TASKFORCE TOXICATOR: Interview mit Dominik Rothe

08.09.2023 | 15:10

Endlich liegt uns das erste full-length-Scheibchen aus dem Hause TASKFORCE TOXICATOR vor. Nach vielen Singles und EPs, schweißtreibenden Live-Shows und halsbrecherischen Headbang- und Luftgitarreneinlagen gibt es nun die saftige Vollbedienung in Sachen Crossover Thrash Metal. Das ist für uns Anlass genug, mit Dominik Rothe, dem Gitarristen der Münsteraner Jungs, einmal tiefer ins Gespräch zu gehen. Es geht um Thrash, Star Wars und Vinyl. Und noch vieles mehr. Ein tolles Interview. Here we go:

Grüß dich Dominik. Vielen Dank für die Möglichkeit, dir einige Fragen zu stellen. Wie geht es dir? Wie ist die Lage bei TASKFORCE TOXICATOR?
Hey Marcel, wir haben für die Möglichkeit eines Interviews zu danken! Bei mir ist so weit alles gut. Aktuell ist es etwas stressig, da neben den letzten Prüfungen meines Studiums auch die Vorbereitungen für unseren Albumrelease laufen. Doch das ist in erster Linie ein positiver Stress. Schließlich freuen wir uns extrem über das bisherige Interesse an der Platte. Dementsprechend ist die Lage bei uns ebenfalls gut, wenn auch alle ein wenig aufgeregt sind. Wir bereiten uns aktuell auf die anstehenden Auftritte im September vor, die auf die Veröffentlichung des Albums folgen. Das Set sitzt inzwischen richtig gut und wir können es kaum erwarten, den Leuten die neuen Songs endlich live um die Ohren zu hauen. Natürlich wird es auch ein paar ältere Songs zu hören geben. Doch der Fokus liegt definitiv auf "Laser Samurai". Wir sind sehr stolz auf die Platte und hoffen, dass die Leute da draußen genauso viel Spaß an dem Album haben, wie wir beim Schreiben und Aufnehmen.

Seit dem vergangenen Jahr habt ihr einen neuen Bassisten, den Hendrik. Warum hat Oli die Band verlassen und wie kam das Engagement des FAIRYTALE- und CEREBRAL INVASION-Bassisten bei euch zustande?
Oli musste die Band leider verlassen, da sich seine berufliche Situation verändert hatte und es ihm dadurch nicht mehr möglich war, regelmäßig zu proben und Auftritte zu spielen. Es gab da kein böses Blut oder so. Eines der kommenden Musikvideos hat er im Anschluss noch mit uns gefilmt. Es ist also alles cool zwischen uns und wir wünschen ihm für die Zukunft nur das Beste. Hendrik zu fragen, war für mich persönlich die naheliegendste Lösung. Ich kenn ihn jetzt schon länger durch FAIRYTALE und da wir bei CEREBRAL INVASION schon länger zusammenspielen, war ich mir sicher, dass er bei TASKFORCE TOXICATOR menschlich wie musikalisch gut passen würde. Glücklicherweise hatte er auch Bock drauf und nach einer gemeinsamen Probe war die Sache in Stein gemeißelt. Bei "Laser Samurai" hat er sich noch nicht ganz so viel einbringen können, da wir mit der Produktion schon gestartet hatten, bevor er in die Band kam. Aber das wird in Zukunft anders laufen. Für drei neue Demos hat er kürzlich den Bass eingespielt und da definitiv seinen eigenen Stil mit eingebracht. Das wird bei allen zukünftigen Songs so laufen.

Nun seid ihr endlich mit eurem ersten full-length-Album am Start. War jetzt die Zeit reif? Mit welcher Zielsetzung seid ihr an die Arbeiten zu "Laser Samurai" herangetreten?
Ich würde sogar sagen, die Zeit war mehr als reif, haha. Wäre die Pandemie nicht gewesen, hätten wir sicherlich schon eher ein Album aufgenommen. Genug Songs dafür hatten wir schon 2020. Aber wir wollten nicht, dass unser erstes richtiges Album ohne Auftritte im Nichts verpufft, weswegen wir die "Reborn In Thrash"-EP aufgenommen haben. Das war aber auch ein wichtiger Schritt, da es für unseren Schlagzeuger Lysander zum Beispiel das erste Mal im Studio war und er sich da erst ein wenig dran gewöhnen musste. Die Erfahrungen, die wir bei den Aufnahmen der EP gesammelt haben, sind jetzt in "Laser Samurai" geflossen. Unser Ziel für die Platte war es, ein Gesamtkunstwerk auf allen Ebenen zu schaffen. Das mag für manche hochgestochen klingen, doch genau so war es. Wir wollten, dass Musik, Lyrics und Layout perfekt aufeinander abgestimmt sind und eine Einheit ergeben.

Viele der Texte handeln von genau den Themen, die uns wütend machen. 'Slaughterhouse' handelt beispielsweise davon, wie immer mehr Menschen sich rechtsextremen Parteien zuwenden, obwohl diese ihnen keine Lösungen anbieten können. Fabi bringt den Inhalt dahingehend immer gut bei unseren Gigs auf den Punkt. Es ist, als würden Lämmer sich selbst zur Schlachtbank führen. Die Texte sind also oft wütend, weil die aggressive Musik das erfordert. Gleichzeitig reichert Fabi seine Lyrics oft mit Science-Fiction-Thematiken an, etwa im Titelsong. Das wiederum spiegelt sich in Timon Kokotts fantastischem Artwork wider. Wir haben uns über jeden Entstehungsschritt des Albums eine Menge Gedanken gemacht und nichts dem Zufall überlassen. Schlussendlich wollten wir mit der Platte auch alles übertreffen, was wir bisher veröffentlicht haben. Wenn du mich fragst, ist uns das gelungen. Klar, alle Bands behaupten ständig, ihr aktuelles Album sei das beste, das sie jemals aufgenommen haben. Aber ich sag es mal so: Wären wir nicht davon überzeugt, dass "Laser Samurai" das Beste ist, was wir jemals aufgenommen haben, hätten wir diese Platte gar nicht veröffentlicht.

Sind das allesamt neue Stücke oder eventuell auch Überbleibsel aus vergangenen Tagen?
'Slaughterhouse' ist schon seit Jahren Teil unseres Live-Sets. Der war auch für "Reborn In Thrash" schon im Gespräch. Doch irgendwie hatten wir damals das Gefühl, noch nicht das volle Potenzial des Songs ausgeschöpft zu haben. Irgendwann haben wir die Arrangements im Mittelteil nochmal überarbeitet und damit waren endlich alle zufrieden. Deswegen ist er jetzt Teil des Albums. Die alte Version kann man noch auf unserem "Live Oppression"-Tape hören. Da gab es auch 'Death From Above' schon zu hören, der bei dem Gig, den wir für das Livealbum mitgeschnitten hatten, seine Livepremiere feierte. Doch auch den Song haben wir im Nachgang nochmal überarbeitet. Ansonsten ist alles auf dem Album brandneu. Der einzige andere Song, den wir live inzwischen zweimal ausprobiert haben, ist 'Laser Samurai'. Die Reaktionen darauf waren bei beiden Shows dieses Jahr der absolute Wahnsinn.

Das Artwork passt nicht nur hervorragend zum Titel "Laser Samurai", sondern sieht auch verdammt gut aus. Gibt es beabsichtigte Parallelen zum "Reborn In Thrash"-Artwork?
Der bereits erwähnte Timon Kokott hat ebenfalls die Artworks zu unseren beiden EPs gemacht. Bei der "Skull Splitting Force"-Compilation hat es leider zeitlich nicht bei ihm gepasst. Doch Timon ist immer unsere erste Anlaufstelle, wenn es um Artworks geht. Und ja, die Parallelen sind beabsichtigt. Wir wollten den optischen Stil der EP nahtlos fortsetzen, um den TASKFORCE TOXICATOR-Look weiter zu etablieren. Grelle Neonfarben sind einfach unser Ding. Das haben wir Timon auch direkt so gesagt, als wir mit der Idee für das Artwork an ihn herangetreten sind. Nachdem das "Reborn In Thrash"-Artwork von den "Alien"-Filmen inspiriert war, diente diesmal "Star Wars" als größter Ideengeber. Konkret war es das ursprüngliche Kinoplakat des ersten "Star Wars"-Films, das hier Pate stand. Fabi kam nach einer Probe mit der Idee um die Ecke. Da Lysander und ich riesige "Star Wars"-Fans sind, waren wir direkt dabei. Lars und Hendrik fanden die Idee ebenfalls super. Da gab es tatsächlich keinerlei Diskussionen. Timon hat einen super Job dabei gemacht, das ursprüngliche Motiv in etwas Eigenes zu verwandeln, bei dem die Inspiration trotzdem noch erkennbar ist. Wir könnten nicht glücklicher mit dem Artwork sein. Am geilsten kommt das Ganze selbstredend in der Vinyl-Version von "Laser Samurai" rüber. Als wir die das erste Mal ausgepackt haben, konnten wir es kaum glauben, wie das Artwork knallt. Das war was ganz anderes als Timons Arbeit nur am PC zu begutachten.

Die Marschroute ist klar – das Album thrasht und fetzt. Ein Song heißt 'Snow Controlled'. Worum geht es?
Der Song ist von derselben Geschichte inspiriert, wie der Film "Cocaine Bear", wobei Fabi den Text schon vor der Ankündigung des Streifens geschrieben hat. Hollywood war nur mit der Veröffentlichung schneller als wir, haha. Genau wie im Film geht der Bär auf einen blutigen Mordtrip, nachdem er ein bisschen viel Kokain gefressen hat. Nur verläuft die Geschichte bei uns deutlich düsterer als im Film, der ja eher eine Komödie ist. Damit passt der Text wieder perfekt zur Musik des Songs. Schließlich ist 'Snow Controlled' mit seinen teils schleppenden Riffs der wohl düsterste Song auf dem Album. Uns war es wichtig, in der Mitte mal einen Track zu haben, in dem wir das Gaspedal nicht voll durchdrücken. Solche Dynamik sorgt dafür, dass die schnellen Songs umso mehr knallen.

Bei 'Hangar One' handelt es sich sicherlich nicht um eine Hommage an MEGADETHs 'Hangar 18', oder?
Ne, tatsächlich haben wir viel darüber diskutiert, ob wir den Song so nennen können, weil wir genau diese Assoziation vermeiden wollten. Nicht falsch verstehen, 'Hangar 18' ist ein fantastischer Song. Mit CEREBRAL INVASION haben wir den schon ein paar Mal live gezockt, was einen Heidenspaß macht. Nur war uns klar, dass die Leute so eine Verbindung vermuten würden, obwohl es weder textlich noch musikalisch irgendeinen Zusammenhang zwischen 'Hangar 18' und 'Hangar One' gibt. Schlussendlich haben alle anderen möglichen Titel, die wir diskutiert haben, nicht so recht Sinn für den Song ergeben, weswegen wir bei Fabis ursprünglichem Vorschlag geblieben sind.

Auch 'Commercial Confessions' geht wie das beginnende Titelstück ziemlich gut nach vorne. Was steckt hinter dem Song?
Der Titel stammt von Lars. Ich weiß gar nicht mehr, worum genau es in dem Gespräch ging. Auf jeden Fall sprach er von 'Commercial Confessions' und daraufhin hat Fabi einen Songtext dazu geschrieben. In dem Song geht es darum, wie die Kirche sich am Glauben der Menschen bereichert und im Gegenzug nichts als Fantasiegeschichten und Lügen anzubieten hat. Typischer Metal-Stoff also, haha. Zu dem Song haben wir auch ein Musikvideo gedreht, das einige Zeit nach der Albumveröffentlichung rauskommt. Ich möchte da noch nichts vorwegnehmen, aber das Ding zu drehen, hat verdammt viel Spaß gemacht und wir sind sehr gespannt darauf, was für Reaktionen der Clip hervorrufen wird.

Klar könnte man euch in die Reihe solcher Bands wie SPACE CHASER, TRAITOR, REZET und Co. stecken, aber für mich habt ihr auch einige Crossover-Elemente wie bei MUNICIPAL WASTE am Start. Wie siehst du das und was sagst du zur Welle dieser jungen Thrash-Metal-Bands, die seit einigen Jahren aufkeimt?
Mit MUNICIPAL WASTE hast du natürlich vollkommen Recht. Diese Crossover-Elemente sind ein elementarer Bestandteil unseres Sounds, wie sich vor allem in den Gangshouts von 'Laser Samurai' oder 'If It Bleeds' zeigt. Du hast da mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen, haha. Ansonsten ist Bay-Area-Thrash wohl der Sound, der uns am meisten beeinflusst. Insbesondere die ersten METALLICA-Platten sind da zu nennen. Das mag jetzt für manche etwas klischeebehaftet klingen, aber ohne diese Band würde es TASKFORCE TOXICATOR wohl kaum in dieser Form geben, in der wir jetzt unterwegs sind, wenn es die Band überhaupt geben würde. Trotzdem denke ich, dass wir nicht wie eine bloße Kopie unserer Vorbilder rüberkommen. Manche Leute haben uns in der Vergangenheit Powerviolence-Einflüsse nachgesagt. Da musste ich erstmal nachlesen, was das überhaupt sein soll, haha. Dass Menschen in unserer Musik etwas entdecken, dass uns selbst gar nicht bewusst ist, gibt mir das Gefühl, dass wir es trotz aller Referenzen an alte Helden geschafft haben, etwas Eigenständiges zu kreieren. Zumindest innerhalb der Genregrenzen des Thrash. Uns ist bewusst, dass wir weder das Rad neu erfinden noch eine musikalische Revolution starten. Das wollen wir auch gar nicht. Trotzdem wollen wir ebenso wenig eine blasse Kopie einer anderen Band sein. Ich denke, das gelingt uns soweit ganz gut, haha. Die von dir erwähnte junge Thrash-Welle finden wir durchweg total geil. TRAITOR, DUST BOLT, PRIPJAT, ANTIPEEWEE oder SPACE CHASER, für die wir mal eine Support-Show spielen durften, zeigen, was man heutzutage noch mit Thrash erreichen kann, und das motiviert uns natürlich ungemein. Wir hatten ja auch die große Ehre, in einem kleinen Rahmen Teil der "Total Thrash"-Dokumentation zu sein. Bei der Premiere in der Essener Lichtburg mit all diesen Bands abzuhängen, die die gleiche Musik lieben wie wir, und die Fackel des Thrash in die Zukunft tragen, wenn die Helden von früher mal nicht mehr da sind, war eine verdammt geile Erfahrung. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Daniel Hofmann, dass wir Teil seines Films sein durften. Das Ding ist echt stark.

Es ist eure erste Veröffentlichung bei Iron Shield Records. Wie kam der Deal zustande und welche Möglichkeiten öffnen sich dadurch für TASKFORCE TOXICATOR?
Wir hatten Thomas von Iron Shield einfach mal unser Album samt Artwork geschickt, nachdem die Aufnahmen fertig waren. Nachdem er die Platte gehört hatte, schrieb er uns, dass ihm das Ding gefalle, er aber nicht mehr so viele Alben im Jahr veröffentlichen wolle, weshalb er uns erstmal abgesagt hat. Einige Zeit später hat er plötzlich zahlreiche Beiträge von uns auf Instagram geliked. Da waren wir doch etwas verwirrt, woher dieses Interesse nach seiner Absage plötzlich kam. Die Antwort darauf folgte schnell in Form einer Facebook-Nachricht, in der Thomas schrieb, er würde uns doch mal ein Angebot zuschicken, falls wir uns nicht schon anderweitig verpflichtet haben. Hatten wir zum Glück nicht. Es gab noch zwei, drei andere Angebote, die wir in Erwägung gezogen haben. Doch Thomas' Angebot hat die allesamt übertroffen. Bei ihm haben wir maximale Freiheit und jede Menge Unterstützung von seiner Seite aus. Ein paar Tage später hätten wir vielleicht schon woanders unterschrieben, deswegen war sein Timing wirklich perfekt. Zum einen übernimmt dank Thomas eine Agentur die Promotion für unser Album, was uns eine Menge Arbeit abnimmt. Zum anderen hat er auch schon seine eigenen Kontakte spielen lassen, um zum Beispiel Interviews zu klären. Und er hat uns eine Vinyl-Auflage finanziert, die wir sonst wohl kaum hätten stemmen können. Sein Angebot war auch das einzige, bei dem Vinyl mit inbegriffen war. Für uns war das ein durchaus wichtiger Faktor bei der Entscheidung für Iron Shield Records. Kürzlich haben wir uns getroffen und zusammen die Schallplatte durchgehört. Dieser Moment, wenn man die Nadel das erste Mal auf eine Platte senkt, die die eigene Musik enthält, ist unbeschreiblich. Wir sind Thomas auf jeden Fall dankbar für alles, was er für uns möglich macht. Und irgendwie schließt sich für mich hier auch ein Kreis. Vor TASKFORCE TOXICATOR haben unserer andere Gitarrist Lars und ich schon gemeinsam in einer Band gespielt. Mit unserer einzigen Platte sind wir damals ebenfalls an Iron Shield herangetreten. Daran hatte Thomas leider kein Interesse. Jetzt hat es endlich geklappt. Manchmal braucht man eben mehr als einen Anlauf, um sein Ziel zu erreichen.

Wie wird es ab Oktober, wenn der Release der Platte dann einige Wochen alt ist, mit euch weitergehen? Was hält 2023 für TASKFORCE TOXICATOR noch parat?
Nach der Albumveröffentlichung und den Shows im September stehen noch einige Auftritte im Oktober und November auf dem Plan. Wir arbeiten auch an noch ein bis zwei weiteren Shows und sind da auch für alle Angebote offen, falls noch jemand was für uns hat. Ansonsten werden in der Zeit noch ein Lyric-Video und das vorhin schon erwähnte Musikvideo zu 'Commercial Confessions' erscheinen. Uns ist es wichtig, dass nach der Albumveröffentlichung nicht plötzlich so eine Leere entsteht, sondern die Leute weiterhin konstant Neues von uns bekommen. In der ein oder anderen Form. Davon abgesehen planen wir schon fleißig Auftritte für 2024, um "Laser Samurai" langfristig zu bespielen. Da steht schon ein bisschen was, soll aber definitiv noch mehr werden. Wenn wir es noch auf ein paar Festivals schaffen, wäre das großartig, um mal noch ein paar mehr neue Leute zu erreichen. Ansonsten arbeiten wir hinter den Kulissen fleißig an neuen Songs, um in nicht allzu ferner Zukunft hoffentlich schon die nächste Platte angehen zu können.

Da ihr vor dieser Veröffentlichung viele Singles und EPs an den Mann gebracht habt: Der heutige Trend geht ein wenig weg von Alben- und mehr hin zu Single- bzw. EP-Veröffentlichungen. Wie stehst du persönlich – sowohl persönlich als auch als Musiker – zu dieser Bewegung?
Da sprichst du ein komplexes Thema an. Zum einen verstehe ich total, warum immer mehr Bands sich auf Singles konzentrieren. Es ist heutzutage insbesondere aus finanzieller Sicht einfach effektiver. Vorausgesetzt, der Singlerelease ist gut geplant und der Track schlägt dementsprechend ein. Doch das zu planen, ist schwierig. Am Ende weiß niemand so genau, wie die Algorithmen von YouTube, Spotify und Co. funktionieren. Und bei letzterem in die entscheidenden Playlisten zu kommen, ist ebenfalls nicht so leicht. An der Front sind wir als Band auch längst nicht so gut aufgestellt, wie man es heutzutage wohl sein sollte. Das muss ich ehrlich so sagen. Wobei unsere Zielgruppe für mein Gefühl auch affiner gegenüber physischen Tonträgern ist als die durchschnittlichen Musikhörenden heutzutage. Für den Undergroundbereich laufen die Verkäufe bei uns durchaus solide, was sich unter anderem daran zeigt, dass die ursprünglichen CD-Versionen unserer EPs seit letztem Jahr ausverkauft sind. Die "Skull Splitting Force"-Compilation läuft ebenfalls gut und was die Vorbestellungen von "Laser Samurai" angeht, können wir uns nicht beklagen. Am Ende legen wir trotz der aktuellen Entwicklungen des Musikmarktes unser Hauptaugenmerk auf die physischen Varianten unserer Veröffentlichungen. Das mag manchen als dumm erscheinen. Doch letztendlich machen wir einfach das, worauf wir Bock haben. Und das ist eben die aufwändige Vinyl-Version mit Poster, Lyric Sheet und in zwei verschiedenen Farben oder das handnummerierte, auf 100 Stück limitierte Tape oder die CD im mehrfach aufklappbaren Digipak. Nicht der undurchsichtige Spotify-Stream. Auf einer größeren Ebene gedacht, bin ich auch überzeugt davon, dass physische Veröffentlichungen von Musik nie ganz verschwinden werden. Sicher, der Markt dafür wird kleiner. Irgendwann werden auch mehr und mehr Veröffentlichungen nur noch rein digital erfolgen. Doch gerade in Liebhabergenres wie Metal, Klassik oder Jazz wird es immer Fans geben, die sich einen Tonträger ins Regal stellen wollen. Da bin ich sicher. Ich mein, das Kino ist auch schon unzählige Male totgesagt worden. Als die VHS-Kassette kam, haben sich Leute gefragt, ob man das Kino überhaupt noch braucht, weil man auf einmal Filme zu Hause schauen konnte, wenn man lange genug drauf gewartet hat. Knapp 50 Jahre später ist das Kino immer noch da und feiert mit "Barbie" und "Oppenheimer" derzeit gleich zwei überaus erfolgreiche Filme, in die die Leute in Massen reinströmen. Natürlich gibt es weniger Kinos als noch vor 50 Jahren. Aber es ist eben nicht tot und wird so schnell auch nicht sterben. Ich denke, Tonträger für Musik wird es da weiterhin ähnlich ergehen. Das Vinyl-Revival in den vergangenen 20 Jahren spricht zumindest dafür. Zumal man nicht vergessen darf, dass beim Streaming – egal ob es um Musik oder Filme geht – nur wenige Leute wirklich Geld verdienen. Und das sind vor allem die Major-Labels und großen Filmfirmen. Für kleinere Bands oder Indie-Regisseure ist der physische Markt oder eben das Kino immer noch wichtig, weil sie im Streaming gnadenlos ausgebeutet werden. So lange sich daran nichts ändert, werden vor allem kleinere Kunstschaffende weiterhin auf die vermeintlich altmodischen Veröffentlichungsmodelle setzen.

Mein Guter, damit wäre ich mit meinen Fragen auch soweit durch. Der Truppe alles erdenklich Gute mit der tadellosen Scheibe und wir sehen uns auf dem nächsten Konzert im Pott! Was möchtest du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Danke dir wieder mal für das tolle Interview! Es hat wirklich Spaß gemacht und das nächste Bier geht dann auf mich! Vielen Dank auch an die gesamte Leserschaft von POWERMETAL.de. Ohne Menschen wie euch, die sich tiefergreifend mit Musik auseinandersetzen, würde das alles nur halb so viel Spaß machen. Wir hoffen, ihr habt Spaß an unserer neuen Platte und all den anderen geilen Bands da draußen.

Band-Fotocredits: Janine Ulbrich

Redakteur:
Marcel Rapp

Login

Neu registrieren