KREATOR - Extreme Aggression
Mehr über Kreator
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Noise International
- Release:
- 19.06.1989
- Extreme Aggressions
- No Reason To Exist
- Love Us Or Hate Us
- Stream Of Consciousness
- Some Pain Will Last
- Betrayer
- Don´t Trust
- Bringer Of Torture
- Fatal Energy
Irgendwann kommt jede Band an einen Punkt, an dem sich für selbige ein kommerzieller Erfolg einstellt, oder sie sich für immer im Sog der Bedeutungslosigkeit verfängt. Das hängt in der Regel von der Massenkompatibilität der Musik ab, die aber eng mit der Glaubwürdigkeit, mit der eine solche Entwicklung vollzogen wird, verknüpft ist.
Für KREATOR kam dieser Punkt im Jahre 1988, als man mit "Endless Pain" (1985), "Pleasure To Kill" (1986) und "Terrible Certainty" (1987) drei formidable, aber stilistisch sehr ähnliche Alben vorlegte.
Mit "Extreme Aggression" änderte sich zwar nicht viel an der Härte oder dem Geschwindigkeitsgrad der Band. Vielmehr erhöhte KREATOR-Mastermind Mille Petrozza die Ohrwurmqualitäten seiner Kompositionen immens. Das Material auf "Extreme Aggression" ist absolut eingängiger und dennoch höchst aggressiver Thrash Metal, der in technisch perfekter Manier runtergezockt wird. Der messerscharfe Sound, der seinerzeit trotz allerhand Produktionsproblemen von Randy Burns geschmiedet wurde, macht das Hörvergnügen dieses Meilensteins des deutschen Metal auch heute noch perfekt.
Mit 'Extreme Aggressions' feuert die Band gleich einen Klassiker des Backkatalogs auf die Metalschaft ab, der heutzutage in keiner Live-Setlist der Band mehr fehlt. 'Extreme Aggressions' ist livehaftige (schon mehrfach erlebt) Aggression. Milles extrem angepisster Gesang klagt wütend an, und die brachialen Gitarrenattacken zwingen den Hörer unaufhaltsam auf den Gebetsteppich. So und nicht anders definiere ich Thrash Metal der Marke "Ruhrpott".
'No Reason To Exist' ist der Earcatcher der Scheibe, der sich nicht minder agrressiv durch die Speaker schneidet. Drummer Ventors präzises Spiel nervt niemals mit technischen Spielereien, sondern setzt mit einer sturen Gradlinigkeit ein exaktes und ausbalanciertes Fundament, das dem Rest der Band ein hervorragendes Portal für Wutausbrüche bietet.
'Love Us Or Hate Us' hat so viel Riffpower im Arsch, dass selbst gestandene Bay-Area-Thrasher gen Ruhrpott gehuldigt haben dürften.
'Stream Of Consciousness' ist anfangs eine starke Midtempo-Walze, die nach einer Minute ein einen Thrash-Orkan mündet, der sich verdammt schnell seinen Weg durch die Stereokanäle bahnt. Gespickt mit den typischen KREATOR-Klampfenläufen, könnte die Nummer ebenso gut auf "Terrible Certainty" (1987) stehen.
'Some Pain Will Last' war wohl damals die größte Überraschung der Scheibe, da die Nummer im Midtempo und extrem düster um die Ecke walzt. Solch Intensität haben KREATOR bis dato noch nie auf Vinyl festhalten können. Die leicht durch die NWoBHM inspirierte Gitarrenarbeit in den Strophen und die heftigen Instrumentalergüsse im Mittelteil heben die Nummer weit über den Standard älterer Veröffentlichungen hinaus.
Über 'Betrayer' etwas zu schreiben, ist normalerweise verschwendete Körperkraft, da der Track jedem Metaller ober- und unterhalb des Horizonts bekannt sein dürfte. Höllisches Stakkato-Riffing, pfeilschnelle Drums, pumpende Basslines und ein Hassbatzen Mille ergeben zusammen einen der bekanntesten KREATOR-Evergreens überhaupt.
'Don´t Trust' war schon immer einer meiner Faves, hat es jedoch nie in die Live-Setlist der Gelsenkirchner geschafft. Mit schön direktem Powerriffing und einer klasse Melodie, erreicht der Track mit seinen Ohrwurmqualitäten die größte Massenkompatibilität des Albums.
'Bringer Of Torture' bringt uns wieder auf den blutroten Boden der Thrash-Tatsachen zurück und knattert erneut mit ICE-Eigenschaften über die Ziellinie. Alles was KREATOR seinerzeit ausmachte, findet sich in 'Bringer Of Torture' geballt wieder.
Zum krönenden Abschluss materialisiert der Ruhrpottvierer mit 'Fatal Energy' noch ein weiteres Mal die pure, fatale Energie KREATORs. Die Nummer ist zwar etwas unspektakulärer als der Rest der Tracklist, rasiert aber trotzdem effektiv, intensiv und aggressiv den Metal-Head.
KREATOR haben 1989 den Scheideweg in die richtige Richtung eingeschlagen und alle Klischee-Klippen mit stoischer Leichtigkeit umschifft. Ich denke, dass "Extreme Aggression", mal abgesehen von der Comebackscheibe "Violent Revolution" (2001), die wichtigste Veröffentlichung der gesamten Bandhistorie war. KREATOR wurde mit "Extreme Aggression" zum Qualitätsmerkmal deutscher Metalkunst und stilprägend für Thrash Metal der Marke Germany. Mit dem mündigen Front- und Geschäftsmann Mille Petrozza als Hauptsongwriter und denkendem Lyriker, spielte die Band ein Album ein, das heute zu Recht als Klassiker bezeichnet wird.
Anspieltipps: Extreme Aggressions, No Reason To Exist, Love Us Or Hate Us, Some Pain Will Last, Betrayer, Don´t Trust
- Redakteur:
- Alex Straka