SEVENDUST: Interview mit Clint Lowery

28.07.2023 | 19:20

"Truth Killer", so der Name des neuen SEVENDUST-Rundumschlags, hat genau das zu bieten, was Fans von ihren Lieblingen erwarten: tolle Hooks, schmucke Riffs, sehr viel Abwechslung und dieses gewisse Hit-Potential, was die Amis schon viele Alben vorher par excellence vollbracht haben. Mit Clint Lowery steht uns der Gitarrist der Rocker Rede und Antwort und verrät uns die Hintergründe des neuen Albums und der guten Band-Chemie.

Hey Clint, wie geht es dir und den Jungs von SEVENDUST zur Zeit?
Es geht gut. Im Moment habe ich frei. Genieße etwas Zeit mit der Familie.

Im Oktober 2020 wurde "Blood & Stone", euer 13. Album, veröffentlicht. Könntest du mir ein kleines Update geben, was in der Zwischenzeit mit SEVENDUST passiert ist?
Nun, wir haben eine neue Platte aufgenommen. Seitdem haben wir eine ganze Reihe von Shows gespielt. Das ist so ziemlich alles, abgesehen davon, dass wir einfach das Leben leben.

Jetzt wird es 14! Euer neues Album steht in den Startlöchern. Wie lange habt ihr an "Truth Killer" gearbeitet und mit welchen Zielen seid ihr an die Arbeit herangegangen?
Ich glaube, unser Hauptziel war es, die Freude an dem Prozess wiederzuentdecken. Wir hatten viel Zeit, um das Material zusammenzustellen. Wahrscheinlich habe ich an dieser Platte härter gearbeitet als an jeder anderen, denn ich habe nicht nur viel geschrieben, sondern auch das Programmieren übernommen, was ich sehr genossen habe.

"Truth Killer" ist ein sehr eingängiges, abwechslungsreiches Album geworden und bündelt all eure immensen Stärken. Was sind deiner Meinung nach die musikalischen Unterschiede zwischen dem aktuellen Album und "Blood & Stone"?
Es lehnt sich mehr an einige der elektronischen Elemente an. Es hat einen eindeutigeren Fluss und eine größere Bedeutung. Es gibt einen roten Faden zwischen allen Songs, klanglich und emotional.

Für mich klingt "Truth Killer" auch sehr entschlossen und konsequent. Haben die letzten drei, doch schwierigen Jahre auch bei dir Spuren hinterlassen?
Für mich waren die letzten Jahre eine Zeit, in der ich mich konzentrieren konnte. Um über meine Karriere nachzudenken, ein fokussierter Schreiber zu werden, um mich zu bemühen, nicht diese Momente während der Platte zu haben, in denen ich zuhöre und denke: "Mann, ich hätte dies oder das tun sollen."

Ihr habt mit Michael Baskette als Produzent zusammengearbeitet. Was macht seine Arbeit so besonders? Der Sound auf "Truth Killer" ist wirklich fantastisch.
Er bringt den Sound auf jeden Fall auf den Punkt. Ich denke, dass sein Gesamtmix und die Organisation der Tracks das, was wir machen, gut ergänzen. Er versteht, was wir machen. Er hat einen bestimmten Stil und Sound. Wenn man sich die Platten von ALTER BRIDGE oder MAMMOTH WVH anhört, kann man seine Art des Mixens hören. Sehr solide Rock- und Big-Sound-Produktion.

Auch das Artwork ist ziemlich beeindruckend. Eure Art der Warnung, dass man nicht alles glauben soll, was in den Medien steht, sonst wird man verrückt? Oder was genau verbirgt sich hinter dem Titel "Truth Killer"?
Ja, ich denke, du hast es auf den Punkt gebracht. Die Menschen neigen manchmal dazu, eine geschönte Version der Wahrheit zu nehmen. Die Realität ist manchmal ein bisschen hart und notwendig, denn sie kommt zu uns, ob wir es wollen oder nicht. "Truth Killer" ist der Teil in uns, der in der Verleugnung lebt.

Das Album beginnt sehr stimmungsvoll mit 'I Might Let The Devil Win'. Gewinnt am Ende immer das Böse oder was steckt hinter dem Titel?
Für mich ist das ein sehr persönlicher Song. Ich glaube, es ist ein Eingeständnis an mich selbst, dass ich manchmal einfach nachgeben und die wütende Seite herauslassen möchte, die Seite, die schreien will, die Laster zulassen will. Diese innere Stimme kann sehr laut werden und wir alle geben ihr nach. Es muss nicht unbedingt der "Teufel in uns" sein, aber es geht darum, anzuerkennen, dass wir alle eine dunkle Seite haben.

'Holy Water' ist ein deutliches Ausrufezeichen. Man könnte aus dem Titel eine gewisse Kritik an der Religion ableiten. Liege ich damit richtig?
Das kann man so sehen. Aber es geht eher darum, dass ich mich nicht in eine Religion zwingen lassen will. Ich greife keine Religion an, mein Konflikt richtet sich gegen die Menschen, die sie benutzen, um andere zu kontrollieren oder auszubeuten. Ich habe meinen Glauben, ich habe Gemeinschaft in meinem Leben, ich glaube an einen Gott nach meinem Verständnis, aber ich bin ein Mensch mit Fehlern, und davon handelt 'Holy Water'.

Es wird melodisch und groovig mit 'Superficial Drug'. So wie ich dich kenne, thematisierst du die Droge nicht per se, sondern sie steht für...?
Es ist ein Ausdruck dafür, dass oberflächliche Wünsche und Bedürfnisse die Droge sind. Materielle Dinge, Eitelkeit, soziale Klicks, danach sehnen sich die Menschen. Das Songkonzept dreht sich um das, was ich in bestimmten Beziehungen, Freundschaften usw. gesehen und erlebt habe.

Ihr seid jetzt bei Napalm Records gelandet. Welche Möglichkeiten ergeben sich daraus für euch?
Ich bin mir nicht sicher, wir haben noch nicht wirklich angefangen zu arbeiten. Sobald die Platte herausgekommen ist, werde ich eine bessere Antwort für euch haben. Bis jetzt war es eine angenehme Erfahrung. Wir hatten eine Menge Labels. Die meisten haben einen Haufen Versprechungen und Ideen, einige ziehen sie durch, andere ziehen sich zurück. Das ist die Natur dieses Geschäfts. Sie haben auf jeden Fall eine Menge guter Arbeit geleistet. Ob wir zusammenpassen oder nicht, werden wir sehen, hehe.

In einer Zeit, in der sich Besetzungen schneller drehen als Karussells, seid ihr seit so vielen Jahren in dieser konstanten Konstellation unterwegs. Was ist euer Geheimrezept? Was hat euch über Jahre hinweg zusammengehalten?
Wenige Dinge: gegenseitiger Respekt, davon leben wir, vor allem die Fans der Band. Wenn die Leute nicht zu den Konzerten kämen und Spaß an dem hätten, was wir tun, wäre es sehr schwierig oder fast unmöglich, das zu überstehen, was wir haben, und zusammen zu bleiben. Ich bin dankbar, dass wir es geschafft haben. Es war nicht immer einfach, aber ich denke, es ist den Kampf wert. Ich möchte nicht weitermachen, wenn die Marke an Qualität verliert. Wenn die Beziehungen zu schwierig werden, ist das für mich der Zeitpunkt, an dem man aufhören sollte. So weit sind wir noch nicht, und im Moment fühlt es sich gut an.

Welche Pläne hat SEVENDUST für den Rest des Jahres? Ist bereits eine ausgedehnte Tour in Planung oder auch die Überlegung, Deutschland wieder einen kleinen Besuch abzustatten?
Wir haben im Oktober eine Tour in den USA mit STATIC-X. Außerdem werden wir im August mit ALTER BRIDGE/MAMMOTH WHV touren. Ich habe immer gerne in Deutschland gespielt. Hoffentlich können wir wieder dort spielen. Im Moment ist es schwer für uns, weil wir dort nicht die gleiche Anhängerschaft haben. Wir verdienen normalerweise nicht genug Geld, um dort zu spielen und unsere Rechnungen und Unkosten zu bezahlen. Wenn eine Band jünger ist, kann sie Geld verlieren und sich manchmal auf die Unterstützung von Labels verlassen, um zu versuchen, der Band zum Durchbruch zu verhelfen. Wir sind keine jungen Hühner mehr. Wir haben Familien und Rechnungen, also müssen wir unsere Auftritte in Europa genau planen, sonst zahlen wir buchstäblich fürs Spielen. Ich bewundere die Leute dort. Sie sind leidenschaftliche Fans.

Was glaubst du, unterscheidet einen US-amerikanischen Rockfan von einem deutschen? Was denkst du, macht die deutsche Metalszene so besonders?
Ich denke, dass jeder Fan in jedem Teil der Welt, der eine Band liebt und unterstützt, eine ähnliche Energie bei einer Show hat. Ich würde nicht sagen, dass sich die amerikanischen Fans in dieser Hinsicht von den deutschen Fans unterscheiden. Es gibt unterschiedliche Energien in den verschiedenen Regionen der Welt. Hier kann die Energie von Bundesstaat zu Bundesstaat variieren, in Deutschland gibt es einfach eine großartige Rock-/Metal-Kultur.

Clint, ich bin fertig mit meinen Frage und danke dir von ganzem Herzen für die Beantwortung der Fragen. Euer Album ist fantastisch geworden und damit wünsche ich euch alles Gute! Was möchtest du unseren Lesern und deinen Fans noch mit auf den Weg geben?
Danke für eure Zeit, Unterstützung und Liebe!

Redakteur:
Marcel Rapp

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