Killing Joke - Köln

20.05.2006 | 22:21

27.04.2006, Primeclub

Großartiges Klangkino stand heute auf dem Programm: KILLING JOKE gastierten in Köln, nachdem die Show vor einem Jahr abgesagt wurde, eine der seltenen Möglichkeiten, die Godfathers of Industrial mal live on stage zu sehen.

Im beschaulichen Primeclub wartete um 21:00 schon eine überraschend kleine Menschenmenge, was einem verdeutlichte, dass KILLING JOKE auch nach zwanzig Jahren noch einen Hauch von Underground hinter sich herschleppen. Vorbands waren keine bekanntgegeben, und so genoss die Menge erst einmal die kneipenähnliche Atmosphäre der Diskothek, die ihre Konzerte sonst in größere Locations in Köln auslagert.

Mit gehöriger Verspätung kamen dann auch endlich die Industrial-Pioniere auf die Bühne, und ein Soundspektakel ohne Gleichen begann.
Frontmann Jaz Coleman betrat - wie immer recht abenteuerlich geschminkt - die Bühne und begann alsbald, sich passend zur Musik zu verrenken, was irgendwie an das Theatergehabe der antiken Griechen erinnerte. Aber der Sound stand im Vordergrund, und von dem gab es genug: bis in die letzten Reihen wurde die urige Melange aus schrillem Gitarrensound, dröhnendem Bass und allgegenwärtigem Rhythmus gepumpt, was das Publikum in beinahe andächtiges Staunen versetzte.

Auch wenn Gitarrist Geordie Walker sich perfekt darin übte so desinteressiert wie möglich dreinzuschauen: die Stimmung war zwar nicht euphorisch, aber man konnte es den Leuten ansehen, wie sehr die Musik von KILLING JOKE sie bis in die Knochen erfasst hatte. Überall bewegten sich zu den schon fast morbiden Klängen der Band die Körper, und nicht wenige schienen sich völlig losgelöst der Musik hinzugeben.
'Communion' stellte einen grandiosen Start in das Set dar, mit seinem treibenden Rhythmus und der auf die ganze "Pandemonium" übertragbaren Tanzbarkeit dafür sorgte, dass die Menge in Bewegung geriet.
Songs wie 'Asteroid', 'The Wait' und 'Whiteout' sorgten für jede Menge Adrenalin in der Luft, 'Gratitude', 'Total Invasion' und 'The Unspeakable' für schrille Soundeskapaden und Songs wie 'Bloodsport' und 'Pandemonium' einfach für gute Laune.

Die Show an sich war, obwohl die Bühne sehr einfach gestaltet war, alleine durch den Frontmann ein Augenschmaus. Coleman schien wirklich die Lehrbücher über Mimik und Gestik abzuarbeiten und bot zeitweilig ein ziemlich skurriles Bild auf der Bühne, was dem Gesamtkonzept aber nur zuträglich war: KILLING JOKE boten eine sagenhafte Show die es in sich hatte. Ich habe selten eine so ergreifende Klangdichte erlebt, und obwohl der Sound stellenweise recht breiig rüberkam, gab es keine einzige verschwendete Sekunde.

Anderthalb Stunden dauerte dieses Festival der Klangkunst - und ließ wahrlich niemanden unbefriedigt zurück.

Großartig für die, die da waren. Etwas Unglaubliches verpasst haben die restlichen sechs Millarden auf diesem Planeten.

Setlist:
Communion
Wardance
Primitive
Total Invasion
Requiem
Bloodsport
Hosannas From The Basement Of Hell
Frenzy
Money Is Not Our God
Majestic
Asteroid
Whiteout
The Wait
Psyche
Gratitude
The Unspeakable
Pandemonium

Redakteur:
Michael Kulueke

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