17. Wave-Gotik-Treffen - Leipzig

27.05.2008 | 16:02

09.05.2008, Diverse Veranstaltunsgorte

Montag, 12.05.2008

Der letzte Tag ist angebrochen. Die Knochen schmerzen, die Füße sind bald blau und die Amaretto-Cola-Mischung geht mir auch langsam auf den Zeiger. Was soll's, weiter im Text. Traditionell beginnt der Tag auf der Parkbühne. "Wollt ihr das totale Lied?" ÜBERMUTTER eröffnen den Tag mit dem Dampfhammer. Die kleine Lucy Van Org ist erwachsen geworden und jagt einen Brecher nach dem nächsten in die prächtig gefüllte Parkbühne. Mit kontroversen Sprüchen und Songs wie 'Heim und Herd' punkten die Berliner und bringen die Fans ins Schwitzen. GOTHIC LOGIK schließen sich an und versuchen mit eigenartigem Gothic-Rock die versammelte Meute zu unterhalten. Oder besser gesagt, die übrig gebliebene Meute, denn die Parkbühne hat sich mächtig geleert. Den Preis für die fantasievollste Bühnengarderobe bekommen sie von mir trotzdem überreicht. Der Drummer ein Clown, der Gitarrist ein KISS-Verschnitt für ganz Arme, der Basser ein verkappter Japaner mit Fetisch-Maske und die Sängerin eine ausgeflippte Blondine mit blutiger Gesichtsbemalung. Geholfen hat es dennoch nicht. Die Überraschung des Nachmittags folgt mit METALLSPÜRHUNDE. Auch wenn ihr Mix aus Elektro und Gitarrengeschrammel nicht die musikalische Offenbarung ist, gelingt es Sänger Michael Frasse mit seiner Ausstrahlung und gestenreichen Bühnenperformance für Unterhaltung zu sorgen. Ein Stück der bald erscheinenden Scheibe wird auch gespielt - eine Weltpremiere im wahrsten Sinne.

Um auch dem Kohlrabizirkus einen Besuch abzustatten wird der Parkbühne für dieses WGT Lebewohl gesagt. Im beeindruckenden Kohlrabizirkus angekommen, spielt das Pohl-Projekt MISS CONSTRUCTION locker auf. Mit Texten wie "Ich liebe dich - ich hasse dich" kann man zwar keinen Literaturnobelpreis gewinnen, aber die zahlreich erschienen Tanzwütigen kräftig unterhalten. Leider müssen SPETSNAZ in meiner Planung weichen, denn es geht unverzüglich in Richtung Moritzbastei. WELLE:ERDBALL haben ein ganz besonderes Konzert angekündigt und da die MB sicherlich eine der kleinsten Locations des WGT ist, werden einige wohl leer ausgehen müssen. Bevor die Welle die Bude rockt, spielen mit RED EMPREZ und NECESSARY RESPONSE noch zwei Elektrobands, die sich über den jetzt schon regen Zulauf mächtig freuen dürfen. Jetzt ist es nur noch eine Stunde bis zum Headliner, als DEAD GUITARS die Bühne betreten. Melancholischer Rock, der mich des Öfteren an ESCAPE WITH ROMEO oder THE CURE erinnert, hervorragend vorgetragen von Sänger Carlo Van Putten lässt die Stunde wie im Flug vergehen. Zwar passt es musikalisch überhaupt nicht ins Programm, dennoch bekommen die Niederländer ordentlich Zuspruch.

Nun ist es aber so weit. Kurz nach 22 Uhr betreten Honey, ALF sowie Plastique und Frl. Venus die Bühne. Ohne Intro legen die Niedersachsen mit zwei alten Songs (u. a. 'Laserstrahl') los und lassen auf die Überraschung noch warten. Einzig ein echtes Schlagzeug irritiert. Honey wendet sich dem Publikum zu und erzählt voller Aufregung, dass am heutigen Tag, vor genau 15 Jahren, sich die Band den Namen WELLE:ERDBALL gab. Daher wird heute Jubiläum gefeiert - neben Schampus mit einer echten Band: MARAKASH. Hammergeil! WELLE:ERDBALL goes Rock 'n' Roll. Mit fetten Gitarren und einem schicken Kontrabass legt die Band los, während Honey u. a. 'Erschieß dich' anstimmt. Die Fans sind aus dem Häuschen und auch meine Faszination für das einmalige Schauspiel kennt keine Grenzen. 'Deine Augen' als Rockversion hat es sicher auch noch niemals gegeben. Mit dem SPIDER MURPHY GANG-Kultsong 'Schickeria' bringen sie die Veranstaltungstonne zum Beben. Honey und Co. überlassen für zwei Songs MARAKASH das Feld, welche mit einer astreinen Rockabilly-Version von 'Land of Down Under' (MEN AT WORK) für Stimmung sorgen. Was dann folgt, sprengt fast schon die Vorstellungskraft. Honey kündigt an, zum ersten Mal auf Englisch zu singen. Die ersten Takte verraten den Höhepunkt des Abends. In reinrassiger Rock-'n'-Roll-Manier intonieren die Beteiligten nichts anderes als 'Blue Suede Shoes' von ELVIS PRESLEY! Honey schwingt die Hüften wie der King in besten Tagen. Nach dieser gigantischen Einlage folgt mit 'Telefonsex', 'VW Käfer', '23' und 'Starfighter' der krönende Abschluss des 17. Wave-Gotik-Treffens.

Was bleibt abschließend zu sagen? Heiß war es, die Sonne hat ganze Arbeit geleistet. Musikalisch gab es Licht und Schatten, wobei besonders PARADISE LOST, LONDON AFTER MIDNIGHT und FIELDS OF THE NEPHILIM begeistern konnten. Aber auch WELLE:ERDBALL konnten zeigen, dass sie mir als nur eine Elektroband sind! Daumen hoch dafür. Daumen runter für alle Playback-Bands! Dafür sollte man kein Geld verlangen. Bis zum nächsten Jahr!

Redakteur:
Enrico Ahlig

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