DESTRUCTOR: Interview mit Dave Overkill

30.05.2007 | 16:37

DESTRUCTOR:

"Es hat sich für uns gelohnt, dass wir den Glauben an unsere Musik bewahrt haben und dass wir immer noch an das glauben, was wir tun!"

Wer auf kompromisslosen, Schädel spaltenden Power/Thrash Metal der alten Schule steht, der kommt an den US-Amerikanern DESTRUCTOR nicht vorbei. Die Jungs zählen definitiv zum Underground und ziehen kompromisslos ihr Ding durch, ohne neumodischen Firlefanz in ihre Lieder hineinzuwurschteln. Mit "Forever In Leather" werden DESTRUCTOR bald ein neues Album am Start haben. Anlässlich ihres Kurztrips nach Europa und der beiden Auftritte beim KEEP IT TRUE-Festival am 13. und 14. April 2007 war es für mich die ideale Gelegenheit, ein ausgedehntes Face To Face-Interview mit Sänger und Gitarrist Dave Overkill zu führen. Egal ob es um das neue Album ging oder den dramatischen Tod des jungen DESTRUCTOR-Bassisten Dave "Holocaust" Iannica vor nahezu zwanzig Jahren: Dave (auf dem Foto der zweite von links) war stets auskunftsfreudig und erwies sich als einer der interessantesten und sympathischsten Interviewpartner, die ich bisher ausgefragt habe. Herausgekommen ist dabei ein Interview, das etliche Einblicke in die Vergangenheit der Band und auch viele in die Zukunft enthält.
"We're pounding (against) evil!" Viel Spaß!


Martin:
Hallo Dave! Eure Show beim Keep It True Warm-Up Festival war klasse! Wie gefällt euch denn das KEEP IT TRUE-Festival und was sagt ihr zu den Reaktionen der deutschen Fans?

Dave:
Das Festival ist großartig! Das Interessante an Festivals hier bei euch ist, dass die Fans von überall her zu Festivals kommen, während man in den USA immer nur für eine kleine Hand voll Fans in der lokalen Umgebung spielt. Von daher kommen nur etwa 50 oder vielleicht auch 100 Leute. Und hier in Deutschland spielen wir vor tausend oder tausenden von Leuten, die wahre Metalfans sind. Das ist klasse!

Martin:
Wie seid ihr denn mit den Organisatoren des Festivals, Oliver Weinsheimer und Tarek Maghary in Kontakt getreten? Habt ihr in den USA schon einmal etwas vom KEEP IT TRUE-Festival gehört?

Dave:
Ja klar! Wir hatten davon schon gehört. Wir hatten schon im Jahr 2006 versucht, hier auf dem Festival zu spielen, aber wir hatten damals noch keine neuen Songs am Start, die wir hätten spielen können. Von daher war dieses Jahr ein gutes Jahr für uns, weil wir eine neue CD mit neuer Musik am Start haben (werden). Wir kamen eigentlich über unsere Plattenfirma AUBURN RECORDS dazu, diese beiden Konzerte hier auf dem KEEP IT TRUE-Festival zu spielen. Bill Peters hatte vor einiger Zeit den Kontakt zu Oli (Weinsheimer - Anm. d. Verf.) geknüpft.

Martin:
Welche Unterschiede machst du denn zwischen einem deutschen Publikum (wie zum Beispiel hier auf dem KEEP IT TRUE-Festival) und dem Publikum in den USA aus, vor dem ihr so spielt?

Dave:
Der Unterschied ist, dass die Leute hier in Deutschland wirklich den Heavy Metal lieben! In den USA hingegen, sagen wir mal auf dem Ozzfest ... da gibt es jede Menge Leute, die nur dorthin gehen, um abzuhängen, um Bier in sich reinzuschütten und sich zu prügeln. Die interessieren sich nur wenig für die Musik. Hier bei euch reisen die Leute, um Bands zu sehen, deren Musik sie wirklich lieben. Und das ist der wahre Unterschied.

Martin:
In den Anfangstagen von DESTRUCTOR war euer früherer Bassist Dave "Holocaust" Iannica (er möge in Frieden ruhen!) einer der kreativsten Songwriter der Band. Wie arbeitet ihr heutzutage an neuen Kompositionen? Wer ist nun verantwortlich für das Songwriting?

Dave:
Wir hatten bzw. haben sehr viel Glück mit unserem Bassisten Jamie (Boulder - Anm. d. Verf.). Bevor er zu Band stieß, hatten wir zehn Bassisten vorspielen lassen. Klasse an Jamie ist, dass er enorm talentiert ist und dass er nicht nur ein Bassist, sondern auch ein Songwriter ist. Er schreibt viele neue Songs und Riffs. Manchmal schreibt er auch das Grundriff und wir arbeiten dann als Band an dem Track weiter. Zwischen uns herrscht eine sehr kreative Atmosphäre. Jamie spielt auch noch in einigen anderen Bands und schreibt auch dort Lieder. Eine dieser Gruppen heißt MIDNIGHT. Hast du von denen schon einmal was gehört?

Martin:
Nö. Aber ich kenne die Band ABDULLAH vom Namen her.

Dave:
Ja, Jamie war eine Zeit lang Schlagzeuger bei ABDULLAH.

Martin:
Echt? Dann muss er aber ein wahrer Multi-Instrumentalist sein!

Dave:
Ja, das ist er. Also er hat diese Band, MIDNIGHT. Es ist ein Black-Metal-Projekt. Er spielt dort alle Instrumente: Schlagzeug, Gitarre, Bass und er singt auch.

Martin:
Unglaublich... Euer kommendes Studioalbum "Forever In Leather" sollte ja eigentlich beim KEEP IT TRUE-Festival heute, am 14.04.2007, auf die hungrige Meute losgelassen werden. Leider ist das Album nicht fertig geworden und es gibt eine Verschiebung des Veröffentlichungstermins. Warum denn das? Was ist passiert?

Dave:
Wir hatten Probleme im Studio und es gab einige technische Schwierigkeiten. Wir haben "Forever In Leather" digital aufgenommen, anstatt Bänder zu verwenden. Und leider hat der Computer einfach nicht so gearbeitet, wie er sollte. Wir haben einige Sachen wieder ausgeflickt bzw. repariert und wir waren dabei, das Ganze wieder zu mixen. Wir waren ganz nah dran, "Forever In Leather" mit zum KEEP IT TRUE-Festival zu bringen! Deshalb haben wir entschieden, die "Storm Of Steel"-EP zusammenzustellen, die eine brandneu eingespielte Version des Titels enthält, einige ältere Versionen von 'Storm Of Steel' und eine Demoversion eines Titels, der es nicht auf "Forever In Leather" geschafft hat. Wir werden ihn wahrscheinlich demnächst noch einmal aufnehmen. Und die EP enthält zwei neue Lieder, die auch auf dem Studioalbum sein werden. Von daher ist "Storm Of Steel" ein kleiner Appetithappen auf die neue von DESTRUCTOR.

Martin:
Und wann können die Fans denn erwarten, dass "Forever In Leather" realistischerweise erscheint?

Dave:
Realistischerweise wird das Album im Sommer 2007 erscheinen.

Martin:
Die Tracklist des Albums ist ja schon eine Weile auf der Website eures Labels Auburn Records zu sehen. Ist sie denn definitiv oder werden da noch einige zusätzlich Titel drauf sein? (Ich zeige ihm die Liste.)

Dave:
Nein, das sind alle Lieder, die drauf sein werden.

Martin:
Dave, greif doch mal bitte einige der Titel vom neuen Album heraus und erzähle uns etwas über die Texte und die Songstruktur!

Dave:
Also 'World Of War' ist sehr melodisch, aber dennoch ein Thrash-Song. Wir haben versucht, alle Stilelemente, die wir lieben, in diesen einen Titel zu packen. 'Unearth The Earth' ist sehr heavy. Allerdings nicht ganz so schnell. Dieses Lied hat eher so ein Power-Metal-Feeling. 'Straight To Hell' ist ebenfalls sehr schnell geworden. Definitiv ein Thrash-Song. 'Skull Splitter' ist ein reinrassiger Thrasher. Der Titeltrack 'Forever In Leather' geht er in die Richtung eines klassischen 80er Metal-Songs.
Was unsere Art des Songwritings anbelangt: wir setzen uns nicht hin und sagen zu uns selbst: "wir wollen eine ganz bestimmten Songs so arrangieren" oder: "dieser Titel muss jetzt schnell sein". Die Lieder entwickeln sich halt. Und wenn wir mit der Struktur und der Wirkung des Titels zufrieden sind, dann schreiben wir Texte und überlegen uns einen Liedtitel. Wir haben übrigens noch nie einen Song geschrieben, den wir nicht wirklich mochten. Bei manchen Bands ist es ja so, dass sie einige Füller auf ihren Alben haben. Aber davon halten wir nichts.

Martin:
No fillers, just killers!

Dave:
Genauso ist es! Du hast vielleicht den einen Titel lieber als manche andere. Aber das sollen die Fans entscheiden.

Martin:
Welches ist denn der Ausgangspunkt für das Entstehen eines Titels? Beginnt alles mit einem Riff, das vielleicht Jamie spielt?

Dave:
Jamie spielt auch Gitarre, von daher werden viele Titel auch an der Gitarre komponiert. Manchmal auch an der Bassgitarre und in sehr seltenen Fällen am Klavier oder am Keyboard.

Martin:
Wer spielt denn Keyboard oder Klavier bei euch?

Dave:
Ich spiele diese Instrumente.

Martin:
Themenwechsel! Euer früherer Bassist Dave "Holocaust" Iannica verstarb ja am 01.01.1988 unter sehr tragischen Umständen. Etwas später sind DESTRUCTOR aus der Metalszene verschwunden. Kannst du uns bitte erzählen, was sich in dieser Nacht ereignete, als euer Bassist Dave Iannica starb, und was danach passierte?

Dave:
Nun, an diesem besagten Abend (Jahreswechsel 87/88) hatten wir ein kleineres Zusammentreffen mit einigen Freunden in unserem Proberaum. Doch dann kamen immer mehr Leute und brachten weitere Personen mit, die wir überhaupt nicht kannten. Eine dieser Personen wollte Ärger anzetteln und wir sagten dann zu ihm, dass er bitte gehen solle. Dave ist mit ihm rausgegangen zum Parkplatz, um sicherzustellen, dass der Kerl tatsächlich abhaut. Und draußen wurde Dave von ihm erstochen.

Martin:
War er denn allein auf dem Parkplatz?

Dave:
Ja. Er war allein mit dieser einen Person am Parkplatz. Wir haben einige Jahre lang versucht, mit DESTRUCTOR weiter zu machen. Unseren allerletzten Auftritt hatten wir 1992 mit OVERKILL. Wir haben in der Zeit zwischen dem Tod von Dave Iannica und dem letzten Konzert 1992 drei oder vier Bassisten ausprobiert. Das Line-Up funktionierte einfach nicht mehr und wir hatten auch einen anderen Schlagzeuger. Matt Flammable hatte die Band verlassen und sagte uns, dass er einfach Zeit zum Nachdenken braucht. Die Band war einfach nicht mehr DESTRUCTOR und deshalb legten wir eine längere Pause ein. Wir haben uns dann entschlossen, nachdem wir sehr viele Fanbriefe bekamen und das Interesse alter Fans noch immer ungebrochen war, die Band in den späten 1990ern zu reformieren.

Martin:
Konnte dieser offenbar geistig minderbemittelte Mörder von Dave gefasst werden? Wurde er für diese schreckliche Tat vor Gericht gebracht und bestraft? Weißt du, welche Strafe er auferlegt bekam?

Dave:
Er sitzt noch im Gefängnis ein. Wir konnten ihn damals schnappen. Er wurde angeklagt und verurteilt wegen Mordes. Er verbüßt nun seit 1988 eine Haftstrafe. Die Strafgesetze in den USA besagen, dass man mindestens 18 Jahre für einen Mord einsitzen muss, bis hin zu lebenslänglicher Haft. Im August oder im September 1988, ich kann mich nicht mehr genau erinnern, fand der Gerichtsprozess statt. Der Mörder erhielt eine Gefängnisstrafe von 18 oder 20 Jahren. Wir wissen, dass er in den letzten zehn Jahren seiner Haft fünf oder sechs Mal einen Freigang hatte. Wir müssen immer noch regelmäßig Briefe an den Bewährungsausschuss schreiben, in denen wir bitten, ihm keinen Freigang zu gewähren. Wir saßen letztes Jahr wieder bei eben diesem Ausschuss und wollten versuchen zu erreichen, dass er nicht wieder in die Gesellschaft entlassen wird.

Martin:
Das ist wahrlich eine traurige Geschichte!

Dave:
Ja, das ist es! Wir hoffen immer noch, dass dieser Mensch im Gefängnis verstirbt. Aber das ist nicht geschehen.

Martin:
Hattet ihr eigentlich noch irgendwelche Songs nach dem Tod von Dave Iannica und dem Zeitpunkt des Auseinanderbrechens der Band im Jahr 1992 aufgenommen?

Dave:
(Überlegt eine Weile). Nein, wir haben keine neuen Songs mehr geschrieben und auch keine weiteren Lieder aufgenommen. Wir hatten jedoch ein zweites Album, das wir mit Dave "Holocaust" Iannica aufgenommen hatten, aber nicht fertig stellen konnten.

Martin:
War das "Decibel Casualties"?

Dave:
"Decibel Casualties" war nicht fertig gestellt worden und wird wahrscheinlich nie in dieser Form erscheinen, obwohl auf unserem "Maximum Destruction"-Re-Release auf Listenable Records die Lieder 'Bring Down The Hammers', 'Power Aggression' und 'Storm Of Steel' zu finden sind, die von diesen Aufnahmesessions stammen.

Martin:
Eure beiden Studioalben wurden ja bei Auburn Records veröffentlicht. Fühlt ihr euch durch das Label gut unterstützt? Habt ihr die Kontrolle über die Gestaltung der CDs und bezüglich der Produktion?

Dave:
Unsere Arbeit mit Auburn Records und mit Labelboss Bill Peters ist eine großartige Erfahrung. Er hat viele Kontakte und er hat uns schon zwei Mal nach Deutschland geführt. Er lässt uns einfach unsere Musik schreiben. Wir haben auch in kreativer Hinsicht einen Einfluss auf die CD-Cover und das Layout. Aber auch Bill Peters ist dafür verantwortlich. Manchmal präsentiert er uns Entwürfe und wir sagen ihm, ob es uns gefällt oder nicht. Er ist wie das fünfte Bandmitglied für uns. Bill weiß wirklich, was am besten für DESTRUCTOR ist.

Martin:
Ist Bill auch beteiligt, was den Mix und die Produktion von DESTRUCTOR-Scheiben anbetrifft?

Dave:
Bill hat auch schon gemixt, aber Don Depew (Gitarrist von BREAKER - Anm. d. Verf.) ist der Meister, der sich hinter den ganzen neueren Aufnahmen von uns verbirgt.

Martin:
Welchen Einfluss hatte denn Bill auf euch, als es um die Wiederauferstehung von DESTRUCTOR im Jahr 1999 ging?

Dave:
Wir standen zu diesem Zeitpunkt nicht in Kontakt mit Bill Peters. Wir haben uns selbst reformiert und wir handelten einen Plattendeal mit Listenable Records aus. Zu dieser Zeit dachte sich auch Bill, dass er vielleicht seine Plattenfirma Auburn Records wieder aufleben lassen wollte, aber er war sich nicht sicher. Sowohl er als auch DESTRUCTOR arbeiteten darauf hin, wieder Musik herauszubringen und wieder auf der Bildfläche zu erscheinen. Aber nicht zusammen. Erst als der Plattenvertrag mit Listenable Records ausgehandelt war, sprachen wir mit Bill Peters und entschlossen uns dazu, mit ihm und seiner Plattenfirma in Zukunft weiter zu machen.

Martin:
Lag Auburn Records damals auf Eis?

Dave:
Ja, das Label war quasi weg vom Fenster. Nach dem Tod von Dave Iannica war Bill Peters von diesem Ereignis tief erschüttert und er wollte auch, dass DESTRUCTOR eine Pause einlegen, um dann wieder anzufangen, neue Musik zu schreiben.

Martin:
Ihr habt ja dann 2001 damit begonnen, neues Material für ein zweites Album von DESTRUCTOR zu schreiben mit einem Musiker namens Eric Reineke an der Bassgitarre. Warum habt ihr diese Scheibe nicht veröffentlicht? Wurde die komplett aufgenommen, und dann beiseite gelegt?

Dave:
Die Scheibe wurde komplett aufgenommen und dann zurückgestellt. Wir entschieden uns dafür, dass wir für die nächste Veröffentlichung nach "Sonic Bullet" neue Musik schreiben sollten. Und dann würden auch die Lieder, die wir damals mit Dave Holocaust geschrieben hatten, veröffentlicht werden. Wir wollten eben auch beweisen, dass wir die Kreativität besitzen, neue Lieder zu schreiben. Es gibt ja Bands, die ihr altes Material immer wieder aufwärmen und wieder veröffentlichen, aber keine neuen Songs in petto haben. Zu dieser Sorte wollten wir nicht gehören.

Martin:
Und ihr versucht heute also, einen Mix zwischen alten DESTRUCTOR-Songs, die ihr vielleicht noch mit Dave Iannica geschrieben habt, und neuem Material hinzubekommen?

Dave:
Also Eric (Reineke) war Co-Writer bei drei der Songs dieses unveröffentlichten Albums. Der Rest bestand aus Tracks, die ansonsten damals auf "Decibel Casualties" gewesen wären.

Martin:
Warum ist denn Eric ausgestiegen? Oder habt ihr ihn aus der Band entlassen?

Dave:
Eric ist immer noch ein sehr guter Freund von mir. Und er ist auch ein sehr guter Bassist. Allerdings ist er nicht ein Metal-Bassist, so wie Jamie Boulder. Er mag es, sehr unterschiedliche Arten von Musik zu erschaffen. Metal liegt ihm nicht im Blut. Er ist ein guter Musiker und ein guter Freund. Aber im Endeffekt passte er nicht so zu DESTRUCTOR. Er verließ die Band auf eigenen Wunsch.

Martin:
Wie kam es denn dazu, dass Jamie Boulder bei DESTRUCTOR einstieg?

Dave:
Na, wir haben Jamie angerufen und ihn gefragt: Würdest du gerne bei DESTRUCTOR spielen? Denn er war ja Bassist bei einer Band namens BOULDER, die mehr oder weniger Punk Metal spielte. Er hatte genug Zeit, sich das zu überlegen und entschied sich, bei uns einzusteigen. Seitdem sind wir Bandmitglieder regelrecht eine großer Familie. Jamie war der perfekte Bassist für uns. Hätten wir ihn direkt in Anknüpfung an den Tod von Dave Iannica in die Band holen können, dann wären wir heute vielleicht viel weiter, als wir es sind. Aber... (etwas nachdenklich): Das ist okay.

Martin:
Euer zweites Album "Sonic Bullet" war für mich eine echte Überraschung, da es ein wirklich starkes Album ist. Wie waren/sind denn die Reaktionen der Fans und der Medien auf dieses Album?

Dave:
Die bisherige Resonanz war gut. Aber ich glaube, dass "Sonic Bullet" einfach noch nicht genügend Leute erreicht hat. Dadurch, dass wir auf Festivals spielen und vor Metalfans auftreten, die unsere Musik hören, wird "Sonic Bullet" mehr Leute erreichen, denke ich. Die Resonanz war schon sehr gut, aber wir haben ja nicht nur neues Material auf diesem Album. "Sonic Bullet" wurde eigentlich als EP konzipiert, obwohl das Album fast 50 Minuten umfasst. Die Scheibe war ursprünglich dafür gedacht, den Leuten einen Vorgeschmack zu geben und sie daran zu erinnern, wer DESTRUCTOR sind.

Martin:
Wer hatte denn die Idee, den Titel 'Master Of The Universe' von HAWKWIND zu covern? Eure Version ist wirklich klasse!

Dave:
Wir zockten schon vor langer Zeit diese Nummer mit Dave. Im Proberaum haben wir 'Master Of The Universe' gespielt. Wir waren nie eine so große Band, als dass wir die Musik anderer Bands covern könnten. Aber wenn wir als Band so groß werden würden, dann müsste es etwas aus einem anderen Genre sein, das wir schwermetallisch interpretieren. Bei diesem Lied hat das super funktioniert, weil das Riff von 'Master Of The Universe' klasse ist.

Martin:
Ich nehme mal stark an, dass ihr leider nicht von Plattenverkäufen leben könnt. (Dave lacht ein wenig.) In welchen Berufen sind die DESTRUCTOR-Bandmitglieder tätig?

Dave:
Ich habe mit Meeresfrüchten und Fisch zu tun. "I sell dead fish for a living, hahaha." Aber ich habe einen guten Job, von dem ich auch gut leben kann. In der Ecke Cleveland/Chicago/Boston wird Fisch aus der ganzen Welt einflogen. Wir kaufen Fisch aus Hawaii, aus Südamerika, aus Europa und vom Erie-See. Das meiste wird halt eingeflogen.

Martin:
Und was machen Jamie (Bass), Pat (Gitarre) und Matt beruflich?

Dave:
Matt ist Krankenschwester, ob du's glaubst oder nicht (lacht). Er ist genauer gesagt Altenpfleger und hilft älteren Menschen. Pat arbeitet in einer Fabrik und Jamie ist für ein Restaurant tätig.

Martin:
Arbeitet Jamie dort als Barkeeper?

Dave:
Ja.

Martin:
Welche Charaktereigenschaften schätzt du an Menschen im Allgemeinen am meisten?

Dave:
Menschen, die einfach ehrlich sind! Und dass die Menschen sich nach außen nicht verstellen und einfach sie selbst sind. Ich habe viele Freunde. Die meisten meiner Freunde, die in der Stadt leben, in der ich wohne, haben fast keine Ahnung von Heavy Metal. Aber ich wähle ja meine Freunde nicht danach aus. Wenn die jeweilige Person ehrlich und in Ordnung ist ... das ist mir wichtig!

Martin:
Stell dir einmal bitte vor, dass dich eine junge, aufstrebende Metal-Band um einige Ratschläge bezüglich ihrer musikalischen Ausrichtung und des Managements im Metal-Business bitten würde. Was würdest du ihnen raten?

Dave:
Also, ich würde ihnen sagen: Wenn ihr darauf aus seid, viel Geld zu verdienen, dann lasst es bitte sofort mit der Musik sein! Schmeißt den Laden hin. Wenn ihr jedoch wirklich Musik erschaffen wollt, weil ihr diese Musik liebt und ihr außerdem andere Leute damit erfreuen wollt, dann solltet ihr weitermachen. Was DESTRUCTOR sicherlich nie gehabt hat, das war sonderlich viel Erfolg. Wir haben auch nicht gerade viel Geld verdient. Aber wir machen weiter, weil wir diese Musik lieben und das ist das Allerwichtigste. Um Leute wie dich zu treffen und um extra nach Deutschland zu fliegen, um dieses Festival (das KEEP IT TRUE-Festival) zu spielen. Es hat sich für uns gelohnt, dass wir den Glauben an unsere Musik bewahrt haben und dass wir immer noch an das glauben, was wir tun. Und was in diesem Zusammenhang fast noch wichtiger ist: Wenn wir einmal nicht mehr sind, dann werden wir den nachfolgenden Generationen etwas hinterlassen.

Martin:
Dave, das ist etwas, was ich sehr an euch bewundere! Ihr könnt nicht von eurer Musik leben, lebt aber wahrhaftig das, was HEAVY METAL ausmacht! Ihr erschafft neue Musik und tretet kräftig Arsch!

Dave:
Dankeschön! Vielen Dank!

Martin:
Die meisten Bandmitglieder von DESTRUCTOR haben wohl eine Familie, schätze ich. Im Internet kann man Fotos von euch sehen, auf denen ihr mit euren Kiddies in Jeans/Lederkluft posiert. Sind die Kinder schon alt genug, um sich mit der Musik von DESTRUCTOR zu beschäftigen? Sind eure Kinder stolz auf euch?

Dave:
Das ist eine gute Frage. Also Matt (Flammable) hat drei Kinder. Zwei Jungen und ein Mädchen. Ich bin sicher, dass sie stolz auf ihn sind. Aber Matt bringt sie mit der Musik von DESTRUCTOR nicht so sehr in Kontakt. Ich habe einen Sohn, der Hunter heißt, und er ist sehr stolz auf das, was ich tue. Er liebt Heavy Metal, er fährt gern Skateboard und gerät manchmal auch in Schwierigkeiten. In dieser Beziehung ist er wie ich, als ich ein Junge war. Das erste Konzert, auf das ich ihn mitgenommen habe und das er sah, war GRAND FUNK RAILROAD. Da war er erst zweieinhalb oder drei Jahre alt. Ich wollte ihm einen Vorgeschmack auf das geben, was Rock'n'Roll ist. Er hat KISS schon mehrmals gesehen und er liebt die Musik von DIMMU BORGIR. Die zählen zu seinen absoluten Favoriten.

Martin:
Waaaasss? Und er ist erst neun Jahre alt? Da ist er aber schon ganz schön weit für sein Alter!

Dave:
Er liebt außerdem AMON AMARTH, CKY und H.I.M., von daher ist er schon ein wenig anders als ich.

Martin:
Was meinst du? Wird Hunter in Zukunft ein Instrument lernen oder vielleicht sogar Musiker werden?

Dave:
Vielleicht. Wenn er entsprechend diszipliniert ist. Er hat ein Schlagzeug. Aber ich spiele öfter darauf, als er es tut.

Martin:
Hast du früher mal das Schlagzeugspielen gelernt?

Dave:
Vor langer, langer Zeit habe ich auf dem Schlagzeugkit von Matt gespielt. Aber er hat dann immer getobt, mich vom Schlagzeug weggescheucht und mir gesagt, dass ich mir gefälligst mein eigenes Schlagzeug-Set kaufen soll. Ich war eigentlich schon immer an Musik interessiert. Ich habe einige Bassgitarren, Keyboards und ein Schlagzeug.

Martin:
Andere Frage: BREAKER, die ja auch bei Auburn Records unter Vertrag sind, werden ja vielleicht in Zukunft ein neues Album aufnehmen (hoffe ich!). Besteht da eine Chance, euch mal mit BREAKER auf Europatour in naher Zukunft zu sehen?

Dave:
Das ist schwer zu sagen. Ich weiß nicht, was BREAKER im Sinn haben und in Zukunft vorhaben. Diese Frage müsstest du Bill Peters stellen. Es ist eher wahrscheinlich, dass wir vielleicht einige Shows mit WRETCH in Europa spielen.

Martin:
Tja, Dave. Das war's! Ich danke dir sehr herzlich, dass du dir für dieses ausführliche Interview so viel Zeit genommen hast. Dir persönlich und DESTRUCTOR wünsche ich alles Gute für die Zukunft. Möchtest du noch eine Message an die Leser unseres Webzines und an die DESTRUCTOR-Fans richten?

Dave:
Danke auch für dieses Interview! Ich danke zudem allen Heavy-Metal-Fans auf der ganzen Welt. Allen, die jede Spielart des Metal, außer Nu-Metal und Rap-Metal, unterstützt haben. Leute, die solche Musik hören, sollen niemals mit echten Metal-Fans in Verbindung gebracht werden! Wir von DESTRUCTOR hoffen, dass wir die Chance bekommen, vor viel mehr Metalfans als bisher in vielen Ländern aufzutreten. Wir danken euch für euer Vertrauen. Wir sehen uns auf Tour!

So, jetzt hoffe ich bloß, dass "Forever In Leather" bald erscheint! :-)

Redakteur:
Martin Loga

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