ROCKFELS OPEN AIR 2016 - Sankt Goarshausen
13.06.2016 | 22:3310.06.2016, Loreley - Freilichtbühne
Nach dem gelungenen Debüt im letzten Jahr wird der Loreley-Felsen zum zweiten mal gerockt und Powermetal.de ist für euch mit dabei.
Bereits seit dem Jahr 2012 erobert der Metal für einige wenige Tage alljährlich die schönste Konzert-Location hoch oben über dem Rhein und dem Örtchen St. Goarshausen, wobei das Festival zuerst noch unter dem Banner "METALFEST" stattfand und leider allzu oft durch die eher planlose Organisation der damaligen Veranstalter negativ auffiel. Seit dem letzten Jahr hat die Freilichtbühne das Zepter nun allerdings selbst in die Hand genommen und konnte mit dem ROCKFELS OPEN AIR auch direkt einen mehr als gelungenen Einstand feiern, was auch unser Konzertbericht aus dem letzten Jahr noch einmal unterstreicht. Einziger großer Kritikpunkt der Fans war im Jahr 2015 der August-Termin, der mit seiner Positionierung zwischen WACKEN OPEN AIR, PARTY.SAN und SUMMER BREEZE viele Fans und auch Händler vor die Qual der Wahl stellte. Hierauf haben die Veranstalter allerdings prompt reagiert und so kehrt das Festival in diesem Jahr auf den beliebten Termin am zweiten Juni-Wochenende zurück.
Gleich bei der Ankunft auf dem wunderschönen Loreley-Plateau bei bestem frühsommerlichem Wetter fällt dabei auf, was für einen grandiosen Job die Organisatoren in den letzten Wochen abgeliefert haben, denn trotz der Unwetter und Regenschauer der letzten Tage sind nur einige wenige Stellen auf dem Campingplatz noch nicht nutzbar. Auf dem gesamten übrigen Gelände wurde mit Schotter, Kies und Drainagen den Wassermassen die Stirn geboten, sodass sich alle Fans trockenen Fußes zwischen Bühne und dem Camp-Ground bewegen können. Erinnert man sich da an die Schlamm-Schlacht beim gerade einmal 30 Kilometer entfernten ROCK AM RING-Festival vor einer Woche, dann muss schon vor dem Beginn des eigentlichen Festivals das erste große Lob an die Veranstalter ausgesprochen werden. Einziger Wermutstropfen auf unserem Weg zur Bühne bleiben wie im letzten Jahr allerdings die langen Warteschlangen an der Bändchen-Ausgabe, die viele Besucher böse überraschen und dafür sorgen, dass viele von ihnen noch auf Einlass warten, während die ersten Bands bereits spielen.
Wir haben es allerdings glücklicherweise rechtzeitig ins Amphitheater geschafft und erleben so die ulkige Festival-Eröffnung von Santa Claus. Ja, ihr habt richtig gelesen, der Weihnachtsmann eröffnet ein Festival im Sommer. Was vielleicht auf den ersten Blick komisch klingt, macht im Zusammenhang mit der Werbe-Kampagne des Festivals wieder Sinn, denn auch dort spielte Santa in vielen Spots eine große Rolle. Im Anschluss entern dann die diesjährigen Opener TXL die Bühne, um das Festival standesgemäß mit ihrer offiziellen Rockfels-Hyme 'Rock den Fels' zu eröffnen. Doch das Berliner Trio hat heute einen schweren Stand, denn viele Zuhörer warten an den Kassen noch immer auf ihre Bändchen, weshalb sich bisher nur einige wenige Besucher direkt vor der Bühne eingefunden haben. Gleichzeitig wollen die Jungs auch musikalisch mit ihrem Deutsch-Rock im Stile der BÖHSEN ONKELZ, proletenhaften Texten und Songs wie 'Einfach Nein' oder 'Mir geht's nicht so Herr Doktor' nicht so richtig ins diesjährige Billing passen, das ansonsten vor allem von Power, Folk und Heavy Metal bestimmt wird. Da können Halid, Ricky und Schulle sich dann auch noch so viel Mühe geben, um das Publikum zu animieren, ihre durchaus tighte Performance stößt heute Mittag auf der Loreley einfach auf wenig Gegenliebe. Nach einer halben Stunde ist der Gig der Berliner allerdings auch schon wieder vorbei und am Ende bleibt nur festzuhalten, dass Deutsch-Rock und das Rockfels-Publikum einfach nicht so recht zusammenpassen.
Im Anschluss hält dann eine gehörige Portion Viking-Flair Einzug auf der Freilichtbühne, denn angeführt von einigen Nordmännern in Gewandung und bewaffnet mit Schild und Speer entern die Baden-Württemberger LEAVES' EYES die Bühne. Zugleich eröffnet die Show des Sextetts auch den Reigen der Premieren dieses Festivaltages, denn heute bietet sich den angereisten Fans eine der ersten Möglichkeiten die neue Frontfrau Elina Siirala in Aktion zu erleben, die erst vor wenigen Wochen den Platz von Liv Kristine am Mikrofon übernommen hat. Bereits beim Opener 'Halvdan The Black' wird dabei aber schnell klar, dass die Finnin der Aufgabe mehr als gewachsen ist und sich gleichzeitig auch schnell ins Bandgefüge eingefunden hat. Hinzu kommt ihre grandiose Stimme, mit der sie zumindestens meiner Meinung nach auch Liv Kristine deutlich in den Schatten stellt, die ja gerade live auch oftmals mit einigen kleineren Ausrutschern zu kämpfen hatte. Gleichzetig wirkt aber auch die übrige Band, die auch heute wieder von ORDEN OGAN-Basser Niels Löffler unterstützt wird, nach der Trennung von ihrer ehemaligen Sängerin deutlich befreiter, wobei gerade Alexander Krull mit ganz neuer Leichtigkeit seine Growls ins Rund des Amphitheaters schmettert. Inzwischen sind die Ränge auch deutlich besser gefüllt und so kommt bei Songs wie dem starken 'My Destiny', 'The Waking Eye' oder der aktuellen Single 'Edge Of Steel' erstmalig wirklich Stimmung auf. Mit dem Über-Hit 'Hell To The Heavens' beendet das Sextett dann nach gut 40 Minuten einen hervorragenden Auftritt, der eindrucksvoll bewiesen hat, dass LEAVES' EYES auch ohne Liv Kristine eine Zukunft hat.
Die anschließende Umbaupause nutzen wir dazu, um uns nun auch einmal ausgiebig auf dem Festivalgelände hoch oben über dem Rheintal umzuschauen. Auffällig ist dabei, dass die Veranstalter vor allem beim Merchandise-Angebot die Kritik des letzten Jahres aufgenommen haben, sodass es in diesem Jahr ausreichend Stände gibt, an denen sich die Metalheads mit neuen Patches, Kopfbedeckungen oder eben Shirts eindecken können. Auch der offizielle Merch-Stand fällt in diesem Jahr deutlich größer aus und bietet nicht nur eine Vielzahl von Shirts des Festivals, sondern wartet auch mit Fanartikeln aller beteiligten Bands auf, wobei die Preise von 20€ pro T-Shirt mehr als vertretbar sind. Bei diesen fairen Kosten und den durchaus schönen Designs ist es dann auch kein Wunder, dass der Ansturm auf die Rockfels-Shirts bereits am Nachmittag des ersten Tages dazu führt, dass die ersten Größen knapp werden. Hier heißt es also: Schnell sein!
Doch nun zurück zur Musik, denn auf der Bühne ist der Umbau für die Ruhrpott-Veteranen RAGE abgeschlossen und Peavy Wagner und seine Mitstreiter entern um 15:55 Uhr mit dem Titelsong ihres neuen Langspielers "The Devil Strikes Again" die Bühnenbretter. Die Scheibe, die passenderweise am gleichen Tag in die deutschen Läden kommnt, ist der erste Release der Power-Metal-Urgesteine nach der großen Umbesetzung im letzten Jahr. Viele Fans werden dabei sicher auch heute noch dem alten Line-up nachweinen, doch dafür gibt es absolut keinen Grund, denn Marcos Rodriguez (Gitarre) und Vassilios Maniatopoulos (Schlagzeug) scheinen bei Peavy Wagner und damit auch bei RAGE ganz neue Energie freigesetzt zu haben. Dementsprechend dynamisch und spielfreudig feuert das Trio heute Nachmittag eine tolle Mischung aus Klassikern wie 'Until I Die', 'End Of All Days' oder 'Don't You Fear The Winter' und aktuellem Material ('My Way') in Richtung der inzwischen sehr gut gefüllten Ränge der Freilichtbühne. Einen ganz besonders positiven Eindruck hinterlässt dabei Marcos, der nicht nur spielerisch problemlos mit seinem virtuosen Vorgänger Viktor Smolski mithalten kann, sondern der gleichzeitig auch immer wieder auf dem Bühnensteg den direkt Kontakt zum Publikum sucht und dabei vor allem mit seinem unheimlich sympathischen Auftreten Pluspunkte sammeln kann. Trotz der grandiosen Performance der Jungs aus Herne fordert der Festival-Spielplan nach gut fünfzig Minuten allerdings seinen Tribut und so beendet das Trio sein Set mit einer herausragenden Version des Über-Hits 'Higher Than The Sky', die kurzerhand noch um Cover-Versionen von 'Sweet Home Alabama' und dem DIO-Klassiker 'Holy Diver' erweitert wird. Mit diesem Schlusspunkt können die Jungs dann auch endgültig die letzten Zuhörer von sich überzeugen und so ist es kein Wunder, dass RAGE als erste Band des heutigen Tages ausgiebige "Zugabe"-Rufe ernten.
Zeit für einen Nachschlag bleibt allerdings nicht, denn die unglaublich gut organisierte Stage-Crew ist längst dabei die Bühne für die Finnen SONATA ARCTICA vorzubereiten. Doch bereits vom eröffnenden 'The Wolves Die Young' an hat das Quintett um Frontmann Tony Kakko große Mühe, mit der grandiosen Show ihrer Vorgänger RAGE mitzuhalten. Zu großen Teilen liegt das an einigen technischen Problemen, mit denen die Jungs zu Beginn des Sets zu kämpfen haben, gleichzeitig wirkt die gesamte Band nach gut zweimonatiger Bühnenabstinenz heute aber auch insgesamt etwas unsortiert. Unterstrichen wird dieser Eindruck durch Tonys Texthänger in 'My Land', bei dem der Sänger die komplette zweite Strophe durcheinander bringt. Zum Glück hat zumindest der Rest der Band zu diesem Zeitpunkt bereits seinen Groove gefunden, sodass auch Kakko nach wenigen Takten wieder zurückfindet und den Ausrutscher noch ganz gut überspielen kann. Ab dem folgenden 'Fullmoon' sind die Finnen dann endlich vollständig auf Kurs und können auch prompt mit ihren tollen Hooklines mehr und mehr Zuhörer begeistern. Trotzdem bleibt auch nach der tollen Ballade 'Last Drop Falls' und dem abschließenden 'Don't Say A Word' inklusive Wodka-Mitsing-Spielchen der Eindruck zurück, dass SONATA ARCTICA trotz einer guten zweiten Show-Hälfte weit unter den eigenen Möglichkeiten bleiben. Schade, aber nach dem Triumphzug von RAGE hatten die Finnen heute auch einfach einen schweren Stand.
Gleiches muss DORO im Anschluss nicht befürchten, denn die Metal Queen gehört schon fast zum Inventar auf der Loreley und kann auch heute wieder auf eine Meute von eingefleischten Anhängern zählen, die sich bereits während des Auftritts von SONATA ARCTICA die besten Plätze gesichert haben. Überraschend ist dabei, aus wie vielen verschiedenen Ländern die Fans in diesem Jahr nach Sankt Goarshausen angereist sind, denn in der ersten Reihe erspäht man nicht nur chilenische und russische Flaggen, sondern es sind auch überraschend viele Asiaten im Publikum vertreten. Die Treue ihrer Fan-Schar belohnt die Düsseldorferin dann auch prompt mit einem wahren Klassiker-Feuerwerk, das kaum Wünsche offen lässt. Vom Opener 'Earthshaker Rock', über 'I Rule The Ruins', 'Burning The Witches', 'Fight For Rock' bis hin zum unvermeidlichen 'Raise Your Fist In The Air' wird jede Phase der mittlerweile dreißigjährigen Karriere von Frau Pesch abgedeckt. Unterstützt wird sie dabei von ihrer wie immer extrem tight und perfekt abgestimmt agierenden Begleitband um die beiden Gitarristen Bas Maas und Luca Pinciotta, die auch heute wieder um die Wette posieren und sich auch von kleineren technischen Problemen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Natürlich darf zum Ende des Sets hin auch die Wacken-Hyme 'We Are The Metalheads' nicht fehlen, die thematisch natürlich auch bestens zum Rockfels Festival passt und von den Anwesenden beigeistert mitgesungen wird. Den Schlusspunkt setzen schließlich der Hit 'All We Are' und das JUDAS PRIEST-Cover 'Breaking The Law', das natürlich jeder Metalhead kennt und das dementsprechend den größten Applaus erntet. Trotz der wirklich guten Show will bei mir persönlich aber bis zum Schluss keine richtige Begeisterung aufkommen, was vielleicht daran liegt, dass die Setlist heute nahezu identisch mit der vom Metalfest 2013 an gleicher Stelle ist. Immerhin läuft die "30 Years – Strong And Proud"-Jubiläumstour der Metal Queen mittlerweile auch seit gut drei Jahren und so langsam beschleicht mich das Gefühl, dass DORO mit der Zeit zu ihrer eigenen Revival-Band mutiert und sich nur noch auf dem Ruhm vergangener Tage ausruht. Die Fans stört das heute sichtlich wenig, denn sie bejubeln die Düsseldorferin auch Minuten nach dem Ende der Show noch frenetisch, trotzdem wäre es vielleicht langsam mal wieder an der Zeit, der Setlist eine Frischzellenkur angedeihen zu lassen!
Setlist DORO: Earthshaker Rock, I Rule The Ruins, Burning The Witches, Fight For Rock, Raise Your Fist In The Air, Metal Racer, Für immer, We Are The Metalheads, Hellbound, Revenge, All We Are, Breaking The Law (JUDAS PRIEST-Cover)
Die anschließende Umbaupause nutzen wir, um endlich auch einmal die wunderschönen Rheinterassen und den dortigen Biergarten zu besuchen, der nur wenige Schritte vom Festivalgelände entfernt mit Bänken, Tischen, gekühlten Getränken und zümpftigem Essen zum Verweilen einlädt. Gleichzeitig kann man von hier aus auch den prächtigen Blick über den Rhein genießen oder sich später am Abend das Eröffnungspiel der Fußball-EM anschauen, das besucherfreundlich auf einer Großleinwand übertragen wird. Auch diese Kleinigkeiten machen die Loreley als Veranstaltungsort hierzulande einzigartig und untersteichen, dass es sich hier wirklich um die wohl schönste Konzert-Location Deutschlands handelt.
Viel Zeit für den Genuss dieser Annehmlichkeiten bleibt aber nicht, denn heute jagt eine hochkarätige Band die andere und so eilen wir zügig zurück zur Bühne, um keine Sekunde der Show von ELUVEITIE zu verpassen. Für die Schweizer ist der Auftritt heute Abend eine echte Premiere, denn am vorherigen Wochenende haben Anna Murphy, Ivo Henzi und Merlin Sutter nach dem FortaRock Festival die Band engültig verlassen. Vertreten werden sie heute von einigen extrem jungen Gastmusikern, die gerade einmal eine einzige Probe am gestrigen Donnerstag mit der gesamten Band absolvieren konnten. Dementsprechend nervös wirkt gerade zu Beginn der Show vor allem Frontmann Chrigel, der später auch zugeben wird, dass er Angst davor hatte, wie die Fans auf die neue Besetzung reagieren würden. Doch das Rockfels-Publikum lässt sich vom veränderten Line-up nicht im geringsten stören und bejubelt stattdessen Songs wie 'Thousandfold', 'Helvetios' oder das grandiose 'Kingdom Come Undone' frenetisch. Die fehlenden Vocals von Anna Murphy übernimmt dabei Chrigel kurzerhand einfach mit seinen Growls, während sich der Rest der Band überraschend souverän seinen Weg durch das gut 70-minütige Set bahnt. Einzig beim brandneuen Stück 'Grannus' vom kommenden Akustik-Album "Evocation II", an dem die Schweizer gerade mit Hochdruck feilen, gerät die Truppe etwas ins Straucheln, was bei einer Live-Premiere aber durchaus zu verzeihen ist. So steht dann spätestens bei den finalen Akkorden des bärenstarken Klassikers 'Inis Mona' fest, dass die Jungs und Mädels aus Winterthur auch ohne ihre drei langjährigen Mitstreiter noch immer die Vorreiter der Folk-Metal-Szene sind. Zum Schluss bedankt sich Chrigel dann auch noch einmal ausgiebig bei den Zuschauern dafür, dass sie die "neuen" ELUVEITIE so warmherzig empfangen haben, wobei es so scheint, als sei ihm durch den erfolgreichen Auftritt heute Abend eine schwere Last von den Schultern genommen worden. Ich jedenfalls ziehe meinen Hut vor dieser angesichts der Umstände sensationellen Show, denn viele andere Kollegen hätten einfach die anstehenden Konzerte abgesagt und sich erst einmal in aller Ruhe nach Ersatz für die abgewanderten Musiker umgesehen. Die Schweizer hingegen haben das Unmögliche möglich gemacht und haben sich alleine damit schon ihren Platz als Co-Headliner des heutigen Tages verdient!
Setlist ELUVEITIE: King, The Siege, Neverland, Tegernakô. Isara, Grannus, Helvetios, Kingdom Come Undone, Sucellos, The Uprising, Havoc, Inis Mona
[Tobias Dahs]
Beim Headliner des Abends scheinen dann überraschenderweise viele Zuschauer der Ansicht zu sein, dass SUBWAY TO SALLY zu den Bands gehört, die man eben "mitnimmt, wenn sie schon einmal da sind". Vollkommen unverständlich meiner Meinung nach, denn Eric Fish und seine Mannen (und natürlich "Frau Schmitt" an der Violine) sind für mich das absolute Highlight am Rockfels-Freitag! Die Pyrotechnik zu Beginn des ersten Songs hätten die Mittelalter-Rocker dabei gar nicht erst gebraucht, denn mit 'Mephisto' zündet SUBWAY TO SALLY ein regelrechtes musikalisches Feuerwerk und läutet standesgemäß den letzten Act des Abends ein. Es folgt das Lied 'Knochenschiff', eigentlich ein Song, den ich schon viel zu oft gehört habe, um noch groß in Begeisterung auszubrechen. Trotzdem freue ich mich tierisch, SUBWAY TO SALLY endlich wieder so zu hören, wie man die alten Piraten eben kennt: Nach ihrem eher mäßigen Experiment der "NEON"-Tournee ist die Band auf den Festivals der Republik nämlich wieder in gewohnter Besetzung unterwegs und hat die Lust an ihrem markanten Sound glücklicherweise nicht verloren. Von Beginn an geben Eric und Co. richtig Gas und fühlen sich auf der Bühne sichtlich wohl. Kein Wunder, schließlich ist sind die Festivals ja beinahe schon echte Heimspiele für SUBWAY TO SALLY. Gänsehaut pur verursacht vor allem der Track 'Grausame Schwester', was nicht nur daran liegt, dass am späten Abend auch die Temperaturen beim Rockfels langsam in den Keller gehen. SUBWAY TO SALLY auf der Freilichtbühne der Loreley, das passt eben wie die Faust aufs Auge. Und was die Band auf der Bühne inszeniert, ist mehr ein schaurig-schönes Theater als einfach nur ein Auftritt! Zwar wirkt Eric Fish hin und wieder ein wenig so, als suche er etwas auf der Bühne und auch seine geschwollenen Reden zwischen den Songs sind mehr als fragwürdig. Doch da drücke ich heute gerne mal beide Augen zu und genieße einfach die Musik.
[Leoni Dowidat]
Tja, so unterschiedlich können zwei Personen ein und den selben Auftritt empfinden, denn während Leoni voller Begeisterung den Mitteralter-Barden lauscht, wirkt die Band auf mich eher distanziert und etwas zu routiniert. Fast macht es sogar den Anschein, als würde die Truppe aus Potsdam hier und heute auf reinen Dienst nach Vorschrift setzen. Dementsprechend streicht für mich auch RAGE den heutigen Tagessieg ein, nachdem die Mannen um Peavy Wagner das Amphitheater bereits am frühen Nachmittag mit ihrem starken Gig zum Kochen gebracht haben.
Doch egal welche Band nun der persönliche Liebling war, am Ende dieses herrlichen Frühsommertages verlassen alle Besucher das Gelände in dem Wissen, hier einige wirklich hervorragende Shows erlebt zu haben. Das Wetter passte, die Soundtechniker haben wieder einen einmaligen Job abgeliefert und auch die perfekte Organisation hat heute dazu beigetragen, dass der erste Tag des diesjährigen Rockfels Festivals zu einem vollen Erfolg wurde. Also nichts wie ab ins Zelt, Hotel oder heimische Bett, um wieder Energie für den kommenden Samstag zu tanken, denn dieser hat es musikalisch noch einmal wirklich in sich.
[Tobias Dahs]
- Redakteur:
- Tobias Dahs