SUICIDAL ANGELS, FUSION BOMB und CRIMSON FIRE - Wiesbaden

27.03.2024 | 12:05

20.03.2024, Schlachthof (Kesselhaus)

Thrash Metal, Moshpits und ein Heiratsantrag.

Ein Konzert unter der Woche, mittwochs um genauer zu sein, bedeutet für jeden Berufstätigen immer ein wenig Stress, doch beschweren wäre jetzt unangebracht, schließlich nimmt man das gerne auf sich, wenn ein Abend mit richtig guter Live Musik ansteht. Also heißt es, Arbeitstag hinter sich bringen, was durch die vorherrschende Vorfreude und Aufregung noch einmal besser gelingt als sonst. Dann ist es endlich soweit: 16 Uhr, Feierabend. Auf zum Treffpunkt, erstmal kurz runterkommen und eine ordentliche Stärkung zu sich nehmen, denn für den heutigen Abend braucht man definitiv Energie. Doch allzu viel Zeit bleibt nicht mehr. Wir machen uns also frisch gestärkt und mit Motivation im Nacken auf den Weg Richtung Wiesbaden und haben Glück, auf der Autobahn herrscht nicht besonders viel Verkehr, keine Verzögerungen, kein Stau, kein Problem, wunderbar! Auch als wir am Schlachthof eintreffen, stellen wir zu unserer Freude fest: Es sind noch eine Menge Parkplätze frei! Kein Stau, freie Parkplätze, pünktlich - kann es besser laufen, wenn man auf ein Konzert unter der Woche fährt? Da bleibt mir nichts anderes übrig als zu sagen: So muss das sein!

Jetzt heißt es, ab zum Einlass, wo sich schon eine kleine Menge Metalheads versammelt hat. Hier ist heute alles dabei, von Nachwuchs-Metalhead bis zum Kuttenveteran ist alles vertreten, sehr schön! Die Schlange vor dem Kassenhäuschen ist nicht besonders lang, kurze Wartezeit, problemloser und schneller Einlass. Heute geht es endlich mal wieder ins beschauliche und gemütliche Kesselhaus. Erstmal ein Getränk holen und gute Plätze vor der Bühne sichern. Als erstes stehen die Griechen von CRIMSON FIRE auf dem Plan, deren Backdrop schon die Bühne ziert. Lange müssen wir nicht warten bis das Licht ausgeht und die Jungs loslegen.

Keiner von uns hat vorher in die Musik reingehört, wir lassen uns überraschen: Nicht nur optisch, sondern auch klanglich bekommen wir die volle Ladung 80er Jahre Hard Rock/NWOBHM mit leichten Speed-Metal-Einflüssen dargeboten. Spielfreudig und motiviert ist CRIMSON FIRE an diesem Abend auf jeden Fall, es ist Bewegung auf der Bühne und im Publikum. Nach drei Songs stelle ich allerdings für mich fest, dass es von der musikalischen Ausrichtung nicht zu 100% die richtige Wahl für heute Abend ist, eine weitere Thrash- oder eine reine Speed-Metal-Kapelle hätte noch einmal besser ins Programm gepasst. Aber alles in allem ein wirklich solider Auftritt: Mitsing-Refrains, einprägsame Melodien, IRON MAIDEN lässt immer mal wieder grüßen, vor allem was das Bassspiel bzw. die Basslines angeht. Gar nicht schlecht, unterhaltsam ist es allemal und das Kesselhaus kommt von Song zu Song immer mehr in Fahrt, jedes Stück wird nach Beendigung mit ordentlich Applaus belohnt.

Nachdem CRIMSON FIRE den Auftritt beendet hat, geht es direkt mit den Umbauarbeiten für den zweiten Act des Abends los: FUSION BOMB. Hier habe ich vorher die Möglichkeit gehabt, mal reinzuhören und weiß genau, was uns da erwartet: Ein paar richtig fette Thrash-Metal-Granaten oder besser gesagt eine Thrash Bombe! Die Truppe aus Luxemburg drückt das Gaspedal von der ersten Sekunde an voll durch, schneller, wütender und aufregender Thrash, knallt uns gnadenlos aus den Boxen um die Ohren. Der Sound ist meiner Meinung nach nochmal ein deutliches Stück besser als bei CRIMSON FIRE. Die Stimmung heizt sich nun so richtig auf, die ersten 3 bis 4 Reihen vor der Bühne kommen in Bewegung, die ersten Moshpits entstehen, Bierbecher und Fäuste erheben sich und die Mähnen fliegen, Thrash Metal liegt in der Luft, so macht das richtig Spaß!

Doch nicht nur das Publikum, nein auch die Jungs auf der Bühne sind hochmotiviert und wirken energiegeladen und gut gelaunt. Besonders Bassist und Backing Vocalist Nippel erweist sich als Energiebündel und Entertainer, was wirklich ansteckend ist und nicht nur uns, sondern das gesamte Publikum mitreißt. Ein klassischer Fall von: Wenn der Funke von der Band auf das Publikum überspringt! Coole Sache, gefällt uns gut! Gegen Ende des Sets dann sogar Sprechchöre aus der Menge, die laut "FUSION BOMB!" anstimmt, woraufhin von der Bühne aus mit einem Lächeln verkündet wird, dass das bis jetzt noch nicht auf dieser Tour vorkam. Hut ab Wiesbaden! Das nenne ich ein durchweg gelungenes Aufwärmprogramm, genau so sollte es sein. Die Luxemburg-Thrasher werden zum Schluss mit lautem Applaus verabschiedet und sind sichtlich von der guten Stimmung angetan, man merkt es ihnen an, dass auch sie ihre Freude haben.

Nachdem FUSION BOMB die Bühne verlassen hat, kommt es zur letzten Umbaupause des Abends, die sich als doch recht lang herausstellt. Gut, eigentlich ganz normal vor dem Headliner und was sein muss, muss sein, am Ende soll schließlich alles passen. Das Backdrop ziert das neue Album-Artwork des neuesten und aktuellen Albums "Profane Prayer" und sieht einfach fantastisch aus.

Dann hat das Warten endlich ein Ende, Licht aus, Intro an und es geht los: SUICIDAL ANGELS betritt unter lautem Grölen und Applaus der Menge die Bühne, um direkt mit 'When The Lions Die' loszulegen. Es folgen 'Crypts Of Madness', 'Purified By Fire' und 'Return Of The Reaper' - allesamt vom neuen Album. Die neuen Songs kommen live richtig gut rüber und machen eine Menge Spaß! Der Sound ist von Anfang an richtig klasse, schön laut, aber nicht übertrieben oder übersteuert, nein, genau richtig. Es folgt mit 'Bloodbath' ein älterer und allseits beliebter Song, welcher dazu einlädt, die Nackenmuskulatur in Bewegung zu setzen und der für einen ansehnlichen Moshpit sorgt.

Weiter geht es mit dem im mittleren Tempo beheimateten, sehr melodischen und zugleich emotionalen Stück 'Bloody Ground', welches gerade in Bezug auf Frontmann Nick mit einer solchen Inbrunst und Hingabe performt wird, wie man es vor allem im Thrash eher seltener sieht. Auch ich ertappe mich dabei, wie es mich emotional packt. Apropos emotional: Während des Sets, in einer Pause zwischen zwei Songs, betritt FUSION BOMB-Sänger Miguel die Bühne und hat scheinbar seine Freundin mit dabei. Und jetzt passiert es: Da macht er seiner Freundin doch tatsächlich einen Heiratsantrag auf der Bühne! Mit Kniefall und Ring, ganz klassisch und zur großen und sichtlichen Freude sagt sie: "Ja!". Woraufhin SUICIDAL ANGELS-Frontmann Nick: "She accepted!" durch das Mikro verkündet und um einen ordentlichen Applaus bittet, die Menge tobt und freut sich mit - somit auch vom menschlichen Aspekt her ein sehr schönes Erlebnis an diesem Abend!

Doch nun zurück zur Musik, wo man einfach sagen muss, dass die komplette Band einen wahnsinnig guten Auftritt hinlegt. Es ist Bewegung auf der Bühne, die Stücke werden beinahe perfekt performt, auch die Soli sitzen und stellenweise lässt Sänger Nick beim einen oder anderen Song einfach die Menge den Refrain singen, wie beispielsweise bei 'Born Of Hate' oder auch bei 'Years Of Aggression'. Am Ende des Sets angekommen, fragt Nick in die Menge, ob wir noch Lust auf zwei weitere Songs haben, was selbstverständlich mit einem brachialen Gegröle bestätigt wird. Als Finale bekommen wir zwei absolute Nackenbrecher serviert: 'Apokathilosis' und 'Capital Of War'. Ein gebührender Abschluss für einen tollen Abend, an dem die selbstmörderischen Engel wieder einmal bewiesen haben, dass sie nicht nur im Studio, sondern auch Live eine richtig gute Truppe sind!

Dass "Profane Prayer" beinahe in Gänze performt wurde, stört mich keinesfalls, wenn man ein solches Kracheralbum raushaut, kann man das definitiv machen! Natürlich hätte ich gerne noch ein paar der alten Songs, wie beispielsweise 'Dead Again' oder 'Bloodthirsty' gehört, aber es ist sicher für die Band schwierig genug, die Highlights und Setlisten für eine Tour zu erstellen, um dieser tollen Diskographie und damit jedem Fan gerecht zu werden. Das Konzert war, zusammengefasst gesagt, einfach großartig und wird für mich bestimmt einer der Live-Höhepunkte in 2024 sein! Ευχαριστώ (Efcharistó), (dt. "Danke") SUICIDAL ANGELS!

Ein großes Dankeschön an dieser Stelle auch an unsere Kollegin Barbara Sopart für die wahnsinnig tollen Fotos!

Redakteur:
Kevin Kleine

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