BEASTIVAL - Geiselwind

13.07.2013 | 15:49

30.05.2013, Gewerbegebiet

50 Bands, 2 Bühnen und 4 Tage Regen

Wir sind nun beim dritten und jetzt auch letzten Tag angekommen. Die Regenbilanz sieht immer noch traurig aus, aber warum sich die Laune verderben lassen. Mit ein bisschen Grindcore von der Spaßmaschinerie EXCREMENTORY GRINDFUCKERS strahlen zumindestens die Gesichter der Besucher. Direkt ernst nehmen kann sie eigentlich nicht, aber das wollen die Herren auch gar nicht. Da man drei verschiedene Sänger da oben stehen hat, tanzen die anderen einfach oder machen Blödsinn, wenn sie gerade nichts zu tun haben. Gerade Klassiker, wie 'I´ve Been Looking For Grindcore' oder 'How To Make A Grind' ziehen live immer und auch aus dem kommenden Album "Nichts Umsonst" werden einige Lieder ausgepackt, wie z.B. 'Is' aber nich'', das mit einer Anekdote zur diesjährigen Bundestagswahl eingeleitet wird. Für die Vegetarier gibt es noch 'Halb & Halb' und und auch bei "Fata Morgana" werden von ganz tief unten die schlechtesten Wortwitze aller Zeiten ausgepackt. Dieser Auftritt ging defintiv nicht ins Wasser.

Von lustig schaltet man bei ASPHYX nun auf Ernst um. Die Truppe gründete sich gegen Ende der 80er Jahre und kann mittlerweile auf achte Studioalbum zurück blicken. Zwischendrin drehte sich eifrig das Besetzungskarussel und der Wiedereinstieg vom charismatischen Sänger Martin Van Drunen ist auch schon wieder sechs Jahre her. Kinder, wie die Zeit vergeht. Und vor allem merkt man ihm an, das das Musikerleben nicht spurlos vorbei ging. Ich sehe sie zum ersten Mal und kann in der Hinsicht keine qualifizierte Aussage treffen, aber vielleicht ist das auch Bestandteil der Show. Positiv anzumerken ist, dass ich während eines Death-Metal-Konzerts noch nie einen so glücklichen Frontmann gesehen habe. Er grinst über beide Backen und plaudert angeregt mit dem Publikum und muss erst mal das regionale Bier anpreisen. Musikalisch bewegen wir uns dabei irgendwo zwischen den Anfängen, wie beispielsweise bei 'The Wasteland Of Terror' aus "The Raze", und machen das Sprünge in die Neuzeit. Es gibt zum letzten Song 'Scorbutics' ein kleines Publikumsspiel, was die Leute irgendwie nicht verstehen. Na ja, es ist der letzte Tag und den meisten ist die Müdigkeit auch im Gesicht anzusehen. Statt dessen mobilisiert man zu 'Scorbutics' alle Kräfte und gibt noch mal richtig Gas.

[Hang Mai Le]

Nachdem man sich das bei ASPHYX das Hirn zu Brei zerschlagen hat, wird es Zeit für (Anmerkung: bezogen wird sich hier auf das Zwerchfell) NACHTBLUT. Beim ersten Song noch schüchtern und verlegen, eilt die Audienz nach kurzer Zeit eifrig der Bühne entgegen, um epileptische Totentänze aufs Parkett zu legen. Fronter Askeroth, der die Band 2005 als "Mittelfinger-Projekt" ins Leben rief, um auf soziale Missstände aufmerksam zu machen, gibt sich bedacht und umsichtig, während er zum nachdenken anregende und überaus theatralische 'Mein Gebieter' an den Mann knallt. Na, zumindest sehen es die Fans so. Fakt ist: Bei Lyrics wie Ich trinke Blut, weil es mir schmeckt. Ich bin einer von denen, der die Klinge ableckt. Ich trinke Blut - und ich fühl mich dabei gut.“ haben alle sichtlich ihren Spaß, während Askeroth wild und dramatisch mit seinem Goth-Mantel jedes Augenpaar auf sich zieht. Mit tiefer Stimme spricht er zum Volk: „Es ist ein Privileg, in der ersten Reihe zu sein. Dies ist doch ein Festival, ich will euch gefälligst toben sehen.“ Nun kann selbst die Security ihr Lachen nicht mehr unterdrücken. Zum Schluss wird noch mal mit dem Prinzen-Cover von 'Alles nur geklaut' der Putz von der Decke gekloppt. NACHTBLUT– meine Damen und Herren, definitiv eine Empfehlung wert!

[Nadine Ahlig]

Der Spaßfaktor bleibt, nur hebt die finnische Folk-Metal-Truppe von KORPIKLAANI noch den nötigen Alkoholpegel an. Aktuell promoten die Herren ihr aktuelles Studioalbum "Manala", aus dem auch das Intro entnommen wird. Vor einiger Zeit hat sich Juho Kauppinen verabschiedet, um sich neuen musikalischen Ufern zu widmen und für ihre Livepräsenz gibt es am Akkordeon einen neuen Mann zu sehen. Dieser fällt zwischen kaum bis gar nicht auf und scheint auch zum Publikum eher eine distanzierte Haltung einzunehmen. Umso überschwänglicher mit den Emotionen ist Sänger Jonne, der einfach für gute Laune sorgt. Dieser scheint mit Gitarristen Kalle um die Wette zu grinsen und so darf dieser bei 'Rauta' einfach mal den ganzen Gesangspart übernehmen. Es gibt noch einige neue Songs, aber so richtig wild vor der Bühne wird es erst bei den ersten Akkorden zu 'Vodka', eins DER Partyhits der Finnen. Damit trifft man genau den Nerv der Zuschauer und so schießen sie mit 'Levan Polkka' oder 'Wooden Pints' weitere Kracher hinter her. Nach dem vielen Schunkeln und Bangen gibt es eine kleine Pause und so darf Violonist Tuomas Rounakari ein kleines Solo einspielen. Dazu zelebrieren die Fans eine meterlange Polonaise bis die restlichen Mitglieder zurück kehren und ihre ziemlich unterhaltsame Show mit 'Beer Beer' abrunden. Mitten im Song verwechselt der Frontmann das Bier mit dem Mikro, aber das bringt ihn nicht aus dem Konzept und so hängt er einfach ein Joke hinten dran.

[Hang Mai Le]

Eine ganz und gar solide Show liefert wie gewohnt DARK TRANQUILLITY ab. Dabei gibt es nichts zu berichten, was nicht schon diverse Male berichtet wurde. Mikael und der Rest der Truppe liefern professionell ab und verbreiten eine freudig melancholische Stimmung, zu der es sich sowohl gut schunkeln als auch bangen lässt. Wobei, dass es nichts "neues zu berichten gibt", stimmt eigentlich überhaupt nicht: Denn erst Ende Mai wurde das zehnte Studioalbum "Construct" veröffentlicht, von welchem hier und heute 'The Science of Noise', 'Endtime Hearts' und 'Uniformity' (die beiden letzteren als Weltpremiere) vor den Wanst geknallt werden. Wie könnte es anders sein – das Publikum ist begeistert und der ein oder andere Traumtänzer fegt über's Parkett. Noch Klassiker wie 'Misery’s Crown' und 'The Fatalist' dazu und nichts kann mehr schief gehen!

[Nadine Ahlig]

Gespannt wie eine Trommelmembran ist die Stimmung kurz vor SATYRICON! Klaro, immerhin war es auch viel zu lange ruhig um die Norweger um Frost und Satyr. Das letzte Studio Album "The Age of Nero" kam 2008 – kein Wunder also, dass die Fans mit großen Augen und Ohren dem neuen Werk entgegenfiebern, welches am 6.9.2013 veröffentlicht werden soll. Und nach viel zu langer Live-Abstinenz ist es heute doch endlich wieder so weit. Nervös stellt man sich in Reihe und Glied auf – nein, eigentlich nicht, man schlingt das Bier hinunter, ärgert sich eigentlich sehr über die Verspätung und lächelt dann zu den ersten Tönen des Intro-Openers, der gleichzeitig einen neuen Song vom kommenden Album präsentiert. Ein kleines bisschen überrascht ist man zum einen davon, dass es beim Betreten der Bühne keine Extrawurst für Satyr gibt, und zum anderen, dass man die Haare nun wieder lang trägt. Angenervt ist man davon, dass das Mikro nicht an ist! Auch bei 'Now Diabolical' versagt plötzlich die Technik und insgesamt lässt der Sound Einiges zu wünschen übrig. Arrgh! Diabolische Kracher wie 'Black Crow on a Tombstone' oder 'Mother North' versetzen das Volk natürlich in Ekstase. Aber nach dieser langen Wartezeit wäre es ohne Technikpatzer um einiges gigantischer gewesen. Sei es drum. Im Herbst geht es mit neuem Album auf Tour. Punkt. Wird gut!

[Nadine Ahlig]

Durch die zeitliche Verzögerung von SATYRICON muss ich leider den letzten Song streichen und ziehe direkt zu HEIDEVOLK weiter, die pünktlich auf die Minute anfangen zu spielen. Auch diese Formationen muss sich durch die recht hohe Anzahl an Bandmitgliedern ein bisschen zusammen quetschen, aber das Konzert läuft ohne große Stolperfallen über die Bühne. Von der ersten Sekunde an haben die Sänger Mark Splintervuysch und Reamon Bomenbrek das Publikum fest im Griff und so gibt es grölende Chöre zu 'Saksenland'. Interessanterweise stehen die Herren da oben ohne Gewandung, aber das macht die Show nicht unbedingt schlechter. Den Abschluss feiern die Holländer mit dem Song 'Vulgaris Magistralis', welches wie jedes andere Stück furios abgefeiert wird.

Wir kommen langsam zum Ende des Festivals und während die Techniker noch fleißig am Aufbauen sind, betreten die Veranstalter die Bühne, bedanken sich eifrig für das zahlreiche Kommen und verkünden die gute Nachricht, dass es auch 2014 wieder ein BEASTIVAL geben wird. Mit viel Applaus startet damit die letzte Show des Abends und so ertönt als Intro 'Final Countdown' aus den Boxen. SABATON sind seit der Erscheinung von 'Carolus Rex' permanent auf Tour und spielen auf fast jeden größeren Festival, sodass es eigentlich langsam mal reichen sollte. Doch schon beim Erklingen von 'Ghost Division' merke ich, man kann von der Band irgendwie doch nicht genug bekommen, also mitsingen und Pommesgabel hoch. Statt Worte gibt es mit 'Gott Mit Uns' die nächste Hymne zu hören. Bevor die Akkorde zum Titeltrack des aktuellen Albums angestimmt werden, fallen dann doch ein paar begrüßende Sätze und wie es in Deutschland üblich ist, wird Sänger Joakim wieder mit dem Satz "Noch ein Bier!" zum Trinken aufgefordert. Lachend erzählt er, dass dies wirklich nur in diesem Land so läuft, während man in China mit BHs nach ihnen wirft. Trotz der Aufforderungen seitens des Publikums irgnoriert er diese und hüpft während des Songs lieber wild vom einem Ende zum anderen Ende der Bühne umher. Er hat nicht damit gerechnet das bei der nächsten Pause wirklich Unterwäsche auf der Bühne landet und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als die nächststehende Flasche zu vernichten. Bei 'Into The Fire' versagt die Technik und so überbrückt man dieses Missgeschick mit einem Drumsolo, bis die Diagnose kommt: Das Band ist hinüber. Nun gut dann geht es eben ohne weiter. Bevor man mit 'Saboteurs' fort fährt, gibt es noch ein großes Dankeschön an den deutschen Fanclub, der in einer beachtlichen Anzahl an der Bühne vertreten ist. Fannähe ist für die Schweden besonders wichtig und so sind Gespräche in den Pausen immer wieder ein Unterhaltungsfaktor in ihrer Show. Bevor 'Uprising' ertönt, bietet der Frontmann seine Plattenwesten zum Tausch an, da sie seit der Tour nicht mehr ganz so gut riecht, wie sie vielleicht sein sollte. Tatsächlich meldet sich jemand im Publikum, der die gleiche Größe hat und darf auf die große Mainstage klettern. Leider lässt sich Joakim nicht auf die "Ausziehen!"- Rufe ein, aber jedes Bandmitglied sollte pro Song dann etwas ausziehen. Spaß beiseite, schließlich geht es hier auch um Musik und so legt die Truppe '40:1', 'The Cliffs Of Gallipoli', 'The Art Of War' und 'Primo Victoria' nach. Auf die Frage nach Musikwünschen einigt sich das Publikum schnell auf 'Swedish Pagan', dass eigentlich nicht vorgesehen ist, aber man ändert die Setlist spontan, der Sänger lässt die Hüllen (nur obenrum natürlich) fallen und alle sind glücklich. Diese sehr lustige und gute Show wird mit dem Klassiker 'Metal Crüe' dann beendet.

[Hang Mai Le]

Redakteur:
Hang Mai Le
1 Mitglied mag diesen Konzertbericht.

Login

Neu registrieren