MANOWAR - Leipzig
18.01.2010 | 16:1016.01.2010, Haus Auensee
Tourauftakt in Leipzig - die Kings Of Metal haben gerufen und alle kamen. All Hail - MANOWAR!
"Ich bin eine Sexmachine – heiß und geil!" (Joey DeMaio)
2010 – ein neues Jahrzehnt voller Schandtaten, Krawall und Metal. Und wer hat die Eier, das Jahrzehnt klanglich einzuleiten? Genau, die Kings of Metal: MANOWAR. "Death To Infidels" steht auf ihren Fahnen. Wer davon nicht überzeugt ist, kommt unter die Räder des riesigen MANOWAR-Trucks, der einmal mehr vor dem Haus Auensee parkt. Eine Toureröffnung von MANOWAR ist immer etwas ganz Besonderes. Keiner weiß, was ihn erwartet, welche Songs auf dieser Tour gespielt werden und wer von Joey dieses Mal eine Standpauke erhält. Lasst die Spiele beginnen!
Der bereits einige hundert Meter vor der Location beginnende Stau lässt erahnen, was heute auf alle Besucher zukommt. Es wird kuschelig warm. Auch vor dem Haus Auensee stapeln sich die Fans, um Einlass zu erhalten. Ohne Frage, die 68 Euro Eintritt haben wohl nur die wenigsten Anhänger abgeschreckt. Auch im Inneren dasselbe Bild: Kutten, wohin das Auge reicht. Schnell die Faust in die Luft gereckt, "Hail And Kill" gegrölt und schon fühlt man sich heimisch. Punktgenau um 20 Uhr drehen die Boxen zum ersten Mal richtig auf, denn es ist Zeit für METALFORCE.
Oft belächelt für ihren zwanghaften Versuch, als nervigster MANOWAR-Klon in die Geschichtsbücher einzugehen, können sie heute auch die härtesten Zweifler überzeugen. Die Stimmung im Auensee ist auf 180 und Tarek in Feierlaune. 'Metal Crusaders' pfeift es durch das Auensee, die Fäuste strecken sich um die Wette und die Kehlen bekommen Durst.
So manch internationaler MANOWAR-Fan hat sich auch diesmal wieder in die erste Reihe geschlichen. So trifft man altbekannte Gesichter, die teilweise aus Bulgarien angereist sind, freudestrahlend in der Enge der Vorderfront. Im Fotograben tummeln sich an diesem Abend aber nicht nur taube Fotografen, sondern auch die Inhaber des ultimativen Fan-Passes, die 150 Euro löhnten, um diverse Gimmicks abzustauben und die Show aus dem Graben zu sehen. Wie begeistert die Fotoschar war, kann man sich denken.
Unterdessen treiben METALFORCE die Meute mit 'Freedom Warrior' und dem obligatorischen Kracher 'Faster, Louder, METALFORCE' weiter an. Klar, METALFORCE werden nie als beste Band der Welt gelten, aber heute Abend machen sie einfach Spaß. Tarek singt akzeptabel und die Instrumentenfraktion hat auch ihren Spaß – was kann man mehr verlangen? Vielleicht 'Into The Stadium'? Lieber nicht, denn die Gemütlichkeit und Intimität des Haus Auensee schlägt doch jede anonyme Stadionatmosphäre um Längen.
Der Sound zeigt sich zu Beginn auch gleich von seiner besten Seite. Viele Einheimische befürchteten Tod und Verderben, da das Haus Auensee nicht immer mit dem besten Ton glänzt. Doch heute haben die Kings of Metal die Zügel in die Hand genommen. Was soll da schiefgehen? Eher würde die Tour abgesagt, als dass auch nur ein Fünkchen Zweifel an der Präzision des Sounds aufkommt. Nach genau dreißig Minuten und dem tierisch abgefeierten 'Metal Law' heißt es Abschied nehmen von Tarek und seinen Jungs. Prima Opener, der heiß auf mehr macht.
Während der Pause wird die große Leinwand genutzt, um auf diverse Produkte und Events hinzuweisen. So wird das nächste Magic Circle Festival in Slowenien genauso umworben wie Metal On Demand. Darauf Prost! Apropos: Die Bars werden natürlich, wie es sich für ein MANOWAR-Konzert gehört, überflutet von Interessenten.
Wie es sich auch für MANOWAR gehört, wird der eigene musikalische Nachwuchs auch immer gerne mitgenommen. So war es so sicher wie das Amen in der Kirche, dass HOLY HELL erneut die Kings Of Metal supporten dürfen. Immerhin sitzt mit Rhino am Schlagzeug ein ehemaliger MANOWAR-Felldrescher und mit Francisco Palomo der Live-Keyboarder der Brothers Of Metal. Und wer sich die Mühe macht und nachschaut, wer alles seine Finger bei den Songs des Debütalbums im Spiel hat, der weiß, dass sich diese Live-Konstellation auch in den nächsten Jahren nicht ändern wird. Leider kommen die Jungs und Frontfrau Maria Breon nicht so richtig in die Gänge. Gerade die sonst so kraftvolle Stimme Marias zeigt heute ungewohnte Schwächen. Auch das Publikum bleibt reserviert und hält sich lieber am Gerstensaft auf. So wird zwar viel Beifall gezollt, aber auch der ein oder andere MANOWAR-Sprechchor brandet schon durch die Location. Das wird nicht einfach für HOLY HELL, doch sie können sich im Laufe der 50 Minuten steigern. Maria bekommt ihre tolle Stimme in den Griff, Gitarrist Joe Stump ledert ein Solo nach dem anderen raus und Franzisco tanzt auf seinem Keyboard Ballett. Songs wie 'Wings Of Light', 'Prophecy' oder das abschließende 'Apocalypse' sorgen dafür, dass dieser Gig am Ende dennoch einen Daumen nach oben erhält.
Unmittelbar mit dem Abpfiff beginnen die lauten MANOWAR-Sprechchöre – die Zeit ist reif. Leider verschiebt sich der geplante Beginn um knappe 15 Minuten, sodass zwischen HOLY HELL und MANOWAR tatsächlich 45 Minuten Pause sind. Den Fans ist es egal – so können sie eben noch ein Bier mehr trinken, bevor sie sich bierlos in der Schlacht behaupten müssen. Dann aber ist die Zeit gekommen: MANOWAR. Während des obligatorischen Intros bleibt der schwarze Kabuki wie ein Fels vor der Bühne hängen. Dann ein Knall – der Vorhang fällt und die Kings Of Metal legen zur Überraschung aller mit 'Call To Arms' los. Wann hat man zum letzten Mal ein Konzert gesehen, bei dem nicht mit 'Manowar' eröffnet wurde? Joeys Bass haut den Anwesenden sofort den Brustkorb raus, während Eric strahlend wie immer einen tollen Start hinlegt. Die Fans singen sich die Lunge aus dem Hals und recken wie auf Kommando ihre Fäuste in den Himmel. Fetter Beginn und der Start in ein ungewöhnliches und modernes MANOWAR-Set. Mit 'Hand Of Doom' bleiben die Jungs beim überaus erfolgreichen "Warriors Of The World"-Album.
Eric erhebt sein Wort und begrüsst die Fans in Leipzig mit einem herzlichen Willkommensgruß. "Are you ready for the Kings Of Metal?" – der Auensee bebt, denn das gleichnamige Stück lässt die Grundfesten erzittern. Was für ein Sound! Was für eine Stimmung! Um den Fans mehr als nur das Bild der Bühne zu bieten, wird die Show auf der großen Leinwand teilweise live übertragen, was so manchen intimen Einblick in die Spielkünste der Protagonisten erlaubt. Kurz darauf geht es weiter, aber nach 20 Sekunden bricht der Sound einfach ab. Eric erklärt gutgelaunt, dass wohl ein paar Stromprobleme aufgetreten wären, die aber gleich behoben sind. Stimmt – nach wenigen Augenblicken kann der Marsch weiterziehen. 'God Or Man' von der aktuellen "Thunder In The Sky"-EP donnert in das weite Rund. Schon nach wenigen Songs erahnt man schon, in welche Richtung das heutige Set gehen wird. Das anschließende, wunderschöne 'Swords In The Wind' vertreibt die Vermutung nicht – eher im Gegenteil. Eric schmachtet wie ein junger Gott, während sich die Fans in den Armen liegen. Lange wurde dieser Songs live nicht mehr dargeboten, obwohl er laut Eric eines seiner Lieblingsstücke ist. Dennoch ist auch er nicht immun gegen den Fehlerteufel – auch ein Eric Adams vergisst mal eine Textpassage. Herrlich – er lächelt verschmitzt in die Masse und die Fans feiern ihn tierisch ab. Es menschelt bei den Kings Of Metal. Im Anschluss stellt Eric kurz Joey DeMaio vor, der sich seinen Bass umschnallt, ein kleines Solo spielt und mit einigen kleinen Spielchen die Zuschauer in Stimmung bringt.
'Die For Metal' steht als Nächstes auf dem Programm und nun ist wohl endgültig klar, dass sich MANOWAR heute auf eine moderne Set-List eingelassen haben. Gefährlich, wenn man bedenkt, wie uneins sich die MANOWAR-Gemeinde bei der Akzeptanz des vor allem letzten Albums "Gods Of War" war und immer noch ist. Dennoch ist die Meute in Feierlaune – auch wenn offensichtlich ist, dass noch nicht jeder die Songs der "Thunder In The Sky"-EP kennt, denn wie schon bei 'God Or Man', wird auch bei 'Die With Honor' und bei 'Let The Gods Decide' der Anteil der Mitsingenden spürbar geringer. Erst bei 'The Sons Of Odin' steigt der Lautstärkepegel der Fans wieder. Was für ein Song! Majestätisch und völlig erhaben breitet sich endlich mein persönliches MANOWAR-Gefühl aus, auch wenn man kleine Abstriche machen muss. Denn heute treten die Jungs komplett ohne Keyboard auf, was so manchen Chor in der Konserve stecken lässt. Heute soll einfach nur gerockt werden – ohne Schnickschnack, ohne Kompromisse. Doch zuvor ist endlich Zeit für Joey DeMaio. "Mein Deutsch ist das schlechteste Deutsch der Welt" (den Akzent müsst ihr euch natürlich dazudenken). "Leipzig ist eine schöne Stadt" erntet mächtig Cheap-Pops. Er bezeichnet Deutschland als Heimat des Heavy Metals und schimpft über Länder wie Frankreich, Schweden und die Schweiz, weil sie mittels eines Soundlimit-Gesetzes die Fans davon abhalten, den besten Klang und somit MANOWAR zu erleben. "Und das ist so!" Daher müssen diese Fans bis nach Leipzig kommen um gemeinsam mit den deutschen Fans der Welt zu zeigen, wer die Kings Of Metal sind. "Hau weg die Scheiße", prostet Joey seinen Fans zu und kippt sich ein Pils hinter die Birne.
Nach der Erfrischung sucht einer einen fähigen Gitarristen, welcher die Eier hat, zusammen mit MANOWAR die Bühne zu entern. Ein älterer Herr namens Willi packt die Gelegenheit beim Schopfe und kann im Anschluss seine Kunst darbieten. Zunächst überlassen die Profis dem guten Mann für drei Minuten die Bühne. Ganz allein zieht er ein wirklich gutes Solo herunter und lässt so manches Bier in der Hand vergammeln. Danach erhält er von Joey ein Bier und ein Shirt und darf zusammen mit der ganzen Band 'The Gods Made Heavy Metal' zocken. Immer wieder ein Highlight. Nach Willi kommen die Götter des Krieges – 'Sleipnir' und 'Loki God Of Fire'. Richtig donnern muss es aber auch noch, daher darf 'Thunder In The Sky' natürlich nicht fehlen. Richtig Action kommt aber erst wieder auf, als die ersten Töne von 'Warriors Of The World' angestimmt werden. Leipzig und der Rest der Welt singen gemeinsam die wohl beste Metal-Hymne des vergangenen Jahrzehnts. Wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören, daher verabschiedet sich Eric jetzt von den Fans – "You have been fucking great!". Natürlich glaubt keiner, dass hier nach 90 Minuten schon Schluss ist. Trotzdem branden die Zugabe-Rufe lautstark auf und lassen den Putz von den Wänden rasseln. Joey kehrt unter lautem Jubel zurück und verspricht, dass sich MANOWAR niemals ändern werden und das sie nicht wie andere Bands in die Gesichter der eigenen Fans pissen würden. "With A MANOWAR-Shirt, you are no asskisser, you are an asskicker!!!". Dann legt Joey noch mal richtig nach: "Ich bin eine Sexmachine – heiß und geil!". Göttlich! Lasst ihn schimpfen, lasst ihn von mir aus auch hetzen, aber für solche Sprüche muss man diesen Mann lieben. Mit 'House Of Death' rappelt es noch einmal kräftig im Gebälk, bevor 'Black Wind, Fire And Steel' diesem Abend die Krone aufsetzt. Joey, Karl und Eric machen noch einige Stunts mit ihren Gitarren, bevor 'The Crown And The Ring' ertönt und zwei Stunden MANOWAR der Geschichte angehören.
Fazit: Natürlich muss man über die Setlist sprechen. Über was sonst? Joeys Sprüche sind bekannt, der Sound wie immer perfekt, aber Fans der alten Alben werden mit der Songauswahl unausweichlich ihre Probleme haben. Bis auf drei Stücke wurden nur Songs der letzten beiden Alben und der aktuellen EP gespielt. Das wird für Diskussionen sorgen. Beinharte Traditionalisten werden darüber hinaus auch mit dem ungewohnten Opener ihre Probleme haben. Dafür wurde heut weniger auf Bombast, sondern auf Heavy Metal gesetzt. Kein Keyboard, keine künstlichen Sounds – purer Metal in seiner reinsten Form. Hail And Kill!!!
Ein fettes Hail And Kill gebührt der Photosister of Hell Christin Kersten.
Setlist MANOWAR:
01. Call To Arms
02. Fight Until We Die
03. Kings Of Metal
04. God Or Man
05. Swords In The Wind
06. Die For Metal
07. Die With Honor
08. Let The Gods Decide
09. The Sons Of Odin
10. The Gods Made Heavy Metal
11. Sleipnir
12. Loki God Of Fire
13. Thunder In The Sky
14. Warriors Of The World
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15. House Of Death
16. Black Wind, Fire And Steel
17. The Crown And The Ring
- Redakteur:
- Enrico Ahlig