Party.San 2017 - Schlotheim

21.09.2017 | 20:37

01.01.1970, Flugplatz Obermehler

POWERMETAL.de präsentiert: Das Party.San Metal Open Air. ABBATH im Krebsgang, AUTOPSY mit Grunz-Drummer, Schweizer Old-School-Black à la TRIPTYKON – hier geben sich Szenegrößen die Klinke in die Hand.

Todesblei und Schwarzmetall en masse, vom Untergrund bis zur Szenegröße, auf der Hauptbühne oder der Underground Stage – 50 Bands standen auf dem Flugplatz Obermehler Schlange, um die Freunde der harten Mucke zu unterhalten. 9.000 Metalheads pilgerten wieder einmal ins thüringische Schlotheim, um zu harten Gitarrenklängen, bei der obligatorischen Metaldisco und mittlerweile auch im Whisky-Stand zum hauseigenen Single Malt abzugehen. Erstmals seit dem legendären letzten Party.San 2010 an alter Wirkungsstädte in Bad Berka musste man sich wieder ordentlich gegen das Wetter wappnen. Auch das Team von POWERMETAL.de hat für euch drei Tage lang Wind und Regen getrotzt, um am eigenen Stand Autogrammstunden anzubieten, den alljährlichen Kurzfilm zu drehen sowie einen ausführlichen Festivalbericht einzutüten. Letzterer folgt auf den nächsten Seiten, die Underground Stage bekommt wie immer ihre eigene Seite. Viel Spaß beim Schmökern!
[Carsten Praeg]

Die US-Amerikaner NIGHT DEMON um Sänger Bassist Jarvis Leatherby dürfen das diesjährige Party.San eröffnen. Und obwohl die Band mit ihrem an klassische IRON MAIDEN erinnernden Sound mit zu den Exoten des Billings gezählt werden muss, vermag das hochmotivierte Trio doch verdammt viele Zuschauer anzuziehen. Nach meinem Eindruck lockt die Band - die man definitiv als Senkrechtstarter klassifizieren muss - mehr Headbanger vor die Bühne als jede andere Opener-Band der letzten Jahre beim Party.San. Das extensive Touren der Band (bisher weit mehr als 40 Konzerte dieses Jahr in Europa) hört man der Band an, ohne dass die Spielfreude nachgelassen hätte. Das glatte Gegenteil ist der Fall. Jarvis Leatherby (der seit einiger Zeit bei CIRITH UNGOL als Bassist fungiert) ist stimmlich in bester Verfassung. Und es ist ein Genuss, ohrwurmartige Perlen wie 'Black Widow', dem schnellen 'Screams In the Night' oder 'Maiden Hell' lauschen zu dürfen. Hier regiert jedenfalls die pure Spielfreude! Mit derart starken Songs im Repertoire ist auch das Party.San Publikum schnell bei bester Stimmung. Der Applaus, den das Trio einheimst, ist jedenfalls beeindruckend und als mit der der Bandhymne 'Night Demon' sich diese tolle Performance dem Ende zuneigt, bleibt nur ein Fazit zu ziehen: allererste Sahne!
[Martin Loga]

Meinen erster Einsatz heute bestreite ich bei AZARATH, einer polnischen Instanz in Sachen lauter Musik. Und es gibt wieder Regen, der den Festivalbesuchern des Party.San noch eine ganze Weile erhalten bleibt. Auch wenn das Publikum für den Beta-Opener des Festivals und des Regens noch etwas unterkühlt reagiert, gibt sich AZARATH alle Mühe den Flugrost von den Kutten zu blasen. Mit Liedern wie 'Annihilation' und 'Let My Blood Become His Flesh' - welches im Übrigen das letzte Lied ist - von der 2017 erschienenen Platte "In Extremis" wird das Album gebührend und genauso lautstark präsentiert. Ältere Scheiben sind mit 'Supreme Reign of Tiamat' von der "Blasphemers Malediction" von 2011 oder 'For Satan My Blood' aus dem Jahr 2006 ebenso vertreten.
[Benjamin Kutschus]

Kollege Kutschus scheint die Performance von AZARATH ganz gut gefunden zu haben. Für mich bildet die Performance der Polen in Sachen Stil einen überaus harschen Kontrast zum klassischen Metal der US-Amerikaner NIGHT DEMON. Eine Abwanderungsbewegung setzt ein, die im Verlauf des 45-minütigen Auftritts den Pulk vor der Bühne immer lichter erscheinen lässt. An der Performance an sich liegt es nach meinem Dafürhalten nicht, denn die Band zockt ihren klassisch daherkommenden Death Metal der amerikanischen Schule souverän und spielerisch präzise, wobei der Gesang von Shouter Skullripper, der seit 2017 als Gitarrist und Sänger die Band live komplettiert, nach einiger Zeit doch etwas eintönig rüberkommt. Die Publikumsresonanz auf dem Flugplatzgelände Obermehler für AZARATH, die nach ihrer Performance auf dem PSOA 2009 bereits zum zweiten Mal auf diesem Festival spielen, fällt eher schwach aus. Unter dem Strich zwar eine recht solide Performance, die man allerdings nicht gesehen haben muss. 
[Martin Loga]

Mit verdeckten Gesichtern und schwarzen Kapuzen kommen die Isländer MISÞYRMING auf die Bühne. Die recht frische Kapelle hat sich dem Schwarzmetall verschrieben und donnert eben jenen auch in das Infield. Solider Black Metal mit der richtigen Kombination aus Abriss und Melodie. Und natürlich darf ein solcher Einstand auf dem PSOA nicht ohne Pyros gefeiert werden - zumindest sind es die ersten an diesem Tag. Diese Jungs sollte man sich auf die Merkliste setzen.
[Felix Bischoff]

Daumen hoch von der Stagemanagerin, Platznehmen für den Drummer vor dem großen GOD DETHRONED-Backdrop, dann kann das nächste Intro beginnen. Zu lodernden Flammen und 'The World Ablaze' starten die vier Niederländer gleich mal mit einem ihrer Weltkriegssongs vom gleichnamigen neuen Album durch. Sänger und Gitarrist Henri Sattler feuert das Publikum vom ersten Takt weg an und erkundigt sich nach dieser ersten Todesblei-Granate nach dem allgemeinen Alkoholpegel. Um postwendend zu ergänzen, dass er bald nachziehen würde. Mit 'Villa Vampiria' folgt bereits an zweiter Stelle ein Bandklassiker, zu dem die Fans eifrig abgehen. Henri fordert sie zum ersten Pit des Tages auf, denn was wäre schließlich besser geeignet als das treibende 'Nihilism'. Ein weiterer Höhepunkt ist das aktuelle 'Annihilation Crusade', zu dem wieder die Pyrotechnik gezündet wird. Henri reißt seine Gitarre hoch, flitzt bisweilen wie ein Irrwisch mit herausgestreckter Zunge über die Bühne, gefolgt von Duellen mit seinem Bassisten. Währenddessen steuert Gitarrenkollege Mike Ferguson mit unheimlich viel Spielfreude die melodischen Parts bei. Der erste richtige Kracher des Tages, nach welchem sich die Band verdient dem Bourbon Whiskey zuwenden darf. "Bei jedem unserer Konzerte steht eine Flasche Jack Daniel's auf unserer Liste", verrät Henri im anschließenden Interview mit POWERMETAL.de und fügt schmunzelnd hinzu: "Die ist innerhalb einer halben Stunde leer und jeder kann wie ein Baby schlafen." Erwähnenswert übrigens auch, dass Henri ein Shirt seiner Landsmänner ASPHYX trägt – jemand muss ja schließlich gebührend Martin van Drunen vertreten, wenn dieser trotz seiner gefühlt 10.000 verschiedenen Bands ausnahmsweise mal nicht auf seinem Lieblingsfestival spielt. ;-)
[Carsten Praeg]

Nun wird es erneut laut und heftig, denn MANTAR aus Bremen präsentiert auch heute eine kompromisslose Lärmorgie. Schon die Bühnenaufstellung der Band macht die Ausrichtung deutlich. Gitarre und Schlagzeug stehen sich gegenüber und sind nicht zum Publikum ausgerichtet. MANTAR vollbringen also das Kunststück, sowohl miteinander als auch gegeneinander zu spielen. Dabei ist Gitarrist und Sänger Hanno mal wieder der Aktivposten und demonstriert nicht nur bei 'Cross The Cross' oder 'Pest Crusade', dass Headbanging auch ohne Haare interessant aussieht. Trotz dieser Selbstversunkenheit in der eigenen Musik wird auch das Publikum einbezogen. Die Frage ''Habt ihr Bock auf Stress?'' beantwortet er dann gleich selbst und reicht ''Deutschlands besten Trinkern und Proleten'' eine fast volle Schnapsfalsche. Natürlich nimmt er vorher selbst einen großen Schluck. Solche Einlagen wirken dabei keineswegs gekünstelt, sondern unterstreichen die zerstörerische Aura der beindruckenden Liveperformance. Ganz gleich ob auf der Bühne liegend oder vor den Boxen kniend, der Sound bleibt eine Wand und MANTAR beendet mit dem überragenden 'Era Borealis' vom ''Ode To Flame''-Album einen starken Auftritt. 
[Chris Gaum]
Als die Niederländer von URFAUST mit dem Soundcheck beginnen, hält zeitgleich der Regen Einzug. Es scheint, als hätten sich alle abgesprochen, denn als die Messe beginnt, schüttet es richtig los. So wie sich der Himmel verdunkelt, wird die Stimmung düster. Keine andere Band schafft es Schmerz und Leid so authentisch darzustellen wie URFAUST. Der Sound passt, die Klamotten sind durchnässt aber das stört nicht, denn es gibt keine passendere musikalische Untermalung für dieses Wetter! IX und VRDRBR zelebrieren ihre rohe, beklemmende, schwarze Kunst auf der Bühne, vor der sich die kleine verbliebene Menschenmenge wie in Trance regt. Ganz großes Kino. Denn trotz (oder gerade wegen) des Regens und den Blitzen war das der Höhepunkt meines PSOA17!

Mit DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT erhält am heutigen Abend erstmals schwarzmetallische Kälte Einzug. Blickfang des musikalisch sehr intensiven Rituals ist zweifelsohne Shouterin/Gitarristin Onielar. In ein weißes Kleid gehüllt (böse Zungen sprechen von der "Frau im Nachthemd") mit ihrer endlos langen blonden Mähne und standesgemäßem Corpsepaint zieht die fies keifende Frontfrau alle Blicke auf sich. Vor einem übergroßen, umgedrehten Kreuz stehend komplettieren Zombie-Kontaktlinsen, etwas Kunstblut und eine weiße Gitarre ihr extravagantes Antlitz. Visuell kommt das Ganze dank der aufkommenden Dunkelheit und der Flammensäulen intensiver zur Geltung als beim letzten Gastspiel auf dem PSOA, als sich DNS notgedrungen (wie auch TRIPTYKON und viele andere Bands) mit den Brettern der Zeltbühne begnügen musste, da starke Windböen diverse kleinere Schäden an der Hauptbühne angerichtet hatten. Nun also optisch in voller Pracht auf dem diesjährigen Party.San. Musikalisch macht die Band keine Gefangenen: gnadenlosen Blasts, frostglimmend sägende Klampfen und fieses Gekrächze von Frontfrau Onielar. Im Repertoire hat man heute Abend unter anderem die Stücke 'The Descent To The Last Circle', 'Hora Ruid' sowie natürlich 'Das All-Eine', das ob seiner Intensität besonders beeindruckt. Kurzum: eine wahrhaft mitreißender Auftritt. So muss Black Metal klingen!
[Martin Loga]

Als die Niederländer URFAUST mit dem Soundcheck beginnen, hält zeitgleich der Regen Einzug. Es scheint, als hätten sich alle abgesprochen, denn als die Messe beginnt, schüttet es richtig los. So wie sich der Himmel verdunkelt, wird die Stimmung düster. Keine andere Band schafft es, Schmerz und Leid so authentisch darzustellen wie URFAUST. Der Sound passt, die Klamotten sind durchnässt, aber das stört nicht, denn es gibt keine passendere musikalische Untermalung für dieses Wetter! IX und VRDRBR zelebrieren ihre rohe, beklemmende, schwarze Kunst auf der Bühne, vor der sich die kleine verbliebene Menschenmenge wie in Trance regt. Ganz großes Kino. Denn trotz (oder gerade wegen) des Regens und den Blitzen war das der Höhepunkt meines PSOA 2017!
[Felix Bischoff]

Die Maschinerie rollt bei der Thrash-Legende OVERKILL - dem für meine Begriffe echten Headliner des heutigen Abends - erwartungsgemäß auf Hochtouren. Shouter Bobby Blitz ist bester Laune und lässt die Fans in "Deutschlääänd" wissen, wie sehr er ihre Hingabe schätzt. Bereits nach dem Opener 'Mean, Green, Killing Machine' wird denkbar früh das legendäre 'Rotten To The Core' nachgeschoben, sodass man von einem musiklischen Einstand nach Maß sprechen muss. Musikalisch lässt sich OVERKILL natürlich von niemandem die Butter vom Brot nehmen: Bassist D.D. Verni pflastert mit seinen massiven Bassläufen alles - im positiven Sinne - zu, während die Herren Linsk und Tailer an den Gitarren perfekt harmonieren und messerscharfe Riffs sowie begnadete Soli raushauen. Über allem thront Bobby Blitz, der immer mal wieder in den Songspausen hinter der Bühne verschwindet, um sich mutmaßlich eine Sauerstoffmaske aufzusetzen. Kein Scherz! Nicht wegen irgendwelcher Gesundheitsprobleme, sondern weil der gute Mann in Sachen Gesang die maximale Leistung bringen möchte. Wenn ihm die Sauerstoffmaske dabei hilft, das hohe Niveau in Sachen Performance zu halten... warum nicht?! Welcher 58-jährige Sänger im Bereich des Thrash Metal kann denn noch so shouten? Eben! Der recht straff durchgezogene Set bietet einen tollen Querschnitt durch das OVERKILL'sche Werk. Meines Erachtens hätten die Publikumsreaktionen - obgleich sie ziemlich gut waren - um einiges euphorischer ausfallen können mit Blick auf die starke Performance der US-Amerikaner. Aber, was soll's! Für mich war OVERKILL heute Abend einfach bombig! Bitte wiederkommen in nicht allzu ferner Zukunft!
Setliste: Mean, Green, Killing Machine; Rotten to the Core; Electric Rattlesnake; Hello From the Gutter; Goddamn Trouble; In Union We Stand; I Hate; Ironbound; Elimination; Fuck You
[Martin Loga]

Als erster Headliner des diesjährigen Party.Sans schickt sich dann ABBATH an, den norwegischen Black Metal-Thron solo zurückzuerobern. Mit Feuerspucken unterstreicht der ehemalige IMMORTAL-Frontman um kurz nach Mitternacht atmosphärisch diese Mission. Die Fackel kurzerhand Richtung Bühnenrand gepfeffert, dann geht’s mit 'To War!' amtlich los. Einziges Manko: Während der ersten beiden Songs hakt es beim Sound, jeder zweite Doublebass-Anschlag ist entweder gar nicht oder als Knacksen zu hören. Irgendwann hat selbst der eigentlich bestens aufgelegte Abbath genug: "Turn down my fucking amp, I can only hear my fucking self", blafft Mr. Eikemo angesichts der Akustik in Richtung Bühnenmischpult. Nach einem weiteren ABBATH-Song sowie einem Cover von Abbaths früherem Nebenprojekt I ist aber alles in Ordnung und der IMMORTAL-Abschnitt kann eingeläutet werden. Vor allem die Songs vom "Sons Of Northern Darkness"-Album bollern richtig gut, auch wenn dort natürlich kein Horgh hinter der Schießbude sitzt. Sei's drum, die Stimmung ist bestens. Bei 'Tyrants' etwa wird die obligatorische Pause für Publikumsreaktionen im Mittelteil auf gefühlte fünf Minuten ausgedehnt. Abbath übt sich in bewusst flachen Kalauern ("Hello Parmesan, äh, Party.San"), rülpst ins Mikrofon, entschuldigt sich augenzwinkernd dafür und präsentiert permanent sein Markenzeichen, den Krebsgang. GOD SEED-Sidekick King am Bass konzentriert sich derweil auf seine ordentliche Saitenarbeit. Nach einer Stunde verabschiedet sich Abbath dann eindeutig zweideutig: "I am Abbath, I am i(I)mmortal!" Dabei hatte man im zweiten Teil des Sets ohnehin schon den Eindruck, seine frühere Kultband wäre auf die Bühne zurückgekehrt.
[Carsten Praeg]

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Redakteur:
Carsten Praeg

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