Keep It True III - Lauda-Königshofen

22.11.2004 | 13:11

06.11.2004, Tauberfrankenhalle

Mit dem KEEP IT TRUE haben Tarek Maghary (MAJESTY) und Oliver Weinsheimer (HEAVY, ODER WAS) im letzten Jahr ein neues Festival ins Leben gerufen, und nachdem das Konzept - die beiden setzen in erster Linie auf Bands, die man noch nie oder nur recht selten in Deutschland zu sehen bekommt - sowohl bei der Premiere als auch bei der Neuauflage an Ostern hervorragend aufgegangen ist, war es nicht weiter verwunderlich, dass sie auch eine dritte Veranstaltung dieser Art auf die Beine stellten.

Am Samstag, den 6. November fand nun also das KEEP IT TRUE III unter dem Banner "Return Of The Legends" statt, und auch dieses Mal konnten wieder sehr viele Besucher angelockt werden. Ob die Veranstaltung komplett ausverkauft war, entzieht sich meiner Kenntnis, aber mit weit über 1.000 Leuten war die Tauberfrankenhalle in Lauda-Königshofen allemal wieder sehr gut gefüllt. Normalerweise wird diese Halle wohl für Sport-Events verwendet, aber auch für eine Veranstaltung wie das KEEP IT TRUE hat sie sich wieder einmal ganz gut bewährt.

Um dem Publikum auch dieses Mal wieder ein kleines Rahmenprogramm zu bieten, wurde bereits vor dem eigentlichen Konzert ein Metal-Markt auf die Beine gestellt. Dieser war im Vergleich zu den letzten beiden Malen um einiges größer ausgefallen und dementsprechend hatten die Besucher genügend Möglichkeiten, ihr mühsam Erspartes in Platten, CDs oder diverse Merchandising-Artikel umzusetzen. Positiv anzumerken ist dabei auch, dass die meisten Stände auch dieses Mal wieder erst sehr am Abend abgebaut wurden und deshalb während der ersten Bands noch ausreichend Gelegenheit bestand, das Angebot genauer zu inspizieren.
Neben den "normalen" Anbietern von Heavy-Metal-Artikeln war auch POWERMETAL.de wieder mit einem eigenen Stand vertreten - klar, das KEEP IT TRUE wurde schließlich erneut von uns präsentiert -, und auch dieses Mal wurden wir wieder von Jan Oidium und OIDIUM COMICS unterstützt, der seine gesammelten Werke (u.a. "Fire & Steel", "Wacken Open Air History", HAMMERFALL-Comic,...) im Gepäck hatte und an den Mann / die Frau bringen wollte.

Selbstverständlich sollte auch das leibliche Wohl nicht auf der Strecke bleiben, und so konnte man sich in der Halle sowohl in fester als auch in flüssiger Form bestens verpflegen. Über die Preise konnte man dabei auch gar nicht meckern: Das Bier sollte wieder 2 Euro kosten, und für eine recht ordentliche Steaksemmel musste man beispielsweise 3 Euro bezahlen. In diesem Zusammenhang muss man auch feststellen, dass die Schlange am Bierstand im Vergleich zum letzten Mal deutlich reduziert werden konnte, sodass sich die Wartezeiten durchaus in Grenzen hielten.

Was sich jedoch leider überhaupt nicht verbessert hat, das waren die Sound-Verhältnisse in der Halle. Bereits nach dem KEEP IT TRUE I und auch nach dem KEEP IT TRUE II wurde hierzu Kritik laut, doch wirklich zu Herzen genommen haben sie sich die Veranstalter wohl nicht. Schade eigentlich, denn die hochkarätigen Bands, die jedes Mal in Lauda-Königshofen auf die Bühne steigen, hätten einen exzellenten Sound mehr als verdient.
Somit sind wir aber auch schon bei der Musik, und die stand natürlich wieder im Vordergrund des Festivals. Wie auch schon in der Vergangenheit hatten Oliver und Tarek erneut großartige Bands verpflichtet, doch lest einfach selbst, wie POWERMETAL.de-Neuzugang Rüdiger und ich sie gesehen haben...


REPENT

Die fränkischen Thrasher von REPENT hatten die Ehre das dritte KEEP IT TRUE zu eröffnen und konnten die von ihnen selbst aufgeworfene Frage, ob Thrash Metal überhaupt true sein kann definitiv mit "ja" beantworten. Ich kannte die Band vor dem KEEP IT TRUE nur dem Namen nach und hatte mich auf ihrer Homepage ein wenig über die Biographie informiert, aber gehört hatte ich noch nichts von ihnen. Nach dem in Lauda-Königshofen Dargebotenen würde ich sie klar dem Thrash Metal zuordnen, aber definitiv mehr dessen amerikanischer Ausprägung als dem teutonischen Thrash. Die erste Assoziation, die ich hatte, waren ganz alte SLAYER, also die "Show No Mercy"- bzw. "Hell Awaits"-Phase. Im Verlauf des Konzertes zeigte sich jedoch, daß REPENT keineswegs auf einer Schiene festgefahren sind, sondern auch Querverweise zu anderen Thrash-Bereichen aufweisen - seien es ICED EARTH zu "Night Of The Stormrider"-Zeiten oder auch der gute alte Bay-Area-Sound. Man nutzte die Gelegenheit und stellte beim KEEP IT TRUE ausgiebig das just erschienene neue Album "Disciple Of Decline" vor, dessen Titeltrack sowie der Song 'Life Is Lost' es letztendlich waren, die mir am stärksten im Gedächtnis geblieben sind. Definitiv ein gelungener Auftritt, der auch durchaus schon eine ganze Menge Leute vor die Bühne zog. Die Publikumsresonanz zeigte, besonders auch im Vergleich mit den Openern der beiden vorangegangenen Festivals, dass ein wenig Thrash Metal als Farbtupfer das KEEP IT TRUE durchaus bereichern kann.
[Rüdiger Stehle]


METAL INQUISITOR

Auch an zweiter Stelle in der Running Order stand eine Band aus deutschen Landen, nämlich METAL INQUISITOR, die mit diesem Namen natürlich auf einem Festival wie dem KEEP IT TRUE bestens aufgehoben sind. Die Jungs um Sänger El Rojo lärmen seit etwa 1998 zusammen und haben es im Jahr 2002 gar zu einem Longplayer gebracht. Selbstverständlich gab es dann im Laufe des Auftritts auch Stücke von "The Apparition" zu hören, u.a. 'Take Revenge' und 'Bernardo Gui', doch los ging es zunächst sehr dynamisch mit 'Resistence Is Futile', das bereits 2000 im Rahmen einer 2-Track-Single das Licht der Welt erblickte. METAL INQUISITOR hatten aber nicht nur altes Material am Start, sondern gaben auch einige neue Songs zum Besten, wie zum Beispiel 'Legion Of Grey' und das äußerst bang-freundliche 'Restricted Agony'. Beim Publikum kamen alte wie neue Songs gleichermaßen gut an, aber auch die Band hatte sichtlich sehr viel Spaß an diesem Auftritt. Um auch denjenigen etwas zu bieten, die mit dem METAL INQUISITOR-Material nicht wirklich vertraut waren, hatten die fünf Jungs auch noch einen "fremden" Song im Programm, nämlich 'Eye Of The Storm' von SWEET SAVAGE, und der schien doch bei einigen Leuten bekannt zu sein. Da METAL INQUISITOR aufgrund der frühen Spielzeit lediglich eine Dreiviertelstunde zur Verfügung hatten, mussten sie schon bald zum Ende kommen, und das taten sie dann auch mit zwei weiteren "The Apparition"-Songs, nämlich 'Daze Of Avalon' und 'Zombie Drivers', die noch einmal richtig abgefeiert wurden. - Insgesamt ein toller Auftritt einer Band, der man die Liebe zum traditionellen Metal einfach abnimmt - sehr sympathisch!
[Martin Schaich]


ROTTWEILLER

Das Bekannteste an den Underground-Helden ROTTWEILLER aus Seattle ist die Tatsache, daß ihr ehemaliger Sänger Ronnie Munroe inzwischen der neue Frontmann von METAL CHURCH ist. Sein Nachfolger ist in punkto Ausstrahlung und Bühnenpräsenz zwar fast noch eine Ecke besser als Ronnie, aber stimmlich kommt er nicht ganz an ihn heran - zu stark wird er streckenweise von sehr schrillen Screams geprägt, richtig melodischer Gesang ist nicht wirklich seine Stärke. Aber das ist ja bei einer klassischen US Metal Band ja auch nicht unbedingt nötig. Dennoch war der tight dargebotene, typisch amerikanische Power-/Speed-Metal sehr unterhaltsam und wurde auch wirklich gut angenommen; der große Wiedererkennungswert fehlt der Band meiner Meinung nach jedoch. Vielleicht würde ich anders denken, wenn ich mit den Songs der beiden auf Hellion Records erschienenen Alben vertraut wäre... Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Sicher eine Band, die in Zukunft mehr Aufmerksamkeit von meiner Seite bekommen wird und deren Alben nun auch auf meiner Wunschliste stehen.
[Rüdiger Stehle]


WITCHFYNDE

Bei WITCHFYNDE handelt es sich um eine der ältesten Legenden der NWoBHM, und mit Gitarrist Mantalo und Drummer Gra Scoresby waren beim KEEP IT TRUE immerhin noch zwei Gründungsmitglieder aus dem Jahre 1976 mit am Start, auch Basser Pete 'Thud' Surgey ist schon seit "Stagefright" (1980) auf Hexensuche. Lediglich Sänger Harry Harrison ist noch relativ neu in der Band und ist mit 39 Jahren definitiv das Küken der Band. Er passte jedoch optisch wie stimmlich hervorragend ins Bandgefüge. Zwar verfügt er nicht über die signifikante Falsett-Stimme wie sein Vorgänger Luther Beltz, aber er singt unheimlich kraftvoll und dennoch angenehm, nicht schrill, sondern sehr ausgewogen und konnte so meiner Meinung nach auch hier beim KEEP IT TRUE alle der zahlreichen Klassiker der Band mit seiner Bühnenpräsenz und seiner Stimme veredeln. Die Setlist bot mit 'See You On The Other Side' lediglich einen neuen Song und war ansonsten bis zum Bersten gespickt mit Göttergaben aus den Jahren 1979-1984. Dabei wurden sämtliche Bandphasen und sämtliche Alben berücksichtigt und ich würde meinen, daß dabei keiner im Saal die Ex-Sänger Steve Bridges und Luther Beltz vermisst haben dürfte. Die Überklassiker 'Leaving Nadir' und 'Cloak And Dagger' durften dabei natürlich nicht fehlen, wobei letzterer auch ein kleines Mitsingspielchen enthielt. Die geforderte Zugabe gab es wegen des durch zu späten Beginn bereits überzogenen Zeitplans leider nicht, und dennoch – um es vorwegzunehmen – waren WITCHFYNDE für mich das ganz große Highlight des Festivals. Sie ragten heraus, weil sie rockten und groovten. Sie waren nicht besonders aggressiv oder hart, aber dafür waren sie heavy und hatten spürbar noch immer den Rock 'n' Roll im Leib. Das Billing war gespickt mit genialen Bands, aber keine hat mich derart mitgerissen wie WITCHFYNDE. Bleibt die Frage, warum eine Legende wie diese so früh am Tag ran musste, wenn danach noch eine ganze Menge Bands spielten, die nicht diesen Status haben. Liegt wohl daran, daß das KEEP IT TRUE-Publikum im Schnitt eher dem klassischen US-Metal als der NWoBHM huldigt - allen kann man es eh nie recht machen. Egal: Rock 'n' Roll ist auch true, und wie true!
[Rüdiger Stehle]

Setlist:

Stagefright
Ready To Roll
The Other Side
Conspiracy
Leaving Nadir
Cloak and Dagger
Stab In The Back
Give 'em Hell


SACRED STEEL

Bei einem Festival, das KEEP IT TRUE heißt, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch SACRED STEEL dort einmal auftreten, denn schließlich halten die Schwaben schon seit einigen Jahren die Fahne des wahren Metalls hoch. Da man erst im Sommer mit "Iron Blessings" das fünfte Album veröffentlicht hatte, war die Gelegenheit günstig, dieses Scheibchen auch auf dem KEEP IT TRUE Festival zu präsentieren, und so legten Gerrit Mutz & Co. auch gleich nach einem Intro mit 'Open Wide The Gate' los. Von "Iron Blessings" gab es in der Folge dann auch noch 'Victory Of Black Steel' und 'We Die Fighting' zu hören, und ansonsten boten SACRED STEEL einen guten Querschnitt durch die Bandhistorie. Es gab also sowohl Songs vom Debüt-Album "Reborn In Steel", namentlich 'Metal Reigns Supreme' und 'True Force Of Iron Glory', wie auch vom Drittlingswerk "Bloodlust", und zwar 'Dark Forces Lead Me To The Brimstone Gate' und das als Ballade angekündigte 'Master Of Thy Fate', und natürlich fehlten auch Stücke von "Slaughter Prophecy" nicht - 'The Rites Of Sacrifice' und 'Sacred Bloody Steel'. Aufgrund der Tatsache, dass OMEN bei der KEEP IT TRUE-Premiere im letzten Jahr als Headliner aufspielten, erinnerten sich die Schwaben daran, dass sie ja in ihrer Vergangenheit einen Song dieser Band gecovert hatten, und so gab es schließlich auch 'Battle Cry' zu hören. Dieser Song wurde natürlich begeistert abgefeiert, aber auch sonst war die Stimmung bei diesem Auftritt ausgesprochen gut. Das lag nicht zuletzt an Sänger Gerrit, der einen wirklich guten Tag zu haben schien und immer wieder auch den Kontakt zum Publikum suchte - sowohl verbal als auch körperlich. Er mischte sich beispielsweise von Zeit zu Zeit unters Publikum, und bei 'Blood On My Steel' drehten einige Fans den Spieß herum und stürmten die Bühne, um fleißig mitzugröhlen und mitzubangen. Die Zeit verging bei diesem kurzweiligen Auftritt wie im Fluge, sodass SACRED STEEL mit 'Wargods of Metal' auch schon zum Ende kommen mussten - das bereits angekündigte 'Heavy Metal To The End' musste leider entfallen. - Insgesamt lieferten die Schwaben eine reife Leistung ab, die vom Publikum auch entsprechend honoriert wurde...
[Martin Schaich]


JAGUAR

Ein paar ratlose Gesichter sah man schon, als Sänger Jamie Manton mit einem kräftigen "Hey!" das Startsignal für den ca. einstündigen JAGUAR-Auftritt gab. Die Gründe dafür dürften zum einen das knallrote Ajax Amsterdam-Trikot von Jamie selbst gewesen sein, zum anderen die Wollmütze auf dem Kopf von Gitarrist Garry Pepperd. Wenn man sich allerdings die Discographie der Engländer etwas genauer anschaut, dann sollte das gar nicht so sehr verwundern, denn JAGUAR haben sich in den letzten Jahren doch ein wenig in Richtung alternativer Metal-Klänge entwickelt. Rein musikalisch war davon zum Glück bei diesem Auftritt nicht viel zu spüren, denn die Engländer hatten lediglich einen Song vom 2000er-Album "Wake Me" ('Scrap Metal') und zwei Songs vom 2003er-Album "Run Ragged" ('Run Ragged', 'Gulf War Syndrome') im Programm. Alle übrigen Stücke stammten aus den frühen Achtzigern, als die Band zur New Wave of British Heavy Metal gehörte, und vor allem die 1983er-Scheibe "Power Games" wurde bei der Songauswahl sehr ausführlich bedacht. So ging es auch gleich mit 'Dutch Connection' und 'Out Of Luck' sehr schwungvoll los, und es dauerte nicht lange bis die Meute vor der Bühne begeistert mitging. Das lag zum großen Teil aber auch an dem dynamischen Auftritt von Jamie, der allem Anschein nach überhaupt nicht stillstehen kann. Immer wieder rannte er vom einen Ende der Bühne zum anderen, und selbst Bühnenaufbauten waren vor dem Energiebündel nicht sicher. Neben den beiden Opener-Stücken gab es vom "Power Games"-Album in der Folge noch 'Prisoner', 'War Machine', 'Run For Your Life', 'Master Game' und 'The Fox' zu hören, wobei Jamie letzteres zum Anlass nahm, um Kritik an Tony Blair loszuwerden. Danach war die Zeit auch schon wieder recht fortgeschritten, sodass JAGUAR ihr Programm drastisch kürzen mussten und lediglich noch 'Axe Crazy' (incl. Tänzchen von Jamie und Basser Darren Furze) und den 1981er-Single-Hit 'Back Street Woman' spielten. Bei 'Back Street Woman' hielt es Jamie und Darren dann auch gar nicht mehr auf der Bühne und sie mischten sich eifrig unters Volk. Dieses feierte JAGUAR lautstark ab, und als dann noch ein 'Black Betty'-Zwischenspiel in den Song eingeflochten wurde, kannte die Stimmung kein Halten mehr! - Toller Auftritt und vor allem tolle Setlist - hätte ich in dieser Art nicht wirklich erwartet...
[Martin Schaich]


TYRANT'S REIGN

So gerne ich Tyrant's Reign mag, schien mir die Band im Billing doch ein wenig arg weit nach oben gerutscht zu sein. Eine EP vor fünfzehn Jahren und dann Funkstille bis 2004, und auch dann kein neues Material, sondern nur alte Demos... egal, die Platte ist fantastisch und das Konzert hat wirklich auf absolut eindrucksvolle Art jeglichen Zweifel an der Band zerstreut. Tyrant's Reign, allen voran Fronter Randy Barron, der ständig den Kontakt zum Publikum suchte, präsentierten sich als Liveband der Extraklasse, und das stark an ganz alte Metallica erinnernde Songmaterial wurde vom Publikum wirklich gnadenlos abgefeiert, was Randy Barron letztlich auch zum Paradelaufen in der Frontrow veranlasste. Daraus, dass man stark von Metallica beeinflusst ist, machten Tyrant's Reign auch keinen Hehl und spielten eine völlig geniale Coverversion von 'Sanitarium'. Ansonsten bot die Setlist einen schönen Mix aus ganz alten und neuen alten Songs, wobei die Publikumsresonanz bei 'Passage To Eternity', der Bandhymne 'Tyrant's Reign' und bei ihrem Mitsingklassiker 'Thrashing Metal Maniacs' am besten war. Tyrant's Reign konnten beweisen, dass diese Reunion Sinn macht und dass sich die Band live wie auf Konserve perfekt als Ersatzdroge für Fans von "Kill 'Em All" und "Ride The Lightning" eignet, ohne dabei wie eine Kopie zu klingen. Die stürmisch geforderte Zugabe musste wegen des hängenden Zeitplans leider um 'Jack The Ripper' gekürzt werden, weshalb man gleich zum mächtigen Finale mit 'Reign Of Terror' überging.
[Rüdiger Stehle]

Setlist:

Star Chamber
Kill Or Be Killed
Tyrant's Reign
Unconditional Surrender
S.O.S.
Untamed
Fadeaway
Thrashing Metal Maniacs
Passage To Eternity
Sanitarium (Welcome Home)
Reign Of Terror


STORMWITCH

Nach dem großartigen Auftritt von TYRANT'S REIGN dauerte es eine ganze Weile, bis es dann schließlich doch mit STORMWITCH weitergehen konnte. Schon beim Intro ('Man Of Miracles') wurde klar, dass sich die Männer um Andy Mück einiges einfallen lassen haben, denn zu den ersten Klängen kamen allerlei Gestalten in (Mönchs-)Kutten auf die Bühne, um für das nötige Drumherum zu sorgen. Diese schauspielerischen Einlagen sollten sich im weiteren Verlauf des Auftritts immer wieder in abgewandelter Form wiederholen, sodass allerlei Hexen, Zauberer und Vampire auf der Bühne ihr Unwesen trieben. Im Mittelpunkt stand aber natürlich die Musik, und die hatte es wahrlich in sich: STORMWITCH legten mit dem Titeltrack ihres 2002er-Albums "Dance With The Witches" los, und schon von Beginn an ging das Publikum begeistert mit. Vor allem die älteren Songs feierten die Fans vor der Bühne lautstark ab, und von dieser Sorte gab es ja genügend. Die Veranstalter des KEEP IT TRUE hatten ja angekündigt, dass STORMWITCH sämtliche alten Hits spielen würden, und die Band hielt sich auch gewissenhaft daran. So wurde bei der Zusammenstellung der Setlist jedes der ersten fünf Alben berücksichtigt, und dementsprechend ging es Schlag auf Schlag. Den vorläufigen Höhepunkt erreichte die Stimmung etwa zur Mitte des Konzerts, als die vier Klassiker 'Ravenlord', 'Russia's On Fire', 'Trust In The Fire' und 'Sword Of Sagon' nacheinander vom Stapel gelassen wurden. Da wurde mitgeklatscht und mitgegröhlt, dass es nur so eine Freude war - insbesondere für die Männer auf der Bühne. Ganz ohne nagelneue Songs ging es dann aber doch nicht - schließlich stand die Veröffentlichung des neuen Albums unmittelbar bevor (15.11.) -, und so präsentierten STORMWITCH zum einen 'Fallen From God' und zum anderen den Titelsong 'Witchcraft'. Die Stimmung flachte dabei ein wenig ab, was natürlich in erster Linie daran lag, dass die Songs beim Publikum noch nicht bekannt waren. Allerdings kam es wohl auch nicht nur mir so vor, als ob die Songs in keiner Weise an alte Glanztaten anknüpfen könnten. Schade eigentlich, aber mit Klassikern der Marke 'Jonathan's Diary' oder 'Rats In The Attic' können STORMWITCH zumindest live immer noch überzeugen. Nach 'Rats In The Attic' war dann auch erst mal Schluss, doch ohne Zugaben wollten die Fans STORMWITCH nicht gehen lassen - vor allem, nachdem noch ein paar Klassiker fehlten. Diese - namentlich 'Tears By The Firelight' (Andy im Duett mit LIGEIA-Dani), 'Priest Of Evil' und 'Walpurgis Night' (Veranstalter Oliver nimmt Andy auf die Schultern - ein gar nettes Bild! ;-)) wurden dann aber noch nachgereicht, und so bleibt unterm Strich ein guter Auftritt - insbesondere aufgrund der genialen Setlist!
[Martin Schaich]

Setlist:

Dance With The Witches
Stronger Than Heaven
Eye Of The Storm
Cave Of Steenfoll
King In The Ring
Ravenlord
Russia's On Fire
Trust In The Fire
Sword Of Sagon
Fallen From God
Jonathan's Diary
Witchcraft
Rats In The Attic
Tears By The Firelight
Priest Of Evil
Walpurgis Night


HALLOWS EVE

Nach dem durchaus gelungenen Auftritt von STORMWITCH und der anschließenden (obligatorischen) Umbaupause war es an HALLOWS EVE die Bühne zu betreten, und auf diese Band aus Georgia habe ich mich ehrlich gesagt mit am meisten gefreut. Dass der Auftritt dann aber eher ernüchternd und für viele andere sogar maßlos enttäuschend war, war sehr schade, aber langsam und der Reihe nach: HALLOWS EVE starteten mit 'Valley Of The Dolls' von ihrem Full-length-Debüt "Tales Of Terror" in ihr Set und schlossen das "Death And Insanity"-Stück 'Suicide' direkt an, und an sich sollte dies eigentlich ein Auftakt nach Maß sein. Doch die sound-technischen Umstände waren alles andere als glücklich und so konnten die satten Gitarrenriffs ihre Wirkung nicht so recht entfalten. Bei diesen ersten beiden Stücken hatte Bassist Stewart den Gesang übernommen und dies noch recht annehmbar gemeistert, doch als dann beim anschließenden 'Plunging To Megadeath' "Skully" Shoemaker die Vocals für sich beanspruchte, war der Sound-Matsch perfekt. Wer mit den Songs halbwegs vertraut war, der konnte die Lyrics grob erahnen, aber für HALLOWS EVE-Neulinge war es eine einzige Tortur. Schade, denn dabei hatten die US-Amerikaner eine wirklich gute Setlist zusammengestellt, wobei sie den Schwerpunkt auf ihre ersten beiden Releases - "Tales Of Terror" und "Death And Insanity" gelegt hatten. Es gab in der Folge also Songs wie 'Death And Insanity', 'There Are No Rules', 'Hallows Eve', 'D.I.E (Death In Effect)' und 'Horror Show' zu hören, die von einigen harten HALLOWS EVE-Fans in den vorderen Reihen auch begeistert abgefeiert wurden. Der Großteil des Publikums war von dem Auftritt aber eher genervt, sodass von einer guten Stimmung hier keineswegs zu sprechen war. Zu den bereits angesprochenen widrigen Sound-Verhältnissen kam im Laufe des Auftritts noch, dass Tommys Mikrofon den Geist aufgab und er sich somit immer wieder ein Ersatz-Mikrofon suchen musste. HALLOWS EVE hatten also schon jede Menge Pech mit ihrem Auftritt, doch der eine oder andere Kritikpunkt muss natürlich auch an ihre Adresse gehen: So wirkten sie zum einen nicht besonders eingespielt, und zum anderen konnten mich die beiden Stücke von ihrer aktuellen EP "Evil Offerings!" ('Looking Glass', 'Technicolour Roadkill') überhaupt nicht überzeugen - ebenso wenig wie 'Vampires Drink Deep' aus der LESTREGUS NOSFERATUS-Zeit. Glücklicherweise waren das aber die einzigen schwächeren Songs, denn das übrige Material war wirklich gut, und wenn man sich mit der Zeit an die Sound-Verhältnisse gewöhnt hatte, dann konnte man dem Auftritt - insbesondere während der Instrumentalteile ;-) - durchaus etwas abgewinnen. Langsam, aber sicher neigte sich auch die Spielzeit von HALLOWS EVE dem Ende, und so kamen Tommy & Co. mit 'Lethal Tendencies' und 'Metal Merchants' zum Ende ihres Auftritts. Der bereits angesprochene harte Kern von Fans forderte anschließend trotz allem noch eine Zugabe, und die gab's in Form von 'Speed Freak', dem einzigen "Monument"-Song an diesem Abend, auch. - Für die meisten KEEP IT TRUE-Besucher waren HALLOWS EVE die Enttäuschung schlechthin, doch so weit möchte ich nicht gehen. Ich hatte mit den Jungs aus Georgia und ihren genialen Riffs durchaus Spaß, auch wenn dieser natürlich hätte durchaus größer ausfallen können. Insgesamt also eine zwiespältige Geschichte...
[Martin Schaich]

Setlist:

Valley Of The Dolls
Suicide
Plunging To Megadeath
Death And Insanity
No Rules
Hallows Eve
Looking Glass
D.I.E.
Vampires Drink Deep
Horrorshow
Technicolour Roadkill
Lethal Tendencies
Metal Merchants
Speedfreak


HELSTAR

Dass HELSTAR mit James Rivera, einem Sänger der absoluten Extraklasse, definitiv ein würdiger Headliner sein würden, war von vornherein klar. Zu welchen Höchstleistungen sie jedoch die Tatsache pushte, dass dies das erste Mal war, dass HELSTAR ein Festival-Billing anführen durften, war nicht klar. Viele wunderten sich, warum so kurz nach dem DISTANT THUNDER-Debüt eine HELSTAR-Reunion folgte, und über das Line-up gab es wilde Spekulationen. James machte deshalb sofort nach dem Einstieg mit 'Remnants Of War' klar, dass es im Prinzip keinen wesentlichen Unterschied mehr gäbe zwischen HELSTAR und seiner neuen Band DISTANT THUNDER. Letztere seien die konsequente Fortsetzung und die legitimen Erben von HELSTAR. Man fügte einige Songs vom neuen Album in die ansonsten sehr geschichtsbewusste Setlist ein, und das beste dabei: "I Welcome The End", "Fire In The Skies" und vor allem das geniale "Lost In Time" wurden vom Publikum gleichermaßen abgefeiert und mitgesungen wie die HELSTAR-Classics. Ein Beweis für einen geglückten Neuanfang... Neben James war mit Basser Jerry Abarca noch ein weiterer alter HELSTAR-Recke an Bord, dem Begeisterung und purer Enthusiasmus ins Gesicht geschrieben standen. Das bis in die Haarspitzen motivierte Line-up wurde komplettiert von DISTANT THUNDER-/Ex-DESTINY'S END-Gitarrero Eric Halpern, Mike Heald an der zweiten Gitarre und dem in Deutschland geborenen farbigen Drummer Michael Lewis. Nach einem bunt gemischten Best-of-Programm, das wirklich kein Album unberücksichtig ließ und der von James vorgetragenen Erkenntnis, dass eine Band nur true sein kann, wenn sie mit ihrer Musik kein Geld verdient, holte man noch Gerrit von SACRED STEEL auf die Bühne, um als Tribut an die deutsche Metal-Szene gemeinsam den ACCEPT-Klassiker 'Restless & Wild' zu schmettern. Die Dreiteilung des Sets war ebenfalls dramaturgisch gut gewählt. Erster und zweiter Block wurden jeweils von einem Intro und dem zugehörigen Album-Opener eingeleitet, während der finale Zugabenblock thematisch passend von 'I Welcome The End' eingeleitet wurde, das James mit dem Ausspruch relativierte, daß dieses Ende nur ein neuer Anfang sei. Der Auftritt war rundum gelungen und HELSTAR sind definitiv ein würdiger Headliner, den ich mir jederzeit gerne wieder anschauen würde. Außerdem möchte ich noch loswerden, dass ich James Rivera für den vollkommensten Sänger halte, der jemals beim KEEP IT TRUE aufgetreten ist. Nicht dass die anderen schlecht gewesen wären, aber James ist wirklich brillant!
[Rüdiger Stehle]

Setlist:

Unidos Por Tristeza (Intro)
Remnants Of War
The King Is Dead
Fire In The Skies
Evil Reign
Swirling Madness
Lost In Time
Good Day To Die
Winds Of War
Rhapsody In Black (Intro)
Baptized In Blood
Angel Of Death
Burning Star
I Welcome The End
Run With The Pack
Restless And Wild


DESTINATION'S CALLING

Nach dem gigantischen Auftritt von HELSTAR war es eine mehr als undankbare Aufgabe für die Taubertäler DESTINATION'S CALLING den Abend zu beschließen. Die Mehrheit der Besucher trat bereits den Heimweg an, und das kann man denen ja zu so später Stunde (ca. 2.00 Uhr; eigentlich hätten DESTINATION'S CALLING laut Running Order da schon mit ihrem Gig am Ende sein sollen) auch nicht wirklich verübeln. Doch eine kleine Schar von schätzungsweise 50-100 Leuten wollte sich auch die Darbietungen der letzten Band nicht entgehen lassen und wartete die überraschend lange Umbaupause ab, bis es endlich mit dem Intro losging. Leider wählten die Jungs mit 'Never Surrender' und 'Walls Of Babylon' einen etwas gemächlichen Einstieg, doch dann ging es Stück für Stück voran und gipfelte in den absoluten Melodic-Speed-Hämmern 'Candle In The Night', 'Mastery Of The Light' und der Bandhymne 'Destination's Callling', welche das begeisterte Publikum in Form einer massiv geforderten Zugabe erhielt. Die Fans, die geblieben waren, erhielten so einen engagierten und gelungenen Abschluss des dritten KEEP IT TRUE Festivals.
[Georg Weihrauch]


FAZIT

Unter dem Strich kann auch die dritte Auflage des KEEP IT TRUE als Erfolg auf der ganzen Linie gewertet werden. Zum einen natürlich für die Besucher, die einige gute und noch mehr sehr gute Bands gesehen haben, und das zu einem wirklich supergünstigen Preis. Zum anderen aber auch für die Veranstalter, für die das gewählte Konzept mit einem solchen Hallen-Festival erneut hervorragend aufging, und eine Zuschauerzahl weit jenseits der 1000er-Marke spricht ja auch eine deutliche Sprache, sodass sich Oliver und Tarek in ihrer Arbeit durchaus bestätigt fühlen können.

Nach drei solch erfolgreichen Festivals kann die zwangsläufige Folge nur sein, dass es auch ein KEEP IT TRUE IV gibt. - Das dachten sich wohl auch die beiden Veranstalter, denn sie haben den Termin hierfür schon festgelegt. Am 2. April 2005 geht dieses Festival also in die nächste Runde, und bei den bislang bestätigten Bands - VORTEX, PARAGON, THUNDER RIDER, TORCH, OVERLORDE, MAJESTY, DEADLY BLESSING, SATAN und AGENT STEEL - kann ich jedem nur raten, sich diesen Termin schon mal vorzumerken. Denn so viel ist schon mal sicher - das KEEP IT TRUE IV unter dem Motto "Masters Of Metal" ist eine Reise wert!

Redakteur:
Martin Schaich

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