TANKARD: Listening-Session zu "Pavlov's Dawgs"

06.07.2022 | 21:20

Es ist Freitag, der 1. Juli 2022, ein wunderbarer Sommertag und gegen 16 Uhr komme ich am Cult Hotel in Frankfurt an. Heute schlägt das Thrash-Metal-Herz ein bisschen höher, denn die Lausbuben von TANKARD haben zur "Pavlov's Dawgs"-Listening-Session eingeladen. Artwork und der Vorab-Track 'Beerbarians' waren im Vorfeld schon bekannt und machten Appetit auf mehr.

Und so trifft man sich vom Rock Hard Magazin, dem Metal Hammer und anderen Magazinen entweder in der Hotel-Lobby, um gemeinsam zur Location zu fahren, oder zwischen 18 und 18:30 Uhr direkt am Fanhouse-Louisa, wo der Rest der journalistischen Kollegschaft inklusive der beiden Reaper-Entertainment-Köpfe Flori Milz und Greg Rothermel, und das inoffizielle fünfte Bandmitglied Buffo schon auf uns wartet. Und zwischen den bekannten und noch unbekannten Gesichtern tummeln sich Frontmann Gerre, Flitzefinger Andi, Schlagzeuger Olaf und Tieftöner Frank voller Vorfreude ob der Stunden, die da noch kommen.

Das Bier ist kaltgestellt, der Äppelwoi strahlt mich vom Kühlschrank aus an und das Buffet ist mit Kartoffelsalat, Hähnchenschenkeln, Frikadellen, einer Käseplatte und allerlei Schnitzeln nicht nur üppig, sondern auch unfassbar lecker. Das Lob geht raus an die Köchin!

Nach herzlichen Begrüßungen, einigen Fotos, den ersten Getränken und freudigem Kennenlernen, drückt Flori jedem von uns die Unterlagen mit Trackliste, Cover und weiteren Details zu "Pavlov's Dawgs" in die Hand. Setzt euch hin, wir schreiben einen Test. Selten habe ich mich mehr gefreut.

1.    Pavlov's Dawg
Nach einem unheilvollen Bass-Intro legt Andi mit einem heftigen Riff los, ehe nach rund einer Minute der typisch schnelle TANKARD-Sound zum Tragen kommt. Auch im weiteren Verlauf wird das Tempo spürbar hochgehalten und schon früh fällt Gerres düsterer Gesang auf, der sich seit der letzten Platte nochmals weiterentwickeln konnte. Ein knallharter Opener und ein Auftakt nach Maß.

2.    Ex-Fluencer
Dieser Seitenhieb gegen die vermeintliche Wichtigkeit aller Influencer lässt auch musikalisch keine Wünsche offen. Spätestens hier profitiert TANKARD vom unverwüstlichen Sound eines Martin Buchwalter, der der Platte ordentlich Wumms verpasst hat. Mit dezentem SLAYER-Vibe und jeder Menge Wucht grüßt Gerre die "Victims of Instagram".

3.    Beerbarians
Die erste Single-Auskopplung hätte für das Album nicht repräsentativer sein können. Erneut springt Gerre über seinen üblichen Gesangsschatten und setzt dem drückenden Riff, einer starken Hook, dem bockstarken Refrain und variablen Tempo die Krone auf. Optisch grüßt der Alien vom Artwork aus, eine ach so typische, starke TANKARD-Nummer.

4.    Diary Of A Nihilist
Wenn sich das ohnehin starke Schlagzeugspiel Olafs, Andis unnachahmliches Riffing und Gerres melodisches Shouting die Spielbälle hin und herwerfen, findet der Nihilist auch Zeit, aus seinem Tagebuch zu plaudern und von "Anger" und "Madness" zu berichten. Einmal mehr mit einem aufsehenerregenden Text, zeigt der Track TANKARDs starkes Songwriting.

5.    Veins Of Terra
Hiervon profitiert auch die Albummitte, die mit einem groovenden, langsamen Riff eingeleitet wird, das nach und nach schneller wird und zu einem tollen Headbanger mutiert, ehe TANKARD dezent den Fuß wieder vom Gaspedal nimmt. Richtig, es darf auch wieder geknüppelt werden, doch dieser Track glänzt in Sachen Tempo-Variabilität.

6.    Memento
Generell werden den Drums und dem Bass auf diesem Album mehr Freiraum gelassen, zeigt 'Memento' doch deutlich, wie stark die TANKARDsche Rhythmusfraktion agiert. Auch hier explodiert das Tempo förmlich, macht aber auch etwas gemäßigter eine richtig gute Figur. Hach Gerre, der etwas düstere und nicht mehr geschriene Ton in deiner Stimme steht dir richtig gut!

7.    Metal Cash Machine
Ein kleiner Verweis auf die Merchandise-Company und ein Song, der textlich mit nicht allzu viel Ernst gesehen werden darf. Dennoch ist diese Maschine eine gewaltige, wieder basslastigere, weil einmal mehr Schießbuden-Olaf zeigt, was er überhaupt drauf hat.

8.    Dark Self Intruder
Am Anfang ist es ruhiger, geheimnisvoll, das schleppende Tempo trifft einen guten Groove, nur um dann dem Hörer zu zeigen, aus welcher Thrash-Metal-Ecke der 1980er Jahre TANKARD einst kam. Es wird geballert, Gerres Gesang erinnert ein wenig an die Vorgänger-Scheiben und dank des Fokus auf Riff und Doublebass wird das finale Song-Trio fulminant eingeläutet.

9.    Lockdown Forever
Ein leidiges Thema, in dessen Wunde die TANKARD-Jungs wieder ihre Finger legen. Hiervon wird es einen offiziellen Videoclip geben, geht der Song auch ohne Visualisierung voll auf die Zwölf, ist ein Thrasher vor dem Old-School-Herrn mit viel Speed, einem superben Intro und wenn Gerre von "Favourite Outbreak" und "Online Vacation" singt, kommen musikalisch 'Witchhunt 2.0'-Parallelen auf.

10.    On The Day I Die
Auch das tollste Album findet irgendwann ein Ende, so auch das gesamte Leben, aber nicht ohne auf Gerres Lieblingssong hinzuweisen, der auf Franks Beerdigung gespielt werden soll. Es beginnt mit Glockenläuten, der Bass ertönt, das melodische Gitarrenintro folgt und langsam wird das Tempo angezogen, sodass erneut die Headbang-Fraktion auf die Kosten kommt. Es wird zackiger, Gerre singt sich wieder in einen Rausch, ein düster gehaltenes Albumfinale, das "Pavlov's Dawgs" sehr geschmackvoll, mal schneller, mal langsamer, aber stets sehr unterhaltsam und dynamisch abschließt. "Before I take my final breath…", wir erheben unsere Gläser und klatschen nach dem letzten Glockenschlag des neuen TANKARD-Albums.

Fazit:
Das Klatschen haben sich Gerre, Iron-Man Andi, Olaf und Frank auf jeden Fall verdient. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass "Pavlov's Dawgs" ein wahnsinnig gutes Album geworden ist. Natürlich gibt es ein, zwei Songs, die textlich durchaus mit Augenzwinkern betrachtet werden können, doch durch die Bank weg hält sich die hohe Qualität des Songwritings, auch auf aktuelle Missstände auf typische TANKARD-Art aufmerksam zu machen. All das inklusive eines bombensicheren Sounds, tollen Einzelleistungen sowie einer tadellosen Mannschaftsleistung lässt dieses Album zu einem echten Juwel in der Biografie der Band werden. Gerres Gesang ist auf der nächsten Stufe angelangt, Olaf verprügelt das Drumkit charmant wie eh und je, der Fokus auf Schlagzeug und Bass kommt dem gewaltigen Klang der Platte sehr gelegen und dass Andi ein Klampfenmeister seines Fachs ist, beweist er einmal mehr auf "Pavlov's Dawgs". Das ist neben der Entdeckung des Äppelwois definitiv mein Highlight des Wochenendes gewesen.

Redakteur:
Marcel Rapp

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