Party.San Open Air 2013 - Schlotheim

09.09.2013 | 20:46

08.08.2013, Flugplatz Obermehler

Das vielleicht härteste Festival Deutschlands setzt seinen Triumphzug fort: Diesmal mit Szenegrößen wie HYPOCRISY oder den Urgesteinen VENOM, aber auch HEAVEN SHALL BURN.

 



Das Party.San hat sich nicht erst seit seinem Umzug von Bad Berka nach Schlotheim zu einer absoluten Größe in der Metallandschaft entwickelt. Und doch ist es nach wie vor ein Kultfestival für Schwarzmetaller, Elchtodverehrer und Grindcorler, bei dem jedes Jahr auf's neue alte Haudegen wie VENOM oder CARCASS ausgegraben werden.

Daran kann dieses Jahr auch die Verpflichtung von HEAVEN SHALL BURN nichts ändern, die im Vorfeld für reichlich Gesprächsstoff gesorgt hat. Doch auch die Thüringer mähen auf dem Flugplatz Obermehler standesgemäß alles nieder. Während sich der Großteil der über 10.000 Festivalgänger tagein, tagaus vor die Hauptbühne drängt, dürfen die Newcomer-Bands auf der Zeltbühne ran und am POWERMETAL.de-Stand eifrig Autogramme schreiben. Nachts verwandelt sich das große Zelt dann in die legendäre Metaldisco, in der einem Klassiker von IRON MAIDEN bis ABBA um die Ohren gehauen werden und der kultige "Brutz und Brakel"-Stand um die Ecke die passende alkoholische Untermalung serviert.

POWERMETAL.de war für euch als Präsentator mal wieder mitten drin, statt nur dabei: Nicht nur mit eigenem Stand, Signingsessions sowie Foto-Apparaten und Stift für diesen Bericht – sondern auch wieder mit vier Video-Kameras. Erstmals den einzigen vor Ort, wohlgemerkt. Freut euch jetzt schon auf einen relaxten Peter Tägtgren oder einen im positiven Sinne durchgeknallten Mika Luttinen. Bis dahin viel Spaß beim Schmökern des Berichts und schon mal besten Dank an alle, die daran beteiligt waren!
[Carsten Praeg]

Donnerstag, 8.8.2013

Die erste Band des Festivals heißt BOMBS OF HADES und gibt mit Old-School-Death-Metal einen gewissen Trend des diesjährigen PARTY SANs vor. Es wird sehr viel Todesblei gezockt, wobei die Schweden heute die einzige Kapelle dieser Spielart stellen. Der Donnerstag steht eher im Zeichen der schwarzen Künste. Trotzdem sind viele Neugierige vor der Bühne, die wissen wollen, wer das Treiben auf der Hauptbühne eröffnet. Optisch ist die Band zwar keine Augenweide (vor allem der Sänger sieht aus als wohne er in einem amerikanischen Trailerpark), aber dafür wissen sie, wie man Schwedentod der Stockholmer Schule zockt. Automatisch muss man bei ihrem Sound an alte Veteranen wie NIHILIST oder NIRVANA2002 denken. Allerdings sind die Parallelen teilweise sogar zu deutlich und man vermisst ein wenig die eigene Identität hinter dem Hadesbomber. Lieder wie 'Twisted Decay' oder 'Confessor' gehen zwar gut in den Gehörgang rein, aber schon nach einer Weile bemerkt man, dass man alle Trademarks schon reichlich oft gehört hat. Zur Verteidigung der Gruppe kann man zwar anmerken, dass sie bereits seit 2002 unterwegs sind und damit sich bereits einige Jahre vor dem Old-School-Death-Revival formiert haben. Trotzdem macht es diesen insgesamt sehr soliden Auftritt auch nicht spektakulärer. Zumindest mit der Bandhymne 'Bombs Of Hades' kann abschließend noch einen guten Eindruck hinterlassen und sich bei den Anwesenden positiv im Gedächtnis einprägen.
[Adrian Wagner]

Auf den Auftritt der Gothaer Jungs FARSOT hatte ich mich im Vorfeld des Party.san ganz besonders gefreut. Immerhin ist das Quintett seit dem 2011er-Output "Insects" nicht nur meiner Meinung nach ganz weit oben in der nachdenklichen, atmosphärischen und tiefgründigen Black-Metal-Welt angekommen. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass das 45-minütige Heimspiel ein kleiner Triumphzug wird: Eine äußerst ansehnliche Meute hat sich bereits zu recht früher Abendstunde vor der Bühne eingefunden und feiert die Thüringer ordentlich ab. FARSOT selbst halten sich ihrer Musik entsprechend zurück, interagieren wenig mit dem Publikum, was die Musik so nur noch stärker für sich sprechen lässt. Auch wenn manch einer meint, dass die deutschsprachigen Zeiten der Truppe ihre besten waren, ich finde, seitdem sie auf englisch umgesattelt haben, kann man sie mit Fug und Recht als die deutschen ENSLAVED bezeichnen. Nordische Kälte kommt halt auch ohne Raserei auf, und Epen wie 'Like Flakes Of Rust' hätte wohl jede Band gerne in ihrem Repertoire. Bezeichnend übrigens, dass sich mit 'Thematik: Angst' nur ein einziger deutschsprachiger Song im Set wiederfindet. Ganz großes Kino und nicht nur der perfekte Festivalauftakt, sondern auch eine tolle Einstimmung auf ALCEST!
[Simon Desjardins]

Die Dänen DENIAL OF GOD sind zu meiner Überraschung schon seit mehr als zwei Dekaden im Black-Metal-Zirkus unterwegs, obgleich mir der Name der Band noch nie untergekommen ist. Anyway: Von Outfit und Corpsepaint (zerfetzte Hemden, unfreiwillig witziges Corpsepaint) erinnert mich die Formation eher an POWERWOLF als an hymnisch-klirrende Genre-Legenden wie IMMORTAL. Musikalisch hat das jedoch Hand und Fuß, was DENIAL OF GOD auffährt. Wobei ich festhalte, dass der leider zu oft im Midtempo verharrende Black Metal der Dänen-Truppe verhältnismäßig spannungsarm daherkommt. Dies spiegeln auch die durchschnittlichen bis schwachen Publikumsreaktionen wider, denn in Sachen Applaus geizt die Bangerschaft doch sehr. Interaktion mit dem Publikum? Leider Fehlanzeige. Obgleich sich die Band spielerisch gekonnt in Szene setzt, so vermag der Funke nicht überzuspringen. In Kürze: Wer diese Performance verpasst hat, muss sich nicht in den Hintern beißen.
[Martin Loga]

Zwischen Pandabärchen und Todesstahl gibt es eine Band, die ein wenig aus dem allgemeinen Billings des PARTY SAN herausfallen. Die Rede ist von der französischen Band ALCEST. Mit einer Mischung aus Black Metal, Shoeganze und Postrock zieht die Truppe um Genie Neige und Winterhalter sowohl Frauen als auch Männer gleichermaßen vor die Bühne. Startschuss fällt mit 'Autre Temps', welches die erste Single aus dem aktuellen Studioalbum "Voyage de L'ame“ ist. Ich bekomme bei dem Song unwillkürlich eine Gänsehaut und bin mehr als nur begeistert. Der Sound ist in Ordnung und auch die Band scheint sich da oben mehr als pudelwohl zu fühlen. Passend dazu geht auch langsam die Sonne unter und bei dieser malerischen Kulisse kommen vor allem die Pärchen in Kuschellaune. Wir bleiben bei dem oben genannten Silberling und als nächstes ertönt 'Nous Sommes L'Emeraude' aus dem Boxen, ebenfalls eine Nummer, die in den ruhigen Gefilden ansetzt.  Freunde der älteren Alben dürfen sich im Anschluss über 'Printemps Emeraude' freuen. Wenn man einen Blick in das Publikum wirft, sieht man niemanden headbangen oder ähnliches. Jeder schließt die Augen und lässt sich von der Musik bezaubern. Obwohl die Band nur in ihrer Landessprache singt, sind sie schon lange jenseits der französischen Grenze bekannt und meiner Meinung nach zurecht. Die einstündige Spielzeit vergeht wie im Fluge und es bleibt die Freude über ein unvergessliches Konzert!
[Hang Mai Le]


Die Darbietung von ALCEST sorgt mit ihrem ruhigen, melancholischen Unterton gepaart mit einer starken spielerischen Leistung für Abwechslung im Billing, aber vor die Bühne zieht mich das nicht. Mit der ursprünglich in Australien und seit einiger Zeit in den Niederlanden ansässigen Truppe DESTRÖYER 666 verhält sich die Sache hingegen anders. Bereits auf dem PSOA 2009 sorgten die Blackthrasher für eine höchst intensive Dreiviertelstunde. Extrem tight prügelt die altgediente Truppe um die Rampensau K.K. Warslut im Hier und Jetzt nach vorne los. Ohne Gefangene, versteht sich. Perlen wie 'Satan's Hammer' oder 'Damnation's Pride' (beide vom "Unchain The Wolves"-Album von 1997) schlagen auch heuer erwartungsgemäß bombig bei der Party.San-Meute ein. Tracks wie 'I Am the Wargod (Ode to the Battle Slain)', die Dampframme 'Phoenix Rising' und das hymnische 'The Last Revelation' veredeln den Set, der starke Reaktionen beim Publikum erzeugt. Dem leider verblichenen Jeff Hanneman (R.I.P.) zollt man am Ende des Auftritts mit einer coolen, knalligen Coverversion des SLAYER-Klassikers 'Black Magic' Tribut, das die mit Abstand heftigsten Reaktionen hervorruft. Alles in allem trifft DESTRÖYER 666 am heutigen Abend zielgenau ins Schwarze. Stark!
[Martin Loga]

Die Show des Roger "Nattefrost" Rasmussen kommt mit zwei DIN A3-großen, umgedrehten Holzkreuzen aus. Der Frontmann von CARPATHIAN FOREST reckt die beiden Reliquien gleich zur Begrüßung ins Publikum – die derbe rockige Black/ Thrash-Mischung der Norweger kann beginnen. Die Kreuze fliegen nun erst einmal in die Ecke, später werden sie noch oft genug in Richtung des schwarzen Himmels über Schlotheim geschwungen, um dann doch wieder weggeworfen zu werden. Ansonsten bleibt die CARPATHIAN FOREST-Darbietung auf dem Party.San vergleichsweise spannungsarm, die Körperhaltung speziell von Nattefrost lässt den letzten Willen vermissen und als Bühnenbild muss eine Norwegenflagge reichen, die so gehängt ist, dass sie wie ein umgedrehtes Kreuz aussieht. Dafür keift Nattefrost unablässig, schreit, röchelt - Spötter könnten den Vergleich ziehen, dass ein heiserer Donald Duck als Black Metal-Frontente ein Megafon geschenkt bekommen hat... Doch Spaß beiseite, druckvoll spielen CARPATHIAN FOREST allemal, vor allem die Basslinien von Daniel "Vrangsinn" Salte klingen großartig nach dreckigem Heavy Metal. Für gute Laune sorgen auch Zwischenansagen wie "Gute Weihnachten" oder "Rock'n'Roll" – so rotzig müssen Knaller wie 'Black Shining Leather', 'Mask Of The Slave' oder 'Hymne Til Døden' angekündigt werden. Ein unterhaltsamer Gig, an dessen Ende Nattefrost natürlich wieder zwei Kreuze erhebt und einsetzender Wind-Sound aus der Konserve noch einmal allen Fans klar macht, dass es sich hier um eine norwegische und besonders "true“ Band gehandelt hat.
[Henri Kramer]

Es geht weiter mit der niederländischen Thrash Metal Band LEGION OF THE DAMNED, die nach längerer Abstinenz wieder Bühnenluft schnuppern geht. Das Intro bildet eine ruhige Erzählerstimme, die dann von donnernden Gitarrensounds und riesigen Flammen abgelöst wird. Mit 'Pray & Suffer' landet man defintiv einen Treffer und die Masse tobt förmlich. Zwischen schwingenden Haarprachten und Circle Pits ist so ziemlich alles dabei und man kann jetzt schon einer erfolgreichen Rückkehr der Herren sprechen. Obwohl es leider keine Kostprobe des kommenden Albums gibt, wird das Ohr mit Liedern wie 'Cult Of Dead', 'Summon Of Hate' oder 'Bleed For Me' verköstigt. Den runden Abschluss bildet 'Legion Of The Damned'.
[Hang Mai Le]

Um die Verpflichtung von HEAVEN SHALL BURN gab es Vorfeld bekanntlich genug Diskussionen: Die selbsternannten Sittenwächter und Bewahrer des einzig truen Extreme Metals auf der einen Seite, auf der anderen Veranstalter und die fünf Thüringer, die schon mal spontan auf dem Party.San ausgeholfen haben und dem Festival seit jeher freundschaftlich verbunden sind. Die Jungs selbst nehmen's gelassen, auch wenn kurz vor dem Auftritt noch der Gedanke im Kopf rumschwirrt, ob mancher Kritiker vielleicht Fleisch oder Ähnliches auf die Bühne wirft (wegen des veganen Lebensstils, der allerdings ebenso wenig auf alle Bandmitglieder zutrifft wie Straight Edge). Letztlich ist es kurz vor Mitternacht auch nicht mehr so voll vor der Hauptbühne, wie man es sonst von Headlinern kennt. Die Kritiker sind einfach auf dem Zeltplatz geblieben, während die Erschienenen einen Gig abfeiern, der kaum etwas mit kommerziellem Metalcore zu tun hat. Mit 'Counterweight' und 'Profane Believers' wird gleich eine ordentliche Doppelsalve abgefeuert, melodische Doppelgitarren treffen zu massivem Headbangen auf ordentliche Doublebass-Gewitter. Sänger Marcus Bischoff bedankt sich artig für die guten Publikumsreaktionen ("Ich hoffe, es gefällt, ansonsten kann ich's leider auch nicht ändern") und verzichtet vorsorglich auf für Metalcore typische Wall-of-Death-Ansagen. Ein Gassenhauer wie 'Endzeit' darf natürlich ebenso wenig fehlen wie Material vom neuen Album "Veto", dessen Schriftzug die Sidedrops ziert. 'Trespassing The Shores Of Your World' noch als Rausschmeißer hinterher, und auch wenn Marcus direkt nach dem Gig hinter der Bühne keinen ganz so zufriedenen Eindruck macht: Angesichts der vorherigen Diskussionen ein mehr als ordentlicher Gig.

Setlist: Intro U-Boot, Counterweight, Profane Believers, Land Of The Upright Ones, The Omen, Combat, Endzeit, Voice Of The Voiceless, Hunters Will Be Hunted, Behind A Wall Of Silence, Whatever It May Take, The Disease, Return To Sanity, Godiva, Black Tears, 7th Cross, Trespassing The Shores Of Your World
[Carsten Praeg]


Redakteur:
Hang Mai Le

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