Randy Hansen - Übach-Palenberg

11.11.2009 | 14:41

07.11.2009, Tatort

Die zweitbeste Lösung, solange JIMI HENDRIX tot ist.

RANDY HANSEN hat es sich zum Lebensinhalt gemacht, nicht nur die Musik von JIMI HENDRIX zu spielen, sondern sein Idol auf der Bühne geradezu zu verkörpern. Damit polarisiert er das Publikum sehr heftig: Die einen lieben ihn, weil er nach ihrer Meinung den früh verstorbenen Pionier der E-Gitarre wiederaufleben lasse, die anderen hassen ihn, weil er sich für ihr Empfinden mit fremden Federn schmücke und von den Leistungen eines Anderen profitiere.

Am 07.11.2009 hatte ich die Gelegenheit, RANDY HANSEN und Band erstmals live zu sehen, als sie in der  Rockkneipe Tatort in Übach-Palenberg auftraten. Mit halbstündiger Verspätung begann das Konzert und das Programm fing mit kurzen, kompakten Stücken wie 'Freedom', 'I Don't Live Today' oder 'Hey Joe' an. Was sein Erscheinungsbild betraf, bestätigte RANDY HANSEN alle Erwartungen. Mit einer bunten Samtjacke über dem offenen Hemd, einem dünnen Oberlippenbart und einem violetten Stirnband im struppigen Haar stand eine HENDRIX-Kopie auf der Bühne. Und da Hansen anders als sein Vorbild Rechtshänder ist, spielt er auf einer umgedrehten Linkshändergitarre!

Der Sound war zunächst übersteuert und für den kleinen Saal im Tatort einfach zu laut. Nachdem dieses Problem behoben war und Band und Publikum Betriebstemperatur erreicht hatten, zündete Randy Hansen die nächste Stufe. In diesem Teil des Konzertes wurden Nummern wie 'Are You Experienced', 'Fire' und 'Stone Free' zur Grundlage für lange Improvisations- und Jampassagen, die die Zuschauer begeisterten. Zwischendurch bot 'Little Wing' Gelegenheit zum Luftholen.

RANDY HANSEN spielen zu sehen, ist ein eindrucksvolles Erlebnis. Seine schmalen Hände mit den feingliedrigen Fingern wirken fast feminin. Handwerklich macht ihm niemand etwas vor. Er schreddert das Plektrum in Wahnsinnsgeschwindigkeit über die Saiten, seine Finger flitzen beim Tapping über den Gitarrenhals, die Griffhand saust von oben und unten an die Bünde. Seine deutsche Begleitband unterstützt ihn souverän. Ufo Walter, Bassist und Hintergrundsänger, ergänzt passgenau das Spiel Hansens, und Manni von Bohr (ex-BIRTH CONTROL) mag noch so stoisch hinter der Schießbude sitzen; ebenso kraftvoll wie virtuos verdrischt er sein Drumkit. Der Frontmann selbst ist auch ein kommunikativer Entertainer. Ständig sucht er den Kontakt zum Publikum. Nach dem obligatorischen Stagediving spielt er ein Solo gar im Zuschauerraum. Und als sich die Leute später langsam aus dem Saal schieben, wird er im Vorraum schon grinsend auf der Theke des Merchandisingstands stehen.

Höhepunkt des Konzertes ist ein überlanges Medley gegen Ende. Die Band spielt sich und das Publikum in einen Rausch. Mit den angespielten Stücken wechselt auch die Stimmung von rockig über verträumt bis psychedelisch, und die Musiker bewältigen alles meisterhaft. So mancher Zuschauer, der das Geschehen auf der Bühne anfangs noch mit verschränkten Armen beobachtete, geht jetzt mit, bis schließlich die ganze Halle beim letzten Kapitel 'All Along The Watchtower' mitsingt. Das Hauptkonzert endet mit dem Klassiker 'Voodoo Child (Slight Return)'; mittlerweile hat RANDY HANSEN die Zuschauer dermaßen im Griff, dass sie schließlich das charakteristische Gitarrenlick singen! Der stürmisch bejubelte Auftritt endet mit einer leider nur kleinen Zugabe in Gestalt von 'Purple Haze'.

Das Phänomen RANDY HANSEN kann und soll an dieser Stelle gar nicht abschließend beurteilt werden. Fest steht aber, dass dieser Abend eine eindrückliche Wiederbegegnung mit großartiger Musik aus der Frühzeit des Rock und dem Erbe eines kaum zu überschätzenden Rockgitarristen war.

Redakteur:
Stefan Kayser

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