Party.San 2008 - Bad Berka

29.08.2008 | 11:42

07.08.2008, Festivalgelände

Willkommen im Brutz-&-Brakel-Land

IRON MAIDEN, DEATH, VITAL REMAINS, das Beste der Achtziger, Neunziger und von heute - diese Abwandlung eines Radio-Werbespruchs passt perfekt zur Party.San-Aftershow-Disko, die auch 2008 täglich für äußerst müde Nackenmuskeln sorgt. Sowieso sind es gerade diese Stunden nach den eigentlichen Bands, die aus dem Party.San viel mehr machen als ein stinknormales Festival. Hier wird auf besonders krasse Art gesoffen, gebangt, die Old School verehrt und ihr gefrönt. Dieses Open Air ist sowieso noch so Metal, dass dort hoffentlich nie all solche Kaspertruppen spielen werden, wie sie manches Mal auf den großen anderen Festivals die Zwischenzeiten verhageln. Das Party.San ist da anders. Hier ist auch in diesem Jahr stets das Gefühl präsent, dass die Organisatoren wirklich ein Open-Air für Metal-Fans organisiert haben, die mit dem Begriff und der Lautstärke dahinter noch etwas anfangen können. Tausende Fans folgen in diesem Jahr dieser vorzüglichen Einladung, 27 Bands sollen ihnen einheizen. Eine feucht-fröhliche Angelegenheit, die von PURGATORY am Donnerstag gebührend eröffnet wird. Zu diesem Zeitpunkt ist schon ein wichtiges Detail des Wochenendes wieder Geschichte: Die immer streng limitierten Special-Party.San-Shirts sind bereits nach einer knappen Stunde ausverkauft.
[Henri Kramer]

Tatsächlich holzen die Sachsen von PURGATORY als Opener richtig munter los. Nunmehr seit fünfzehn Jahren stehen sie für beständig pechschwarzen Death Metal. Rasantes Geprügel auf dem Schlagzeug und das geile Gegrunze kommen auf jeden Fall sehr gut an; freudig werden auch schon die ersten Haare geschüttelt. Sehr deutlich wird der Haupteinfluss von PURGATORY: VADER aus dem Nachbarland. Fie Herren erfreuen dann auch mit einem Coversong der polnischen Urväter. Dementsprechend vorwärts geht's im gesamten Billing, einfach nur schnell und gut und ein perfekter Start für das Festival.
[Gastschreiberin Julia Erdmann]

DEADBORN können das hohe Anfangsniveau ohne Probleme halten, brachialt ihr Maniac Styled Death Metal doch wie eine Tonne Sprengstoff aus den Boxen. Technisch über jeden Zweifel erhaben ist das Quartett sowieso. Und da Sänger Mario Petrovic stets noch einen lockeren Spruch auf den Lippen trägt, wird sogar dem Kurzweil-Anspruch mehr als Genüge getan: So gibt es 'Back To The Blackness' für alle Leute "mit einem schwarzen T-Shirt", danach sogar "Tanzmusik" und später auch noch 'Negative Reinforcement'. "Liebt ihr Death Metal?", fragt Petrovic da. Die Antwort angesichts solch eines Gigs kann nur "ja" lauten. Doch auch Black Metal kann irre schön sein. Inzwischen ist es 22.45 Uhr. Ein langes Intro bricht sich gemächlich Bahn. Ein Sänger am Mikro. Klirrende Gitarren setzen ein. Flammen sprühen.
[Henri Kramer]

FARSOT entern die Bühne und zeigen allen Anwesenden wie kalter, energetischer Black Metal zu klingen hat. Sänger 10.XIXt leidet jeden der Songs ekstatisch mit und zelebriert auf beeindruckende Weise Tod und Trauer. FARSOT verstehen es, ihre atmosphärische schwarze Tonkunst auf geradezu perfekte Weise live zu transportieren, und dementsprechend gibt es auch in den prall gefüllten Reihen vor der Bühne kein Halten mehr. Die Krönung der dargebotenen Show ist sicherlich die zwanzigminütige Ode an die Dunkelheit, 'Thematik: Trauer', vom Album "IIII", denn hier vereinen FARSOT all ihre Stärken: Aggression, Hass und Wut gepaart mit avantgardistischem Spielvermögen und Erhabenheit.
[Gastschreiber Philipp Halling]

SKYFORGER zeigten in den letzten Jahren viel Präsenz in Deutschland und überzeugten viele mit ihrem folkloristischen und doch brachialen Sound. Dementsprechend zahlreich stehen die erwartungsfreudigen Fans vor der Bühne, als jedoch nur beträchtlich wenige Letten auftreten. Schnell merkt man, dass sämtliche Folklore-Instrumente wie Dudelsack oder Flöten fehlen - ebenso wie die zweite Gitarre. Sänger Peter entschuldigt sich höflich dafür: Ausfall wegen Krankheit. Aber das Publikum stört sich nicht daran. SKYFORGER können auch ohne akustische Elemente ihren unverwechselbaren Sound rüberbringen; singen und spielen von ihrer lettischen Heimat, von Schlachten und Göttern und legen einen einwandfreien Auftritt hin.
[Gastschreiberin Julia Erdmann]

Anschließend schwingen DISMEMBER in unnachahmlicher Art und Weise die schwedische Elchtöterkeule. Sichtlich gut in Form und mit einem bombastisch drückenden Sound präsentieren sich die feinen Herrschaften. Herr Kärki als Sänger freut sich wie ein Honigkuchenpferd, und die Gitarristen posen auch um die Wette. Das Hauptaugenmerk des Auftritts liegt auf Material des letzten Studiowerks "Dismember", was aber der Stimmung nicht schadet, stehen doch die neueren Songs den Klassikern in nichts nach.

Einige Überraschungen haben sich in die Setlist geschlichen - so zum Beispiel das fantastische, sich langsam in Rage spielende 'Life - Another Shape Of Sorrow' von der Ultra-Killer-Scheibe "Massive Killing Capacity". Old-School-Puristen dürfen dann beim tödlichen Tripple 'Override Of The Overture', 'Soon To Be Dead' und 'Bleed For Me' die ergrauten Matten kreisen lassen. Und genau das geschieht natürlich. Der frenetische Applaus gibt den Schweden Recht. Dass DISMEMBER ein würdiger Headliner sein würden, stand schon vor dem Gig fest; dass sie allerdings solch eine geniale Show - diesmal sogar ohne Saufeskapaden - hinlegen, hätte wohl niemand erwartet. Nach anderthalb Stunden sieht man hinter verklebten, im Gesicht baumelnden Haaren überall glückliche Gesichter hervorschimmern. Metalherz, was willst du mehr?
[Gastschreiber Philipp Halling]

Nicht viel. Angesichts so viel Begeisterung enden schon am ersten offiziellen Abend Hunderte Fans in den Händen von Brutz & Brakel, jenem so genialen Stand der steten Cocktail-Freude. Von "White Russian" über "Blood For Blood" bis "Brandbeschleuniger" reicht die derbe Speisekarte der Berliner, die gerade erst ihre eigene Kneipe in der Hauptstadt eröffnet haben. Der Kampf gegen den Alkohol kann abschließend im Metal-Zelt verloren werden.
[Henri Kramer]

Redakteur:
Henri Kramer

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