrespielen begonnen nachdem ich "Human" gehört hatte. Somit kannst du dir vorstellen, was mir deine Aussage bedeutet. Nochmals Danke!

Oliver: Wie sind denn im allgemeinen die Reaktionen auf "Pathetic Being" bis dato so ausgefallen?

Jacek: Sehr gut, danke der Nachfrage. Soweit ich weiß, haben wir überall hohe Bewertungen in der Presse für die Scheibe bekommen und bei einem portugiesischen Radio-Sender wurde "Pathetic Being" sogar zum Album des Monats ausgewählt. Das ist zwar alles toll, aber für uns zählt in erster Linie die Reaktionen der Fans während unserer Gigs.

Oliver: Da ihr in Sachen Bekanntheitsgrad sicher noch zulegen könnt bzw. es sicher noch etliche Leute gibt, die mit euch nichts anfangen können, erzähl doch mal kurz etwas über den musikalischen Werdegang von SCEPTIC.

Jacek: Die Band wurde 1994 unter dem Namen TORMENTOR ins Leben gerufen. Ein Jahr darauf, sowie diverse Besetzungswechsel später haben wir uns in SCEPTIC umbenannt. Unter dem Banner SCEPTIC wurden 4 Demos aufgenommen, wovon uns das Letzte den Deal mit MASSIVE MANAGEMENT einbrachte. Das erste Album, erschienen 1999, wurde nur in Polen veröffentlicht. Während unserer Kariere haben wir unter anderem schon mit Bands wie EMPEROR, VADER, GOD DETHRONED, LIMBONIC ART …. gespielt. Und vor gut 3 Monaten kam jetzt unser zweites Album in Polen raus. "Pathetic Being" ist zugleich auch unser erstes Album, das im Ausland veröffentlicht wurde … über LAST EPISODE in Deutschland und in den USA über PAVEMENT MUSIC.


Oliver: Euer Sänger Michael Sanajko hat euch nach den Aufnahmen zu "Pathetic Being" verlassen. Warum? Inzwischen hab ihr aber mit Michal Skotniczny Ersatz gefunden. Was gibt es über den Knaben zu berichten?

Jacek: Der Grund warum uns Michael verlassen hat ist wohl das größte Mysterium der 20. und 21. Jahrhunderts. Er hielt es schlichtweg nicht für nötig uns über seine Entscheidung in Kenntnis zu setzen, sondern brach einfach jeglichen Kontakt zu uns ab. Nachdem wir dann einen Monat vergeblich auf einen Anruf gewartet hatten, fragten wir bei Michal Skotniczny nach, ob er nicht bei uns einsteigen wolle. Er ist ein guter Freund von uns mit dem wir uns prächtig verstehen und mit dem es sich auch wesentlich leichter arbeiten läßt. Zudem haben wir von einigen Leuten gehört, daß sie seine Stimme deutlich besser finden als die seines Vorgängers.

Oliver: Hast du eine besondere Beziehung zur Musik von NOCTURNUS oder was ist der Grund dafür, daß ihr deren Song "Arctic Crypt" gecovert habt?

Jacek: NOCTURNUS ist eine unserer absoluten Lieblingsbands. Allerdings sind wir der Meinung, die "Thresholds" Scheibe könnte doch ein Stück besser klingen. Das ist auch der Grund warum wir den Song aufgenommen haben … wir waren davon überzeugt einen besseren Sound hinzubekommen als dies NOCTURNUS damals schafften. Die meisten Leute mit denen ich bisher gesprochen habe, haben uns dies auch bestätigt.

Oliver: Was sind die Haupteinflüsse wenn es um euer Songwirting geht?

Jacek: Wie ich schon sagte, stehen wir sehr auf NOCTURNUS. Daneben gefallen uns Bands wie DEATH, PESTILENCE, CYNIC, ATHEIST, CORONER, DREAM THEATER … wir hören uns aber auch total andere Sachen an, die mit Metal wenig zu tun haben. Ich persönlich stehe z. B. sehr auf PINK FLOYD, ALLAN HOLDSWORTH, ANDREAS VOLLENVEIDER … du siehst, wir haben zahlreiche Einflüsse.

Oliver: Ich für meinen Teil finde euer Album hat einen verdammt guten und differenzierten Sound, auch wenn der Bass für meinen Geschmack etwas zu dünn ist. Steckt da eine bestimmte Absicht dahinter?

Jacek: Wir stehen sehr auf den Bass Sound. Es scheint wohl, daß wir dieses Instrument in einer anderen Art und Weise bevorzugen wie Du. Es ist einfach eine Frage des Geschmacks … wir mögen ihn so und du wiederum hörst ihn eben lieber etwas anders … das ist doch normal. Wo kämen wir hin, wenn jeder den selben Geschmack hätte!?

Oliver: Ihr seit verdammt talentierte Musiker. Klär mich doch mal über euren musikalischen Hintergrund auf.

Jacek: Keiner von uns war jemals in einer Musikschule oder hatte sonst eine Art Unterricht an dem Instrument das er bei SCEPTIC spielt. Zuerst haben wir uns an unseren Kumpels orientiert und hinterher an professionell Musikern … so haben wir uns das alles beigebracht. Jeder von uns spielt sein Instrument seit ungefähr 9 oder 10 Jahren … das ganze verbunden mit harter Arbeit und viel üben.

Oliver: In der Vergangenheit wurden Bands aus dem Osten nicht immer allzu ernst genommen. Hat sich das eurer Meinung nach geändert oder gibt es da noch immer diverse Schwierigkeiten, ähnlich bekannt zu werden wie Bands aus West-Europa oder den USA?

Jacek: Ich habe gehört, daß in Deutschland die Leute regelrecht auf Veröffentlichungen von polnischen Bands warten. Somit dürfte es inzwischen um einiges besser sein, als in der Vergangenheit, auch wenn es bei uns 7 Jahre gedauert hat, bevor wir unser erstes Album im Ausland veröffentlichen konnten. Das größte Problem hier in Polen, mit dem sich junge Bands auseinandersetzen müssen, ist das Equipment. Das Zeug ist verdammt teuer hier bei uns und nur wenige können Klampfen, Drums etc. ... so aus der Hosentasche raus bezahlen. Anschließend kommen dann Kosten für Aufnahmen, Proberäume, Portokosten etc. dazu. Wenn du all jenes mal hinter dir gelassen hast, sieht alles schon viel besser aus.

Oliver: Jacek, du bist ja ein sehr umtriebiger Mensch in Sachen Musik. Wie läuft's eigentlich mit DIES IRAE und DECAPITATED im Moment, bei denen du ja auch noch dein "Unwesen" treibst?

Jacek: Bei DECAPITATED spiele ich gar nicht mehr. Somit ist dieser Fall abgeschlossen. Mit DIES IRAE werden wir wohl im November das zweite Album aufnehmen und hoffentlich auch einige Shows spielen. Aber im Endeffekt hängt dies von den Plänen VADER's ab, da Mauser und Doc dort ziemlich stark eingespannt sind.

Oliver: Wie stehst Du zu dem Thema Napster, MP3's und das Internet im Allgemeinen?

Jacek: Das Internet und MP3's sind 'ne tolle Sache für die Fans, für manche Bands hingegen können sie allerdings tödlich sein. Die Leute ziehen sich kostenlos Zeugs von ihren Faves herunter, aber sie denken in den meisten Fällen nicht daran, daß, sollte sich das Album nicht gut verkaufen, es kein weiteres geben wird. Auf der anderen Seite aber wiederum verstehe ich die Leute durchaus. In Polen z. B. sind CD's einen sehr teuere Angelegenheit, somit kann sich nicht jeder immer und überall die neusten Scheiben kaufen … da stellen MP3's und das Internet natürlich eine günstige Alternative dar.

Oliver: Welche 3 Dinge würdest du nicht mit auf eine einsame Insel mitnehmen?

Jacek: Keine Ahnung, darüber hab ich noch nie nachgedacht. Sollte mich jedoch jemand auf einer einsamen Insel aussetzen wollen und mich statt dessen 3 Dinge mitnehmen lassen, würde ich wohl ein Boot und 2 Paddel nehmen, um so schnell wie möglich wieder von dort zu verschwinden.

Oliver: Hättest du die Möglichkeit für einen Tag lang eine andere Person zu sein, wer wäre diese Person und warum?

Jacek: Ich möchte keine andere Person sein. Ich bin zufrieden mit dem was ich habe und alles soll so bleiben wie es ist. Ich habe Freunde, ich habe Familie, ich habe meine Musik und mehr brauche ich nicht.

Oliver: Wie gehst du mit Kritik um? Hattet ihr diesbezüglich jemals Probleme mit der Presse?

Jacek: Ich habe nichts gegen Kritik solange sie ehrlich und objektiv ist. Was ich absolut nicht brauchen kann ist, wenn Leute meinen die Band schlecht machen zu müssen, nur weil sie mit mir oder einer anderen Person in der Band nicht klarkommen … das geht mir mächtig auf den Senkel. Ich habe kein Problem mit ehrlichen Leuten ... nur mit Heuchlern, die auf uns neidisch sind, obwohl es bis dato noch keinen Grund dafür gibt.

Oliver: Wie stehst du zu Online-Mags im Vergleich zu den herkömmlichen Printmedien?

Jacek: Ich mag beide. Es ist doch schließlich egal woher die wichtigen Infos kommen. Es kommt nicht auf die Form an, sondern auf die Leute die dahinter stehen.

Oliver: Laß uns abschließend die Glaskugel hernehmen und einen Blick hineinwerfen. Wo siehst du SCEPTIC in 10 Jahren?

Jacek: Ich hoffe noch immer auf der Bühne und im Studio. Ich mag den Gedanken nicht, SCEPTIC könnten sich auflösen … deshalb tue ich alles um dies zu vermeiden.
Naja, es wäre schön einen gewissen Bekanntheitsgrad zu besitzen, viele Konzerte zu spielen und natürlich gute Alben aufzunehmen und als Bonus dazu von dem was wir machen, leben zu können und nicht arbeiten zu müssen. Ich möchte einfach meine ganze Zeit und Energie in die Musik stecken und so ähnlich sehen es wohl auch meine Bandkollegen.

Oliver: Wo du schon von Konzerten sprichst, wie steht's mit den mit Plänen für 'ne Euro-Tour?

Jacek: Nein, nicht im Moment. Wir haben eben gerade die Support-Tour mit VADER in Polen beendet und gönnen uns zur Zeit ein kleine Verschnaufpause. Wir hoffen natürlich bald im Ausland zu spielen, da wir bis dato noch nie außerhalb Polens gespielt haben. Es gibt zwar Pläne für einige Konzerte, aber da diesbezüglich noch nichts in trockenen Tüchern ist, möchte ich da auch nicht weiter drauf eingehen.

Oliver: O.k. dann belassen wir es hiermit. Danke fürs Interview. Die letzten Worten gehören Dir ……..

Jacek: Vielen Dank fürs Interview. Grüße an alle Leser und zieht euch das neue SCEPTIC Album "Pathetic Being" rein. Wir hoffen den ein oder anderen von euch baldmöglichst bei einem Konzert zu sehen. All the best!

Redakteur:
Oliver Kast

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