METALLICA / SLIPKNOT - Ludwigshafen
10.06.2004 | 04:4908.06.2004, Südweststadion
Zum Auftakt der deutschen Sommer-Festivals sind bei heißen 32 Grad im Schatten 25.000 Besucher am Dienstag in das Ludwigshafener Südweststadion zu METALLICA und Co. gepilgert. Etwas in den Sternen stand, ob Drummer Lars Ulrich mit von der Partie sein kann. Der sympathische Schlagwerker musste drei Tage zuvor wegen starker Rückenprobleme in ein englisches Krankenhaus eingeliefert werden. Daraufhin teilten sich u.a. Joey Jordison (SLIPKNOT), Dave Lombardo (SLAYER) und der Drumtech den Job beim britischen Download-Festival. Rechtzeitig zu den Deutschland-Open-Airs ist Lars wieder einigermaßen fit.
Die Stimmung im Vorfeld war wie zu erwarten sehr gut. Erst der Besuch am Getränkestand trübt die Stimmung ein wenig. Stolze 2,80 EUR darf man hier für ein 0,3 l Bierchen berappen. Auch die nichtalkoholischen Getränke schlugen mit 2,50 EUR je 0,3 l Becher zu Buche. Schon happig bei solchen Temperaturen!
Den Anfang machen die LOSTPROPHETS, zu denen ich leider nicht viel sagen kann, da mir das Material der Combo aus Wales unbekannt ist und ich nach den ersten zwei Songs mit meiner Kamera wieder aus dem Stadion geführt wurde. Der Sechser rockte bemüht und laut vor mehr oder weniger interessiertem Publikum daher ohne irgendwelche Höhepunkte zu setzen. Lediglich die neue Singleauskopplung 'Wake Up' sticht ein wenig aus dem Dargebotenen heraus.
Etwas anders sieht es da schon bei den Spacken von SLIPKNOT aus. Die Verrückten aus Iowa sind wieder im Lande und sorgen erneut für Aufsehen und Aufregung. Dank des Tourmanagers von SLIPKNOT dürfen alle Fotografen keine Fotos machen. Tragisch und ärgerlich, da diese Ansage mehrmals in den zwei Stunden vor der Show geändert wurde. Leider kommt die Show aufgrund des Tageslichts und des eingeschränkten Platzes auf der Bühne nicht so zur Geltung, wie bei der letzten Deutschland-Tour anlässlich des Albums "Iowa". Viel geändert hat sich im Programm von SLIPKNOT aber nicht. Immer noch turnen der Clown und sein Gefolge über die Bretter und prügeln auf allem herum, was ihnen in den Weg kommt. In den zur Verfügung stehenden knapp 60 Minuten gibt es in Form von 'Disasterpiece', 'The Heretic Anthem' oder 'Duality' mächtig auf die Ohren. Leider hat der Tontechniker am Pult einen schlechten Tag, so dass der Gesang von Sänger Corey Taylor oftmals zu leise ist und dadurch etwas untergeht. Selbst das etwas ruhigere 'Wait And Bleed' kommt mehr schlecht als recht aus der Anlage. Dennoch feiern die zahlreich angereisten SLIPKNOT-Maggots ihre neun Helden ab. Die neue Scheibe "Vol. 3 – The Subliminal Verses" werde ich mir wohl in den nächsten Tagen zu Gemüte führen müssen.
Gegen 20.30 Uhr war es dann endlich soweit! METALLICA betreten 2004 erstmals deutschen Bühnenboden. Zur Einleitung gibt es das gewohnte 'The Ecstacy Of Gold'-Intro aus dem gleichnamigen Western, ergänzend gibt es noch ein paar Ausschnitte aus dem Film auf den vier Leinwänden. Der Einzug der Vier gleicht dem Einmarsch von Gladiatoren in die Kampfarena. Frenetischer Jubel treibt den Heroen ein fettes Grinsen ins Gesicht. Der wieder genesene Lars Ulrich steht auf seinem Drumhocker und begrüßt die Fans, ehe die erste Gitarrensalve von James 'Blackened' einleitet. Besser kann man nicht beginnen. Die Fans fressen von Anbeginn James Hetfield aus der Hand. Jede kleine Ansage oder Geste wird mit Applaus bedacht. Der neue Bassist Robert Trujillo stapft wie ein Tier über die Bühne und ist ein Meister der Mimik. Auch Kirk Hammett wirkt sehr entspannt und agil, während Lars Ulrich wie gewohnt auf sein Drumkit einprügelt. Seine Verletzung scheint wohl nur von kurzer Dauer gewesen zu sein. Die Bühne ist erneut mit zwei Rampen versehen, die hinter dem Schlagzeug zusammenlaufen und ausgiebig von den Musikern genutzt werden. Die vier innerhalb des Bühnenbackdrops eingebrachten Videoleinwände zeigen immer wieder Ausschnitte aus Videoclips oder das Bühnengeschehen. Überhaupt wirkt alles sehr übersichtlich und man verliert keinen der Musizierenden aus den Augen. Pyros und Flammen werden nur sporadisch wie in 'Fuel' und 'Battery' eingesetzt. Der Sound ist für Open-Air-Verhältnisse ausgesprochen gut und kraftvoll. Lichttechnisch lässt man ebenfalls nichts anbrennen. Die Musiker werden insgesamt von zwölf Verfolgern beleuchtet. Überhaupt ist die Aussicht auf die Bühne von nahezu allen Stellen im Stadion sehr gut. Die beste Stimmung ist natürlich im Pit, einem abgesperrten Halbkreis vor der Bühne, der nur mit einem entsprechenden Pit-Band betreten werden darf. Die Setliste wird täglich bis auf die ersten zwei Songs geändert und führt quer durch die Schaffensphase des Quartetts, wobei erneut Stücke der Alben "Load" und "Re-Load" außen vor bleiben ('King Nothing' stammt sehr wohl von der "Load"-Scheibe – Anm. d. Lektors). Von "St. Anger" werden überraschenderweise auch nur die zwei Nummern, 'Frantic' und der Titeltrack gespielt, die gerade live aufgrund des auf die alten Songs abgestimmten Sets wesentlich druckvoller daher kommen. Musikalisch werden keine Wünsche offen gelassen. James ist gesanglich voll auf der Höhe. Die Rhytmusfraktion steht wie eine Wand und treibt mächtig, während Kirk locker und lässig seine Soli einstreut. Patzer wurden meinerseits keine vernommen. Egal ob Schädelspalter oder Ballade, jeder Song wird gnadenlos abgefeiert. Immer wieder erweist sich das Publikum als äußerst textsicher, was James des Öfteren ein Lächeln entlockt. Am besten intoniert werden natürlich die balladesken Nummern wie 'Fade To Black'. Nach gut anderthalb Stunden ist dann mit 'Battery' der erste Teil des Abends abgeschlossen und METALLICA verlassen erstmals die Bretter.
Natürlich wollen sich die Anwesenden keinesfalls so leicht abspeisen lassen und die Zugaberufe dürfte man noch in Mannheim gehört haben. Im Zugabeteil werden nach 'No Leaf Clover' die Übernummern 'Nothing Else Matters', 'Master Of Puppets' und 'One' serviert, wobei Letzteres erneut mit Kanoneneinschlägen und Pyros begleitet wird. 'Enter Sandman' beendet dann den ersten Zugabeblock. METALLICA werden unter frenetischem Beifall verabschiedet und die Band dankt den Fans, indem sie zahlreich Gitarrenplektren und Schlagzeugstöcke ins Publikum wirft. Das reicht den 25.000 jedoch nicht und erneut werden die Helden auf die Bühne zurückgeholt. Nach dem Erklingen der ersten Klänge von 'Jump In The Fire' gleicht das Südweststadion einem riesigen Moshpit. Letzte Kräfte werden mobilisiert und der Schweiß rinnt in Strömen. Gnadenlos erweist sich die Band, als man zum Abschluss 'Seek And Destroy' bringt. Danach war nach gut zweieinhalb Stunden für beide Seiten verdientermaßen Feierabend. Der heutige Abend lässt sich kurz und knapp mit "sehr geil!" beschreiben.
Setliste METALLICA:
Blackened
Fuel
Sad But True
Welcome Home (Sanitarium)
Wherever I May Roam
Frantic
King Nothing
St. Anger
Creeping Death
Fade To Black
Battery
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No Leaf Clover
Nothing Else Matters
Master Of Puppets
One
Enter Sandman
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Jump In The Fire
Seek & Destroy
- Redakteur:
- Frank Hameister