SUMMER BREEZE 2002 - Abtsgmünd

20.09.2002 | 13:18

22.08.2002,

Samstag, 24.August 2002

MAIN-STAGE - 14:00 – 14:30 Uhr – GURD

Nach dem grottenschlechten Auftritt von EWIGHEIM, dem Trantüten Gothic von ASHES YOU LEAVE und dem harmlosen Melodic Hard Rock von CRYSTAL BALL war es endlich mal Zeit für eine gute Band. Und die Schweizer GURD enttäuschten mich nicht. Dass ein neuer Basser am Start war fiel nicht weiter auf, so gut klang die Mucke. Das Coole an GURD ist, dass die Jungs früher eher groovigen Crossover Metal gespielt haben, mittlerweile verstärkt nach Old School Thrash klingen, aber dabei ihre alten Einflüsse nicht gänzlich unter den Tisch fallen lassen. Das ergibt im Endeffekt starke Songs wie „Down The Drain“, „We Will Resist“, „What Do You Live For“ oder „Rule The Pit“, die mit ihrem Thrashgroove verdammt gut abgehen. Coolerweise wurde es während des Gigs immer voller und die Reaktionen steigerten sich auch stetig, was Frontmann Otto Pulver sichtlich freute. Interessant war auch der Vorgeschmack aufs neue Album in Form von zwei neuen Songs, „A New War“ und „Older But Wiser“, die sich beide nahtlos ins Programm einfügten. Ein bärenstarker Auftritt, danach war ich endgültig wach!
[Herbert]


PAIN-STAGE - 14:30 – 15:00 Uhr – RAUNCHY

Neben EMIL BULLS gab sich mit RAUNCHY gleich eine zweite, aus unverständlichen Gründen gehypte Neo-Kapelle die Ehre, das Summer Breeze mit tiefgestimmten Gitarren und pseudo-aggressiven Messages zu begeistern. Konnten die Kollegen von EMIL BULLS am Vorabend wenigstens noch mit coolem MANOWAR-Intro und einer nicht zu übersehenden Spielfreude den ein oder anderen davon überzeugen, sich ihren Auftritt zu geben, so war bei RAUNCHY tote Hose angesagt. Eine relativ kleine Meute versammelte sich vor der Pain-Stage und den meisten Besuchern war anzusehen, dass sie sich gedanklich eher mit der Frage beschäftigten, einen zweiten Kaffee oder das erste Bier zu trinken.
Sänger Lars Vognstrup schrie sich so dermaßen die Seele aus dem Hals, als hätte er es zu seinem persönlichen Lebensziel gesetzt, die P.A. in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Die sichtlich gespielte Wut und Aggression wirkte allerdings in jeder Hinsicht unglaubwürdig und verdiente kaum mehr als ein müdes Schulterzucken. Musikalisch bewegte man sich auf einem New Metal-überschwemmten Pfad zwischen FAITH NO MORE und FEAR FACTORY - qualitativ um Lichtjahre schlechter, versteht sich. Wenn Vognstrup nicht gerade der Ansicht war, das Mikro auf direkte Tuchfühlung mit seinem Kehlkopf bringen zu müssen, war der Sound zwar im akzeptablen Bereich, konnte aber die musikalischen Mängel nicht korrigieren.
RAUNCHY bildeten einen klaren Tiefpunkt des diesjährigen Summer Breeze. Tiefe Gitarrenriffs und aggressive Vocals werden von unzähligen anderen Bands mit mehr Herzblut über die Bühne gebracht, als es hier der Fall war. Klarer Fall von: Muss man nicht gesehen haben.
[Chris]


MAIN-STAGE - 15:00 – 15:35 Uhr – FLOWING TEARS

Am Samstag Nachmittag zur Kaffee-Zeit ( Kaffee hätte den meisten Besuchern zu dieser Zeit extrem gut getan...) trat auf der Hauptbühne die Drei-Mann-und-eine-Frau-Combo FLOWING TEARS auf. Für die, die's nicht kennen: FLOWING TEARS spielen, grob gesagt, melodiösen Gothic Rock mit weiblichen Vocals. Der größte Unterschied zu NIGHTWISH besteht wohl darin, dass bei FLOWING TEARS Keyboards und Synthesizer eher eine untergeordnete Rolle spielen und rockige Melodien dominieren.
Was FLOWING TEARS boten war ein solider Auftritt, die Songs wurden sauber und in sich stimmig dargebracht und dürften den ein oder anderen zum Kauf einer CD veranlassen. Optisch wurde das ganze extrem sehenswert durch die gutaussehende Sängerin ergänzt, die sich lasziv-sexy über die Bühne bewegte und den Atem, zumindest der Zuschauer die ihre Augen bereits ganz aufbekamen, mehr als einmal mit ihrem unglaublichen Hüftschwung ins Stocken brachte. Ich verkneife mir jetzt den Vergleich mit SHAKIRA.
Ansonsten hatten FLOWING TEARS aber etwas Pech mit dem Publikum. Die ersten Reihen gingen begeistert mit, aber der Besuch war doch eher spärlich, die meisten waren zu so "früher" Stunde am dritten Festival-Tag wohl noch am Pennen. Und diejenigen, die weiter hinten standen, hatten teilweise einfach zu sehr mit ihrem Gleichgewicht und ihren Augenlidern zu kämpfen, als dass sie sich auf den Gig hätten konzentrieren können.
Schade, denn der Auftritt bot absolut keinen Anlass, die Tränen fließen zu lassen. Guter Auftritt, sehr gute Band, geile Musik und geile...ach, das verkneif' ich mir jetzt auch.
[Mathias]


PAIN-STAGE - 15:35 – 16:05 Uhr – UNDERTOW

UNDERTOW lieferten, wie man es von den drei Jungs aus dem Schwabenländle gewöhnt ist, eine energiegeladene Show ab und rockten was das Zeug hielt. Mit ihrem Mischling aus Metal und Hardcore, Melodie und harten Gitarren sorgten UNDERTOW hauptsächlich mit Songs aus ihrem aktuellen Album "Unite" für gute Unterhaltung. Sänger Josh war wie immer für Späße aufgelegt, man könnte ihn sozusagen als die gute Laune in Menschengestalt ausgeben, und im Großen und Ganzen schaffte er es, neben der erstaunten Feststellung, dass hier verdammt viele Menschen vor ihm stünden, die Leute zum Lachen zu bringen. Zwischen den Songs hatte man also auf keinen Fall Langeweile zu befürchten und UNDERTOW mogelten sich auf diese Art und Weise langsam durch ihr Repertoire.
Abschließend könnte man sagen, dass UNDERTOW eine sehr publikumsnahe, positive und gesprächige Band darstellen, was ihren Auftritten auf jeden Fall Plus-Punkte, und dem Publikum einen angenehmen Gig beschert.
[Dani]


MAIN-STAGE - 16:05 – 16:45 Uhr – AMON AMARTH

Was soll ich zu AMON AMARTH noch großartig schreiben? Eigentlich könnte ich hier meinen Wacken Bericht reinsetzen, er würde die Sache haargenau treffen. AMON AMARTH sind live einfach eine Macht und das war in Abtsgmünd nicht anders. Schon bei den ersten Tönen des coolen Openers „Masters Of War“ sah man im Publikum Dutzende Banger und die Band um Fronthüne Johann Hegg zeigte während des Gigs ein ums andere Mal, wie perfektes Synchronbanging auszusehen hat. Und dass man großartige Viking Death Metal Songs wie „Last Of Pagan Blood“, „Annihilation Of Hammerfest“, den neuen Kracher „Death In Fire“ und das alles killende „Bleed For Ancient Gods“ ruhig häufiger hören kann, ist auch klar, zumal die Songs live besonders gut kommen. Da auch der Sound stimmte und AMON AMARTH ihren Gig mit der Hymne „Victorious March“ beendeten, kann man getrost von einem Highlight sprechen, ich hatte jedenfalls trotz des Wacken Auftritts verdammt viel Spaß bei der Show, genau wie die vielen Fans, die lautstark nach einer Zugabe brüllten. War geil, ist geil, bleibt geil!
[Herbert]


PAIN-STAGE - 16:45 – 17:15 Uhr – AGATHODAIMON

Nun, die Ex-Mainzer um Fronter Sathonys hatten es wahrlich nicht leicht. Zwar gab’s bisher drei, teils mehr als gutklassige Alben, aber gerade in Sachen Live-Performance konnte man sich bisher alles nachsagen – außer der Tatsache, dass man eine gute Live-Band sei. Ich persönlich sah AGATHODAIMON heute zum dritten Mal, und wollte es mir nicht nehmen lassen, mich nun endlich von den 'Live-Qualitäten' der Truppe überzeugen zu lassen.
So weit, so gut. Leider trat man nur als Quartett an (Zwei Klampfen & Gesang, Bass, Drums), was bedeutete, dass die Keys komplett vom Band kamen. Bei einer so atmosphärischen Band wie AGATHODAIMON ist das an sich schon sehr schade. Sei’s drum. Der Sound war absolut in Ordnung, und auch die musikalische Darbietung hielt sich zunächst im grünen Bereich auf. Kracher wie „Tongue Of Thorns“, „Burden Of Time“ oder “An Angel’s Funeral” bollerten nicht nur amtlich aus den Speakern, sondern sorgten auch für ordentlich Stimmung.
Als dann jedoch das Einspielen eines Keyboard-Intros per Band auch nach dem vierten Mal nicht klappen wollte, man sich dann entschloss, den Song ohne Intro zu spielen - woraufhin sich der Drummer zunächst verspielte, um dann nach ein paar Takten mit einem Schulterzucken den Song abzubrechen – da fühlte man sich doch wieder an die anderen Auftritte erinnert, welche durch diverse andere Unzulänglichkeiten (für die sicherlich nicht alleine die Band verantwortliche gemacht werden kann) nicht unter dem Kapitel „Live-Erfolg“ abgeheftet werden können.
Da half auch der gute Auftritt von Gastklampfer „Penis“ (vom Publikum frenetisch mit Sprechchören gefeiert) nix, und selbst ein Übersong wie „Banner Of Blashphemy“ konnte das vermurkste Set nicht mehr wirklich retten. So bleibt leider wieder einmal ein zwiespältiger Eindruck von einem AGATHODAIMON-Gig zurück, was ich persönlich mehr als schade finde. Nun, vielleicht sind auch aller guten Dinge vier... ;-).
[Rouven]


MAIN-STAGE - 17:15 – 17:55 Uhr – WITHIN TEMPTATION

WITHIN TEMPTATION stehen für Gothichymnen, die unter die Haut gehen und Melodien, die man einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Und dann gibt es da ja auch noch die sowohl gesanglich, als auch visuell eindrucksvolle Sängerin. Besagte Sharon den Adel, die im roten Kleid erschienen war, war gut bei Stimme und beinahe kristallklar zu hören. Allerdings fiel mir bei "Mother Earth" (grandioser Titeltrack der aktuellen Scheibe) auf, dass sie beim Refrain, den sie auf der Platte in einem Zug durchsingt, hier zweimal zwischendurch Luft holen musste. Das störte aber nicht weiter und so konnte man weitere Schmankerl wie "Restless" von Debütalbum "Enter" genießen. Mit "The Other Half" von der "The Dance"-MCD kam auch ein ziemlich schneller Song mit zum Einsatz, der förmlich zum Headbangen einlud. Gegen Ende des Auftritts war die Zeit leider schon zu weit vorangeschritten um alle Songs zu spielen, sodass man nur ca. zehn Sekunden von "The Promise" anspielte, sich dann aber in Anbetracht der Zeitknappheit doch entschied, mit "Ice Queen" zu enden. Das hatte einen guten Grund, hatte man doch dazu passenderweise ein großes Feuerwerk vorbereitet, dass dann durch einen nicht enden wollenden Konfettiregen abgelöst wurde, der einem Schneetreiben schon sehr nahe kam. Beide Daumen hoch für diese Show!
[Stephan]


PAIN-STAGE - 17:55 – 18:30 Uhr – DIE APOKALYPTISCHEN REITER

Reiter! Reiter! Reiter! So wie die APOKALYPTISCHEN REITER wurden recht wenige Bands abgefeiert, und wenn man mal bedenkt, welche Größe Bands wie SENTENCED oder HYPOCRISY erreicht haben, dann ist diese Tatsache doch als eindeutiger Achtungserfolg für die REITER zu werten. Zwar sind die Jungs mittlerweile alles andere als ein kleiner Geheimtipp, insbesondere nach dem superben „All You Need Is Love“-Album sollten die REITER auf eine deutlich größere Fangemeinde blicken können.
Das wäre bei den unumstrittenen Live-Qualitäten des Quintetts allerdings auch kein Wunder, denn eine mitreissendere und energiegeladenere Live-Band als die REITER müsste man lange suchen. Was auf dem Summer Breeze geboten wurde, kam für meine Begriffe schon fast an die Magie von SUBWAY TO SALLY heran, auch wenn man beide Acts im Prinzip gar nicht vergleichen kann. Allein schon die Aktion eines Wurfes Sonnenblumen in das massig versammelte Publikum (nach der anscheinend doch ernst gemeinten Frage „Wollt ihr Blumen?“), sprechen für die einsame Klasse der REITER.
So ganz nebenbei konnte man mit Hammersongs der Marke „Unter der Asche“, „Reitermania“, „Licked By The Tongues Of Pride“ oder der Hartwurstmucken-Hommage „Metal Will Never Die“ nicht nur auf der gesamten Distanz von einer guten halben Stunde zeigen, dass man im deutschen Bereich eine der besten, wenn nicht sogar die beste Death Metal-Band ist – vielleicht auch, weil die REITER schon immer etwas eigenwillig und Besonderes waren. Genau das hat auch den Summer Breeze-Auftritt zu einem unvergesslichen Triumphzug werden lassen.
[Rouven]

Redakteur:
Katrin Debes

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