Metalbreed-Festival - Hamburg

01.11.2010 | 12:56

24.10.2010, Markthalle

Zwar wenig Zuschauer, trotzdem gute Stimmung und Bands in Partylaune.

Das Metalbreed-Festival öffnet erstmals seine Pforten und hat mit KEEP OF KALESSIN und ARCH ENEMY auch zwei starke Zugpferde zu bieten. Eigentlich, denn mehr als 300 Seelen haben den Weg in die 1200 Mann fassende Hamburger Markthalle nicht gefunden. The Show must go on! Das ist wohl das Motto aller Bands dieses Abends. So absolvieren die Finnen RE-ARMED einen kraftvollen Auftritt vor gerade mal einhundert Leutchen, wobei sich das tighte Zusammenspiel der Melo-Deather in dem wohlwollenden Kopfnicken der Anwesenden widerspiegelt. Da ist der schlechte Sound nebensächlich.

Nach kurzer Umbaupause betreten die kroatischen Black-Metaller GORTHAUR'S WRATH (Foto) die Bühne. Imposant reißt sich Sänger Morbid, der erschreckende Ähnlichkeit mit DIMMU BORGIRs Shagrath aufweist, das Kreuz vom Hals. Doch dann ist leider nichts zu hören. Das Gekeife kann nur als krächzende, sehr subtile Begleiterscheinung ausgemacht werden. Auch die Performance lässt noch etwas zu wünschen übrig. Musikalisch sind die Kroaten allerdings erhaben, so dass es zumindest eine Freude für den Musiker ist. Bloß traurig, dass die Markthalle so gut wie leer ist.
[Jakob Ehmke]

Das ändert sich bei AGATHODAIMON wenigstens etwas. Die vorderen Reihen sind gut gefüllt, und an den Rändern der Halle stehen wenigstens ein paar interessierte Zuschauer. Doch die einzigen deutschen Vertreter des Festivals starten ihr Set mit zwei Nummern aus ihrer schwärzeren Phase, bevor es mit dem melodischen 'Cellos For The Insatiable' weitergeht, das live wirklich überzeugt und zündet.

Der neue Sänger Ashtrael stellt sich als guter Griff heraus, der es auch versteht, die Fans zu unterhalten und zu performen. Auch die anderen Bandmitglieder lassen sich trotz der halbleeren Halle nicht hängen und geben mächtig Gas. Leider sind bei 'Serpent's Embrace' – Ashtrael: "Für die Damen!" – die Clean Vocals von Gitarrist Sathonys zu leise.

AGATHODAIMON finden das richtige Mischverhältnis aus alten und neuen Stücken. 'An Angel's Funeral' macht sich gut zwischen 'Alone In The Dark' oder 'Ghost Of A Soul', das die Mainzer den Organisatoren des Metalbreed widmen.

In unserer Interviewreihe haben ETERNAL TEARS OF SORROW angekündigt, dass die Atmosphäre bei ihrem Auftritt heißer als die Hölle werden würde. Die Nordfinnen legen sich auch mächtig ins Zeug, und die Markthalle erreicht langsam ihr Zuschauermaximum. Nur einer fehlt: Keyboarder Janne Tolsa. Der neue Clean-Sänger Jarmo Kylmänen hält sich zunächst etwas zurück, singt aber die weiblichen Gaststimmen theatralisch und mit einem Augenzwinkern mit. Zu den neuen Stücken 'Angelheart, Ravenheart' und 'Tears Of Autumn Rain' kommt er jedoch nach vorne und bittet das Publikum, ihm bei den Refrains zu helfen.

Nach jedem der atmosphärischen Lieder herrscht Stille in der Markthalle. Die Zuhörer werden förmlich in die Songs gesogen und verlieren sich darin, bis die Musiker zu spielen aufhören. Dann bricht der Applaus los. Bassist und Sänger Altti Veteläinen muss immer wieder schmunzeln.

Nach dem starken 'Nocturne Thule' ist der Auftritt der ETERNAL TEARS OF SORROW schon wieder vorbei. Höllenheiß ist es zwar nicht geworden, aber die Finnen haben mächtig Spaß gemacht.
[Pia-Kim Schaper]

Als KEEP OF KALESSIN die Bühne stürmen, sind circa 300 Metalheads zugegen. Für Markthallenverhältnisse immer noch zu wenig, aber das Bild ist nicht mehr ganz so trostlos. Die Norweger kommen, sehen und siegen mit unglaublicher Spielfreude und einer guten Setlist, die alle Veröffentlichungen streift. Neben dem poppigen 'The Dragontower', dem komplexen 'Judgement' oder dem gnadenlosen 'The Awakening' werden 'Kolossus' und 'Ascendant' vom 2008er Werk dargeboten und abgefeiert, genau wie 'Crown Of Kings' vom Erstling.

Es ist auch immer wieder interessant, zu sehen, wie Drummer Vyl die Hyperblasts zum Rollen bringt und was Gitarrist Obsidian C aus seinem Handgelenk zaubert. Der Sound ist allerdings immer noch nicht berauschend.
[Jakob Ehmke]

Es ist Zeit für Frauenpower auf der Bühne. Mit dem Intro ihres aktuellen Albums "The Root Of All Evil" betreten ARCH ENEMY die Bühne, heute in Schwarz mit weißen Armbinden. Sängerin Angela Gossow flitzt über die Bühne, als hätte sie der Hafer gestochen, und stiehlt Michael Amott und Sharlee D'Angelo damit fast die Show. Fast. Die beiden stehen häufig nebeneinander und ziehen gleichzeitig ihre Instrumente in die Höhe, und Sharlee spielt natürlich noch ein kleines Solo ebenso wie Gitarrist Christopher Amott und Schlagzeuger Daniel Erlandsson.

In der Mitte der Halle entsteht kurzzeitig ein kleiner Pogo, ansonsten laufen die Köpfe auf Dauerrotation. 'Ravenous', 'Revolution Begins' und 'Dead Eyes See No Future' werden abgefeiert. Angela betont immer wieder, die Fans sollten sich nicht verstellen oder sich irgendetwas beugen. Die Metalszene sei stark. Das ist auch die Überleitung zu 'We Will Rise'.

Nach einer kurzen Zugabe ist der Auftritt leider ziemlich schnell wieder vorbei; ARCH ENEMY haben eine gute Stunde gespielt.

Trotz der wenigen Besucher hat sich keine der Bands hängen lassen. Die Stimmung war zu keiner Zeit schlecht, aber in einer gut gefüllten Halle feiert es sich doch noch ein bisschen besser. Freuen wir uns also auf die Winterauflage des Metalbreeds im März, wenn GORTHAUR'S WRATH wiederkommen, zusammen mit KRYN, SUSPERIA, SECRETS OF THE MOON, ELUVEITIE, CHAIN REACTION und AEONS CONFER.

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

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