Europe - Stuttgart
15.11.2004 | 02:0931.10.2004, LKA-Longhorn
EUROPE haben für mich eine ganz besondere Bedeutung, denn diese Band war es, die mich 1986 zum Hard Rock und damit indirekt auch zum Heavy Metal gebracht hat. Ihr Hit-Album "The Final Countdown" lief bei mir damals rauf und runter, und als ich im Januar 1987 mit der Schule im Skilager war, infizierte ich gleich noch ein paar mehr Leute. ;-)
Inzwischen schreiben wir bekanntlich (noch) das Jahr 2004, und EUROPE sind auch wieder da. Nachdem sie im Sommer bereits beim Sweden Rock Festival als Headliner aufgetreten sind, erblickte Ende September auch ein neues Album ("Start From The Dark") das Licht der Welt. Dass dieses Scheibchen auch live präsentiert werden sollte, versteht sich ja fast von selbst, und so kamen die Schweden am 31. Oktober - Halloween hin oder her - auch ins Schwabenländle, und da durfte ich aus dem obigen Grund natürlich nicht fehlen.
Eigentlich war ja zunächst geplant, dass MOB RULES in Deutschland die Rolle des Opening Acts übernehmen, doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Aufgrund von "technischen Schwierigkeiten" - was auch immer das genau heißen mag? - zogen sich die deutschen Power-Metaller nämlich aus dieser Aufgabe zurück, und so tourten EUROPE eben ganz alleine durch Deutschland.
Laut Plan hätten EUROPE um 20 Uhr auf die Bühne steigen sollen, doch da war wohl auch eher der Wunsch der Vater des Gedankens. Über eine halbe Stunde ließen sich die Schweden nämlich noch Zeit, ehe endlich das Intro ertönte und sie schließlich auf die Bühne kamen. Ein erster Blick auf die fünf Jungs verriet, dass auch an ihnen die letzten 13 Jahre nicht spurlos vorübergegangen sind, aber nach Aussage von verschiedenen Frauen - ich möchte mir hierzu kein Urteil erlauben - soll insbesondere Joey Tempest immer noch recht ansprechend aussehen. Wie auch immer - ich war ja eigentlich wegen der Musik da, und deshalb soll es hier nun auch darum gehen...
EUROPE stiegen mit 'Got To Have Faith' von ihrem neuen Album "Start From The Dark" ein und rockten auch gleich sehr ordentlich los. Joey hielt dann anschließend erstmal eine Begrüßungsansprache in deutsch (!) und meinte, dass es toll wäre, wieder in Deutschland zu sein. Das sah auch das von Beginn an bestens gelaunte Publikum nicht anders, und so erntete er dafür lautstarken Beifall. Für den nächsten Song schnappte sich Joey dann auch seine Gitarre und es folgte 'Ready Or Not' von der 1988er-Scheibe sowie 'Superstitious' vom gleichen Album. Mit 'America' wurde wieder ein neuer Song eingestreut, ehe EUROPE dann quer durch ihre ersten vier Alben spazierten und je einen Song spielten ('Wings Of Tomorrow', 'Let The Good Times Rock', 'Seven Doors Hotel', 'Heart Of Stone'). Um solche Klassiker kamen Joey & Co. natürlich nicht herum, den Schwerpunkt bei der Songauswahl hatten sie aber schon auf ihr jüngstes Machwerk "Start From The Dark" gelegt, und so gab es in der Folge u.a. 'Hero' - erneut mit Joey an der Gitarre - und 'Wake Up Call' zu hören. Ich persönlich finde ja, dass dieses Album nicht wirklich schlecht ist, aber so richtig überzeugen konnte es mich bislang noch nicht, und so war ich angenehm überrascht, dass die Songs (v.a. 'Wake Up Call') live hervorragend funktionierten. Nach 'Sign Of The Times' gab es die obligatorische Band-Vorstellung, an die sich dann ein Gitarrensolo von John Norum anschloss. Auch wenn der gute Mann in den letzten Jahren doch ziemlich gealtert ist und rein äußerlich durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit Ozzy Osbourne vorhanden ist, so ist er trotzdem immer noch ein hervorragender Gitarrist, und das konnte er hier durchaus zeigen. Weiter ging es danach mit 'Girl From Lebanon' und 'Scream Of Anger', ehe es an die Ballade 'Carrie' ging. Diese präsentierte Joey ganz allein als Akustikversion, also nur mit Gesang und Gitarre, und so verfehlte dieses Stück keineswegs seine gänsehäutliche Wirkung. Nach 'Flames' und 'Yesterdays News' wollten EUROPE dann aber auch schon zum Ende kommen, und so stand lediglich noch die Hymne 'Rock The Night' auf dem Programm. Schon bei 'Yesterdays News' hatte Joey das hervorragend gelaunte Publikum mit einbezogen ("Stuttgart rocks!"), und auch bei 'Rock The Night' durfte natürlich ein Mitsingteil nicht fehlen. Um das Publikum zusätzlich anzuheizen, meinte er, dass die Besucher ein paar Tage zuvor in Nürnberg sehr laut gewesen sein sollen und fragte, ob Stuttgart dies wohl toppen könnte. Das war natürlich nur eine rein rhetorische Frage, und die Lautstärke der Stuttgarter Fans schien Joey ganz durcheinanderzubringen, denn in seinem Lob an die Fans verwechselte er kurzerhand die beiden Städte. Nach dieser etwas länglichen Version von 'Rock The Night' war dann also erstmal Schluss, doch ohne Zugaben wollte das Publikum natürlich nicht nach Hause bzw. zur nächsten Halloween-Party gehen, und so wurden lautstark weitere Songs gefordert. EUROPE ließen sich zwar ein ganzes Weilchen bitten, kamen ein paar Minuten später aber doch noch einmal auf die Bühne, um zunächst den Titelsong der aktuellen Scheibe, 'Start From The Dark', zu spielen. Danach gab es noch zwei Songs vom "The Final Countdown"-Album", nämlich 'Cherokee' und selbstverständlich den Titelsong (Gänsehaut pur!), und dann war auch endgültig Schluss. Die Fans forderten zwar weiterhin noch die eine oder andere Zugabe, mussten aber schließlich doch einsehen, dass es das gewesen war.
Insgesamt zeigten sich EUROPE in sehr guter Verfassung - sie schienen hervorragend eingespielt, und Joeys Entertainment-Fähigkeiten sind ja auch nicht die allerschlechtesten. Mit der Songauswahl konnte man im Großen und Ganzen auch recht gut leben - auch wenn ein Song wie 'Open Your Heart' natürlich schon noch mit ins Programm gehört hätte. Aber man kann ja nicht alles haben. - Spaß gemacht hat dieses Konzert aber auf alle Fälle, und darauf kommt es ja schließlich an!
Setlist:
Got To Have Faith
Ready Or Not
Superstitious
America
Wings Of Tomorrow
Let The Good Times Rock
Seven Doors Hotel
Heart Of Stone
Hero
Wake Up Call
Sign Of The Times
Girl From Lebanon
Scream Of Anger
Carrie
Flames
Yesterdays News
Rock The Night
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Start From The Dark
Cherokee
The Final Countdown
- Redakteur:
- Martin Schaich