Rock Hard Festival 2005 - Gelsenkirchen

21.05.2005 | 08:06

14.05.2005, Amphitheater

Der erste Tag:

Die Kollegen Rouven und Tolga plus den TYRANTS-Sänger Holger im Schlepptau, geht´s am Freitagmorgen auf die Reise zum dritten Rock Hard Festival. Und wie es sich bei waschechten Metallern gehört, berstet erst mal ordentlich Metal. Nach einigen verpassten Abfahrten und einem endlos nervigen Geeier durch den Pott knallt unser Basser im zweiten Auto beim Rückwärtsfahren auf einer Bundesstrasse einer Bochumerin in die Kiste. Nur eine der vielen Impressionen, die ich vom Wochenende in Gelsenkirchen mitgenommen habe. So will uns eine Polin nach der Frage nach dem Weg zum Festivalgelände mit der U-Bahn schicken, obwohl wir zu Viert in einem voll überladenem Auto hocken und mitten in der Bochumer Innenstadt an einer grünen Ampel einen saftigen Stau provozieren. Strange! Wie dem auch sei, haben wir es nach sage und schreibe 90 Minuten Sucherei bei einem Verkehrsradius von etwa zwanzig Kilometern endlich geschafft, auf dem Festivalgelände einzutreffen. Das Leben kann so schön sein...

Was soll man sagen? Nach der Agonieanreise, die irgendwie schon zu jedem Festival standardmäßig dazu gehört, waren wir richtig froh, am Freitag Abend auf dem Gelände einzufallen. Es folgte eine Druckbetankung sondergleichen, bei der unser guter alter Captain etwa 90 Minuten von allen guten Geistern verlassen war.
(Mir fehlen ganze 180 Minuten! Argh! - rd)
Meiner einer war ganz brav, hat lediglich zehn Bierchen getrunken und fiel selig in einen Schlaf der Gerechten, in dem mir mein Gesprächspartner von einigen Stunden vorher, Frank Albrecht, mehrmals im Traum erschien. Nicht schön, aber selten!
Der Freitag ging absolut in Ordnung, wobei ich bis jetzt noch nicht so richtig verstanden habe, was die englische Putzfrauenriege als Headliner auf der Bühne zu suchen hatte. Aber man muss ja Gott sei Dank auch nicht alles verstehen. Außerdem waren wir innerhalb der Redaktion geteilter Meinung. Manch einer sagte sogar, dass die GIRLSCHOOLer richtig gut geputzt hätten. However, der erste Tag machte ordentlich Bock auf das eigentliche Hauptprogramm und wurde zu einem amtlichen Einstieg für ein deftiges Wochenende, inklusive einem retour-knüppelndem Imperium und Tolgas Premiumnüssen, die der alte Nippellecker gleich am ersten Tag auf die Festivalstühle platzierte...aufbauarbeit muss sein!
(Alex)

Die Hinfahrt war, wie Alex es schon beschrieben hat, zwar sehr lustig aber auch chaotisch. Bis wir das gefunden haben, ich sag´s euch! Dafür war die Freude doppelt so groß, als sich die Boys die gute Aldi Karlskrone hinter die Binde kippen konnten. Vorher stand zwar Zeltaufbau und Matratze aufpumpen auf dem Plan, doch diesmal kamen keine hämischen Bemerkungen, obwohl ich mit der selben "Technik" aufgepumpt habe. Die Boys und Girls auf dem Festival sind wahrscheinlich das außerordentliche eher gewohnt, als die "harten" UP FROM THE GROUND-Besucher. Egal. Der Abend war, bis auf ANBANDONED, nicht so prickelnd, weshalb ich mich nach GIRLSCHOOL in mein Zelt begeben habe um den Schlaf des gerechten zu schlafen. Doch da war doch noch die "Zonk"-Gruppe vor dem mittlerweile abgeschlossenen Klo-Container, welche die ganze Nacht was von "Nimm doch Tor 1" geblökt hat. Da ich mit einer Augenklappe schlafe (jaa, ich weiß, ich bin dekadent!), und nachts ein Bedürfnis in mir hochkam, blieb mir nichts anderes übrig, als das Zelt zu verlassen. Nach Beendigung desselben spricht mich doch einer dieser Jungs mit den Worten an: "Ist das da auf deinem Kopf eine Augenklappe?" Als ich ihm diese Frage mit ja beantwortet habe schallt mir nur noch ein "Dann nimm doch Tor 1!" entgegen. Ohne Worte!
Genauso ohne Worte war der Hartz IV-Empfänger (so hat er sich zumindest ausgegeben), der, und da bin ich ganz glücklich drüber das ich´s nicht live erlebt hab, bestimmt über eine Stunde über den Lidl-Gouda sinniert hat und die Scheibe für 5 Cent das Stück verkaufen wollte. Problem dabei ist nur, dass so eine Packung um die 1,59,- kostet und vielleicht 20 Scheiben enthält. Macht 0,59,- Cent Verlust pro Packung! Erst rechnen, dann Maul aufmachen, Gouda-Arsch! ;-)
(Tolga)


REGICIDE

Ochja. Ochnee. Ich weiß nicht, aber von REGICIDE hatte ich nach dem, was ich an positiven Dingen über die Band gehört hatte, doch etwas mehr erwartet. Handwerklich war bei dem Septett aus dem Norden Deutschlands absolut alles in Butter, mich persönlich störte jedoch der durchwachsene Sound und die Vorhersehbarkeit der Kompositionen - für das, was Frauke und Timo an Lead-Vocals bringen, würde ich mir eine etwas eigenständigere Basis wünschen. Das klang mal nach SAVATAGE, mal nach Metal-Oper und auch mal nach Nullachtfuffzehn-Gotengedudel. Kann sein, muss aber nicht. Wenn ich mir dann noch überlege, dass REGICIDE mit Joanna auch noch eine fähige Violonistin in ihren Reihen haben, dann weiß ich zumindest, dass man in Zukunft noch einiges von der Truppe erwarten kann. An diesem Abend war das Gebotene für meinen Geschmack noch ein bisschen zu wenig.
(Rouven)

SUNRIDE

Nach den eher durchwachsenen REGICIDE war das schwedische Quartett SUNRIDE an der Reihe, den früh angereisten Festivalbesuchern einzuheizen. Das sollte ein leichtes Unterfangen darstellen, denn an Spielfreude haben´s die Jungs wahrlich nicht missen lassen. Leider machte der Sound, genauso wie bei REGICIDE, den sympathischen Jungs einen Strich durch die Rechnung. Dabei erinnerten sie mich an eine recht eigenständige Mischung aus BILLY TALENT und THE HELLACOPTERS. Vor allem die Riffs waren absolut Zucker und über jeden Zweifel erhaben. Während Frontmann Jani Peippo einen Aktivposten dargestellt hat, was sowohl das Stageacting und die Laufattacken angeht, wollten seine Sidekicks ihm in nichts nachstehen. Zwar hatten sie den Bewegungsradius einer Ameise, aber zumindest bangtechnisch konnte den Boys keiner was vormachen, außer ABANDONED später, aber das ist ja bei Thrash Metal eigentlich die Regel. Leider wurde die Truppe nicht so abgefeiert wie es eigentlich zu Wünschen gewesen wäre, aber bei einem besseren Sound hätte das anders ausgesehen. Die erste positive Überraschung des ersten Abends!
(Tolga)

ABANDONED

Nachdem die ersten beiden Bands soundtechnisch nicht gerade verwöhnt wurden, konnte man gespannt sein, wie die Gewinner des diesjährigen SIMeVIL Band-Contest abschneiden würden. In einem Punkt hatten die vier sympathischen Hessen auf jeden Fall gewonnen: Sie waren die schnellste Band am Abend! So gut wie bei ABANDONED ist das Publikum vorher und nachher nicht abgegangen, und das will für eine relativ unbekannte Band schon was heißen. Dabei hat das Quartett folgenden Spruch zum Motto des Abends erklärt: "From Oldschool To Girlschool!" Das hat es aber auch sehr gut getroffen, denn an Tightness und Spielfreude hätte sich manch eine Band (darunter auch einige im "Hauptprogramm") eine Scheibe abschneiden können. Mit Songtiteln wie 'Private Little Hell' (O-Ton Gitarrist/Sänger: "Da könnt ihr ma den Aff mache!"), 'Misanthrope' und 'I Am The Sun' konnte auch nichts schief gehen. Als "Bestechung" haben die Jungs ferner nach 'Nightmares' auch noch "ABANDONED-Äppelwoi" ausgeschenkt, aber den hätten sie nicht gebraucht, so wie die Menge abgegangen ist. Nach einer Dreiviertelstunde war dann Schluss und das Warten auf GIRLSCHOOL begann.
(Tolga)

GIRLSCHOOL

Die vier "Godmothers Of Punk´n´Roll" hatten um 22.30 Uhr mit dem Opener 'Let´s Go' ein leichtes, die Menge zu begeistern. Zwar war das Konzert an sich nicht schlecht und der Sound hat auch richtig reingeknallt, doch so richtig überzeugen konnten mich die Londonerinnen nicht. Zwar waren mit 'Hit And Run' und 'Emergency', was die meisten im Publikum von MOTÖRHEAD kennen müssten, einige Hits dabei, doch so richtig hat´s die meisten nicht von den Socken gehauen. Da fiel´s auch nicht auf, als sich 'Never Say Never' vom aktuellen Album in die Setlist eingeschlichen hat. Nach einer Stunde war dann auch hier "Time To Say Goodbye" angesagt. Eher durchwachsen und nicht unbedingt "my cup of Buttermilch", um bei meinem Lieblingsgetränk, neben Wasser, zu bleiben.
(Tolga)

Redakteur:
Björn Backes

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