RAVEN: Interview mit John Gallagher

20.01.2005 | 12:34

Weil aus dem Hause RAVEN seit der Veröffentlichung von "One For All" im Jahre 1999 bis vor kurzem keinerlei musikalische Lebenszeichen zu hören waren, und weil mit RAVEN seit Jahren auch nur wenige (oder gar keine?) Interviews im deutschen Blätter- und Homepagewald erschienen sind, dachte ich, es wäre mal wieder Zeit, eine meiner langjährigen Lieblingsbands zu Wort kommen zu lassen. Ich habe die Aktion der Band, die kürzlich einige kurze Demosamples zum Download auf ihrer Homepage hinterlegt hat, zum Anlass genommen, John Gallagher, seines Zeichens Sänger und Bassist der NWoBHM-Legende, um ein ausführliches Interview zu bitten. Er war sofort bereit dazu und hat sich meiner Fragen ausführlich und geduldig angenommen.

Rüdiger:
Hi John! Damals bei eurem berüchtigten Wacken-Auftritt habe ich meine drei Freunde, die mit mir dort waren, regelrecht dazu gezwungen mit mir auszuharren bis ihr euren Gig absolviert hattet, was erst gegen ca. drei Uhr morgens der Fall war. Sie saßen im Hintergrund und schliefen fast ein, während ich in der ersten Reihe stand und mir die Nackenmuskulatur wie ein Verrückter strapazierte, um nachher das Zelt mit Schmerzen und müde, aber auch mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu verlassen. Du kannst dir also vorstellen, dass es für mich wirklich eine Ehre ist, dieses Interview mit dir führen zu können.

John:
Hi Rüdiger! Danke für die Fragen. Ja ja, der Wacken Gig! Mehr dazu später, lass uns mit den Fragen loslegen!

Rüdiger:
Dein Bruder Mark hatte einen schweren Unfall. Was ist passiert? Ich hoffe, es geht ihm wieder besser und er ist wieder bereit richtig loszurocken!

John:
Mark hatte eine Auseinandersetzung mit einer sechs Meter hohen Mauer und hat verloren! Die Mauer eines Gebäudes ist sozusagen auf ihn gestürzt. Die Mauer war nicht ordnungsgemäß befestigt. Der Wind hat seine Baseballmütze weggeweht und er hat sich vorgebeugt, um sie aufzuheben. Das hat ihm wohl das Leben gerettet, da die Mauer so auf seine Beine stürzte. Ansonsten wäre er wohl vollständig begraben worden! Eine große Metallstange hat seine Wade durchbohrt, er hatte einen gebrochenen Knöchel, die Wadenmuskulatur war vom Kniegelenk abgerissen... eine ganze Menge von Verletzungen.
Das war im November 2001 - nach einer Menge Operationen und Rehabilitationsbehandlungen waren wir in der Lage zwei Jahre später, im November 2003 ein paar Konzerte zu spielen. Zuerst saß er dabei im Rollstuhl, später hatte er eine vollständige Beinfixierung. Dann kamen einige Festivals im Jahr 2004, bevor er sich weiteren Operationen unterziehen musste. Vielleicht braucht er ein neues Kniegelenk. Wir hoffen bald mehr zu wissen - aber er kann sich mit einer Krücke bewegen und rocken tut er auch!

Rüdiger:
Euer letztes Album "One For All" erschien 1999. Vorher habt ihr relativ regelmäßig Alben gemacht. Demnach sind sechs Jahre Auszeit schon sehr lang. Liegt das an Marks Verletzung oder gibt es auch andere Gründe für die Pause?

John:
Ja, das ist der Grund. Mark war so krank, dass es einfach nicht in Frage kam. Vielleicht hat es auch den positiven Effekt, dass wir uns zur Abwechslung mal richtig um unsere Familien kümmern und nebenbei auch unsere musikalischen Batterien aufladen konnten.

Rüdiger:
Das Line-up ist immer noch das gleiche, nehme ich an. Gallagher-Hasselvander-Gallagher.

John:
Natürlich!

Rüdiger:
Joe war über die Jahre an einer Menge anderer Bands und Projekte beteiligt. Hat RAVEN für ihn erste Priorität?

John:
Ja, RAVEN steht für Joe an erster Stelle, aber er verspürt einfach den Drang alle Arten von Musik zu machen und jammt gerne mit irgendjemandem.

Rüdiger:
Weißt du, warum Joe Bobby Lieblings PENTAGRAM verlassen hat? Hat er derzeit noch was außer RAVEN am Laufen?

John:
Das waren die üblichen "musikalischen Differenzen" auf den letzten Alben, die er mit Bobby gemacht hat. Joe spielte ALLE Instrumente und ich denke, dass ihn das ausgelaugt hat.

Rüdiger:
Ihr, du und Mark, habt euch immer auf RAVEN konzentriert. Es gibt keine Nebenprojekte, von denen ich wüsste. Könnt ihr denn - besonders hinsichtlich der langen Pause - noch von der Musik leben?

John:
Nein, als Metaller ist man bekanntlich entweder ganz oben oder man nagt am Hungertuch. Joe ist ein professioneller Gigolo, und Mark und ich haben ein finanzielles Unterstützungsmodell, das die erschlichene Entfernung von Geldmitteln an Hand elektronischer Leitungen beinhaltet. Nein, wir haben tatsächlich in den letzten zehn Jahren mehr Geld mit RAVEN gemacht als jemals zuvor. Zumindest ist mehr davon in unsere Taschen gewandert.

Rüdiger:
Ihr habt vor kurzem einige Samples von neuen Demos auf eure Homepage gestellt, die sich die Fans kostenlos runterladen können. Wird es 2005 ein neues Album geben?

John:
Ja! Sobald wir wissen, welchen Terminplan Mark hinsichtlich seiner Aufenthalte im Krankenhaus hat, werden wir baldmöglichst im Studio sein.

Rüdiger:
Wie lauten die Titel der Stücke des Demo-Medleys? Werden sie auch auf dem nächsten Album zu hören sein?

John:
Hmm, da muss ich überlegen - 'Running Around In Circles', 'Against The Grain', 'Breaking You Down', 'Bulldozer' - ich schätze sie werden auch auf das Album kommen. Vielleicht nicht genau in dieser Form, weil sich die Musik immer noch ein bisschen verändert. Nur damit du es weißt: Die Demos habe ich zu Hause auf meinem 16-Spur-Gerät aufgenommen, und dabei alles selbst eingespielt. Wir hatten eine so lange Auszeit, dass wir extrem viele Songs schreiben konnten. Ich bin zwar kein guter Schlagzeuger, aber ich kann das ziemlich gut imitieren, indem ich meinen Drumcomputer in Echtzeit spiele. Programmieren tu ich nichts!

Rüdiger:
Gibt es schon einen Titel für das neue Album?

John:
Vielleicht "Against The Grain" (zu Deutsch: "Gegen den Strich" - d. Verf.), da es unsere Einstellung perfekt zusammenfasst. Wir machen, was wir wollen, weil wir es so haben wollen, nicht um irgend jemand seine vorgefasste Meinung zu bestätigen.

Rüdiger:
Nach den Samples zu urteilen, wird das nächste Album 100% RAVEN sein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ein Pflichtkauf für eure Fans, aber wahrscheinlich nichts mit dem ihr euch neue Fanscharen werdet erschließen können. Reicht es euch aus, den alten Fans das zu geben, was sie hören wollen, oder denkst du, dass mehr (kommerzieller) Erfolg auch ohne einen Stilwechsel erzielt werden kann? Was kann man mit guter Promotion durch das Label oder mit der richtigen Wahl des Zeitpunktes noch erreichen?

John:
Na ja, nach ein paar Samples ist das schwer zu beurteilen, aber du hast Recht damit, dass es eher die Verkaufszahlen als der Inhalt sind, die darüber entscheiden, ob etwas "populär" ist. Alles was wir tun können, ist das für uns bestmögliche Album aufzunehmen und den besten Partner für den Vertrieb zu engagieren, den wir bekommen können. Im Endeffekt sind wir zufrieden, solange wir hinter dem stehen können, was wir tun. Den "The Pack Is Back"-Teil unserer Karriere haben wir hinter uns!

Rüdiger:
Ihr habt immer mehr oder weniger den selben Stil gespielt, ohne euch dabei groß zu wiederholen. Zwei Ausnahmen gibt es jedoch: "The Pack Is Back", das etwas glamouröser war und "Glow", das mit ein paar dezent alternativen Elementen aufwartete. Ich mag beide Alben, und beide waren immer noch eindeutig RAVEN, aber es gab ein paar experimentellere Momente. Was denkst du retrospektiv über diese beiden Alben?

John:
Ich bin davon überzeugt, dass wir IMMER versuchen mehr zu geben und zu experimentieren. Innerhalb unserer selbst gesteckten Grenzen. Wenn man die Demos nimmt, ist der Song 'Running...' offensichtlich eher kommerziell, mit einer sehr starken Melodie, aber immer noch heavy und immer noch RAVEN! 'Bulldozer' ist sehr heavy, mit einem für uns untypischen Groove, aber dennoch: Das sind immer noch wir! Ich stimme dir zu, dass wir uns niemals wirklich wiederholt haben, was eine ziemliche Leistung ist, aber hör dir die Alben an: Sie haben alle ihren eigenen Charakter. Das ist etwas, worauf wir besonderen Wert legen.

Ja, "The Pack..." war sehr kommerziell. Das war 1985, unser Management, unser Label und unser Produzent wollten eine gewisse Richtung und wir sahen es als Herausforderung uns einer Sache zu stellen, die uns fremd schien. So wie es JUDAS PRIEST mit "Turbo" (und davor in noch extremerem Maße mit "Point Of Entry") gemacht haben. Aber das waren wirklich nicht mehr wir. Das Label konnte es dann natürlich auch nicht "verkaufen", obwohl es deren Idee gewesen ist. Also sagten wir "F@#$ you!" und machten wieder das, was wir kennen.

Bei "Glow" entschieden wir uns ganz bewusst dafür, keine Riffs im "üblichen" Stil zu spielen, eine Ballade auszuprobieren, langsamer zu spielen... und ich bin überzeugt, dass es großartig geworden ist! In gewisser Weise ist jedes Album eine Reaktion auf den Vorgänger. Auf ein abwechslungsreiches Album wie "Glow" folgt ein straightes und wildes wie "Everything Louder", und darauf wieder ein etwas kontrollierteres wie "One For All".

Rüdiger:
Werdet ihr in der Zukunft wieder auf Experimente setzen oder bei euren Wurzeln bleiben?

John:
Wir werden immer bei unseren Wurzeln bleiben! Man ist eben was man ist, und damit muss man dann arbeiten. Dennoch werden wir natürlich auch weiterhin mit allerlei Ideen und Techniken experimentieren. Wir würden niemals ein RAVEN-Rip-Off-Album machen. Das wäre zwar sehr einfach, aber wir wollen die Musik JEDES Mal auf eine neue Ebene bringen.

Rüdiger:
Die einzige Ballade von RAVEN, an die ich mich erinnern kann, ist 'Far & Wide' von "Glow". Das ist nun schon über zehn Jahre her und obwohl ihr nicht als Balladenband bekannt seid, hätte ich echt mal wieder Lust auf eine neue Ballade von RAVEN, da 'Far & Wide' immer noch eine meiner Lieblingsballaden ist. Habt ihr eigentlich jemals eine Ballade live gespielt?

John:
NEIN! Wer spielten eine Weile lang 'Pray For The Sun' von "Stay Hard", und das ist ein wenig balladesk, aber das war's dann auch schon. Was 'Far And Wide' angeht: Ich mache immer ein paar Sachen auf der klassischen Gitarre und hatte ein paar Sachen ausgearbeitet, die Mark total gut fand. Also haben wir sie ausgearbeitet und so entstand 'Far And Wide'.

Rüdiger:
Gibt es also eine Chance für eine weitere RAVEN-Ballade in der Zukunft?

John:
Ich habe noch ein paar in der Schublade mit fertigen Songs. Wenn sie in den Kontext des Albums passen, werden wir sie nutzen. Warum denn auch nicht? Alle Bands, die ich als Teenager verehrte, hatten ruhigeres Material - so hast du ein wenig Licht und Schatten, was die harten Sachen noch heavier klingen lässt!

Rüdiger:
Euer letzte offizielles Album und die Compilation "Raw Tracks" erschienen 1999 auf Massacre Records, während Sanctuary 2002 eine Compilation eures Materials aus der Neat-Ära herausgebracht haben. Seid ihr momentan bei einem dieser Label unter Vertrag oder seid ihr auf Labelsuche?

John:
Wir haben einen offenen Vertrag mit beiden und wir werden mit ihnen reden, wenn wir unsere Vorbereitungen abgeschlossen haben - und wir werden auch sehen, was sich sonst noch so bietet. Für uns ist es in der Regel am besten, für verschiedene Märkte auch unterschiedliche Labels zu haben.

Rüdiger:
Wart ihr am Entstehungsprozess von "All Systems Go!" beteiligt oder ist das allein auf dem Mist des Labels gewachsen? Gibt es darauf Material, das der beinharte RAVEN-Fan nicht ohnehin schon zu Hause hat?

John:
Ja, wir waren daran und an den Neuauflagen der ersten drei Alben durch Sanctuary beteiligt. Wir haben Bonusmaterial und die Fotos gesichtet und zur Verfügung gestellt. Außerdem gab ich ein Interview für die Erstellung der Linernotes zu den drei Alben. Ich denke, Sanctuary haben einen tollen Job gemacht! Ich glaube aber nicht, dass "All Systems Go!" etwas Besonderes enthält. Die einzelnen wiederveröffentlichten Alben hingegen schon! Es gibt da eine Version von 'The Power & The Glory', die wir für "All For One" aufgenommen hatten aber nie veröffentlichten, wir haben die Urversion von 'Let It Rip' ausgegraben, dazu gibt's die 1982er "Radio One"-Session, eine witzige Variante des Instrumentals '20/21', die Songs von "Crash Bang Wallop" und eine 83er Liveversion von 'Mind Over Metal', dazu 'The Ballad Of Marshall Stack' (sollten wir mal spielen!). Also, ich würde sagen, die Rereleases sind echt hochwertig.

Rüdiger:
Eure Labelkollegen ANVIL werden oft im selben Atemzug mit RAVEN genannt. Beide werden als Pioniere des Speed Metal angesehen und als Bands, die sich immer selbst treu geblieben sind. Außerdem gelten beide als absolut aktive, enthusiastische und mitreißende Livebands. Wie würdest du dein Verhältnis zu ANVIL bezeichnen?

John:
ANVIL sind absolut großartige Jungs und gute Freunde. Wir kennen sie, seit wir zum ersten Mal nach Amerika kamen und wir haben oft zusammen gespielt. Robb und Lips sind total verrückte Typen und zusammen mit Ivan und Glenn treten sie mächtig Arsch! Ich habe das Gefühl, dass sie mit jedem Album immer noch besser werden. Wir haben darüber hinaus die selbe Einstellung zur Musik: Wir machen es nur des Metal wegen - nicht mehr, nicht weniger!

Rüdiger:
Siehst du RAVEN auch als eine der Gründerbands des Speed Metal, zusammen mit Bands wie RIOT, EXCITER und ANVIL, oder stehst du nicht so auf diese Schublade? Trifft es "Athletic Rock" eher?

John:
Nun, wir hatten damals das erste Metalalbum, das in Großbritannien auf einem Indie-Label erschien, und wir waren schneller als das meiste, was man damals zu hören bekam. Ich weiß auch, dass wir eine ganze Menge anderer Bands beeinflusst haben. Also, warum nicht? Ich würde zwar Speed Metal nicht als absolut treffendes Label für unsere Musik betrachten, aber es deckt sicher einen Teil dessen ab, was wir machen. Das ist der Unterschied: Wir sind deutlich abwechslungsreicher als eine Menge anderer Bands, auch wenn man uns das oft nicht abnimmt. Du kannst es auch "athletically inclined Powerspeedlunatic Metal" nennen!
Ich weiß aus Gesprächen mit den Jungs selbst, dass wir Einfluss auf viele deutsche Bands ausgeübt haben (z.B. RAGE und KREATOR). Dime und Vinnie von PANTERA sagten, dass die Shows, die wir mit METALLICA 1983 in Texas spielten "ihr Leben verändert haben"... wir sind also in guter Gesellschaft!

Rüdiger:
In den frühen 80ern wart ihr eine ganze Weile auf Neat Records. Viele der Gruppen aus diesem Stall wurden zu Kultbands, RAVEN sind eine davon. Haben Neat damals wirklich einen guten Job gemacht oder hatten sie all diese wichtigen Bands nur zufällig aufgegabelt?

John:
Hahahahahaha... sie waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die Leute von Neat hatten ein wenig Erfolg mit verschiedenen Comedy-Scheiben, sie wussten also, wie man etwas vermarktet und - bis zu einem gewissen Punkt - ausschlachtet. Ich habe mal gehört, dass jemand es so beschrieb: "Dave Wood (der Boss von Neat) startete eine Lavine mit einem Schneeball und zum Schluss ging ihm der Schnee aus." Zu jener Zeit gab es eine Menge guter Rockbands im Nordosten Englands. Als Metal populär wurde, waren Neat das Label, das eines der wenigen Studios in der Gegend besaß.

Rüdiger:
Ihr kommt ursprünglich aus Newcastle und seid später in die USA übergesiedelt. Trotzdem geltet ihr noch als Newcastle-Band. Wollt ihr in Amerika bleiben oder wird es euch irgendwann zurück in die alte Heimat ziehen?

John:
Wer weiß? Es geht uns gut hier. Wir haben Familie hier und sogar an einem schlechten Tag ist es niemals so kalt wie damals, als wir in Newcastle auf den Bus warten mussten. Wir wissen, wie gut es uns geht, und genießen es.

Rüdiger:
Hattet ihr in den alten Tagen viel Kontakt mit der lokalen Szene in Newcastle und Tyne & Wear? Es gab damals in Nordengland eine Menge außergewöhnlicher Bands. VENOM, SABBAT, SATAN, ATOMKRAFT oder später SKYCLAD etc., um nur einige zu nennen.

John:
Ja, in gewissem Maße kannten wir uns alle gegenseitig. RAVEN und VENOM hatten bei Neat um Aufmerksamkeit zu kämpfen und wir alle kannten Tony von ATOMKRAFT. Sean von SATAN war von 1977-1978 unser Drummer. Eine Menge talentierter Jungs.

Rüdiger:
Verfolgst du auch weiterhin die musikalische Entwicklung der anderen NWoBHM-Bands, die noch aktiv sind? Wenn ja, welche dieser Bands findest du noch immer großartig?

John:
Ich habe gerade erst ein Exemplar der neuen FIST-CD bekommen - es ist super!

Rüdiger:
Was hörst du dir privat zur Zeit am liebsten an?

John:
Alle Arten von Musik. Was Heavy Metal angeht, hasse ich den Gesang bei modernen Bands, der klingt als sänge das Krümelmonster. Ich finde das einfach beschissen. Punkt. Besonders, wenn die Musik an sich auch noch gut wäre, ist das wirklich eine Schande. Momentan höre ich vor allem altmodische Musik - HENDRIX, THE WHO, YES, ZEPPELIN - und das läuft mir verdammt gut rein.

Rüdiger:
Euer Video "Electro Shock Therapy" ist eines der unterhaltsamsten VHS-Bänder, das ich zu Hause habe. Habt ihr vor das Tape irgendwann als DVD zu veröffentlichen, oder als Bonus zu einer neuen DVD? Falls eine solche geplant ist...

John:
Das würden wir sehr gerne tun. Mark arbeitet an einer DVD mit Livematerial und Studiosequenzen, weil er Material hat, das noch nicht einmal ich gesehen habe! Ich werd ihm in den Hintern treten, dass er sich damit beeilt! Aber "Electro Shock Therapy" ist in der Tat fantastisch. Warte nur, bis du die Studiomitschnitte sehen kannst!

Rüdiger:
Das Video wurde auf eurer Tour mit RUNNING WILD aufgenommen. Ihr habt im Video gesagt, dass Rock'n'Rolf alles SEHR ernst nehmen würde, während ihr eher eine Band zu sein scheint, der es zu allererst darum geht auf Tour Spaß zu haben, und dem Publikum diesen Spaß zu vermitteln. Wie seid ihr denn mit Rolf ausgekommen?

John:
Das Verhältnis zu Rolf war in Ordnung. Und Spaß hatten wir auch! Die witzigste Erinnerung an die Tour ist sein Gesichtsausdruck, als Joe Rolfs Jacke anzog, sich seine Gitarre griff und sich wie ein Double zu ihm auf die Bühne stellte. Das war fantastisch! Aber du hast recht, wir wollen Spaß haben. Wenn wir schon keinen Spaß haben, wie sollen dann die Leute Spaß haben? Das ist ansteckend. Wenn das Publikum merkt, dass du Freude an der Sache hast, dann spüren sie, dass du es ehrlich meinst.

Rüdiger:
Der Videoclip zu 'On And On', den man sich von eurer Homepage runterladen kann, ist auch sehr witzig. Gibt es noch mehr Promoclips zu RAVEN-Stücken?

John:
Nein, das ist in der Tat das einzige "echte" Video, das wir je gemacht haben. Und es ist einfach zeitlos: Bescheuert, aber auf nette Art und Weise!

Rüdiger:
Udo Dirkschneider taucht auch des öfteren in der Biographie von RAVEN auf. Er hat euer wohl beliebtestes Album "All For One" co-produziert, er hat als Gastsänger bei 'Inquisitor' und 'Born To Be Wild' mitgewirkt und ihr wart mit ihm auf eurer letzten Europatour gemeinsam unterwegs. Ich schätze, ihr seid inzwischen gute Freunde geworden. Stimmt das, oder ist das nur eine Geschäftsbeziehung?

John:
Als wir Mike Wagener baten "All For One" zu produzieren, erfuhren wir, dass Udo damals Mikes Partner war - damals gab's wohl ein paar Problemchen bei ACCEPT. Wie auch immer, er war super und wir hatten viel Spaß zusammen, weshalb wir ihn auch breitschlagen konnten auf "Born To Be Wild" und "Inquisitor" zu singen. Er ließ uns auch über Mike fragen, ob wir auf der 2000er-Tour für ihn eröffnen würden. Er ist einfach einzigartig. Ein toller Musiker und Entertainer, aber auch ein richtig netter Kerl.

Rüdiger:
Was hältst du von der ACCEPT-Reunion für ein paar Festivalauftritte im Sommer dieses Jahres?

John:
Das ist fantastisch! Ich weiß zwar nicht, wer was tut (spielt Stefan Schlagzeug oder Gitarre?), aber die Shows werden sicher ganz große Klasse!

Rüdiger:
Tja, das weiß ich leider auch nicht, was Stefan spielen wird. Aber wenn wir gerade bei Festivals sind: Ich hab euch ja damals 1997 in Wacken gesehen. Obwohl ihr damals alles nur erdenkliche Pech mit der Anreise und dem Zeitplan hattet, habt ihr eine absolut geniale Show geboten! Ich hatte verdammt viel Spaß bei meinem allerersten RAVEN-Gig. Aber ich schätze, ihr müsst damals - zu Recht - ganz schön genervt und wütend gewesen sein. Während viele Musiker unprofessionell reagieren und eine lustlose Show runterzocken würden, habt ihr einfach alles gegeben. Man hatte den Eindruck, als hättet ihr trotz allem riesigen Spaß auf der Bühne gehabt. Wie macht man das? Bekommt ihr den nötigen Adrenalinschub, weil ihr wisst, dass die Leute vor der Bühne einzig und allein wegen euch bis nachts um drei gewartet haben?

John:
Ja, genau das ist es. Man muss verstehen, dass - was auch immer für ein Mist hinter den Kulissen passiert ist - wir extrem professionell sind, wenn es um die Show geht. Wir regen uns unheimlich darüber auf, wenn andere Leute sich unprofessionell verhalten. Das war der erste Auftritt der damaligen Tour und alles war eine reine Katastrophe. Also gingen wir raus auf die Bühne und ließen eine Menge Dampf ab!

Rüdiger:
Wann werden wir RAVEN endlich mal wieder in Deutschland auf Tour sehen? Oder auf einem Festival?

John:
Haltet Ausschau nach einem Festival, das etwas später im Jahr stattfinden wird. Wir halten euch auf dem Laufenden!

Rüdiger:
Hast du noch eine Botschaft an die "Loonies"?

John:
Ich danke euch für all eure Unterstützung. Ihr seid es, die den ganzen S#@t rechtfertigen! Wir arbeiten an einem neuen Killeralbum! Weitere Infos und vieles mehr gibt's auf http://www.ravenlunatics.com/ , schaut einfach mal rein. Keep rocking!

Rüdiger:
Tausend Dank dafür, dass du dir so viel Zeit für meine Fragen genommen hast!

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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