Euroblast-Festival 2018 - Köln

20.10.2018 | 23:40

07.10.2018, Essigfabrik

Wenn man denkt, man hat alles gesehen und gehört, kommt das Euroblast rangerauscht! Einmal mehr wird der Progressive Metal mit all seinen Facetten zelebriert. Willkommen zum Euroblast-Festival 2018, Vol. 14!

Das "Festival For Progressive Music", wie sich das Euroblast-Festival selbst nennt, hat auch dieses Jahr, in der 14. Ausgabe, neben den Headlinern MONUMENTS, VILDHJARTA und LONG DISTANCE CALLING weitere "Stammbands", aber auch viele neue Namen im Line Up, die Abwechslung und neue Erfahrungen versprechen. Wir freuen uns wie Bolle, zum siebten Mal dabei zu sein und wünschen viel Spaß bei der Nachlese!

Für POWERMETAL.de am Start sind Jakob Ehmke (+ Fotos) und die Gastautoren Christian Stricker und Felix Paur (+ Fotos).

THE DALI THUNDERING CONCEPT ist eine perfekte Band, um das Euroblast-Wochenende einzuläuten. Ihr extrem synkopierter Djent mit derben Vocals bringt die bereits gut gefüllte Halle in Wallung. Auch wenn es der Show noch etwas an Dynamik fehlt, ist es schon sehr eindrucksvoll, wie das Quintett aus Paris auch die akrobatischsten Grooves scheinbar wie selbstverständlich spielt.

[Jakob Ehmke]

Meine erste Band im Keller, a.k.a Nebenbühne, heißt THE FIVE HUNDRED, leider werde ich etwas enttäuscht. Der Sound ist ganz euroblast-untypisch total unausgeglichen, man hört eigentlich nur die getriggerte Bassdrum durch den Lärm tackern wie einen Morse-Code. Der Klargesang sitzt auch nicht und ständig gibt es Feedback. Das macht so keinen Spaß und ich wandere wieder in wärmende Oktobersonne. Aber mit der Sidestage werde ich bestimmt noch warm!

[Jakob Ehmke]

Die Jungs von CONJURER (Foto) aus Großbritannien liefern ein regelrechtes Brett aus harten Riffs und druckvollem Sound. Grooviger, fast schon doomartiger Metal wechselt sich mit melancholischen Klängen und dissonanten, schnellen Riffs ab. Bei aller Komplexität spielt das gut abgestimmte Quartett stets auf den Punkt und mit einem sehr klaren Sound. Ein gelungener Auftritt mit viel Spaß für Publikum und Musiker!

[Felix Paur]

Die Kölner MASURIA haben Heimspiel, entsprechend stapeln sich die Leute vor der Nebenbühne bis an die Decke. Der Sound ist wieder ultrafett und die Jungs haben mega Bock. Es ist glaube ich das erste Mal, dass ich Leute hier unten crowdsurfen sehe. Das macht auch mir so viel Spaß, dass MASURIA nächstes Mal auf die große Bühne muss. So geht Deathcore mit Verstand!

[Jakob Ehmke]

KADINJA (Foto) aus Paris bietet ein vielseitiges Programm. Der Wechsel zwischen harten Rhythmen und melodiösen Riffs sorgt für eine schöne Dynamik, die sich auch im ausdruckstarken und vielseitigen Gesang wiederfinden. Die Band geht die Tage mit MONUMENTS auf Tour, was stilistisch her sicherlich gut passt. [Allerdings muss ich auch etwas ernüchternd feststellen, dass der KADINJA-Gig nicht annähernd an meine enthusiastische Erfahrung vom Euroblast-Auftritt 2017 rankommt; JE]
[Felix Paur]

SUMER (oder auch SÜMER) ist die erste melodischere Band des Tages, der Sound ist eher introvertiert und melancholisch, wozu Sänger/Gitarrist Ian Hill viel beiträgt. Spontan muss ich an LEPROUS mit Grunge-Touch denken. Auch wenn noch nicht alles Hand und Fuß hat, die mehrstimmigen Gesänge nicht alle passen und der Sound nicht gerade glänzt, bietet SUMER dennoch gute Unterhaltung.

[Jakob Ehmke]

VOLA (Foto) ist ganz klar einer der geheimen Highlights des Festivals, obwohl es dem Andrang nach gar kein so großes Geheimnis ist. Mit dem neuen Album "Applause Of A Distant Crowd" im Gepäck, haben die Dänen um den charismatischen Frontmann Asger Mygind das Publikum vom ersten Moment an im Griff. Eröffnet wird der Gig mit 'Smart Friend' vom neuen Album, ein Song, der live eine unfassbare Energie freisetzt. Aber auch die anderen neuen Songs, namentlich 'Ghost', 'Alien Shivers' und 'Whaler' fügen sich hervorragend mit den härteren Songs des Debüts "Inmazes" ein. Das Publikum singt aus vollen Kehlen die Refrains mit, die Band spielt unglaublich gut, keine Frage: VOLA hat das nächste Level erreicht. Großartig!

[Jakob Ehmke]

Obwohl ich seit 2012 Stammgast beim Euroblast bin, gibt es immer noch einige Bands die ich hier gerne Live sehen würde. Da wäre unter anderem die Band INTERVALS. Umso verblüffter bin ich als quasi ihr kleiner Bruder in Form von I BUILT THE SKY auf der Nebenbühne im Keller vor mir steht. Und das meine ich in keinster Weise negativ. Das Trio besteht aus begnadeten Musikern. Was allein der Gitarrist an seinem Instrument abreißt, ist fulminant. Sie schaffen einen perfekten Spagat aus melodischen und vertrackten Songparts. Das Ganze wirkt in seiner Gesamtheit trotzdem so locker luftig vorgetragen, wie es eben sonst nur die Jungs von INTERVALS hinbekommen. Hinzukommt, dass der Sound sehr klar und extrem wuchtig aus den Boxen ertönt, sodass alle Freunde instrumentaler, anspruchsvoller Musik, voll auf Ihre Kosten kommen. Die Australier feiern so am frühen Abend einen einzigen Siegeszug im Keller der Essigfabrik.

[Christian Stricker]

In den letzten Jahren hat eine Band aus Australien die Prog-Metal-Szene in Rekordzeit erobert. Die Rede ist von den Jungs von CALIGULA'S HORSE (Foto). Mit ihrem aktuellen Werk "In Contact" haben sie ein kleines (großes! - PK) Meisterwerk abgeliefert und so war ein Auftritt auf den Brettern des Euroblast längst überfällig. Die Australier legen direkt mit einem Doppelschlag ihres letzten Albums los. 'Dream The Dead' und 'Will's Song' eröffnen eine perfekte Stunde progressiver Musik. Was diese Band wirklich von vielen Genre- Bands abhebt, sind einfach ihre Songwriting-Qualitäten sowie ihre virtuosen Gitarristen, die immer wieder geniale Soli raushauen. Sänger Jim Grey ähnelt beim heutigen Auftritt eher einem Double des AS I LAY DYING-Frontmannes Tim Lambesis. Im Gegensatz zu dem eher grobschlächtigen Metalcore-Geshoute, hat Jim ein unglaublich gefühlvolles Organ und erreicht heute Abend mit seiner Gesangleistung CD-Qualität, ständige Gänsehaut inbegriffen. Von kurzweiligen Vier-Minuten-Songs bis hin zu epischen Zehn-Minuten-Songs beherrscht dies Bands alles und so fliegt die Zeit ihrer 60-minütigen Performance nur so dahin. Absolut perfekter Auftritt einer der hoffnungsvollsten Newcomer-Bands im Prog-Bereich!

[Christian Stricker]

Die Kreise, ehm, CIRCLES kommen auch aus Australien und spielten anno 2013 (wie die Zeit fliegt!) bereits auf der Hauptbühne, wo sie eigentlich auch heute auftreten könnten/müssten. Doch wer denkt, dass die Band mit dem Sängerwechsel zum neuen Album "The Last One" qualitativ abgebaut hat, wird heute eines besseren belehrt. Denn nicht nur kann Neuzugang Ben Rechter die alten Songs perfekt intonieren, auch die neuen Songs kommen besser als auf Platte rüber. Die Band hat mächtig Bock und weiß das Publikum mitzureißen.

[Jakob Ehmke]

MONUMENTS (Foto) sind quasi die Haus- und Hof-Band des Euroblast. Gefühlt spielen sie hier jedes Jahr, was natürlich nicht ganz stimmt, aber durchschnittlich sind sie alle zwei Jahre dabei, was auch voll ok ist, da ihr Sound einfach wie gemacht ist fürs Festival. Dennoch fühle ich eine leichte Ermüdung meinerseits gegenüber der Band, auch das neue Album "Phronesis", welches heute VÖ hat, konnte mich leider nicht komplett überzeugen. Allerdings ist Sänger Chris Barretto ein begnadeter Frontmann, er gehört sicherlich zu den besten seines Metiers. Nicht nur hat er das Publikum im Griff und nimmt im selbigen ein Bad, auch liefert er die derbsten Shouts und klarsten Gesänge, wobei auffällt, dass die cleanen Passagen oft mit einer zweiten Stimme vom Band unterstützt werden. Das müsste meines Erachtens gar nicht notwendig sein, da er eigentlich ein sehr kräftiges Organ hat. Nunja. Auf jeden Fall merke ich, dass auch live die neuen Songs nicht so richtig zünden. Dafür brennen Songs wie 'I, The Creator', 'Empty Vessels Make The Most Noise' oder 'Doxa' umso mehr. An die immense Show von 2015 kommt der Gig heute also nicht ran, doch insgesamt gibt MONUMENTS einen tollen Headliner, wenn auch mein persönliches Tageshighlight auf CALIGULA'S HORSE hört.

[Jakob Ehmke]

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Redakteur:
Jakob Ehmke

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