SKINDRED - Babylon
Mehr über Skindred
- Genre:
- NeoMetal/Reggae
- Label:
- Supersonic
- Release:
- 29.07.2002
- Set It Off
- Kiss And Make Up
- Together
- Sicker
- Selector
- Babylon
- The Fear
- Bruises
- Pressure
- World Domination
- Nobody
- Firing The Love
- Falling Down
Meine Fresse, ist diese Scheibe geil! Mit jedem Hören wird das Album besser und besser, einfach unglaublich. Aber mal schön der Reihe nach: SKINDRED sind beileibe keine Newcomer, sind hier doch drei Mann von DUB WAR am Start.
DUB WAR rockten z.B. das Dynamo 1995 und waren die erste Band, die rotzfrech Reggae (normalerweise ein Musikstil, der permanent an den Nerven sägt), Rock, Punk und Metal mischten, sich aus einem Rastafari und drei Waliser Hools (optisch, Jungs, optisch...) zusammensetzten und durchaus einiges an Anerkennung ernteten. Nach zwei Alben war dann Schicht im Schacht, bevor 2002 SKINDRED auftauchten und da weitermachten, wo DUB WAR aufhörten, wenn auch mit leichten Veränderungen.
Die Musik ist natürlich immer noch eine verdammt mitreißende Mixtur aus Reggae, Punk, Rock und Metal, allerdings wurde letzterer Anteil doch deutlich verstärkt. Am besten kann man das an den Vocals von Frontmann Benji (genau, der Rastaman!) festmachen. Neben typischen Reggae-Singalongs, klassischem Rock Gesang und einfühlsamen, souligen Passagen kann der Mann mittlerweile auch richtig fies metallisch brüllen. Die anderen Mitglieder der Band legen ihm dafür den perfekten instrumentalen Teppich und erschaffen so ein alles andere als eindimensionales Album.
Der Opener „Set It Off“ hat nicht nur einen treffenden Titel, sondern sorgt sofort für Stimmung. Ein mitreißender Song, bei dem man fast von alleine mithüpft und -grölt. Sehr cool kommt auch der Mittelblock des Albums. Zwischen den beiden Heavymonstern „Babylon“ und „Bruises“, die mit ordentlich Power straight abrocken, steht mit „The Fear“ eine wunderschöne, unkitschige Ballade, bei der Benji beweist, dass er auch die ruhigen Töne beherrscht. Jede Wette, der Song würde bei fetter Promotion die Hitparaden knacken.
Aber SKINDRED überzeugen auch auf andere Art und Weise. Man nehme nur „Kiss And Make Up“ und vor allem „Sicker“. Die Partystimmung weicht hier einem sehr düsteren, melancholischen Grundton, der gut zu den realistischen Texten passt.
Nichtsdestotrotz ist dann das nachfolgende „Selector“ wieder ein energischer Abgehtrack, ebenso wie der Albumausklang „Nobody“ wo nochmals ordentlich metallisch zugeschlagen wird. „Pressure“ hingegen ist dann zwar nicht ganz sooo hart, lässt aber mit seinen positiven Vibes auch bei klirrendem Frost die Sonne aufgehen.
Und genau dieser Ideenreichtum und das überzeugende Darbieten all dieser Ideen macht „Babylon“ so einzigartig. Die Waliser sind trotz einiger SOULFLY-Anklänge immer eine verdammt originelle Band, die einfach nur gnadenlos rockt und jeden Hörer mit ihren Powersongs mitreißen kann.
Insofern kann ich überhaupt nicht verstehen, warum „Babylon“ so gefloppt ist. Klar, man braucht doch ein bis zwei Durchläufe bis man sich an den SKINDRED-Sound gewöhnt hat, dann knallt die Musik aber umso besser. Und das hier Reggae-Elemente verarbeitet werden, kann es eigentlich auch nicht sein, ich hasse Reggae schließlich auch wie die Pest und finde SKINDRED endgeil. Und was den Bangfaktor angeht: zu „Nobody“, „Bruises“ und „Babylon“ kann man vortrefflich das Haupthaaar schwingen. Also, wer SKINDRED noch nicht kennt und auf fette Sounds zwischen Reggae, Rock, Punk und Metal steht, der sollte, nein, der muss „Babylon“ schnellstens antesten.
Und wer die Scheibe schon kennt, der sollte dieser originellen Band nochmals eine Chance geben, das hier knallt heftiger und rockt mehr als 99% all dessen, was sich gerne modern, hip und originell schimpft. Es wäre jedenfalls verdammt schade, wenn „Babylon“ das einzige Lebenszeichen von SKINDRED bleiben würde.
Anspieltips: Nobody, Selector, The Fear, Bruises, Babylon, Set It Off, Sicker
- Redakteur:
- Herbert Chwalek