Party.San Metal Open Air - Schlotheim
01.09.2022 | 22:2611.08.2022, Flugplatz Obermehler
Beim Neustart brettert das Extremfestival mit Urgesteinen wie CANNIBAL CORPSE, MAYHEM und DISMEMBER gefühlt mehr denn je vorwärts – präsentiert von POWERMETAL.de.
Trotz zwei Jahren Corona-Auszeit hat sich eins nicht geändert: POWERMETAL.de präsentiert die Tentstage! Da wird den auftretenden Jungs und Mädels sogleich die Pistole auf die Brust gesetzt und sie werden zu unseren Autogrammstunden abkommandiert. ;-) Während PATH OF DESTINY blanke Ärsche signieren muss, kommt EÏS-Mastermind Alboin mit vorgehaltenem Mikro beim Video-Interview noch recht glimpflich davon. Und da uns die Truppen alljährlich davor bewahren, unsere für sie unter Schweiß mitgeschleppten Bierpaletten wieder unverkostet heimtragen zu müssen, bekommen sie hier ihre ganz eigene Seite.
[Carsten Praeg]
Donnerstag
Die Tentstage wird dieses Jahr von feinstem Thüringer Black Metal eröffnet. Das Zelt füllt sich rasch, als HANGATYR mit dem Titelsong 'Niedergang' des aktuellen Albums "Kalt" startet. Nach zwei Jahren Zwangspause ist die Freude auf Live-Mucke riesig, was man sowohl auf als auch vor der Bühne spüren kann. Mit dem zweiten Song 'Firnheim' haben die Jungs dann auch schließlich das Publikum auf ihrer Seite und die ersten Mähnen werden geschüttelt. Wie auch das Album endet die Show mit 'Verweht'. Wem das gefallen hat, sollte sich auf jeden Fall auch die ersten beiden Alben der Thüringer anhören - es lohnt sich.
[Maxie Mußbach]
Das Zelt ist gut gefüllt, sodass ich von draußen zuschaue und mich frage: Ist es ein Geniestreich in Bezug auf den Bandnamen oder Zufall, dass NYKTOPHOBIA nachmittags im Hellen spielt? Die Melodic-Death-Band wurde 2015 gegründet und hat seither drei Alben veröffentlicht. Mit Sänger Tomasz Wisniewski (Ex-DAWN OF DISEASE) hat die nordrhein-westfälische Band kein unbekanntes Gesicht an der Front. Songs wie 'The Appearance Of The Seven Suns' vom 2020er Album "What Lasts Forever" oder 'Flight Of The Phoenix', welcher 2021 neu aufgenommen wurde, gehen ins Ohr. Der Stil erinnert teils auch an AMON AMARTH. Allgemeines gemütliches im-Takt-Nicken lässt die Zufriedenheit seitens des Publikums erkennen.
[Ramona Scherf]
Die Black Metaller von TOTAL HATE (inklusive dem schwerst tätowierten GOAT-Fronter Goathammer) aus Nürnberg sorgen mithilfe ihres simplizistisch gehaltenen, aber intensiven Sounds, der optisch durch Corpsepaint, Leder und Nieten flankiert ist, für eine klassische Fuhre Oldschool-Black-Metal. Dank des transparenten Sounds und der leidenschaftlichen Darbietung der Band zeigt der Daumen eindeutig nach oben, was sich auch anhand der guten Publikumsreaktionen im prall gefüllten Zelt verdeutlicht.
[Martin Loga]
18 Jahre ist es her, dass SINNERS BLEED auf dem Party.San gespielt hat. Bei 'Age Of The Crow' füllt sich das Zelt langsam von vorn bis hinten. Die Technical-Death-Metaller aus Berlin und Niedersachsen geben nach ihrer Reunion im Jahre 2015 u.a. 'Bound' erneut zum Besten. Die Ansagen sind etwas holprig, dennoch stört weder das noch die technischen Probleme die Band oder die Fans groß. Sänger Jan Geidner verleiht seiner während der erwähnten Abstinenz gesammelten Energie mit ein paar Hüpfern über die Bühne Ausdruck, was sich auch auf ein paar Langhaarige überträgt.
[Ramona Scherf]
Ohne Pause geht es direkt weiter ins Zelt. ANOMALIE betätigt sich im Feld des Post Black Metals, angereichert durch – da bin ich zugegeben im Feld der subjektiven Einschätzung – eine winzige Prise PRIMORDIAL. Ich bin durchaus gespannt auf die Show der Jungs um Sänger Marrok, da ich bisher noch nicht in den Genuss gekommen bin, ANOMALIE live zu erleben. Es ist ganz ordentlich gefüllt, insgesamt fällt einem sofort auf, welche Vorteile das Zelt insbesondere am Tag hat: Stimmung kommt viel schneller auf, selbst bei Sonnenschein draußen ist es deutlich atmosphärischer und auch die Hitze wird ein wenig im Bann gehalten. Der Sound bei ANOMALIE ist gut, hier gibt es wenig auszusetzen. Wir hören unter anderem 'Trance I: The Tree' und 'Trance IV: Illumination' und im Laufe der Show gelingt es ANOMALIE wirklich, das Publikum in den zum maximalen Genuss von Post Black Metal nötigen Trance-Zustand zu versetzen. Viel zu schnell ist das Ganze aber auch wieder vorbei, die etwas mehr als 30 Minuten vergehen wie im Flug. Das ist leider bei Songs, die in der Regel zwischen sechs und zehn Minuten lang sind, viel zu wenig. Ich bin mir aber sicher, ANOMALIE hat mit dieser Show in dieser kurzen Zeit wieder ein paar Fans dazugewonnen.
Ausruhen ist auch weiterhin nicht drin für mich, direkt im Anschluss betritt WHOREDOM RIFE die Bühne. Auf den ersten Blick wird klar: Hier gibt es gleich Black Metal einer anderen Natur. Die Jungs um Sänger K.R. erscheinen allesamt mit Corpsepaint – inklusive (Kunst?)Blut. Zu sehen gibt es diesmal aber nicht den klassischen Panda Marke Abbath, sondern den vom Bus überfahrenen und anschließend mitgeschleiften Road-Kill-Panda. Musikalisch bekommen wir feinsten norwegischen Black Metal um die Ohren. Das gefällt auch der Meute, die Stimmung ist schon beim ersten Ton richtig gut und es ist ordentlich voll im Zelt. K.R. startet auch gleich voll durch, leider ist in den ersten 20 oder 30 Sekunden das Mikro nicht zu hören. Der Stimmung tut das kaum einen Abbruch und das Problem ist zum Glück schnell behoben. Insgesamt ist der Sound bei WHOREDOM RIFE überwiegend gut. Wie üblich bei Bands, bei denen eine Person (Vyl Einride) alle Instrumente schreibt, ist nicht so richtig klar, wer gerade was auf der Bühne macht. Das unglaublich präzise, tighte und jederzeit exakt auf den Punkt gebrachte Drumming lässt aber vermuten, dass Vyl (u.a. Live-Drums bei GORGOROTH, KEEP OF KALESSIN) selbst an der Schießbude hockt. Die Norweger ballern sich sehr souverän durch ihr Set und die Menge nimmt das dankend an. Dem tut es auch keinen Abbruch, dass die Synths vom Band stammen. Überall sind Moshpits zu finden und dankbar wird K.R. die Pommesgabel garniert mit "Hey"-Geschrei entgegengestreckt, wenn er es einfordert. Zusammengefasst eine sehr unterhaltsame und professionelle Show, die durchaus Lust auf mehr macht.
[Hagen Kempf]
Das belgische Quintett CARNATION um Sänger Simon Duson bildet am Donnerstagabend den krönenden Abschluss auf der Zeltbühne. Stilistisch am Oldschool-Death-Metal der 80er und frühen 90er Jahre orientiert, begeistert die Band das Publikum. Die Köpfe werden nicht nur zu 'Necromancer' – einer Single aus dem Jahre 2018 – abgeschraubt, sondern auch zum neuen, mit nur knapp zwei Minuten Spielzeit recht kurzen Song 'Stench Of Death' aus diesem Jahr. Die 2013 gegründete und noch recht junge Band tritt in ihrem gewohnten Erscheinungsbild mit vor Kunstblut glänzendem Frontmann auf. Nicht zu übersehen ist die Freude am Live-Gig, die bis in die letzte Reihe spürbar ist und uns in die restliche Nacht verabschiedet. Bestes DISMEMBER-Feeling bereits am Donnerstagabend!
[Ramona Scherf]
Freitag
Auf ins Zelt! NORNIR eröffnet heute die kleine Bühne und dort steht schon eine ansehnliche Menge an Zuschauern bereit. Die Freiberger haben sich mit ihren letzten beiden Scheiben schnell einen Namen gemacht im Black-Metal-Untergrund und nach diesem Auftritt weiß ich auch, warum! Mit neuem Bassisten und bekanntem Material zelebrieren die Nornen am frühen Nachmittag ihren melodischen Schwarzmetall und reißen das Zelt mit optimalem Sound mit. Frontfrau Lethian keift in stattlicher Manier und hat sogar ein paar klare Gesangseinlagen parat. Gepaart mit eingängigen Riffs schaffen sie es so, etwas Kälte in diesen heißen Sommertag zu bringen. Es braucht keine großen Ansagen und Interaktion mit dem Publikum, denn die Sachsen von NORNIR wissen, was sie tun und das ist gut! Diese Truppe sollte man im Auge behalten!
[Felix Bischoff]
Die Belgier BÜTCHER werden seit einiger Zeit von Eingeweihten als geiler Scheiß gefeiert. Auch ich konnte mir im Juni 2022 bei "Der Detze Rockt" ein Bild der Black/Speedster aus dem Land der leckeren Starkbiere verschaffen. Auf der Zeltbühne setzt die Band gegenüber besagtem Festival-Auftritt im Juni übrigens noch einen drauf. Das Zelt ist praktisch komplett gefüllt, als sich die Antwerpener nach einem Intro aus dem Hollywood-Fantasy-Streifen "Conan" in einem Affentempo und gespickt mit geilen Gitarrensoli durch einen mitreißenden Auftritt spielen, den man nur als wahnwitzig bezeichnen kann. Der Songtitel 'Speed Metal Attakk' - der heute natürlich auch auf dem Programm steht - bringt wie Arsch auf Eimer passend zum Ausdruck, was einen erwartet. Kein Wunder also, dass die Belgier gefeiert werden. Mit dieser Band muss in Zukunft gerechnet werden. Nicht verpassen!!!
[Martin Loga]
Wer aus dem Schwarzwald kommt und auf dem Papier Legenden wie DISSECTION frönt, sollte die Zeltbühne selbst am hellichten Nachmittag mit Leichtigkeit zerlegen können: THRON ist gekommen, um zu zerstören! Allerdings nicht ohne eine gewisse Leichtigkeit, erstmal gibt's hinter der Bühne eine dicke Umarmung zwischen den Bandmitgliedern. Dann stürmen die Baden-Württemberger mit 'To Dust', dem Opener ihres aktuellen Albums, amtlich die Bühne. Der Lederweste und Killernieten tragende Sänger Samca lässt sich weder vom anfänglichen Mikroquietschen noch von einer überschäumenden Bierdose beirren. Letztere platziert er elegant hinterm Schlagzeug, ist rechtzeitig zum nächsten Schrei am Mikrofon zurück, erklimmt immer wieder den Bühnenvorsprung und fordert durchgehend "Hey!"-Reaktionen. Das Publikum geht bis zum Mischpult mit und feiert die Schwarzmetaller ziemlich ab. Soviel zur Leichtigkeit, der Rest ist klirrendes bis melodisches Oldschool-Vergnügen. Hätte sich die Truppe nicht erst 2015 gegründet, hätte sie längst einen Abend-Slot auf der Mainstage inne!
[Carsten Praeg]
Wenigstens ein bisschen Schutz gegen die Hitze gibt es im Zelt, wo es mich als nächstes zu IRON FLESH zieht. Die Franzosen um Sänger Julien präsentieren dem geneigten Hörer Death Metal eher traditioneller Schule. Mal geht man dabei stampfender, mal schneller vor, sodass das Endergebnis eine Melange irgendwo zwischen DISMEMBER, ASPHYX und EDGE OF SANITY ergibt. Und die weiß durchaus zu gefallen! IRON FLESH gibt sich sichtlich Mühe, das Publikum entsprechend zu begeistern. Leider sind die Reihen diesmal wirklich nur dünn besetzt, die irre Hitze des Tages und die Hochkaräter auf der Main Stage machen sich hier wohl bemerkbar. In der ersten Reihe sind ein paar loyale Fans, die das ganze Set durch ordentlich abgehen und die Birne schütteln. Der Sound bei IRON FLESH ist in Ordnung, hat aber noch Luft nach oben. Zusammenfassend geben sich die Franzosen alle Mühe, das überschaubare Publikum zu aktivieren, dafür gebührt ihnen definitiv Respekt!
[Hagen Kempf]
SPACE CHASER aus Berlin fetzt gehörig über die Bühnenbretter und thrasht den Anwesenden die Gehirnmasse aus der Murmel! Dank der coolen Stimme von Shouter Siegfried Rudzynski in Richtung Bobby Blitz (OVERKILL) mit Bruce Dickinson-Intonation ist der Band meine Aufmerksamkeit jedenfalls sicher. Wenn sich dann auch messerscharfe Gitarren und ein mitreißendes Stageacting dazu gesellen (ab und an gibt es Propeller-Banging bei den Herren der Saitenfraktion zu sehen) und der Uptempo-Thrash derart intensiv zelebriert wird, wie es die Berliner tun, dann schlägt mein Herz höher. Die übrigen Anwesenden im gut gefüllten Zelt sehen das ähnlich. Mit Songs wie 'Skate Metal Punks' und dem als "Tanzsong" angekündigten 'Decapitron' hält die Band das Stimmungsbarometer auf konstant hohem Niveau. Ganz groß!
[Martin Loga]
Jetzt ist es also soweit, die drei Jungs von PROFANITY spielen nach fast schon unglaublichen 20 Jahren Abstinenz wieder beim Party.San. Es scheint, als wäre den Jungs in den Zeiten von Corona sehr langweilig geworden, denn sie haben die Gelegenheit genutzt, um grundsätzlich nun wieder ausgiebiger auf der Bühne zu stehen. Wie vermutlich jeder von uns, wenn auch die meisten nur davor. Am heutigen Abend ist das Zelt gut gefüllt und die Jungs geben von Anfang an ordentlich Gas. Bei jedoch nur vier herausgebrachten Alben in über 25 Jahren Bandgeschichte und 35 Minuten Spielzeit bleiben die Songs recht überschaubar. Schade, denn die deutsche Technical-Death-Metal-Formation zeigt an diesem Abend durchaus ihr vorhandenes Bühnenpotential.
[Benjamin Kutschus]
Die Oldschool-Deather GRACELESS aus den Niederlanden ziehen als letzte Band auf der Zeltbühne nochmals kräftig Leute. Es ist zu gut zwei Dritteln gefüllt. Musikalische Anklänge an BOLT THROWER oder die niederländischen Landsleute von ASPYHX sind nicht von der Hand zu weisen. Dampfwalzen wie 'Retaliation Of The Wicked' oder 'Shadowlands', das Titelstücks des gleichnamigen Studioalbums, sprechen eine eindeutige Sprache. Tight und leidenschaftlich spielt sich GRACELESS durch das Set und die wehenden Matten im Publikum sprechen Bände. Diese Band gilt es weiter zu beobachten. Punktsieg!
[Martin Loga]
Samstag
Der Volksmund sagt: "Morgenstund hat Gold im Mund". Ich würde nicht widersprechen und von daher ist der Verfasser dieser Zeilen bereits gegen 10 Uhr im Zelt, als CAROOZER aus Leipzig im Zelt den letzten Tag des Festivals eröffnet. Auf dem Backdrop der Band ist das Motto "Hail The Groove" zu lesen. Und dieser Werbespruch trifft den Nagel genau auf den Kopf! Irgendwo in der Schnittmenge von modernem, groove-betontem Doom und schmutzigem Rock'n'Roll tummelt sich die Band musikalisch. Vom Beginn des Auftritts bis zum Ende des musikalischen Frühschoppens dürften sich immerhin gut 200 Headbanger eingefunden haben, was angesichts der unchristlichen Zeit der Performance mehr als ordentlich ist. Mit Songs wie 'The Confession' vermag es CAROOZER, die Fans gelungen für den letzten Festivaltag aufzuwärmen. Alles in allem eine mehr als erfreuliche Performance.
[Martin Loga]
Weiter geht es zu früher Stunde mit MOTOROWL. Einige Besucher sind noch von CAROOZER übrig und bekommen nun schweren Retro-Rock um die Ohren geknallt. Den fünf Thüringern ist ihre Spielfreude deutlich anzusehen und sie geht aufs Publikum über. Das gut gefüllte Zelt feiert den doomigen, psychedelischen Post Rock und wird durch Sänger Max weiter angeheizt. Die frische Musikmischung von MOTOROWL klingt, als wären sie einmal quer durch alle Genres gestiefelt und überzeugt damit auf ganzer Linie. Wer nach der knappen Stunde nicht genug von den sympathischen Jungs bekommen hat, der kann sich anschließend am POWERMETAL.de-Stand Autogramme, Platten und Shirts abholen.
[Felix Bischoff]
Nach kurzer Mittagspause geht's weiter mit BÖSEDEATH. Obwohl das der erste Auftritt der Darmstädter beim Party.San ist, füllt sich das Zelt bereits zu Beginn recht gut. Spätestens beim zweiten Song 'Willy Tanner Crackhouse Blues' sind alle hellwach und bereit für den Pit. Gummihämmer, Bälle und Klobürsten fliegen durch die Luft und stillstehen kann nun wirklich niemand mehr. Nach gut 25 Minuten ist das Set auch schon runtergespielt, aber die Darmstädter hauen als Zugabe noch einmal 'Animal Style' und 'Cthulhu Clothesline' raus, was von allen mit einem immer größer und schneller werdenden Pit gefeiert wird. Für mich ist BÖSEDEATH eine absolute Überraschung und definitiv zu empfehlen!
[Maxie Mußbach]
Für die eigentlich noch junge Band LUNAR SHADOW wird dieser Gig der letzte sein. Zuvor hat sie schon angekündigt, nicht mehr auftreten zu wollen, aber gleichzeitig betont, dass sie sich nicht auflösen. Für die Jungs aus Nordrhein-Westfalen, welche nicht mal ganze zehn Jahre im Geschäft sind, ist das Party.San hiermit nochmals die letzte Gelegenheit, vor Publikum richtig Gas zu geben. Musikalisch lässt sich LUNAR SHADOW grob in den klassischen Heavy Metal der späten 80er-Jahre einordnen, wenn auch wesentlich melodischer und technisch anspruchsvoller. Dass dies wirklich der letzte Auftritt der Fünf sein soll, ist in Anbetracht der Tatsache, dass sie auch auf der Bühne wirklich technisch fehlerfrei spielen, recht schade. Auch die Anzahl des im Zelt vorhandenen Publikums hält sich am Anfang noch in Grenzen, steigt dann aber zum Ende auf etwa das Doppelte an. Den krönenden Abschluss gibt LUNAR SHADOW mit 'Triumphator' von der gleichnamigen EP aus dem Jahre 2015. Somit endet alles, womit es auch begonnen hat. Wirklich schade, die Jungs haben Talent! Wir sollten auf die Zukunft gespannt sein, was LUNAR SHADOW noch machen wird, ob nun solo oder als Gruppe.
[Marie Barth]
Die Meute von SCALPTURE aus Bielefeld macht von Anfang an klare Ansagen: "Guten Abend, Party.San! In Reih' und Glied! So der Songtitel." Es regiert im Folgenden Death Metal alter Schule mit viel Groove, als SCALPTURE Songs wie 'Grabengott', 'Eisenzeit' oder 'Flattened Horizons (Pounding Howitzers)' vom Stapel lässt. Das Publikum geht ordentlich mit und quittiert die Performance von SCALPTURE mit guten Reaktionen. Absolut zurecht, möchte ich hinzufügen! Schöne Darbietung.
[Martin Loga]
Mit hartem, aber dennoch melodischem Death Metal aus Thüringen startet PATH OF DESTINY im Zelt und hält als Eröffnung mit 'The Division Of A Spiral Synergy' vom neusten Album "The Seed Of All Evil" zugleich einen guten Einstiegssong bereit, direkt gefolgt von 'Erased By Light'. Auf die Frage von Sänger Sebastian Schaffert, ob wir Bock haben, antwortet wahrscheinlich jeder mit "natürlich, klar!". Die Tent-Stage ist sehr gut gefüllt und auch die atmosphärisch bessere Wahl. Bei drei Alben und auch in dieser kurzen Spielzeit bleibt die Songauswahl überschaubar, aber gut abgestimmt. Die fünf Jungs schaffen es wirklich, das Publikum anzutreiben und geben alles auf der Bühne. Nach 35 Minuten und einem Selfie mit Publikum ist es dann auch leider schon vorbei. Später an unserem Stand kann man den Jungs zu diesem gelungenen Gig gratulieren.
[Marie Barth]
Nach thüringischem Death Metal ist es nun an der Zeit für anspruchsvolleren Schwarzmetall aus Nordrhein-Westfahlen: EÏS ist nach der Auszeit kurz vor der Corona-Pandemie mehr als zurück. Zwischen lyrischen Ergüssen, Melancholie und wilder Raserei schwankend, legt das Quartett mit 'Helike' und 'Über den Bannstein' mächtig los. Der redselige Mastermind Florian alias Alboin bedankt sich zunächst artig beim Party.San für die Auftrittsmöglichkeit, schiebt aber sogleich augenzwinkernd angesichts der inzwischen 17-jährigen Bandgeschichte hinterher: "Dankeschön, dass wir so früh in unserer Karriere hier spielen dürfen." Tja, für absolut urige Verhältnisse öffnet sich das PSOA dieses Jahr nicht nur für DER WEG EINER FREIHEIT. Alboin unterhält derweil weiterhin die mitgehende Meute, erklimmt immer wieder den Bühnenvorsprung nahe der ersten Reihe und prostet den Fans zu. Natürlich darf auch eine eingängige wie treibende Nummer à la 'Über den Bannstein' nicht fehlen, ehe nach gerade mal fünf Nummern Schluss ist. Was ähnlich wie bei DWEF ausschweifenden Songlängen von mindesten acht Minuten Spielzeit geschuldet ist. Sei's drum, ein mehr als intensiver Gig!
[Carsten Praeg]
Die ersten Töne erklingen und die Chemnitzer CYTOTOXIN kommen mit ihren typischen Gasmasken auf die Bühne. Es dauert keine zwei Minuten, bis sich der Pit beim Opener 'Atomb' zu einer stattlichen Größe entwickelt, der auch bis zum Ende der Show anhält. Mit 'Uran Breath' und 'Radiatus' wird dem Publikum so eingeheizt, dass 'Nuklearth' mit einer großen Wall of Death eingeläutet werden kann. Sänger Grimo lässt sich selbstverständlich von der Menge feiern und steigt sogar beim letzten Song 'Chernopolis' mit in den Menge. Nach einer viel zu schnell vergangenen halben Stunde fordert das Publikum eine Zugabe, welche jedoch leider ausbleibt - schade, aber dennoch legt CYTOTOXIN einen mega starken Auftritt hin, so wie man es von den Chemnitzern auch gewohnt ist.
[Maxie Mußbach]
Die letzte Band im Zelt sind die Finnen von SHAPE OF DESPAIR. Ein seichtes, atmosphärisches Intro mündet in einem langsamen, tiefen Doom-Gewitter. Der schnellste Kopf im vollen Zelt nickt im Sekundentakt mit. Der Rest kann zwischen den Takten eine Zigarette oder Ähnliches rauchen. Der klare Gesang von Sängerin Natalie Koskinen steht im perfekten Kontrast zu den tiefen Growls ihres Gegenparts Henri Koivula. Wer hier Musik für gute Laune sucht, der sollte eher zur Hauptbühne gehen. SHAPE OF DESPAIR reißt eure Seele in einen tiefen Abgrund und hält euch dort unten, bis ihr in Melancholie erstickt. Ein perfekter Abschluss für dieses wilde Wochenende!
[Felix Bischoff]
- Redakteur:
- Carsten Praeg