Sabaton, Stahlzeit, Equilibrium und Leaves' Eyes - Ludwigsburg

13.08.2017 | 23:28

30.07.2017, Residenzschloss

Wenn ein ehrwürdiges Residenzschloss bebt, dann ist Metal angesagt!

Was ist, wenn sich größere Mengen in Camouflage gekleidete Menschen zum Residenzschloss in Ludwigsburg bewegen? Richtig: Die KSK Musik Open für Freunde des Heavy Metal mit SABATON als Headliner. Und auch sonst kann sich das Billing sehen lassen. Mit STAHLZEIT, EQUILIBRIUM und LEAVES' EYES sind noch drei weitere hochkarätige Bands am Start. Aber vor dem Musikspektakel heißt es, wie immer, auf den Einlass warten. Das ist aber kein wirkliches Problem, kann man sich die Wartezeit doch mit diversen Getränken und Essbarem verkürzen. Große Schilder weisen übrigens darauf hin, wer sich wo anstellen soll und was nicht mitgebracht werden darf: Die, die nur ein Handy oder eine Geldbörse bei sich tragen, sollen sich auf die linke Seite stellen, die mit Taschen auf die rechte Seite. Damit der Einlass schneller geht. Ein netter Mensch erklärt das auch noch einmal und bittet nett auf Schwäbisch, man möge doch aufrücken und sich näher zusammenstellen. Gut gelaunt und mit viel Gelächter wird dieser Aufforderung nachgekommen und so stehen die "harten Jungs" und natürlich auch Mädels einträchtig in Zweier- und Dreierreihen zusammen. Auch als sich der Einlass ein wenig verzögert – was ebenso freundlich mitgeteilt wird – gibt es keinen Stress, alle sind entspannt und warten friedlich in der doch jetzt schon recht langen Schlange. Auch der Sicherheitsdienst ist nett und freundlich, sowohl hier am Eingang, als auch später drinnen und der Einlass geht zügig voran. Als Opener ist die Symphonic-Metal-Band LEAVES' EYES auserkoren. Zu Beginn der Show verteilen sich einige Nordmänner, mit Schild und Speer bewaffnet, auf der Bühne, um gleich einmal nordisches Viking-Flair aufkommen zu lassen. Sängerin Elina Siirala überzeugt mit ihrer grandiosen Stimme und legt sich gemeinsam mit Sänger Alexander Krull, dem Mann mit der tiefen Stimme und den beeindruckenden Haaren, gleich mächtig ins Zeug. Es ist nicht schwierig, die Zuschauer, die offensichtlich ihren Spaß haben, zum Mitmachen zu animieren und Herr Krull lässt es sich nicht nehmen, die begeisterte Menge ein wenig zu filmen. Dies alles wird vom Publikum natürlich gebührend honoriert und mit entsprechendem Applaus belohnt, als Elina mit ihren Jungs nach einer guten halben Stunde die Bühne schon wieder verlassen muss. Der Umbau geht zügig vonstatten, sodass die Epic-Metal-Band EQUILIBRIUM pünktlich loslegen kann. Wenn man das Umfeld so betrachtet, sieht man ziemlich viele Fans der Band, die sich textsicher durch die Lieder singen oder "growlen". Direkt neben uns steht eine zierliche kleine Japanerin im Equilibrium-T-Shirt, mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und meist wild kreisenden Haaren. Gelegentlich halte ich die Luft an, weil ich befürchte, dass sie im Eifer des Gefechts mit dem Kopf auf die Absperrung knallen könnte – aber es geht alles gut. Zum Schluss des Auftritts entschuldigt sie sich doch tatsächlich für ihr wildes Headbanging. Aber ich kann ihr versichern, dass alles gut ist – wir hatten dadurch eine nette leichte Brise. Da muss sie doch lachen. EQUILIBRIUM spielt vier Songs vom neuesten Album "Armageddon" und je zwei ältere Lieder von "Sagas" und "Erdentempel", aber nach ca. 45 Minuten müssen auch sie schon wieder die Bühne verlassen und werden mit gebührendem Beifall bedacht. Zu Recht, sie haben einen wirklich klasse Auftritt hingelegt. Nach dem nächsten Umbau wird es heiß und zwar so richtig: STAHLZEIT, die RAMMSTEIN-Tributeband, heizt uns ordentlich ein. Nicht nur mit vielen bekannten RAMMSTEIN-Songs (u.a. 'Rammstein', 'Du riechst so gut', 'Sonne', 'Feuer Frei' oder 'Engel'), die Sänger Heli Reißenweber mit seinen Jungs gekonnt inszeniert, sondern auch mit jeder Menge Pyro. Das macht schon Lust, mal einen kompletten STAHLZEIT-Auftritt anzuschauen. Auch hier sind natürlich wieder ganz viele Fans dabei – ich denke mal, sowohl von RAMMSTEIN, als auch von STAHLZEIT – und so wie es ausschaut, kommen sie auch voll auf ihre Kosten. Letztendlich ist nach etwas über 50 Minuten aber auch dieser Auftritt beendet und die Meute intoniert die unvermeidlichen "Noch ein Bier"-Rufe, gemischt mit "Sabaton! Sabaton!" Noch während der Umbaupause mischt der Wettergott kurz mit und zeigt uns mit einigen Regentropfen, dass er auch anders könnte... Aber SABATON hat wohl einen guten Draht zu ihm, denn wie schon bei zwei anderen Open-Air-Konzerten, bei denen das ähnlich war, lässt er Wolken und Regen wieder verschwinden und wir können ein regenfreies Konzert genießen. Auch SABATON spart während des Konzerts nicht mit Pyro und manchmal wird es auch richtig laut, wenn im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Rohren der Panzeratrappe gefeuert wird. Wie üblich sind die Mikrofonständer mit Stahlhelmen und Gewehren dekoriert und natürlich darf auch das Camouflage-Outfit der Truppe nicht fehlen. 'The Final Countdown', 'In The Army Now' und 'March To War' – jeweils vom Band eingespielt – leiten die grandiose Show ein, die direkt mit dem rasanten 'Ghost Division beginnt'. Bei allen Titeln laufen im Hintergrund auf einer großen Leinwand die passenden Videos und das Publikum ist während der ganzen Show komplett aus dem Häuschen. Eigentlich wie immer, wenn ich an die vergangenen Shows denke, die ich bisher besucht habe. Die Band strahlt, ist glänzender Laune und sprüht vor Spielfreude. Joakim macht seine Witzchen mit dem Publikum und erzählt, dass sie heute "some new songs, some old songs and a lot of shit" spielen werden. Das mit dem "shit" sollte er vielleicht nochmal überdenken, es ist nicht wirklich welcher dabei. Ich bin übrigens mal gespannt, ob er es irgendwann schafft, dass die "Noch-ein-Bier-Rufe" verstummen. Ein Bier muss er natürlich trinken, ein zweites darf sich später Tommy hinter die Binde gießen, aber das ist es auch gewesen. Geschickt umgeht er 'Gott mit uns' - sprich: Die Noch-ein-Bier-Version, dafür gibt es 'Swedish Pagans', was natürlich auch immer wieder gerne vom Publikum intoniert wird, sowie direkt danach eine Abstimmung, ob 'A Lifetime Of War' auf Englisch oder Schwedisch gesungen werden soll. Die Entscheidung fällt klar zu Gunsten 'En Livstid I Krig' aus. Mit 'The Lost Battalion' und 'Winged Hussars' ist dann leider auch schon (fast) das Ende des Konzerts erreicht. Die vier Zugaben werden mit den "Nachthexen" eingeleitet, bevor alle, die bis jetzt noch nicht ganz außer Puste sind, noch einmal bei 'Primo Victoria' hüpfen dürfen. Leider rückt das Ende dennoch unwiderruflich näher, es bleiben noch 'Shiroyama' und 'To Hell And Back', zu dem die beiden Kanonen ihren grünsilbernen Konfettiregen über die Meute abfeuern. Und 'Dead Soldier's Waltz' mit dem obligatorischen Gruppenfoto macht deutlich, dass die Show wirklich beendet ist. Wie immer werden noch großzügig Plektren, Drumsticks und Setlisten ins Publikum geworfen, bis sich unter den Klängen von 'Masters Of The World' die Zuschauer zum Ausgang bewegen. Ordentlich und gesittet, wie man das von den harten Metalheads gewohnt ist. Der eine oder andere Stand, der noch Restbestände an Essbarem und Getränken aufweist, wird noch leergefegt, dann kann das ehrwürdige Residenzschloss beruhigt aufatmen: Die Meute ist weg, es selbst steht noch und zeigt keine Risse. Verschnaufpause bis zum nächsten Konzert ist jetzt angesagt. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber: Die doch sehr hohen Getränkepreise. Da sollte man ein wenig "nachbessern", zumindest Wasser sollte nicht genauso teuer wie Bier sein. Ich erwähne das deshalb, weil in meiner näheren Umgebung etliche Besucher ihren Unmut darüber kundtun. Fazit: Trotz dieser kleinen Einschränkung eine tolle Veranstaltung mit vier hervorragenden Bands, die in einer stimmungsvollen Location für richtig gute Laune sorgen.

Setliste SABATON: Intro: The Final Countdown, In The Army Now, The March To War (alle drei vom Band), Ghost Division, The Art Of War, Blood Of Bannockburn, Attero Dominatus, The Last Stand, Panzerkampf, Sparta, Screaming Eagles, Carolus Rex, Swedish Pagans, A Livstid I Krig, The Lost Battalion, Winged Hussars, Zugaben: Night Witches, Primo Victoria, Shiroyama, To Hell And Back, Outtro: Dead Soldier's Waltz, Masters Of The World

Setliste EQUILIBRIUM: Intro, Prey, Heimat, Waldschrein, Blut im Auge, Karawane, Zum Horizont, Born To Be Epic, Unbesiegt

Setliste LEAVES' EYES: Halvdan The Black, Swords In Rock, Edge Of Steel, Sacred Vow, Blazing Waters

 

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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