Wacken Open Air 2015 - Wacken
20.08.2015 | 19:5030.07.2015,
Unsere große Rückschau auf ein buntes, lautes Fest des Schlamms.
Ja, es war matschig. Verdammt matschig. So. Damit wäre das wichtigste diesjährige Thema der Boulevard-Medien auch schon abgehakt und wir können uns dem Inhaltlichen widmen: Das Wacken Open Air ist in der 26. Auflage und lockt einmal mehr die Massen auf den Acker. Nie zuvor war das Festival derartig schnell ausverkauft (keine 48 Stunden hat es gedauert!) und selbst viele hartnäckige W:O:A-Verweigerer schielen ob eines bestimmten Donnerstagsheadliners mehr als deutlich gen Norden. Ohne weiter lang drumherum reden zu wollen, gehen wir direkt zum Kern der Angelegenheit: Heavy Metal. Wir berichten wie immer im Wesentlichen von den großen drei Bühnen und streuen an jedem Tag vereinzelte Auftritte der anderen Spielorte ein. Viel Spaß!
Für POWERMETAL.de wateten in diesem Jahr Jakob Ehmke, Nils Macher, Björn Backes, Raphael Paebst, Yvonne Paebst, Thomas Reinsch, Vanessa Eick sowie Oliver Paßgang durch den Sumpf; die Fotos stammen allesamt von Felictias Paebst.
Wacken, Donnerstag 15 Uhr. Das Festival steht unmittelbar vor dem offiziellen Startschuss in Form von SKYLINE, wo Wacken-Chef Thomas Jensen den Bass zupft. Ein bisschen anders fühlt es sich dieses Jahr aber doch an, denn es regnet seit mittlerweile 48 Stunden. Die seltenen Regenpausen kann man an einer Hand abzählen. Campgrounds, Wege zum Infield und natürlich das Infield selbst gleichen einem Sumpf. Was sonst am Freitag oder Samstag nach mehreren Schauern gelegentlich vorkam, ist heute von Anfang an Realität. Nichtsdestotrotz versammeln sich viele Fans vor den Hauptbühnen, um der Festivaleröffnung zu lauschen. Der Sommer mag ein Arschloch sein, so die Anmoderation von Harry Metal, aber dieses Arschloch ignorieren wir ab sofort. Und wie wir das tun - MANOWARs 'Metal Warriors' macht den Anfang, der der versammelten Headbangerschaft den Schlamm aus den Ohren pustet und das Metal-Zentrum im Gehirn aktiviert. Whimps und Poser werden aktuell eh nicht auf dem Feld sein und wenn, dann werden sie von den Klängen der truesten aller truen Bands vertrieben. Wie eigentlich jedes Jahr macht die Coverband mit der Songauswahl alles richtig und wärmt mit allseits bekannten Hits die Massen auf, ganz gleich ob mit RAINBOW, OZZY OSBOURNE oder DEEP PURPLE. Verlassen hat trotz andauernden Regens scheinbar niemand das Infield, denn wenn wie heute noch Bands wie IN EXTREMO und SAVATAGE zum Tanztee bitten, möchte man das ja nicht auf dem Zeltplatz verschlafen.
Diese Ankündigung hatte bereits auf dem Wacken 2014 für ein breites Grinsen in vielen Gesichtern gesorgt: U.D.O. macht gemeinsame Sache mit dem musikalischen Teil der Bundeswehr. Wer sonst, wenn nicht der alte Panzer aus Deutschland? Von der zuletzt starken Live-Performance des alten Haudegens motiviert, begebe ich mich frohen Mutes zur matschigen True Metal Stage, um dort dann ein breit aufgestelltes und sehr großes Musikkorps vorzufinden, das seine Sache wirklich gut macht: Klanglich top, musikalisch einwandfrei - das gilt für U.D.O. und seine Band gleichermaßen. Trotzdem ist das hier und heute als Enttäuschung zu betiteln. Der Grund dafür ist auch leicht auszumachen, denn so gut ich den Hintergedanken (genau wie bei allen anderen "Orchesterprojekten" ebenfalls) nachvollziehen kann, so wenig funktioniert dies bei U.D.O. Die ausgearbeiteten, per se guten Arrangements können den Nummern nahezu überhaupt keine weitere Dimension verpassen, obwohl der eine oder andere Song sicherlich genau zu diesem Zweck den Weg in die Setlist gefunden hat. Um es mal auf den Punkt zu bringen: So schön sie klingen, so nett sie aussehen (dieser Zwirbelbart!) und so gut sie ihre Sache auch machen, die Herren der Bundeswehr stehen einem richtig guten U.D.O.-Gig mehr im Wege, als dass sie ihm dienlich sind. Natürlich kommen dabei nette Geschichten herum ('Man And Machine') und gewisse Lieder funktionieren halt immer ('Metal Heart'), allerdings hätte ich mir auch diese lieber in der rohen, geradlinigen Metal-Variante ohne großes Drumherum gewünscht – denn genau dafür steht U.D.O. schließlich mehr mit seinem Namen, als Claus Hipp für hochwertige Babynahrung.
"Was ein Hit-Feuerwerk!" ist der Gedanke, der mir nach gut einem Drittel des Sets kommt und mich nicht mehr loslassen will. IN EXTREMO feiert 20 Jahre: Glückwunsch dazu! Entsprechend in Feierlaune sind Herr Rhein und seine Mannen, welche die im Stile des "Kunstraub"-Albums dekorierte Bühne mal mächtig rocken. Für das mistwettergeplagte Wacken-Publikum gilt das nicht minder, da herrscht nun ebenfalls Lust auf endlich ein wenig Party. Das gelingt mit den gewählten Gassenhauern auch ganz zielsicher, wobei der Fokus schon deutlich auf der zweiten Karrierehälfte zu liegen scheint. Dass IN EXTREMO nach wie vor als Paradebeispiel für Mittelalter-Musik gilt, liegt wohl auch mehr an der Historie, als an der derzeitigen Musik begründet, die in vielen Momenten nichts anderes als DIE TOTEN HOSEN meets Dudelsack darstellt. Wer die Live-Qualitäten der Düsseldorfer kennt, wird dies entsprechend als Lob einordnen. Das letzte Einhorn ist immer wieder für die eine oder andere Anekdote gut (so erfährt man, dass Dr. Pymontes Eltern ursprünglich aus Wacken kommen), findet hier aber auch ein sehr einfaches Publikum vor, das Gedudel ('Ai Vis Lo Lop'), neueres Material ('Zigeunerskat') und natürlich rockige Kracher ('Nur ihr allein') gleichermaßen abfeiert. Die Aufgabe als Anheizer (oder besser: Aufwärmer) erfüllt IN EXTREMO somit mit Bravour. Nächstes Mal kann die Band dann gerne wieder einen späteren Slot haben.
Wie auch tausende anderer Fans habe ich mich vor der True Metal Stage eingefunden, um IHN zu sehen. Der Mann, der Musik und Horror so vorzüglich vereint. ROB ZOMBIE überzeugte schon immer in Musik–Videos und auf der Bühne mit fantastischen Grusel–Inszenierungen, welche später in Genre–typischen Filmen, wie z.B. "Haus der tausend Leichen", resultierten. Nun sollte ich mich persönlich von seinem Talent und seiner kraftvollen, mächtigen Präsenz überzeugen können. Der musikalische Mix aus Industrial, Elektro, Rock und Metal lässt eine Vielzahl von verschieden kombinierten Ausdrucksarten zu, so dass für jeden Musikliebhaber etwas dabei ist. Schon die ersten Töne von 'Teenage Nosfertau Pussy' zaubern einen Schauder über meinen Nacken. Fette Stromgitarren, gruselige Keyboard–Akkorde und dann diese gemeine Stimme aus der Hölle: Alles passt vortrefflich zu den Monsterverkleidungen der Amerikaner und den schauerlichen Bildern auf den Monitoren. Das Publikum rockt. Es wird gejubelt, geklatscht und in dröhnender Lautstärke schallen die "Hey-Hey-Heys" über das bewölkte Open-Air–Gelände. Neben Robs natürlicher, arroganter Art, die er sich als Künstler dieser Größenordnung durchaus erlauben kann, ja vielleicht sogar erlauben muss, mischt sich heute noch eine weitere Stimmung mit in seine Performance: Er ist verdammt missmutig. Teile seines Equipments, unter anderem die Drums und Teile der Bühnenshow sind nicht in Wacken angekommen. So spielen die Musiker mit zum Teil geliehenen Instrumenten. Ich wäre da auch verstimmt und so verzeihen viele Fans dem Künstler diese kleinen verbalen Ausrutscher, die sich immer wieder in seine Ansagen einschleichen. Einer lässt sich allerdings von all dem nicht die Stimmung vermiesen: Mr. Piggy D hüpft so gut gelaunt mit seinem Bass über die Bühne, dass er das Publikum mit in seinen Bann zieht. Wenn er das Zeichen zum Klatschen gibt, dann klatscht die Menge, wenn er hüpft, dann hüpft die Menge. Eine äußerst gelunge Live-Darbietung bekommt der Fan auch vom Drummer Ginger Fish in Form eines Drum–Solos zu hören. Tja, liebe Schlagzeuger und Schlagzeugerinnen zu Hause auf dem Sofa: Zuhören, lernen und dann nachmachen. Eure Nachbarn werden das verstehen. Nach dem Drum–Solo geht es mit einem Song von WHITE ZOMBIE weiter: 'More Human Than Human' holt dann auch die letzten Langschläfer aus ihrer Lethargie und reißt sie mit. Eine Menge Vielseitigkeit und Humor beweist ROB ZOMBIE, als er unverhofft und sehr punkig umgesetzt 'Blitzkrieg Bop' von den RAMONES zum Besten gibt. Diese Überraschung wird dann noch von einer weiteren in Form eines METALLICA–Covers überboten. Das Schlagzeug bei 'Enter Sandman' klang noch nie so intuitiv und spaßig. Und auch ein paar Takte 'Schools Out' von Horror–Altmeister ALICE COOPER werden in ein wenig düsterer Manier dargeboten. Dann ist es auch schon vorbei. 90 Minuten pure Rock–Ekstase. Wenn, ja wenn da nicht noch diese kleine Zugabe in Form von 'Dragula' wäre. Zu dem Lied gibt es nichts zu sagen. Der größte Elektro–Hit seit der Jahrtausendwende, der weltweit in unzähligen Diskotheken gespielt und geichzeitig der imposanteste Beitrag des "Matrix"-Soundtracks, sprechen Bände. Und dann fällt der Vorhang. Eine perfekt inszenierte und meisterhaft umgesetzte Darbietung gewaltiger Songs von einem grandiosen Künstler-Quartett.
Endlich ist er gekommen, der sehnlichst erwartete Moment, an dem SAVATAGE in Top-Besetzung wieder die Bühne entern sollte. Seit der letzten Tour habe ich auf diesen Augenblick gewartet und obschon Master Oliva mit JON OLIVA'S PAIN einen Großteil seiner Tour-Sets mit alten SAVATAGE-Nummern füllte, sollte es nie wieder das gleiche sein wie zur Jahrtausendwende und davor, als die Band live ein regelmäßiges Feuerwerk abfackelte. Als dann endlich der Spielautomaten-Counter auf der Leinwand den Gig ankündigt, gibt es viele überraschte Gesichter. Bereits 15 Minuten vor dem offiziellen Startschuss soll die Show beginnen? Ist hier noch mehr als das ganz große Ding geplant? Nun, die Band lässt noch knappe zehn Minuten auf sich warten, bevor nach einer kurzen Videosequenz die ersten Noten von 'Gutter Ballet' ins 40-minütige Soloset einladen. Und tatsächlich: Die Magie ist sofort wieder da, sobald auch Caffery, Pitrelli, Middleton und Plate den beleibten Sänger, der sich heute überraschend weit im Hintergrund hält, unterstützen und ebenfalls miterleben dürfen, wie der gute Jon seine beste Gesangsleistung seit anderthalb Dekaden feiert. '24 Hours Ago' stimmt dann kurz ein paar Old-School-Noten an und leitet nahtlos in 'Edge Of Thorns' über, bei dem ein weiterer alter Bekannter die Bretter betritt. Zachary Stevens performt bei 'Edge Of Thorns' und später bei 'Dead Winter Dead', während Oliva bei 'Jesus Saves' vorerst den einzigen "Streets"-Klassiker anpackt. Ein ziemlich frühes 'Hall Of The Mountain King' beendet den ersten Teil und hinterlässt in der leider doch recht spärlich bestückten Front ein breites Grinsen - ja, das war schon einmal richtig geil!
Kurz danach wird die Szenerie auf die True Metal Stage verlagert, wo das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA direkt mal mit einer komplett neuen Nummer den bombastischen Teil des Abends einleitet. 'Another Way You Can Die' und 'Night Conceives' folgen mit der gesamten Palette: Background-Chöre, großflächige Videoprojektionen, sogar ein paar tanzende Sängerinnen, über die in den nächsten Tagen noch viel diskutiert werden soll. Doch TSO bringt genau das auf die Bühne, was die Band so groß gemacht hat - und auch wenn der klassische Teil den metallischen besiegt, so ist es doch absolut eindrucksvoll, was Auge und Ohr hier genießen dürfen. Ein gigantisches 'The Hourglass' mit Stevens am Mikro stellt die erste Querverbindung her und liefert den ersten echten Gänsehautmoment im Programm des Orchesters. Dieses lässt sich aber auch weiterhin nicht bitten und stellt mit 'Beethoven' den nächsten Kracher in die Setlist. Nachdem mit 'Prometheus' ein weiterer neuer Song vorgestellt wird, bildet 'A Last Illusion' das Finale einer ebenfalls denkwürdigen Show, die bis hierhin schon alle Superlative übertrifft, die jemals auf den Bühnen im hohen Norden beobachtet werden konnten. Erstklassige Songs, professionelle Performances, gewaltiges Entertainment - kein Fan dieser beiden Bands ist bis zu diesem Zeitpunkt enttäuscht worden. Und dennoch scheint keinem so wirklich klar, dass der große Knall erst bevorsteht.
Denn nach weiteren 40 Minuten reiner TSO-Beschallung erklimmt die Gigantomanie neue Gipfel. Die Action wird auf beide Bühnen aufgeteilt und beide Acts performen synchron - ein Novum, das nicht nur auf dem Papier alle Grenzen überschreitet. 'O Fortuna' aus Carl Orffs "Carmina Burana" macht den Auftakt zum Megaereignis, 'Turns To Me' und 'Another Way' (mit Russell Allen als Gastvokalist) vom "The Wake Of Magellan"-Album setzen in der Folge genau jenen Gedanken um, den Paul O'Neill bereits bei seinem ersten Aufeinandertreffen mit dem Oliva-Clan auf dem Schirm hatte. Symphonischer Heavy Metal in Perfektion war immer das Ziel, das der Produzent und Mentor nun nicht nur angestrebt, sondern in der nachfolgenden Stunde endlich auch umgesetzt hat. Die beiden Combos spielen sich die Bälle gegenseitig zu und kosten Songs wie 'Morphine Child' und 'Chance' bis ins letzte Detail aus. Jon Oliva wirkt immer noch angespannt ob all der Ambitionen, setzt aber gesanglich endlich wieder Akzente, sei es nun in besagtem 'Morphine Child' oder eben in der Jahrtausendballade 'Believe', die er sich jedoch mit dem TSO-Frontmann teilt - der einzige Wermutstropfen dieses Gigs, denn das ist einfach Jons Nummer. Aber wer denkt da im Nachhinein schon noch darüber nach?
'Christmas Eve' und 'Requiem (The Fifth)' setzen nach knapp zweieinhalb Stunden emotionaler Achterbahnfahrt den Schlusspunkt. Doch selbst als die reichlich euphorischen Musiker die Bühnen verlassen, bleibe ich noch lange stehen, um all das Erlebte auszukosten und zu verarbeiten. Das 26. Wacken Open Air war auch meine 26. Begegnung mit Jon Oliva. Und auch wenn Nummern wie 'Sirens', 'Tonight He Grins Again' und ganz besonders 'When The Crowds Are Gone' heute fehlten, so hat der Großmeister mir heute den größten Wunsch erfüllt, seit ich als Fan Teil der Szene bin. Tränen fließen, die Gänsehaut hält an, ich kann es irgendwie bis heute noch nicht fassen, dass all das Wirklichkeit geworden ist. Doch die Gewissheit, SAVATAGE live erlebt und dieses Material in einem solchen Setting gefühlt zu haben, verschwindet Gott sei Dank nicht. Ich bin froh, dass ich den Glauben nie verloren haben, dass es irgendwann doch wieder passieren könnte. Und auch wenn ich mir sicher bin, dass ein solches Event nie wieder übertroffen werden kann, wünsche ich mir nichts mehr als den Repeat-Modus zu diesem Abend. Alle widrigen Umstände, die mich davon abhalten wollten, in diesem Jahr nach Wacken zu fahren, um meine Faves zu sehen, sind vergessen - denn alles, was in Kauf genommen werden musste, um hier und heute anwesend zu sein, war es absolut wert.
Kleine Randnotiz noch: Die gesamte Show hat angeblich eine Summe von 20 Millionen Euro verschlungen, so zumindest äußerte das Produktionsteam sich zur Finanzierung des Gigs in den einschlägigen TV-Berichten. Was für ein Preis für eine langjährige Vision - aber es zeigt eben, wohin alles führen kann, wenn man bereit ist, seinen Traum zu leben. Danke! Ich sage einfach nur danke!
... und auf den anderen Bühnen?
Es fühlt sich irgendwie nicht richtig an, eine solch grandiose Band auf der Zeltbühne verbannt zu sehen, während ihre ungleich erfolgreicheren Kollegen von IN FLAMES am nächsten Tag den Headliner-Slot einnehmem dürfen. Die bessere Show und auch die besseren Songs kann nämlich DARK TRANQUILLITY auf den diesjährigen Wacken-Schedule setzen, daran lässt der abendliche Schlammtanz auf der Headbanger Stage keinen Zweifel. Die Band kann es sich erlauben, Übernummern wie 'The Wonders At Your Feet' und 'ThereIn' zu einem frühen Zeitpunkt zu verballern, ohne dass am Ende konditionelle Schwächen ihren Tribut fordern. Überhaupt ist ein Best-of-Set der Skandinavier inzwischen eine Geschichte, deren Kapitel ausschließlich von gewaltigen Hymnen beschrieben werden. Dennoch scheint die Band nicht auf die Reaktionen im schwitzigen Zelt vorbereitet, wo Tausende ihre Textsicherheit untermauern. Der sympathische Frontturner Mikael Stanne dirigiert voller Begeisterung den bunt gemischten Chor, der bei 'The Treason Wall' und 'Misery's Crown' ein letztes Mal richtig steil geht und eine sensationell gut aufgelegte Truppe für den heutigen Tag entlässt.
Nach einem kurzen Sprint von der True Metal Stage rüber zur Wet Stage bin ich ein wenig zu spät, um den Anfang von COMBICHRIST zu sehen. Nachdem ich letzte Woche für euch auf dem Amphi–Festival in Köln war und den Norweger dort schon live gesehen habe, hoffe ich, dass es mich diesmal mehr überzeugen würde. Also, rein ins Zelt, um zu feiern und zu tanzen. Waren es letzte Woche noch zig tausende Fans aus der ganzen Welt, sind es im Zelt gerade mal ein paar Hundert, die sich eingefunden haben, um der Grenz–Szene zwischen EBM und Industrial zu huldigen. Auch wenn COMBICHRIST in der Elektro–Szene für Lieder wie 'Get Your Body Beat' oder 'This S*it Will Fcuk You Up' als TBM/Aggrotech-Größe berühmt ist, so sind die meisten Songs eher dem Industrial–Metal–Genre zuzuordnen. Vielleicht ist dieser Umstand auch der Grund, dass Herr Olsen diesmal so viel offener, charismatischer, besser gelaunt und motivierter ist. Es ist ein durch und durch metallisches Publikum, welches sich dicht gedrängt vor der kleinen Bühne eingefunden hat. Die Stimmung ist schon unglaublich gut, als ich mich bis fast nach vorne durchkämpfe. Dort angekommen, erlebe ich hautnah den Spaß und die Freude, die Ole bei der Perfomance hat: Voller Elan, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, interagiert er sichtlich gelassen und entspannt mit den Zuschauern. Bei 'Maggots At The Party' erreicht die Stimmung dann ihren absoluten Höhepunkt, als die treuen Fans gleichzeitig hüpfen, singen und tanzen. Die Combo ist live so gut eingespielt und rockt so unglaublich gut, dass ich fast die Zeit vergesse. Kurz vor Schluss muss ich auch leider schon wieder los, denn es ist ein weiter Weg rüber zu SAVATAGE.
- Redakteur:
- Oliver Paßgang